• Tag 8 - Granada - Stadt des Flamenco

    4月17日, スペイン ⋅ ☁️ 16 °C

    Nachdem Tobi in den letzten Tagen mehrfach von Nina geweckt wurde, hat sie heute einen ausgedehnten Morgenspaziergang durch das Dorf Beas de Granada und die umliegende Natur geplant. Am Ortsrand steigt der Weg steil an. Hinter einer Biegung eröffnet sich ihr ein erster Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Oliven- und Bittermandelbäume säumen den Pfad durch die staubige, fast meditative Landschaft.

    Gut eineinhalb Stunden später kehrt Nina zum Campingplatz zurück, wo wir gemeinsam ausgiebig frühstücken. Gegen Mittag brechen wir nach Granada auf. Unser freundlicher Taxifahrer überrascht uns unterwegs mit einem Zwischenstopp – von einem Aussichtspunkt genießen wir einen unvergesslichen Blick über die Stadt.

    Wir lassen uns in der Nähe der Kathedrale absetzen und schlendern zunächst durch die Alcaicería, den historischen Kunsthandwerksmarkt. In den schmalen Gassen, wo einst Seide gehandelt wurde, werden heute Gegenstände mit orientalischem Flair angeboten – Gewürze, Keramik, Lampen, Stoffe. Wir kaufen einige Gewürze und einen türkisfarbenen, bestickten Schal. Zum Glück sind die Preise hier festgelegt – Feilschen ist nicht nötig.

    Anschließend besuchen wir die Kathedrale von Granada, deren Bau im 16. Jahrhundert begann. Da über die Zeit insgesamt sechs Baumeister an ihrer Fertigstellung beteiligt waren, finden sich verschiedene architektonische Stilelemente in der Kirche wieder – von der Gotik bis zum Barock. Besonders eindrucksvoll sind die mit Gold verzierten Altäre in den Seitenschiffen.

    Unsere Erkundung führt uns weiter in das Viertel El Albaicín – eines der ältesten und stimmungsvollsten Stadtviertel Spaniens. Ein Labyrinth aus weißen Häusern, engen Gassen und maurischem Charme, das sich an einen Hügel gegenüber der Alhambra schmiegt. Hier befinden sich auch einige sogenannte Tablaos – Restaurants mit Bühne, die seit den 1950er Jahren regelmäßig Flamenco-Shows zeigen.

    Wir kehren in einem dieser Tablaos, dem Jardines de Zoraya ein und warten im idyllischen Innenhof auf den Beginn der Vorstellung. Nach einer Weile werden wir in einen länglichen Raum geführt. Vier Stühle stehen auf der Bühne, im Licht von Scheinwerfern. Als erstes betritt ein Gitarrist die Bühne und eröffnet die Show mit ruhigen, atmosphärischen Klängen. Es folgen zwei Sänger, schließlich tritt die Tänzerin und der Tänzer hinzu. Mit feurigen Rhythmen, rasanten Fußbewegungen und ausdrucksstarker Mimik ziehen sie uns in ihren Bann.

    Die einstündige Darbietung vergeht wie im Flug. Anschließend lassen wir den Abend bei einem dreigängigen andalusischen Menü ausklingen: eine iberische Vorspeisenplatte, die kalte Suppe Salmorejo, zart geschmortes Kalbfleisch auf Trüffel-Kartoffelstampf, Kürbislasagne mit Käsesoße und zum Abschluss eine feine andalusische Creme.

    Der Rückweg zur Universität, wo uns unser Taxifahrer wieder abholen soll, gestaltet sich abenteuerlicher als gedacht. In Andalusien wird die Karwoche (Semana Santa) mit zahlreichen Prozessionen gefeiert – allein in Granada gibt es 42 Bruderschaften, die jeweils eine eigene Prozession durchführen. Am Gründonnerstag sind ab 16 Uhr fünf Prozessionen angesetzt, viele davon dauern bis in die frühen Morgenstunden.

    Zwei dieser Prozessionen kreuzen unseren Weg. Die meterhohen Heiligenfiguren, getragen von mehreren Männern, werden begleitet von Büßern in traditionellen Tuniken, mit spitz zulaufenden Kopfbedeckungen und maskierten Gesichtern. Anfangs wirkt der Anblick auf uns beinahe unheimlich, später wird vor allem das Durchqueren der Menschenmassen zur Herausforderung. Doch schließlich erreichen wir unseren Treffpunkt und treten erschöpft, aber erfüllt von Eindrücken und dem besonderen Zauber dieses Tages, die Rückfahrt mit dem Taxi an.
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