05/23 Senegal

May 2023
Eine Woche Senegal, um die Menschen und Kultur vor Ort kennenzulernen, viel Recherchearbeit zu machen und um Farmen zu sehen.
Mit vielen Fragen und Hypothesen geht es hin und hoffentlich mit ein paar Antworten aber noch mehr Eindrücken zurück.
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  • Day 1

    Tag 1

    May 21, 2023 in Senegal ⋅ ⛅ 29 °C

    Ausgeschlafen geht es um 03:30 Uhr zum Flughafen DUS. Um kurz nach 06:00 Uhr hebe ich gemeinsam mit dem CFO und einem Investor ab und wir landen sechs Stunden später in Sal (Cap Verde), von wo es nach einem kurzen Aufenthalt für eine weitere Stunde zum Ziel, Dakar im Senegal geht.
    Vom Flugzeug aus kann man Dakar und die Landesspitze schon sehen. Kurz darauf sind wir auch schon durch die Passkontrolle und sitzen im Geländewagen, mit dem wir zum Hotel fahren, in dem die beiden übernachten.

    Der Weg führt über eine endlos lange Straße ohne Kurven. Überall sind kleine Obststände, an denen riesige Mangos verkauft werden, die ohne Kühlung morgen leider durch sind, falls sie nicht verkauft werden.
    Wenn nicht gerade ein kleiner Stand aufgebaut ist, sieht man den ganzen Müll an den Straßenrändern und Bauruinen.

    Auf der gesamten Straße kommen immer wieder Hubbel (Rappel), die von Jugendlichen rot/weiß bemalt wurden und vor die ein paar große Steine gelegt wurden, damit man langsam drumherum fahren muss und hoffentlich ein wenig Kleingeld abgibt.
    Die Esel und Pferde vor den Karren wirken ganz schön müde, dafür sind die jungen Menschen auf den Straßen deutlich aktiver. Gefühlt waren 80% davon junge Männer und 20% junge Frauen zu sehen. "Ältere" Menschen sah man kaum.

    Im Hotel angekommen, gibt es Tee und ich lerne weitere Teammitglieder kennen, die mich bei meiner Unterkunft absetzen und mich bei meinem nicht vorhandenen französisch unterstützen, damit ich in mein Zimmer kann.

    Direkt hinter der Unterkunft ist das Meer, unzähligen Fischerbooten und vielen Menschen, die den gefangenen Fisch verarbeiten.
    Noch näher ist allerdings ein Schaf, das heute anscheinend noch viel zu erzählen hat...

    Morgen ist der Akku wieder voll und es stehen einige tolle Treffen und Gespräche an aber jetzt geht es nach einer Handvoll Nüssen nur noch ins Bett ☀️
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  • Day 2

    Tag 2

    May 22, 2023 in Senegal ⋅ ⛅ 35 °C

    Früh raus! ☀️🇸🇳
    Moustapha, der Mann von Yasmin, einer Kollegin kommt vorbei, da er mir bei meiner Recherche und den offenen Fragen sehr gut helfen kann. Sein Vater kommt aus dem Senegal, er, seine Frau und die Kids allerdings aus Deutschland, wo sie lange in Opladen gewohnt haben (kleine Welt).
    Vor einem Jahr sind sie in den Senegal gezogen, um sich auf einem großen Stück Land eine Farm und eine Aquaponikanlage (Fischzucht und Gemüseanbau in einem Wasserkreislauf vereint) aufzubauen.

    Nach einem Kaffee unter den Palmen geht es hinter das Haus, direkt zum Meer. Dort stehen die vielen bunten Fischerboote (Pirogen), die von den jungen Männern schon ins Meer geschoben werden.
    Etwa ein Dutzend Männer fahren pro Piroge mehrere Kilometer raus und hoffen, dass sie ihre Körbe voll bekommen.
    Die Meere in Westafrika sind durch die Industrielle Fischerei zu über 80% Überfischt, da große Schiffe aus der EU, China und Russland mit ihren Schleppnetzen nicht nur die Meeresböden zerstören und Fische jeden Alters fangen, sondern auch die Lebewesen, die im Netz noch weniger zu suchen haben, fangen und für den Export oder zu Fischmehl (Fische fangen, um Fische zu füttern) verarbeiten. 🐬🐢

    Während wir am Strand entlang gehen, sammelt Moustapha sehr kalkhaltige Sepiaknochen und Spirulinaalgen ein, die anschließend gewaschen, getrocknet und gemahlen werden. Er stellt das Futter für seine Fische in der Aquaponikanlage nämlich selber her, nutzt derzeit als Proteinquelle aber noch Fischmehl, das er unbedingt durch Insekten ersetzen will🪰

    Nach dem ersten Kennenlernen am Strand gibt es mittags das Nationalgericht Thieboudienne (Reis mit Fleisch), von wo wir weiter zu der Farm fahren. Zwei große Teller und vier Getränke kosten hier ca 13€. 👍

    Der Baufortschritt von der Farm ist auf einigen Bildern zu sehen. Die Talipia-Fische sind schon angekommen und erzeugen mit ihren Ausscheidungen einen sehr guten Dünger für das Obst und Gemüse. So schließt er den Kreislauf auf seiner Farm weiter und bleibt unabhängig.

    Moustapha kann mir sehr viele und wichtige Einblicke zu dem Arbeiten, dem Markt, den Menschen und dem täglichen Leben geben, um viel besser zu verstehen, wie hier alles läuft, bzw. was nicht läuft.

    Nach einer kurzen Pause im Schatten bei knapp 40*C geht es zurück zum Hotel.
    Am Abend treffen wir Peter, der seit fünf Monaten eine Fabrik für Meeresfrüchte und einem Restaurant (mit Meeresfrüchten) im selben Ort betreibt.
    Peter hat Moustapha und Yasmin auf einem deutschen Flohmarkt in der Nähe kennengelernt. Mit Birkenstock am Fuß ist eben schnell klar, woher man kommt..
    Peter ist seit vielen Jahren in der Distribution tätig und war für mich und das Projekt durch seine Erfahrungen und Einschätzungen ebenfalls sehr hilfreich.
    Durch ihn lerne ich in dieser Woche noch jemanden von der nationalen Behörde für Aquakulturen kennen und kann weitere Farmen besichtigen, um hoffentlich weitere Fragen klären zu können.

    Mein Tag ist rum, ich bin wieder vor 22 Uhr im Bett, höre dem Schaf hinter dem Haus zu und schlafe dabei ein...
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  • Day 3

    Tag 3 - Djilak

    May 23, 2023 in Senegal ⋅ ☁️ 34 °C

    Mein dritter Tag beginnt wieder kulinarisch. Aufgekochter Kaffee vom Vortag mit einem Baguette und Butter.
    Nach dem Frühstück geht es zu Fuß die Straße runter zum Büro, wo ich die anderen treffe. Neben dem Team sind noch drei Investoren dabei, denen zwei unterschiedliche Projekte im Umkreis vorgestellt werden.
    Mit einem gepanzerten SUV (für den Senegal nicht nötig, für andere Regionen leider schon) fahren wir zu einer 240 Hektar großen Farm, auf der Bohnen, Zwiebeln und Melonen angebaut werden.

    Auf dem Weg dahin geht es lange nur durch den Sand an kleinen Dörfern aber umso größeren Baobab Bäumen vorbei. Die Bäume sind aus einem sehr weichen Holz, wodurch sie so breit werden können. Einige Bäume, die wir sehen, sind über 1000 Jahre alt. Der Baum hat Früchte, die sich sehr gut für Saft eignen, da ihr Anteil an Antioxidantien, Vitamin C und Calcium sehr hoch ist.
    Die ganze Natur sieht auf dem Weg so aus wie vor vielen hunderten Jahren. Der Plastikmüll macht es nur etwas bunter...

    Auf der Farm werden wir sehr freundlich begrüßt und machen eine kleine Rundtour über die Felder und zu zwei großen Dieselgeneratoren, die durch Solarstrom ersetzt werden. Neben ein bisschen Elektrizität für die Gebäude, sind die Hauptverbraucher die Pumpen, um aus fünf 150m tiefen Brunnen das Wasser zur Bewässerung zu fördern.

    Auf der gesamten Fläche werden jährlich 400t Düngemittel (200LKW) verbraucht, das zu 80% aus chemischen und nur zu 20% aus organischen Inhaltsstoffen besteht. Vielleicht gibt es hier Potenzial?🪰

    Nach der Farm geht es wieder mit Vollgas durch den Sand, wofür andere sogar bezahlen würden.

    Der nächste Halt ist eine Fabrik, die Pflastersteine herstellt. Mit zwei großen Anlagen wird der Zement in zwei unterschiedliche Formen gepresst und anschließend von vielen jungen Männern und Karren in die Sonne gebracht, damit sie trocknen können.
    Die Nachfrage ist so hoch, dass in Kürze um eine weitere Anlage erweitert wird. Alle Anlagen laufen derzeit ebenfalls mit Dieselgeneratoren, die zukünftig mit Solarstrom ersetzt werden.

    Traditionell stellen sich die Leute ihre Steine für den Boden oder Mauern selber her. Die Qualität ist dabei allerdings so schlecht, dass man sie mit der Hand zerschlagen könnte.

    Der Vorletzte Halt ist ein Safari-Park. Wir essen dort alle gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Fabrik und gucken zu, wie sich die Affen streiten, Krokodile im Wasser warten und Varane am Ufer liegen.

    Ein Teil bleibt, um an einer Tour teilzunehmen, der Rest fährt zurück.
    Ich lasse mich auf einem lokalen Markt raus und werde von Yasmin begleitet. Ohne sie hätte ich in den engen Gassen gar keinen Überblick und würde da wahrscheinlich jetzt noch herumlaufen. Auf dem Markt ist es unglaublich laut und voll mit Menschen, die etwas verkaufen wollen.
    Einen kleinen Schnapp konnte ich machen, danach reicht es aber auch und es geht zurück.

    Um 8 liege ich frisch geduscht im Bett und freue mich auf den nächsten Tag.
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  • Day 4

    Tag 4 - Dakar

    May 24, 2023 in Senegal ⋅ 🌬 28 °C

    Halbzeit! Also fast.

    Nach 2,5 tollen Tagen geht es heute gemeinsam nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, um das Team und Büro vor Ort kennenzulernen und Teile der Stadt zu sehen.

    "Zusatz:
    Am Abend zuvor kam Moritz, der Gründer von Sochili mit seinem Kumpel, Daniel an.
    Sochili (Social Chili) ist ein Startup aus Dortmund mit Lager in Solingen und bietet drei verschiedene, sehr leckere Chilisaucen an.
    Der Slogan ist: Share the Power ⚡️🔥
    Mit jeder verkauften Flasche erhält ein Haushalt im Senegal, der sich den Strom sonst nicht leisten könnte, Strom für einen Tag.
    Sehr cooles Projekt, wie ich finde! 🤜🤛Seit dem Verkauftsstart vor wenigen Wochen wurde schon für mehrere Haushalte jeweils ein Jahr Strom ermöglicht.
    Daniel möchte nach dem Sommer selber Gründen und plant ein Getränk und Snacks mit Moringa. Moringa wächst im Senegal wie Unkraut, wird in Europa durch die sehr guten Nährwerte aber hochpreisig als Superfood vertrieben."

    Von Nianing, dem Ort unserer Unterkunft und des Büros, erreichen wir nach knapp zwei Stunden unser Ziel.

    Der Weg dahin führt wieder über die endlos lange Bundesstraße, von der aus bereits einige Hochhäuser und der Smog von Dakar zu sehen sind.

    Dakar selber wirkt unglaublich schmutzig, vermüllt, laut, mit sehr schlechter Luft und einem sehr schlechten Zustand bzgl. Infrastruktur, Immobilien und diverser Versorgungsquellen. Die Stromversorgung ist beispielsweise so schlecht, dass die Spannung zwischen 110-260 Volt schwankt, wodurch die Lebensdauer von Elektrogeräten nicht einmal ein Jahr beträgt. Zusätzlich kommt es regelmäßig zu Stromausfällen. Wenn tagsüber ein Ausfall ist, muss man unbedingt alle Stecker ziehen oder die Sicherungen raus nehmen, da der Spannungspeak beim Wiedereinschalten sonst so hoch ist, dass alle Geräte sofort hinüber sind.

    Auf den Straßen stehen überall junge Menschen und verkaufen abgepackte Snacks oder Wasser in 0,5 Liter Tüten. Mittendrin fahren wackelige Kutschen, die von einem müden Pferd oder Esel durch die hektischen Straßen gezogen werden.
    Auf größeren Plätzen sind Viehmärkte oder kleine Herden von Nutztieren zu sehen, die Schatten suchen und sich bestimmt über Futter und Wasser freuen würden.

    Am Straßenrand stehen alle einhundert Meter zerstörte Autos oder LKW, die teilweise ausgeschlachtet, ausgebrannt oder mit Motorschäden, gefühlt seit mehreren Jahren dort stehen.
    Zwischen den Wracks gibt es unzählige kleine Werkstätten, in denen mehrere Personen zeitgleich mit den Köpfen und Händen in der Motorhaube hängen, damit der zerbeulte Schrotthaufen noch ein paar Runden drehen kann.
    Fast jedes fahrbare Auto wird auch als Taxi genutzt. Mit einer kleinen Handbewegung wird angezeigt, dass man mitgenommen werden möchte.
    Die Autos werden voll gepackt, bis wirklich niemand mehr reinpasst und stoppt am Straßenrand, wo man raus gelassen werden will.
    Anders als in Deutschland, wo in jedem Auto meistens nur eine Person sitzt, werden die Sitzplätze hier deutlich effizienter genutzt.

    Wir werden bei der Ankunft im Büro sehr freundlich vom Team empfangen. Das Büro ist relativ groß und bietet auf zwei klimatisierten Etagen alle Bereiche, die benötigt werden.
    Im Büro hatte ich Zeit, um einige Dinge abzuarbeiten und mich in Ruhe mit dem Team zu unterhalten, während ich durch die medialen Ereignisse der deutschen Regierung in Bezug auf das Partnerunternehmen einiges über Krisenmanager und Kommunikation gelernt habe.

    Vom Büro ging es am Nachmittag zum Hafen, zur Besichtigung der Produktionshalle.
    Die Halle ist ca. 2000 Quadratmeter groß und hat einen funktionierenden Kran, was hier sehr selten ist, weshalb Lidl schon angefragt hat, ob sie Lagerfläche nutzen dürfen.
    Eine weitere Produktion ist etwas außerhalb in einer Freihandelszone geplant. Solange die Produktion aber nicht steht, werden die Anlagen, wozu auch meine Anlagen gehören, hier gebaut.

    Auf den Fotos ist ein 45" High Cube Container (13,5m) zu sehen. Diese Maße wird auch die erste Pilotanlage haben, was unterschiedliche Vor- und Nachteile hat.
    Durch die Höhe kann die gesamte Klimatechnik im Inneren verbaut werden, was den Transport erleichtert und durch die Länge mehr Biomasse veredelt werden kann. Länge und Höhe sind allerdings auch ein Nachteil, weil üblichen LKW-Aufleger dafür zu kurz sind und ein Sonderfahrzeug benötigt wird, das seltener und teurer ist.
    Mittlerweile gibt es aber sogar 60" Seecontainer (18m) und der Trend soll von 40" hin zu 45" gehen.
    Die Technik ist zum Glück modular und kann somit bedarfsgerecht auf jede Containerlänge angepasst werden.

    Der Hafen toppt die Straßen von Dakar um ein Vielfaches. Noch mehr zerstörte Autos, noch mehr Müll und ein schwarzer Boden, weil überall Öl ausläuft.
    Eine verwandte Art von Ziegen oder Schafen wird auch auf den Straßen vom Hafen gehandelt und hinter den großen Türen von Fabriken direkt zu "hochwertigen" Leder verarbeitet, das vor allem von Nike und Gucci sehr gefragt ist.

    Neben unserer Unterkunft ist ein großer Platz mit zwei Toren und einem riesigen Baobab Baum. Dort spielen abends immer über 30 Kids Fußball, während im Hintergrund die Sonne unter geht (letzte Foto).
    Nach unserer Rückfahrt stehen wir noch kurz an der Straße und gucken zu, bevor es das Abendessen gibt, wird endlich duschen können und wieder ins Bett fallen.
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  • Day 5

    Tag 5.1

    May 25, 2023 in Senegal ⋅ ☁️ 41 °C

    Am Morgen geht es nach über einer Stunde Verzögerung in Kolonne zum vier Stunden entfernten Hotel.
    Die Planbarkeit und Verlässlichkeit von anderen sorgte die letzten Tage zu ständigen Verzögerungen.
    Die Hotelanlage liegt direkt am Meer und ist riesig, hat aber weniger als 50 Zimmer.
    Die Zimmer sind sehr schön als kleine Hütten auf einer Erhöhung angelegt, da der Wasserspiegel während der Regenzeit deutlich ansteigt und es dann so wirkt, als ob die Hütten auf dem Wasser stehen.

    Vom Hotel geht es nach einer kurzen Pause inkl. Verzögerung weitere drei Stunden zu einem entlegenen Dorf.
    Anfangs führt der Weg noch über asphaltierte Straße, bis wir auf eine Sandpiste abbiegen und vor lauter Staub die Spuren kaum mehr erkennen. Nach kurzen Stops, die durch Tiere verursacht werden, die gemütlich die Straße queren, erreichen wir das Dorf, wo wir bereits empfangen werden.
    Die Fahrerei und die Außentemperatur von 45 Grad, zerrt deutlich an uns. Durch die tollen Erfahrungen und den Möglichkeiten trinken wir einfach genug und genießen es lächelnd ☀️

    ➡️ Weiter in Tag 5.2
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  • Day 5

    Tag 5.2 - Meo

    May 25, 2023 in Senegal ⋅ ☁️ 39 °C

    Der Empfang in Meo erfolgt durch ganz viele Kinder, die neugierig unsere Autos umzingeln, bevor wir von den Ältesten begrüßt werden, kurz verschnaufen und es los geht.

    Ein großer Solar-Container steht vor der aufgebauten Bühne. Links sitzen und stehen die Männer und rechts die schön herausgeputzten Frauen. Wir sitzen mit einigen anderen aus dem Dorf in der Mitte und schauen dem ganzen Treiben und den ungeduldigen Kids neugierig zu.
    Die Trennung von Frauen und Männern ist hier ein ganz großes Thema.

    Aus den Beobachtungen heraus, sitzen die Männer den ganzen Tag faul herum, während die Frauen zu zweit oder dritt die schweren Wassereimer aus dem Brunnen ziehen, die Kinder versorgen und bis spät Abends an der Mühle auf das Mehl warten, um anschließend das Abendessen kochen zu können.
    Kochen in der Hütte gehört durch eine Rauchgasvergiftung übrigens zu einer sehr häufigen Todesursache Afrika. Die Strohdächer sind so dicht, dass der Rauch vom Feuer, das den Topf erhitzt, nicht abziehen kann.
    Noch schlimmer ist, dass die Frauen beim Kochen meistens ihre Babys auf dem Rücken tragen und diese durch das Umfallen der Mutter auch direkt sterben, verletzt werden oder an Lungenkrankheiten erkranken.

    Warum die ganze Fahrerei, der Aufwand und diese Veranstaltung?

    Der Grund für den Besuch des Dorfes Meo ist die Inbetriebnahme des Solar-Containers, mit dem dieses Dorf mit ca. 1500 Kindern und Erwachsenen Zugang zu Strom erhält.
    Mit Hilfe eines Investors, der selber mit mir zum ersten Mal im Senegal ist, erhalten die dort lebenden Menschen, die teilweise noch nie einen weißen Menschen gesehen haben, die Möglichkeit, dass in den kleinen Hütten und im Freien Licht entsteht, wodurch sich der gesamte Tagesrhythmus verändert und es Nachts für die Frauen sicherer ist, wenn sie im Busch auf die Toilette gehen.
    Der laute, teure und umweltschädliche Dieselgenerator für die große Getreidemühle wird durch Solarstrom ersetzt. Viele weitere Möglichkeiten, wie der Zugang zu Bildung, die Nutzung von Werkzeugen, die Darstellung von Hygienestandards und das Erschaffen unterschiedlicher Wertschöpfungsketten wird so unabhängig und nachhaltig ermöglicht ☀️⚡️

    Während der Zeremonie, bei der auch einige Personen aus der Politik ihre "verdienten" Lorbeeren abholen, läuft laute landestypische Musik, alle danken allen und die Frauen sorgen in kurzen Abständen für sehr gute Laune, weil sie auf Wannen und Töpfen trommeln, plötzlich auf springen und tanzen oder einfach zu singen anfangen.

    Anschließend gibt es einem Rundgang durch das Dorf und man bekommt einen sehr kleinen Einblick von dem Leben hier. Die Menschen sind dabei unglaublich freundlich, respektvoll und etwas schüchtern, gleichzeitig aber sehr glücklich.

    Mit ein paar Süßigkeiten und mehreren Fußbällen kommen jetzt auch endlich die Kinder an die Reihe. Der ganze Platz ist voller Staub, die Bälle fliegen durch die Luft, Kinder lachen und die Eltern ziehen sich heimlich zurück - Ruhe genießen?

    Wir warten bei der Hitze noch darauf, dass es etwas dunkler wird, damit der Lichtsensor reagiert und die Solarlichter angehen, um allen beteiligten zu zeigen, dass es auch wirklich funktioniert.

    Wir verabschieden uns von der Menge und essen um kurz nach 23 Uhr gemeinsam zu Abend, bevor wir nach und nach ins Bett fallen.
    Ich teile mir das Zimmer für diese Nacht mit einem potenziellen Mitarbeiter des Partnerunternehmens, der nur französisch spricht. Viel zu reden gibt es also nicht aber die wichtigsten Dinge bekommen wir mit Händen und Füßen besprochen.
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  • Day 6

    Tag 6 - Diakhao

    May 26, 2023 in Senegal ⋅ ☁️ 37 °C

    Nach dem Frühstück im viel zu großen Essenssaal und zwei Stunden Verspätung geht es zu dem kleinen Dorf Diakhao, in dem die erste ImpactSite (Solarstrom, Kühlen, Trinkwasseraufbereitung) aufgebaut wurde. Durch diese Site profitiert auch eine Schule davon, die wir mit einigen Politikern (verdiente Lorbeeren!) besuchen.

    Die Schulkinder bilden bei der Ankunft einen Spalier (Mädchen rechts, Jungs links), durch den die Autos fahren sollen. Unser Team mit knapp 10 Personen und die Politiker sitzen vorne auf Stühlen, während einige Personen wieder etwas sagen, die Schulleitung einen drauf bekommt, weil der Plastikmüll hätte beseitigt werden müssen und einige Kinder einen Tanz aufführen. Die Kinder werden langsam unruhig, setzen sich schon auf den Boden und bekommen dann endlich ihre Süßigkeiten und haben Schulschluss.

    Oumar Ba ist auch dabei. Er ist der Bürgermeister aller Bürgermeister vom Senegal. Jede Person (jeder Mann?), die in die Politik will, muss auch Bürgermeister eines Dorfes oder einer Stadt sein.
    Er sitzt dabei ganz oben mit den Ministern und dem Präsidenten am Tisch. Ein guter und wichtiger Kontakt!

    Seit über 50 Jahren wohnt er in diesem Dorf und erzählte, dass diese Gegend früher völlig grün war und überall Obstbäume standen. Die Kinder haben früher nur eine Mahlzeit bekommen, weil sie auf dem Hin - und Rückweg zur Schule die Früchte von den Bäumen gegessen haben. Seit mehreren Jahrzehnten hat sich das Klima allerdings so verändert, dass es immer weniger Bäume gibt und die ganze Landwirtschaft rückläufig war/ist.

    Das war für ihn der Grund, sich hauptsächlich und sehr engagiert, u.a als Präsident des senegalesichen Aufforstungsprogramms für den Umweltschutz einzusetzen.

    Beim anschließenden Essen ergibt sich unter den Bäumen eine ungeplante Fragerunde, aus der man ihn nicht so schnell entlässt.
    Ich habe die Möglichkeit, nach einigen Fragen zur Zerstörung der Meere und den Einfluss davon auf die senegalesiche Bevölkerung, mein Vorhaben vorzustellen.
    Tatsächlich ist er davon total begeistert, hat von der Lösung am Telefon direkt einem Minister vom Senegal erzählt und kann es kaum erwarten, dass die so wichtige Lösung nach Afrika kommt.

    Ein sehr schönes Gefühl, wenn so Leute davon begeistert sind und ihre Unterstützung anbieten 🥳

    Raus aus der Hitze und ab ins Auto. Das Auto, in dem ich sitze, schafft zum Leid der anderen nur 110 km/h. Nach mehreren Stunden Popo plattsitzen sind wir endlich wieder im Hotel.
    Das Bier steht schon auf dem Tisch und das Essen schmeckt super - gute Nacht!
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