• Tag 4: Ein richtiges Abenteuer

    14. März 2023 in Chile ⋅ ☀️ 3 °C

    Heute steht die härteste Tour an. Es sind zwar nur 19 km und 600 hm, aber es geht über den Paso Grey.

    Da es gestern den ganzen Abend und die ganze Nacht durch geregnet hat, sind wir alle durchnässt. Später werde ich noch von Florian und seiner Partnerin erfahren, dass sie in der Nacht das Zelt wechseln mussten, weil ihres überschwemmt wurde.
    Auch bei mir im Zelt ist es dreckig und nass geworden und beim abbauen am Morgen im Regen ist dann alle Hoffnung verloren und auch mein Innenzelt ist völlig nass. Aber meckern bringt nichts und deshalb wird erstmal losmaschiert. Mal schauen was der Tag so bringt.

    Erstmal natürlich durch den Wald nach oben kämpfen. Hier merke ich schon ein bisschen von dem, was heute auf mich zu kommt. Alles ist matschig und mit meinen Barfußschuhen rutsche ich häufig aus. Aber hier schaffe ich es noch, halbwegs sauber zu bleiben. Der Wald lichtet sich das erste Mal und ich erhasche einen Blick auf die folgenden Höhenmeter. Es geht auf Steinen, durch Flüsse und durch Schnee immer weiter rauf.

    Erst macht es mir echt noch Spaß und hoch bin ich schneller als die meisten und überhole. Durch den Fluss hier. Da ein bisschen die Steine hochklettern. Und dann fängt es an zu schneien. Meine Handschuhe sind schon völlig durchnässt und Ich mache den Fehler sie so anzuziehen. Am Pass angekommen sind meine Finger zu Eiszapfen erstarrt und ich versuche sie durch Bewegung etwas zum Leben zu erwecken. An dem Punkt muss ich echt mit mir kämpfen und meine Willenskraft unter Beweis stellen. Ich war kurz davor dies als meine letzte Etappe auszurufen. Ich kann es also leider nicht wirklich genießen hier, zumal die Aussicht eh durch Wolken verdeckt ist.

    Milena und Marco holen mich auf dem ersten Stück runter wieder ein und Milena macht sich sorgen um mich wegen meiner Schuhe. Zu Stärkung kriege ich einen Schluck warmen Tee, der in diesem Moment echt Gold wert ist.

    Doch jetzt beginnt erst der wirklich harte Teil. Mit einem sehr starken Gefälle geht es runter und wieder ins Gehölz. Wie schon erwähnt ist alles voller Matsch und der Abstieg zerrt nicht nur an der Willenskraft. Auch die Kleidung muss leiden und ich rutsche 3 mal gut ein Stück den Matsch runter. Ich wünsche mir zum ersten mal wirklich bessere Ausrüstung.

    Als ich den ersten Blick auf das Patagonische Eisfeld, hier den Greygletscher, erblicke, sind die Gedanken allerdings ganz schnell wie weggeblasen. Seht euch selbst die unglaublichen Bilder an.

    Die Hängebrücken, die nun Folgen, sind aber auch nicht ohne. Es hat zwar aufgehört zu regnen/ schneien, aber bei dem ständigen Wind hier ist es trotzdem ganz schön wackelig.

    Und immer wieder dieser Gletscher von oben.

    Den Rest des Weges wird es aber dann entspannt und es kommen ab hier auch immer mehr Wanderer entgegen, die den W- Track machen oder gemacht haben.

    Am Campingplatz angekommen baue ich mein Zelt nur halb auf. Durch den Wind kann es super von innen trocknen. Dann wird aber erstmal die warme Dusche genossen und gleichzeitig die Klamotten ein bisschen gewaschen.

    Den Abend verbringen viele, die den O Track zusammen machen in der "Küche". Ab hier sind nämlich die Ziele ganz unterschiedlich. Manche sind schon komplett fertig und fahren morgen mit dem Schiff Richtung Zivilisation. Andere machen jetzt das O voll oder wie ich hängen noch den W Track hinten dran und dann auf den unterschiedlichen Campingplätzen hier.

    Aber ab jetzt soll es angeblich deutlich einfacher werden 🙂
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