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  • Day 66

    Die Gräueltaten der Roten Khamer

    November 19, 2022 in Cambodia ⋅ ☁️ 29 °C

    Ich kam gestern am Freitagabend hier im Hostel Nangkol Village in Phnom Phen an. Dies nach einer etwas längeren Fahr von Sihanoukville nach Phnom Phen. Hier angekommen habe ich ein wunderbares Ambiente vorgefunden und mich direkt sehr wohlgefühlt. Beleuchtete Pool, die einfache Bar und der Billardtisch haben dies sicherlich unterstützt. Der 10er-Massenschlag war auch in Ordnung und ich richtete mich zuerst einmal fertig ein.
    Heute Morgen habe ich dann zuerst einmal ein «French-Toast» gefrühstückt und endlich mal wieder einen guten Cappuccino genossen. Es hat dann auch noch etwas Zeit benötigt bei der Arbeit etwas aufzuholen, da sich doch ordentlich etwas angesammelt hatte. Per Zufall traf ich Eli von Belgien wieder und wir entschlossen uns kurzerhand, zusammen das Tuol-Sleng-Genozid-Museum zu besichtigen. Es ist verstörend und nahezu unfassbar, was an diesem Ort geschehen ist. Hier ein kurzer Exkurs: Pol Pot gelang es während des Kambodschanischen-Bürgerkriegs die kommunistische Miliz mit dem Namen «die Roten Khmer» zu bilden. Diese machte sich die dazumal unter dem Namen «Operation MENU» geführte Operation von den Amerikanern zu gute und rekrutierte «ungebildete» Bürger aus den ländlichen Gegenden und hetzte sie gegen die Reicheren und den Mittelstand auf. 1975 kam die maoistisch-nationalistisch-rassistische Guerillabewegung an die Macht und marschierte in die Grossstadt Phnom Phen ein. Dort wurde die gesamte Bevölkerung vertrieben und aufs Land gebracht, man schwindelte ihnen vor, sie können bald wieder zurückkehren, bereits auf diesem unmenschlichen Marsch starben viele Menschen. Sie zwangen diesen Menschen, dann eine Art Agrarkommunismus auf. Zivilisten, Studenten, Intellektuelle, heimgekehrte Exilkambodschaner, buddhistische Mönche und einige Ausländer wurden zumeist direkt auf den Killing Fields (unteranderem Choeung Ek) hingerichtet. 18'000 bis 20'000 wurden aber zuerst in das S-21 Gefängnis gebracht. Wo sie brutalst gefoltert wurden. Täglich mussten sie Geständnisse ablegen über Dinge und Verbindungen, welche sie nie hatten, dies war der einzige Weg etwas länger zu leben. Man tötete die Frau und die Kinder unter dem Spruch «man muss das Unkraut mit den Wurzeln beseitigen» und «lieber einen Unschuldigen töten, als von innen vom Feind besiegt zu werden». Auf die Arten der Folter möchte ich hier lieber nicht eingehen. Im S-21 überlebten gerade einmal 12 Menschen.
    Unter der Herrschaft von Pol Pot starben Schätzungen zufolge zwischen 2 und 3 Millionen Menschen (sehr ungenaue Angaben). Pol Pot führte die «Khmer Rouge» noch bis 1997, dann wurde er endlich unter Hausarrest gestellt, wo er dann ein Jahr später starb.
    Für mich zeigt diese Geschichte die Wichtigkeit der Bildung und des kritischen, eigenständigen Denkens. Ohne dieses sind wir in Notsituationen zu einfach manipulierbar.
    Ich liege an diesem Abend noch lange im Bett und denke über diese Geschichte nach. Für mich ist es schockierend, wie nahe diese Geschichte unserer Zeit liegt! Man stelle sich vor, der Gerichtsprozess gegen die überlebenden Anführer der Roten Khmer wurde erst im Jahre 2007 eröffnet und geführt.
    Bis heute mangelt es in Kambodscha aufgrund dieses Genozids an gut ausgebildeten Ärzten, Ingenieuren und der sogenannten "Alten Generation".
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