Satellite
  • Day 103

    Bahía Solano

    November 28, 2018 in Colombia

    Die Sonne kitzelt an meinen Füßen - es ist 6:30 Uhr und ich schaue verschlafen aus meiner offenen kleinen Kabine auf das glitzernde Meer - ein wirklich schöner klarer Morgen! Es gibt nichts Schöneres, als morgens aufzuwachen und auf das offene Meer zu schauen - irgendwie beruhigend. An meiner rechten Schulter zeichnet sich nun eine kreisrunde dunkle Verbrennung ab, meine Erinnerung an gestern Nacht und den ollen Schornstein. In der Sonne tut es ganz schön weh, ich versuche es zu schützen und creme es ein.
    Ich setze mich zu den Einheimischen in die Sonne in der Front des Schiffes und werde langsam wach. Um das Frachtschiff herum springen hunderte von Delfinen in Grüppchen aus dem Funkelnden Wasser - so schön!
    Gegen 8 Uhr hole ich mir mein Frühstücksschüsselchen mit Reis, Kartoffel und Rührei und einen zuckersüßen Tee in der Schiffsküche - die zwei Schiffsköche begrüßen mich mit einem freundlichen weißen Grinsen in ihren dunklen Gesichtern! Später geht eine große grüne Waschschüssel rum mit Süßigkeiten und jeder darf sich Lollis und Kekse nehmen. So chille ich also den ganzen Tag auf Deck in der Sonne, beginne „Die Ländersammlerin“ zu lesen (Maren hat es mir gegeben, nachdem sie es fertig hatte in Cali, sie hat es aus einem Hostel in Costa Rica - es hat also schon eine lange Reise hinter sich und fässt sich auch so schön alt an :)), lutsche meinen Lolli in kolumbianischen Farben, lerne ein paar Vokabeln bei Duolingo, höre Musik, schreibe Tagebuch und genieße das Meer und die Delfine. Und es ist wirklich einfach nur Dschungel an der Pazifikküste Kolumbiens. Keine Städte, nur ab und zu kann man mal ein Häuschen erkennen. Ansonsten nur grüner dichter Wald und verlassene Strände. Zum Mittag gibt es Reis mit in Ingwer eingelegtem Hühnchen und Linsengemüse - sehr lecker!
    Gegen 15:30 erreichen wir Bahia Solano, ein kleines Dorf in einer Bucht mitten im Dschungel. An der Anlegestelle warten viele Familien und begrüßen ihre Freunde und Verwandten, die mit dem Schiff gekommen sind. Wir verabschieden uns von allen (so eine Schifffahrt schweißt sehr zusammen :)) und von der Crew, bedanken uns und balancieren über die Fracht über eine klapprige Leiter auf den Steg. Mein Backpack wird von starken Männern gefährlich über das Wasser und das Schiff hin und her geschockt - ich hab ihn schon im Wasser liegen sehen, aber er erreicht noch vor mir trocken den Steg :). Wir nehmen ein Mototaxi für 15.000 Pesos pro Person nach El Valle. Bahia Solano ist ein süßes kleines Örtchen, überall chillen die Einwohner (die hier zu 95% dunkelhäutig sind) auf ihren Verandas vor den einfachen Hütten, essen gemeinsam, singen und tanzen. Viel Militär steht und marschiert hier rum, irgendwie komisch. Später erklärt mir Daniela aber, dass das hier einer der "Hauptwege" des Drogenhandels ist. Also die Produktion kommt hier an und wird verschifft in andere Länder ... vielleicht deshalb?! Der Weg ist sehr anstrengend - gestern hat es wohl den ganzen Tag geregnet, weshalb der erdige Weg nun eine schlammige, löchrige Pfützenstraße ist. Nach einer holprigen Stunde Fahrt mit dem Mototaxi erreichen wir den noch kleineren Ort El Valle - auch hier springen die Kids im Schlamm rum, spielen und tanzen und winken uns fröhlich zu. Am Strand entlang fährt uns der Fahrer weiter zum Pelikan Hostel - wirklich ein Geheimtipp hier und sehr zu empfehlen!!! Da gerade high tide ist wirft uns der Fahrer etwas eher raus, barfuß mit dem Backpack geht es weiter durch das Meer, Pfützen und Rinnsäle durch eiin paar Palmen und dann sehen wir schon das Haus auf Stelzen - es ist komplett offen gebaut, unten ist ein großer Raum mit Küche und riesigem Holztisch, Toiletten, Duschen und die Bar und Rezeption. Eine Treppe nach oben sind die vier Dorms. Dieses Paradies haben Daniela und Emanuel erschaffen, eine dunkelhäutige Kolumbianerin und ihr italienischer Ehemann - super süß und lieb die beiden! Daniela führt uns herum, zeigt uns ihre Ananaspflanzen im Garten und unser süßes moskitonetzverhangenes Bett. Ich gehe ans Meer, schaue das wunderschöne Sunset und den Locals beim Surfen zu. Später schließe ich mich ein paar Deutschen an und wir laufen im Dunkeln (sehr abenteuerlich mit vielen Kröten und Krebsen) ca. 20min nach El Valle, kaufen in dem kleinen Dorfladen fürs Frühstück und die nächsten Tage ein und gehen bei Rosa zu Hause essen - es gibt frischen Maracujasaft bis zum Umfallen :) und Reis mit Platano, Salat und frittertem frischen Fisch (sie kam vorher um die Ecke mit ihrer Schüssel voller Fische und durfte mir einen aussuchen :)) - saulecker und für 13.000 Pesos voll in Ordnung!
    Zurück im Pelikan dusche ich noch den Schiffsdreck ab und kuschel mich in mein Bett.
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