9. Tag - Kapitulation

Der Wind, der schon am Vorabend zugelegt hatte, sodass ich trotz brennender Sonne das Verdeck hatte herunterklappen müssen, um überhaupt noch vorwärts zu kommen, war in der 1. Nachthälfte dann noch richtig stürmisch geworden. Das hatte meine Wäsche zwar im Nu getrocknet, rüttelte aber doch sehr heftig an meinem Dach, sodass ich befürchtete, dass es irgendwo nachgeben würde und and Schlaf zunächst nicht zu denken war.
Heute Morgen dann pünktlich kurz nach 7 wieder bei der 1. Schleuse. Kurz nach dem Hafen Deluz war es dann aber soweit. Der Kanal vor mir präsentierte sich als ein einziger mehrere Zentimeter dicke Teppich von Algen. Anhand meines Kanal-Führers wusste ich, dass es bis nur nächsten Schleuse und zur Rückkehr vom Kanal auf den Doubs noch über 1km war. Keine Chance da durchzukommen. Meine Stimmung sank in den Keller.
Dann der Entschluss: Das war es. Abbruch der Übung. Ich schaffe es bei diesen Bedingungen nicht bis ans Ziel in Saint-Jean-de-Losn.
Es dauerte einen Moment, bis ich die Enttäuschung überwunden hatte, aber dann kam die Energie zurück. Die Aufgabenstellung hatte sich geändert. Es galt jetzt einen Platz zu finden, am dem ich das Pedalo bis auf Weiteres sicher verwahren konnte. Die Capitanerie am Hafen sollte angeblich erst um +0Uhr öffnen, also erst mal zu Fuss ins Dorf und ein Kaffee und Gipfeli in der einzigen. Bar/Café/Restaurant. Danach hin und her durchs Dorf. Beim Hafen waren Schiffe auf dem Trockenen aufgebockt und es sah nach Werft aus aber kein Mensch war zu sehen. Die Capitanerie öffnete nicht wie angegeben um 10 und war, wie mir gesagt wurde eh keine echte Capitanerie sondern eher ein Glacé-Verkaufsstand. Also weiter Leute auf der Strasse fragen (viele waren nicht unterwegs) und dann noch zur Mairie, wo ich schliesslich den wertvollen Hinweis erhielt. In der alten und nicht mehr operativen Fabrik gleich beim Hafen, vermietet eine Dame Garagenplätze für Wohnmobile in der alten Fabrikhalle. Gegen 11Uhr war alles geritzt, ich hatte in der Halle einen Platz für mein Pedalo für 1 Jahr, kürzere Mieten wurden gar nicht angeboten, für 250 Euro. Uff, das ging ja viiiiiiel besser als befürchtet.
Nun musste das Boot aber noch aus dem Wasser, die Schwimmer platzsparend eingeklappt, und der Ecke der Halle platziert werden. Das ohne Hilfe zu bewerkstelligen war mühsam und zeitraubend aber es ging. Gegen 14 Uhr war das Pedalo verstaut und ich hatte alles, was ich nicht dort lassen wollte, in diverse Taschen gepackt.
Nun konnte es also mit dem Zug nach weiter nach Besançon gehen. Ich hatte beschlossen, nicht direkt nach Hause zu hetzen, sondern meine Reise gemütlich in Besançon ausklingen zu lassen. Zudem musste ich den Télecommande für die Schleuse wieder zurückgeben, was auch nur an bestimmten Orten möglich ist.
Doch mein Handy eröffnete mir, dass am Nachmittage keine lokalen Züge verkehren. Den letzten hatte ich eben verpasst und der nächste für erst in 3h. Also schleppte ich all meine Taschen erst mal durch die Mittagshitze zur Bar/Café/Restaurant - aber auch dort galt Siesta.
Zeit totschlagen ist auch eine Kunst. Irgendwann am Abend war ich dann im Hotel in Besançon hatte nach Tagen wieder einmal richtig schöne Dusche genommen und das Ausklingen konnte beginnen.Read more