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  • Day 19

    Warten und die Welt, wie sie ist

    October 12, 2023 in Israel ⋅ ☀️ 23 °C

    Es ist fast sieben Uhr früh, ich liege auf einer Couch auf der Terrasse des Bat Galim Hotels in Haifa. Sollte sich wirklich das Ende dieser Reise nähern? Ein Regenschauer geht über der Stadt nieder. Zuerst war es nur eine kleine Wolke am Himmel gewesen, dann plötzlich wich zusammenfallen. Morgenregen, bald verziehen. Die Frühsonne trifft wieder die Häuserdächer und die Vögel zwitschern erneut, wie auch schon um 5 Uhr.
    Die Nacht war lang, ich rief über Skype eine Hotline in Frankfurt an, hörte die Musik, eine Stunde lang, in der ich mich fragte, ob überhaupt noch einer diesen Anruf je beantworten würde. Dann war es eine englisch radebrechende Philippinerin, dienich erreichte. Ihr Pc fumktionierte nicht, wie sie nach mehrmaligen Versuchen erklärte. Es tat ihr leid Willkommen in dieser Welt, dachte ich. Schon lange funktionieren die Dinge nicht mehr so, wie ich sie gelernt habe. Alles wird outgesourced. Natürlich. Wie konnte ich nur denken, dass irgendwo in Deutschland noch tatkräftige Menschen eine Nacht saßen, um anderen einfach und schnell zu helfen, am besten eine alphabetisch geordnete Liste neben sich hätten, einen kurzen Abgleich machten und die Buchungen beeendeten, eingedenk der Tatsache, dass am anderen Ende der leitung ja schon vier oder fünf Tage nach Abtworten suchten. Die junge Dame am anderen Welt bat mich später anzurufen.
    Ich legte auf.. war frustriert. Würde das alles nie enden? Wie sieht eine ungewohnte Verlängerung einer Dienstreise aus?
    Zunächst war es am Samstag die Entscheidung Tel Aviv zu verlassen. Die Straßen waren fast leer, erst auf der Autobahn normaler Verkehr. Ich wollte noch einmal nach Cäsarea. Die Anlagen waren zwar offen, alle Anmehmlichkeiten darauf aber geschlossen. Ruinen um einen ehemaligem Hafen, fast völlig abgetragen. Weite leergeräumte Flächen am Meer, auf denen mal eine Stadt gestanden war, mit Forum oder Tempeln. Gewölbe, waren geblieben, die Häuser auf einer byzantinischen Blütezeit der Stadt stützten und deren Enden in den Hügel hinein unheimlich schwarz verliefen. Fiepende Geräusche daraus. B,ei genauem Nachchsuen kamen sie von Tausenden an den Decken hängenden Fledermäusen. Ein irgendwie gespenstischer Anblick. Aber meine Gedanken fragten sich, wie es weitergehen würde. Also eine automatische Lufthansa Bot kontaktiert. Umbuchung des Fluges. Die Sonne lag wunderbar glitzernd über den Wellen. Ein Amphitheater stieg am Ende der Fläche auf, modern restauriert. Auf der Bühne Aufbauten und Traversen für Konzerte, dazu eine Rückwand für Projektionen. Wären die alten Steinreste am Boden nicht gewesen, hätte es auch ein Gebäude von heute sein können. Die Bot schlug einen Flug in zwei Tagen vor. Schnelle Entscheidung, während Netz und Akku schwanden, ein Anlagenwärter mahntr zur Eile, weil er schließen wollte. Ja gut, noch zwei Tage. Und wo bleiben? Haifa, Domus Bat Galim, aber haben sie noch ein Zimmer. Hatten sie. Genau eines,mehr eine Abstellkammer, aber es war erst einmal gut, der nächste Tag war ein Sonntag, genügend Zeit, um den Montag vorzubereiten, die Arbeit dort, Filme bestellen, Kinos einteilen, Dienstpläne schreiben, Frachten organisieren. Es ging weiter. Mails beantworten, auf ungelöste Fragen zurückkommen.

    Aber der Flug am Dienstag wurde am Montag gestrichen. Rat der Botschaft, sich um andere Flüge bei anderen Fluggesellschaften zu kümmern. Die Preise dort rasch doppelt oder dreifach so hoch wie üblich. Also nicht sofort fliegen. Freitag, mit turkish Airlines, aber sicher, zwar sieben Stunden lang, aber sicher. Erleichterung. Spaziergang am Meer, Aufnehmen des Landes wieder möglich.

    Dann wurde auch dieser Flug gestrichen. Wie weiter? Mit dem Bus über Amman? Ja, aber wie teuer waren da die Flüge? Gab es sie noch? Wie sicher ist das?

    Die deutsche Botschaft schlug endlich Sonderfälle vor. Über die deutschen Medien. 18 Stunden später kam die Hotline Nummer der Lufthansa, wo wir uns melden sollten.

    Und mit der Zeit wurden die Geschrhnisse bewusst. Der Alarm, die Einschlägt. War es knapp gewesen? Ich zu übermütig? Oder doch realistisch die Situation einschätzen?

    Auch in Haifa ertönte die Sirene. Eine Straßenecke. Zur linken ging es zu den unglaublich schön im Abendlicjt illuminierten Gärten hinauf. Sie zogen sich majestätisch über den ganzen Berg zur Oberstadt. Unter ihnen lag das deutsche Viertel, genannt nach den Templern aus dem 19. Jahrhundert.
    Zur rechten über drei Stufen und ein Portiko eine Bar, die als Shelter ausgewiesen war. Wodurch weiß ich auch nixht. Vielleicht durch die schwere Eigentümer. Wie beiläufig fanden sich sechs sieben Leute ein. Die Home command alert App hatte schon angezeigt, dass es nur Drohnen wären. Man verließ die Bar, kurzes Nicken zu dem Soldaten und zu den Besitzern. Alltag in Haifa.

    Um fünf Uhr hatte ich meine Frustration überwunden. Ich betrat die nächste Warteschleife. Nach 20 Minuten meldete sich jemand aus Südafrika, vielleicht gerade aufgewacht, weil sie ja dieselbe Tageszeit haben. Freundlich, hilfsbereit. Den Namen sagen, später die visa-karte, alles kein Problem.
    Freitag, 14.30 Uhr. Ist es nach sechs weiteren Tagen endlich das Ende der Reise?
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