Im Hotel in Conversano werden wir im 3:30 Uhr vom Taxi abgeholt und nach Bari gebracht. Man hat uns einen Proviantbeutel mitgegeben, der bis München reicht. Alle Flüge mit Zwischenlandung in Rom sind pünktlich und in München kommen unsere Koffer als erste auf dem Band an. Beim Rewe im Flughafen gibt's Leberkässemmeln, eine perfekte Welt. Am Hauptbahnhof in München sind wir zeitig. Der Wagenstandsanzeiger sieht unseren Wagen Nr. 6 im Bereich C. Als der EC dann einfährt ist die Wagenreihung umgekehrt. Alle vom vorderen Bahnsteig rennen nach hinten und alle vom hinteren nach vorne. Der Zug ist total ausgebucht. Die meisten haben reserviert - wir, Gott sei Dank, auch. In Wangen bleibt der Zug kurz nach dem Bahnhof stehen. Ein Gegenzug befände sich noch auf der eingleisigen Strecke, log der Zugführer. Als der Gegenzug nach einer Viertelstunde nicht kommt, sind es Signalprobleme. Schließlich setzt der Zug zurück, so dass er vollständig im Bereich des Bahnsteigs ist. Man darf den Zug verlassen, sich aber nicht weit entfernen um z.B. eine Zigarette zu rauchen. Drei Zigarren wären auch drin gewesen. Väter schäkern mit ihren Babys, Sportlerinnen machen Stretch-Übungen, Kinder spielen Fangen. Jetzt ist es ein Stellwerkproblem, das die Ursache für den Zwangsaufenthalt ist. Termine werden abgesagt, der Schwiegersohn soll vom Abholbahnhof wieder heimfahren, wichtige Änderungen zur Geschäftsstrategie werden verklausuliert telefonisch aus dem Zug weiter gegeben. Nach zwei Stunden fährt der Zug bis Hergatz. Von dort fahren Busse bis Reutin um die Reisenden hier ihrem Schicksal zu überlassen. Wir sind dann um 18 Uhr daheim und sehen am Busbahnhof auf der Insel eine riesige Menschentraube, die in die andere Richtung nach Hergatz gebracht werden will.
PengembaraBahnfahren ist und bleibt ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Über einem schwebt immer das Damoklesschwert der Unpünktlichkeit.