• Cañón de Chicamocha

    16 de enero de 2019, Colombia ⋅ ⛅ 29 °C

    Punkt 6 Uhr steht Fabian vor der Hosteltür und holt mich ab, in der Hand eine Bäckertüte mit einem Crossaint, typisch kolumbianisch belegt mit einer dicken Scheibe Käse und Bocadillo. Wir laufen zum Terminalito und nehmen einen Bus nach Villanueva - einem super kleinen Kaff. Von dort laufen wir circa 10km bergauf-bergab, die Sonne brennt schon ganz schön obwohl es noch so früh ist und außer Kühen, Hunden und einiger Kinder auf dem Rad, die von denen im Nichts liegenden Fincas zur Schule fahren, begegnet uns hier nichts und es ist super schön und entspannt. Unterwegs halten wir bei einer Familie auf einem Hof an und Fabian zaubert jedem von uns einen riesigen Obstteller - eine ganze zuckersüße Ananas, Mandarinen, Banane und natürlih Schokolade und Bocadillo - ganz nach meinem Geschmack. Die Familie ist ganz neugierig und hat hier glaube ich noch nicht so viele blonde Menschen gesehen - die meisten Touristen hier in der Gegend machen nur die Adrenalin-Attraktionen wie Rafting, Paragliding, Canyoning, ... wandern geht hier keiner, das hab ich ja schon bei der Suche nach einer geführten Wanderung bemerkt. Sie löchern mich also mit Fragen, ganz süß zum Beispiel: Wie bist du denn hier nach Kolumbien gekommen von Deutschland? Alles gewandert? :) Hier leben sie wirklich in ihrer eigenen Welt. Am Baum hängt ein bunter quatschender Papagei und die ganze Familie packt im Haushalt an. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und machen uns wieder auf den Weg - und nicht mehr lange, dann erblicken wir ihn - den Chicamocha Canyon! Er ist mit einer maximalen Tiefe von 2.000 Metern und einer Länge von 227 Kilometern der zweittiefste der Welt und wird geprägt vom Río Chicamocha, den man bis hier oben toben hört.
    Der Weg hinunter in den Cañón de Chicamocha ist sehr holprig, doch er wurde harmonisch in die Anden-Berglandschaft von den indianischen Ureinwohnern eingepasst. Je näher wir dem Talboden kommen, desto heißer wird es und desto üppiger sprießt die Vegetation, und schließlich tauchen wir Schritt für Schritt ein in dunkelgrünes Dickicht, ein tropisches Paradies. Wir wandern durch Zitrusplantagen, Kokoshaine und Tabakfelder, zwischen Bananenstauden und Kakaopflanzen, unter Mango- und Papayabäumen. Orangen, Mandarinen und Pampelmusen hängen an den Bäumen. Wir machen Pause in der Lodge El Tamarinde mitten im Grünen, springen in den natürlichen Pool, genießen die Abkühlung, essen lecker Fisch zum Mittag und machen ein kleines Schläfchen. Dann geht es weiter nach Jordan - hier im Talgrund rauscht der reißender Fluss, und ganz oben, jetzt in beinahe unerreichbarer Ferne, liegt der 2000 Meter höher gelegene Rand des Canyons. Von hier geht es wieder in Richtung nach oben, bis zu der Stelle, an der uns ein netter Fahrer abholt und nach Curiti bringt. Insgesamt waren es in etwa 25 km mit über 2000 Höhenmetern - klingt erstmal nicht viel, aber bei den 40-45 Grad im Canyon eine echte Herausforderung! Curiti ist ein süßes kleines Dörfchen, dessen Name so viel wie Dorf des Webens bedeutet. Hier werden Säcke, Teppiche und jede Menge anderes Kunsthandwerk aus gefärbtem Fique hergestellt, einer Faser aus einer Pflanze. Wir besichtigen eine kleine Werkstatt, die die Fique verarbeitet und ich lasse mir den Prozess erklären. Dann nehmen wir wieder einen Bus zurück nach San Gil und ich falle totmüde ins Bett.
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