• Sequoia NP

    July 14, 2020 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Von San Francisco geht es relativ eintönig über die Interstate zum Sequoia Nationalpark. Kaum verlassen wir die Küstenregion wird es wieder drückend heiß. Kaliforniens Hinterland ist extrem trocken. Manchmal erinnert uns die Landschaft an die Toscana im Hochsommer. Hier und da hügelig, verdorrtes, gelbes Gras, ein paar Zypressen und manchmal ein paar kleine Weinlagen. Umso erstaunlicher, dass wir auch meilenweit an rießigen Obst- und Gemüseplantagen vorbeifahren. Aber auch allerlei Nusssorten werden hier bis zum Horizont angebaut. Diese Plantagen können nur mittels eines ausgeklügelten Bewässerungssystems am Leben gehalten werden. Bevor es in die Sierra Nevada hineingeht, campen wir an einem dieser unattraktiven Stauseen. Hier fehlen mindestens 20-30m Wasser und das nicht erst seit gestern. Der alte Parkplatz ist verweist und ein neuer hat sich quasi auf dem Grund des Sees etabliert. Wie dem auch sei, für eine Erfrischung reicht es gerade noch 😉

    Am nächsten Morgen geht es von 200 auf über 2000m hoch. Unendlich scheinende Spitzkehren, zum Glück ist die Straße für Wohnmobile gesperrt! Nicht das wir schneller wären, aber wir kommen wenigstens um die Kurven 😉
    Die Vegetation spielt hier, für europäische Verhältnisse verkehrte Welt. Je höher wir fahren, umso dichter wird der Wald. Und auf ein mal passieren wir die Four Guardsmen! Denn erst ab 2000m Höhe wachsen die Sequoia Bäume und die Straße führt direkt zwischen den ersten Exemplaren hindurch. Also Kamera und Fotograf raus und schnell noch mal Wenden für ein Foto, welches die Dimensionen schon ganz gut zum Ausdruck bringt.
    Das nächste Highlight ist nicht weit weg. Am Auto Log konnte man seinen PKW früher auf einem umgestürzten Mammutbaum parken. Der Tunnel Log ist heute noch befahrbar. Und wir können nun stolz von uns behaupten: Wir sind mit unserem Bus schon mal durch einen Baum hindurch gefahren😂
    Natürlich statten wir auch dem General Sherman Tree, der dickste Baum der Welt, einen Besuch ab. Aber was heißt eigentlich der dickste? Der höchste ist er schon mal nicht. Die Redwoods werden höher. Der älteste ist er auch nicht. Es gibt Exemplare, die 3200 Jahre alt sind ( nein, es ist keine Null zu viel). Den Weltrekord stellt er mit seinem Volumen auf. Am Boden hat er 11m Durchmesser und 31m Umfang. An der Spitze immerhin 4,2m und seine Äste sind um die 2m dick. Das macht 1487 Kubikmeter. Die Infotafel beschreibt es so: Wenn man als Mensch am Stamm dieses Baumes steht und nach oben blickt, fühlt es sich an, wie für eine Maus, die zu einem Menschen hinauf blickt.

    Nun ist das alles sehr beeindruckend, aber die Wanderwege sind allesamt sehr ausgetreten (und im Bereich des General Sherman sogar asphaltiert). Wie gern würden wir die etwas abgelegeneren Gebiete dieser Granitfelsenlandschaft erkunden. Die lange und steile Anfahrt von heute morgen wollen wir allerdings nur ungern noch einmal auf uns nehmen. Auf dem Campingplatz im Park gibt es natürlich keinen freien Platz. Dazu hätten wir schon Monate vorher reservieren müssen. Für spontan Reisende quasi nicht möglich. Einzige Hoffnung war es, ein Wilderness Permit zu kaufen. Denn einfach mal so im Wald schlafen geht in den Parks auch nur mit Erlaubnis. Dieses wird jedoch zur Zeit nur online vergeben. Kein Internet und 2 Wochen (!) Bearbeitungszeit machen jedoch auch diesen Plan zu nichte.
    Die Stimmung ist etwas getrübt, zumal sich abzeichnet, dass wir nur mit viel Aufwand und Glück in den Yosemite Park hinein kommen werden.

    Ein kleiner Trail zu einem Wasserfall soll es dann zum Abschluss trotzdem noch sein.
    Nun überschlagen sich die Ereignisse. Susi sonnt sich am Bach und ich „renn“ mal schnell den Trail hinauf. Nach ein paar hundert Metern bin ich gerade mal allein auf dem Pfad und stehe prompt vor meinem ersten Schwarzbären! Garantiert nicht übertrieben trennen uns nur ca. 30 Meter. Ein tiefer Blick in die Augen und Bruno widmet sich wieder der Nahrungssuche (die heute zum Glück nicht aus Mensch besteht). Und ich habe Zeit um die Kamera aus dem Rucksack zu kramen.
    Als wäre das nicht schon genug, kommt mir nach wenigen Metern eine Wandergruppe entgegen. Natürlich warnt man sich, wenn hinter der nächsten Kurve ein Bär am Wegesrand steht. Nach einem obligatorischen „We’re you from?” stellen wir fest, dass wir auch deutsch miteinander Reden können. Und kurzer Hand haben wir einen Übernachtungsplatz auf dem Campingplatz direkt im Park bei deutschen Auswanderern aus San Diego.
    Am Abend gibt es am Lagerfeuer sogar noch einen kleinen, privaten Rangervortrag zum Thema Bären. 8000 (!) sollen hier im Park leben. Alle Achtung! Für uns neu, aber auf solchen Plätzen natürlich Gang und Gebe ist es, sämtliche Lebensmittel sowie Zahnpasta und alles was irgendwie riecht in bereitstehende Bärensichere Boxen umzuladen. Außerdem darf nix dosenähnliches offen im Auto rumliegen. Also lieber alles was das Interesse des Bären wecken könnte abdecken. Das zählt übrigens auch für Kindersitze. Die schlauen Kerlchen wissen offensichtlich, das sich dort die leckersten Kekskrümel befinden 🤣

    Am nächsten Tag unternehmen wir noch eine größere Wanderung zum Heather Lake. Ein Glasklarer, überraschend warmer Gebirgssee. Und da es ab Parkplatz eigentlich nur Berg auf geht, ist die Anzahl der Wanderer überschaubar. Aber eine Sache ist ja noch offen! Susis 1. Bärensichtung steht noch aus.
    Auf dem Rückweg knackt und raschelt es verdächtig im Wald. Und siehe da, ein Bär macht sich auf der Suche nach Käfern an der Rinde abgestorbener Bäume zu schaffen 😊

    -C-
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