Satellite
Show on map
  • Day 33

    Ischigualasto & Talampaya

    November 5, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 24 °C

    Die Fahrt nach Villa Unión war lang und nicht annähernd so spektakulär wie am Tag davor (wir "meckern" hier auf hohem Niveau!). Aber das Dorf liegt perfekt, um von dort aus die Nationalparks Ischigualasto und Talampaya zu erkunden. In unserem Airbnb angekommen, nahmen wir dankend Diego's Angebot für den Wäscheservice an 😄. Eine Frau holte die Wäscheberge mit dem Moped ab. Wir hatten ein bisschen Sorge, dass sie das Ganze auf ihrem kleinen Gefährt gar nicht transportieren kann 😅🛵. Sie war aber zuversichtlich und versprach, am nächsten Tag um die gleiche Zeit zurückzukommen. Die Wäsche würde sie auch parfümieren! Okay, keine Ahnung was das heisst, aber tiptop 😄🤙. Im einzigen geöffneten Restaurant im Ort, assen wir zu Abend. Aiaiai, ich muss sagen, als Vegi hat man's hier echt nicht leicht (als Veganer*in ganz zu Schweigen). Wir haben wieder Humita bestellt und bekamen den Maisbrei diesmal nicht im Maisblatt, sondern "offen" auf dem Teller serviert. War aber mega lecker 🤤. Manuel bekam ein zähes Bife de Chorizo, welches er, trotz grosser Anstregung nicht zu essen vermochte (zum allerersten Mal hier).

    Am Donnerstagmorgen frühstückten wir im einzigen Café im Ort (jup, es ist wirklich klein). Die Mitarbeitenden waren sehr freundlich und das Essen top. Dabei konnten wir die Einwohner*innen beobachten, die sich alle kannten und ihren Morgenbeschäftigungen nachgingen. Danach fuhren wir die knapp 1,5h zum Naturreservat Ischigualasto. Aufgrund der exteremen Trockenheit wird es auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt 🌙. Wir können bestätigen: wir haben uns wirklich (wieder) gefühlt wie auf einem anderen Planeten.

    🤓 Geologisch gesehen gehört das Naturreservat - ausgesprochen "istschigualasto" - zum UNESCO Weltnaturerbe, welches sich durch gut erhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien auszeichnet. Sprich: Felsformationen aus Ablagerungen aus dem Urmeer, die durch die Erosion so groteske Formen annehmen, dass man (oder wir) kaum glauben kann, dass hier keine Menschenhand nachgeholfen hat.
    Als erstes kamen wir zur "Cancha de Bochas" (Bocciabahn). Hier liegen Steine, so kugelrund wie Bocciakugeln. Dieses Phänomem tritt nur in einem schmalen Streifen des Gebiets auf und hängt wohl mit der Fossilart zusammen, aus welcher die Kugeln bestehen. An einem weiteren Halt sieht man "El Submarino" (das U-Boot), eine Formation mit (ehemals) 2 Türmen, die stark an ein U-Boot erinnert. 2015 ist einer der beiden Türme bei den starken Winden eingestürzt. Die letzte Formation die man auf dem Rückweg sieht ist "El Hongo🍄" (der Pilz). Der Parkranger erklärte uns, dass "ischigualasto" in der Sprache der Einheimischen "Totes Land" heisse. Das habe damit zu tun, dass sich die Oberflächen der Ischigualasto-Formationen beim ersten Regentropfen versiegeln und deshalb darauf rein gar nichts wachsen könne. Mega interessant!

    Unter anderem entstammen dieser Formation auch einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde🦕🦖. Das Reservat umfasst 8.000 Quadratkilometer und liegt etwa 1300m über dem Meeresspiegel. Das Klima ist sehr trocken (Diego hat bejaht: "Llueva nunca"- es regnet nie!) und es gibt starke Temperaturschwankungen von -10° bis +45° Grad 🥶🥵. Es weht ein konstanter Wind mit einer Geschwindigkeit von 20-40 km/h von mittags bis abends. Keine Ahnung mit wie viel km/h der Wind bei unserem Besuch geweht hat, aber wir hatten Sand überall: im Mund, in den Augen, in den Schuhen und in den Kleidern🌪. Zu Zeiten der Ablagerungen war das Gebiet ein vulkanisch aktives, von Flüssen dominiertes Überschwemmungsgebiet mit starken Regenfällen. Fossilien, die zu den zwei grossen Abstammungslinien der Dinosaurier gehören, wurden hier gefunden. 🤓 Im kleinen Museum am Parkeingang können grosse Teile der Ausgrabungen bestaunt werden. Wenn man so ein Skelett eines Dinosauriers oder eines Urkrokodils sieht, ist man doch froh, dass einem diese Viecher heute nicht mehr über den Weg laufen (auch wenn viele - angeblich - Pflanzenfresser waren) 😅. Bis zu 6m lang und mehrere hundert Kilo schwer konnten diese Dinger werden 😲.

    Zurück im Airbnb bekamen wir unsere Wäsche zurück. 😂 Wir wissen jetzt, was parfümiert heisst: wir duften schon von Weitem wie eine Blumenwiese 🌸🌺🌼. Und da wir endlich mal eine voll ausgestattete Küche zur Verfügung hatten, haben wir das natürlich genutzt und mal wieder selber gekocht. Spaghetti mit Tomatensauce - wie zuhause 🤤😍. Und da wir ja in einer bekannten Weinbauregion sind haben wir 1 (vlt auch 2 oder 3 - wer zählt schon mit?) Gläser zu viel getrunken. Der Wein hier ist aber auch einfach gut.

    Am Freitagmorgen haben wir - natürlich - wieder im selben Café gefrühstückt und sind danach zum Parque Nacional Talampaya gefahren. Der Park schützt die wüstenhafte Landschaft im Tal des Río Talampaya, in der die Erosion vielfarbige Gesteinsformationen 🗻🪨 zum Vorschein gebracht hat und ist 50'000 Jahre älter als Ischigualasto. Auch dieser Ausflug war wieder absolut spannend. Auf den Steinen waren gemalte Symbole zu sehen, welche nomadisiernde Indianerstämme vor 3500 Jahren (und man sieht die immer noch! 😲) hinterlassen haben. Entweder um ihren Weg zu markieren, oder um mit den Göttern in Verbindung zu treten und ihre Rituale durchzuführen. Der Canyon, der hier entstanden ist ist etwa 300m breit und 150m hoch. Wind und Wasser haben tiefe Ausbuchtungen in die Wände des Canyons gegraben. Bis zu 7x kann man die Echowelle hören, wenn man etwas hinauf ruft (was natürlich getestet wurde!) 😅💪. Auch ein sogenannter "botanischer Garten" kann man im Park besuchen. Dieser Garten konnte nur entstehen, weil die hohen Felswände des Canyon genügend Schatten spenden und die Wurzeln der Bäume, die hier wachsen, bis 100m in die Tiefe reichen und so zu Wasser kommen 🌳🪴. Die hier heimischen Tierarten (Guanakos, verschiedene Wildkatzen, Nagetiere, Schlangen usw.) haben sich an die trockene Umgebung angepasst und können tagelang ohne Wasser auskommen.
    Auch hier kann man, zum Teil mit etwas Fantasie, unterschiedlichste Formen in den Felsen erkennen: La Sagrada Familia, einer der drei Könige auf seinem Kamel, eine Schildkröte und ein Mönch 👌. Insgesamt sind nur 10% der Fläche der argentinischen Nationalparks für Touristen zugänglich. 90% sind geschützt und deshalb für Touristen unzugänglich.

    Wie man sich fühlt, wenn man Millionen Jahre alte Felsformationen, Pflanzen und Tiere vor sich sieht? Aus unserer Warte: ziemlich klein und ziemlich unwichtig. Was wir uns danach gefragt haben: Wieso empfinden wir uns Menschen als so unglaublich wichtig? Und wie haben wir es geschafft, unseren Planeten (im Vergleich) innerhalb weniger Jahre so zu Grunde zu richten?
    Read more