Pedalo 2022

June 2022
Reise mit Pedalo des Vereins Jugendprojekte ab Basel und durch den Rhein Rhone Kanal mit Ziel Saint Jean de Losne im Burgund Read more
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  • Prolog - Wie es zu dieser Reise kam

    September 2, 2021 in Switzerland ⋅ ☀️ 24 °C

    Als Ursprung meiner Reise mit dem Pedalo kann vielleicht eine frühere Reise in 2008 benannt werden. Damals waren wir zu dritt auf der Trudy, dem Motorboot meines Freundes Andreas (aka Sämeli), von Basel aus 10 Tage lang den Rhein herunter gefahren bis Lahnstein, kurz vor Koblenz. Mit von der Partie war auch Pascal und das waren 10 wirklich wunderschöne Tage. Das Boot brachten wir dann per Trailer zurück nach Basel. Das war sowohl ökonomischer als auch ökologischer. Das Boot war mit seinem doch etwas überdimensionierten 4.5L V8 Benziner eine ziemliche Spritschleuder.
    Die Sehnsucht Rhein war damit aber eingepflanzt und damit der vage Gedanke, den Fluss auch einmal ganz hinunter zu fahren, und das natürlich nicht auf einem Hotelschiff.
    Im Sommer 2019 sass ich dann mal in Boppard, also kurz vor dem Endpunkt unserer Reise von 2008, am Rhein und sah zu, wie nicht nur grosse Schiffe den Fluss hinauf und hinunter fuhren, sondern es auch kamen auch einige Kanus hinunter, die mitunter so aussahen, als wären sie nicht nur auf einem Tagesausflug. Die Sehnsucht war neu erweckt.
    Der Übergang von der Sehnsucht zur Tat erfolgte dann schliesslich im September 2021. Wieder einmal sass ich am Rhein, dieses Mal bei der Dreirosen-Buvette nach einem herrlichen Schwumm herunter vom Tinguely-Museum, und wieder fuhren auch Kanus vorbei. Der Entschluss stand fest: Jetzt mach ich das mal. Ich organisiere mir ein kleines Böötli und damit fahre ich dann den Rhein hinunter.
    Kanu war mein naheliegender Gedanke und so kontaktierte ich mal einen Basler Kanu-Club per Email. Parallel dazu erzählte ich meinem Freund Andreas (aka Sämeli) von meinem Vorhaben und er erwähnte seinen kleinen Segel-Katamaran (die Trudy hatte er inzwischen schon länger nicht mehr). Den Rhein hinunter zu segeln war jetzt nicht wirklich eine Option, aber da kamen mir die Pedalo-Katamarane des Vereins Jugendprojekte in den Sinn. Von den sechs damals gebauten Pedalos war doch, soviel ich wusste, eines im Besitz des Vereins verblieben.
    Und so kam es. Thomas Wolf, der ideelle Vater dieses wirklich tollen und bemerkenswerten Vereins, fand meine Idee spannend, denn er hatte so etwas in der Art selbst schon einmal ins Auge gefasst, konnte es dann aber nicht durchführen. Aber das Pedalo war schon soweit modifiziert, dass es mit zwei Handgriffen als Einpersonenboot umkonfiguriert werden konnte. Thomas hat mir dann auch sehr geholfen. Nicht nur hat er die Plattform des Pedalo so modifiziert, dass ein kleiner Elektromotor angehängt werden konnte und mir eine Kiste nach Mass auf das Boot gezimmert, er war auch immer bereit mir mit Rat zur Seite zu stehen, als ich mir noch seitliche Zeltwände "zusammenschnurpfte" und auch sonst über dieses und jenes noch zu lösende oder zu beachtende Detail sinnierte.
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  • Testfahrt

    May 22, 2022 in Switzerland ⋅ ☁️ 24 °C

    Bevor ich mich mit dem Pedalo auf die Reise machen wollte, sollte doch möglichst alles erst einmal getestet werden, um noch allfällige Mängel und Probleme erkennen und lösen zu können.
    Einen groben Reiseplan gibt es auch schon. Zunächst möchte ich dann in den kommenden Wochen eine ausgiebigere Testreise auf ruhigem Gewässer machen, nämlich auf dem Rhein-Rhone Kanal. Nachdem ursprünglich dann nächstes Jahr eine grosse Reise den Rhein hinunter geplant war, steht inzwischen die Rhone zur Diskussion. Thomas kann sich vorstellen, das Pedalo in Etappen bis nach Sardinien zu bringen. Also die Rhone hinunter bis ans Mittelmeer, dann die Küste entlang bis auf die Höhe von Elba und schliesslich via Elba und Korsika nach Sardinien.
    Doch egal, jetzt erst einmal testen.
    Mit Thomas Hilfe wurde das Pedalo gestern auf der Birsfelder Kraftwerksinsel von der Badewiese aus gewassert. Nach ein paar Fahrten quer hinüber zum Grenzacher Hafen und zurück, mit zweiflügliger Schraube, dreiflügliger Schraube, mit Elektromotor unter Halb- und unter Volllast, in Kombination mit Pedalo und Elektroantrieb, etc., hatte sich Thomas verabschiedet und ich wollte nun noch das "Bordleben" und die Ausrüstung dazu testen.
    Also erst mal im seichten, strömungsfreien Gewässer bei Grenzach ankern. Die Ankerleine war sicher am Boot befestigt und der Anker geworfen und somit war erst einmal Zeit für eine Pause und eine Stärkung. Ganz allmählich schien das Boot aber doch abzutreiben. Hält der Anker etwas nicht? Das liess sich leider nicht mehr feststellen, denn so gut die Ankerleine am Boot befestigt war, so schlecht was sie das offenbar am Anker gewesen. Ärgerlich, aber was soll`s. Soll mir eine Lehre sein.
    Dann also mal Los gegen die Strömung in Richtung Augst. Anstrengend, aber ich kam ganz gut voran.
    Einen geeigneten Anlegeplatz für die Nacht zu finden, war nicht ganz einfach. Schliesslich entschied ich mich für einen privaten Steg, der aber in schlechtem Zustand war. Es sah also nicht so aus, als ob da noch jemand zu dem Häuschen dahinter kommen würde.
    Das sich Bewegen auf dem Boot ist nicht ganz einfach. Wenn ich Dinge umräumen will, dann kann ich das nur kniend oder sitzend tun, oder auch halb sitzend und halb auf dem Rücken liegend. Beim Herumturnen und Vorbereiten für Nacht hörte ich dann plötzlich ein Tak - Tok - Plop. Etwas war offenbar zuerst auf die Plattform, von dort auf den Schwimmer und schliesslich ins Wasser gefallen. Meine Befürchtung wurde sehr rasch zur Gewissheit. Mein nagelneues, teures Fairphone4 war aus dem Hosensack gerutscht und in den Tiefen und der Strömung des Rheins verschwunden. Das war nun allerdings seeehr ärgerlich, aber eben auch nicht mehr zu ändern.
    Heute Morgen habe ich erst mal eine Entenmutter mit kleinem Nachwuchs bei der für die Kleinen anspruchsvollen Überquerung des Rheins beobachtet. Dann hoch zur Schleuse bei Augst. Der Plan war, auch das Schleusen einmal zu testen. Die Schleuse und das Kraftwerk sind dort allerdings so platziert, dass das turbinierte Wasser von der Seite direkt vor die untere Schleusenzufahrt geleitet wird. Mit dem Pedalo gegen diese starke, seitliche und verwirbelte Strömung anzukommen erwies sich als unmöglich. Ich habe es unzählige Male versucht: Mit und ohne Motor, mit und ohne Schwert. Den nötigen Vortrieb hätte ich wohl noch geschafft, dabei dann aber noch gleichzeitig mit dem Ruder und dem Aussenborder so präzise zu Steuern, dass das Boot in dem bewegten Wasser nicht aus dem Ruder läuft, war nicht zu schaffen.
    Zurück bei der Kraftwerksinsel war ich dann sehr schnell und ohne Anstrengung. Unterwegs noch ein paarmal Anlegen am Ufer geübt.
    Dann der Versuch, das Boot alleine bei der Badewiese aus dem Wasser zu nehmen. Alleine ging es nicht, aber mit Hilfe eines Badegastes dann schon.
    Gewonnene Erkenntnisse:
    1. Unbedingt nur mit Hosen mit verschliessbaren Taschen auf das Boot.
    2. Die zweiflüglige Schraube ist besser als die dreiflügelige. Sie benötigt zwar wesentlich mehr Kraft, dafür kann das Boot bei entsprechendem Krafteinsatz aber auch gut beschleunigt werden. Die dreiflügelige Schraube hingegen bietet so wenig Widerstand, dass ich gar nicht schnell genug pedalen kann, um das Boot auf Geschwindigkeit zu bringen.
    3. Der Elektromotor ist eigentlich nur ein alternativer Notantrieb. Als unterstützender Zusatzantrieb, um gegen eine starke Strömung anzukommen, taugt er nicht. Dazu ist er zu schwach. Und in Kombination von Pedal- und Elektroantrieb ist das Boot sehr schwierig zu steuern.
    4. Das Befestigen der Zeltplanen schon nur auf zwei Seiten stoppt den Luftzug so effektiv, dass es im Schlafsack deutlich spürbar wärmer wird. Dennoch muss ich wärmetechnisch noch nachrüsten, denn ich hatte in der Nacht doch ziemlich gefroren.
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  • Day 1

    1. Tag - Los geht's bis Kembs

    June 12, 2022 in Switzerland ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute ging es also los. Nach langer, zuletzt recht intensiver, Vorbereitung des Pedalos. Thomas Wolf hatte mir enorm geholfen, Mit Rat aber auch ganz entscheidend mit Tat. So hatte er das Heck der Plattform so modifiziert, dass ein kleiner Elektromotor befestig werden kann und hat auch eine optimal dimensionierte Kiste auf die Plattform gezimmert, in der die Batterie für den Motor aber auch sonstiges Gepäck verstaut werden kann.
    Heute gegen Mittag also mit dem Auto von Zenos Eltern das Pedalo auf dem Trailer von der FOS an die Slipanlage bei der Birsfelder Schleuse gekarrt.
    Abladen, Schwimmer ausklappen, Pedaloantrieb montieren, Elektromotor montieren, alles in Schwimmer und Deckskiste verstauen und schliesslich zu Wasser lassen. Dann die Radgestelle abnehmen und auch noch irgendwie auf der Decksplattform platzieren und befestigen. Dann grosser Abschied und zaghaft hinaus in des Becken unterhalb der Schleuse. Eine erste kleine Schlaufe. Ist alles bereit? Wo ist die Sonnenbrille, wo die Lesebrille, sollte mich nochmals eincrèmen? Irgend etwas hatte ich vergessen. Also nochmals zurück an die Mauer, hochklettern nochmals kurze Abschied und eine weitere Runde im Becken. Alles bei grösster Hitze.
    Schliesslich gab es keinen Vorwand mehr und ich wagte mich hinaus aus dem Becken und in die Strömung des Rheins. Alles easy und die Anspannung wich und ich konnte die Fahrt durch Basel zwischen Rheinschwimmer und Bötli richtig geniessen. Von der Johanniter Brücke winkte Albi und schon war ich am Dreiländereck vorbei und es wurde ruhig.
    Dann Schleuse Kembs. Telefonisch avisierter Schleusenwart will mich erst schleusen, nachdem ich ihm meine Motorisierung demonstriert hatte. Darum dann schliesslich auch unter Motor mit dem winzigen Bötli in die riesige Schleuse eingefahren. Der ganze Vorgang war schon etwas beängstigend aber dann lief alles problemlos.
    Bei der Schleuse Niffer war es dann schon Abend. Dort dann am Telefon die erste Diskussion betreffend Vignette für den Kanal. Die Schleusenwärterin erklärte mir, dass sie mir wegen eines IT-Problems keine Vignette verkaufen könne, dass sie mich nun aber trotzdem schleusen würde, ich dann aber am nächsten Morgen für die Vignette nochmals vorbeikommen solle.
    Schliesslich durch den kleinen Canal de Huningue zurück nach Kembs in den kleinen Vergnügungshafen.
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  • Day 2

    2. Tag - Mulhouse

    June 13, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Am Morgen Besuch des Hafenmeisters, der war schon weg, als ich gestern erst nach 8Uhr Abends ankam. Er erkundigt sich nach dem woher und wohin und bietet an, mich für nachmittags bei der Schleuse in Mulhouse und für Morgen für das Durchschleusen bis Dannemarie anzumelden. Er erkundigt sich auch nochmals betreffend Kanal-Vignette und versichert mir, dass ich für dieses kleine Ding keine benötige.
    Die Fahrt durch den Mulhouse Kanal war recht monoton und in der Hitze auch recht anstrengend. Abend bei der Schleuse in Mulhouse dann wieder die Frage nach der Vignette. Der Schleusenwart meldet mich beim Hafen und rät mir, mich im beim Hafenmeister nochmals betreffend Vignette zu erkundigen.
    Der Hafenmeister erklärt sich aber für nicht zuständig. Nach erteilten Instruktionen betreffend Schlüssel und Facilities rausch er ab in seinen Feierabend. Offenbar hatte er dank Anmeldung nur noch auf mich gewartet.
    Dann Spaziergang durch die Innenstadt von Mulhouse und Pizza auf dem Platz vor dem Münster. Super schön. Bin echt überrascht. In Erinnerung hatte ich eine unattraktive, vom Verkehr dominierte Stadt. Fairerweise muss ich sagen, dass diese Erinnerung aus den 80iger Jahren stammt und zu der Zeit waren alle Städte von Autos und Verkehr dominiert.
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  • Day 3

    3. Tag - Administrative Hürde

    June 14, 2022 in France ⋅ ☀️ 27 °C

    Pünktlich um 8:30 war ich bei der ersten Schleuse Nr. 39 und pünktlich kam auch eine Schleuserin auf ihrem Rollen daher und eröffnete mir, dass sie angehalten sei, mich nicht ohne entsprechende Autorisation durch zu schleusen.
    Grosse Diskussion, welcher Art den diese Autorisation sein müsse. Vignette? Für welche Kategorie? Wo denn nun? Kollege kommt dazu, Telefonate bis zur Regionalzentrale der VNF in Strassbourg. Schliesslich wird klar, dass das heute nichts mehr wird und dass es daher wohl das Beste sei, zurück nach Niffer fahren und mir die nötige Autorisation, in welcher Form auch immer, direkt dort vor Ort zu besorgen. Doch wie am besten die 20km nach Niffer und wieder zurück? Mit dem Pedalo diese unattraktive Strecke noch zwei mal und das bei der Hitze? Mit dem ÖV? Miserable Verbindung. Mit Taxi? Zu teuer. Also doch mit dem Pedalo -> Es war die Hölle. In Niffer über 1h diskutiert und gewartet, bis sich der durchaus freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter nochmals hier und dort erkundigt, die Spezifikationen meines Pedalos erfragt, sich nochmals rückversichert hatte und mir schliesslich eröffnete, dass es für meinen Fall tatsächlich keine Vignette gäbe, ich aber trotzdem geschleust werden könne. Ich ich das denn nun schriftlich haben könne? Ja, auch das. Den Zettel nahm ich dann ohne weiteren Blick entgegen und machte mich bereite erschöpft zurück auf 20km in Hitze und auf monotonem Kanal.
    Schliesslich wieder in Mulhouse, habe ich heute "wild" an einem Steg angelegt.
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  • Day 4

    4. Tag - 22 Schleusen bis Dannemarie

    June 15, 2022 in France ⋅ ☀️ 31 °C

    Heute wieder pünktlich um um 8:30 vor der ersten Schleuse Nr. 39. Die Schleuser von der VNF kamen auch pünktlich und kein Mensch fragte mehr nach einer Autorisation. Das Buschtelefon hatte bis hierhin funktioniert und so ging es gleich los. Die ersten paar Schleusen gingen recht zügig. Die Abstände dazwischen waren recht gross und ich legte mich ordentlich in die Pedale, um die Schleuser, die mit Auto und Roller immer schon bis zur nächsten Schleuse voraus fuhren, möglichst nicht lange warten zu lassen. Doch dann fing es an. Als ich aus Schleuse fuhr, waren da plötzlich sehr viele Wasserpflanzen, die zwar hübsch aussahen, sich aber in meiner Schraube verfingen, sodass ich nicht mehr vorwärts kam. Also auf dem Bauch liegen, mit der Hand das Gewächs aus der Schraube klauben und weiter. Und so sollte es weiter gehen und tendenziell schlimmer werden. Die eher grossblättrigen Pflanzen wurden mehr und mehr von Algen abgelöst, das "aus der Schraube klauben" wurde zum ständigen Begleiter, was dem zügigen Vorankommen alles andere als dienlich war und die Temperatur stieg und stieg. Und so ging es, abgesehen von einer Mittagspause, den ganzen Tag weiter. Pedalen in der Hitze so schnell es geht, dauern unterbrochen durch das Befreien der Schraube von Algen und in die nächste Schleuse. Die Schleusen boten immer eine kleine Verschnaufpause, schliesslich dauerte der Vorgang immer einige Minuten. Mit Verspätung, da ich beim zählen der Schleusen aber vertan hatte dann doch unerwartet plötzlich, war die letzte Schleuse zum Hafen von Dannemarie passiert und meine Schleuser verabschiedeten blitzschnell in ihren bereits verspäteten Feierabend.
    Erschöpft erst mal anlegen im Hafen, mich orientieren, Zugang zu Toiletten und Dusche organisieren und herrlich duschen und verschnaufen. Erst dann wurde mir bewusst, dass ich mich bei den Schleusern gar nicht für die Weiterfahrt morgen angemeldet hatte. Griff zum Telefon half nicht weiter, denn unter der Nummer nahm niemand mehr ab und im Schleusenwärter-Haus war natürlich auch niemand mehr. Nun gut, dann eben nicht, dann gönne ich mir morgen nach zwei strapaziösen Tagen halt mal einen Ruhetag. Also ab ins Dorf und im Restaurant ein kühles Bier geniessen und richtig essen.
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  • Day 5

    5. Tag - Über den Scheitel

    June 16, 2022 in France ⋅ ☀️ 28 °C

    Heute morgen so gegen 8Uhr zuerst mal rüber zum Schleusenwärter-Haus, um zu sehen, ob sich dort jemand findet bei dem ich mich für Morgen anmelden kann. Dort wurde ich von den von gestern bekannten Gesichtern freundlich und erwartungsvoll begrüsst. Sie seien bereit, wann es denn losgehen könne. Stress, Gebt mir eine halbe Stunde. Rasch auf dem Boot von Schlaf- auf Fahrkonfiguration umrangieren, jemanden finden, der mir einen 50€ Schein wechselt, sodass ich die 10€ Hafengebühr in einem Couvert in den Briefkasten werfen kann, und mit 10 Minuten Verspätung bereit an der nächsten Schleuse.
    Dann begann eine eigentliche Schleusentreppe. Die Temperatur war noch vergleichsweise angenehm, die Algensituation etwas besser und so ging es zügig und routiniert voran. Eine Schleuse nach der anderen und dann gegen Mittag war es soweit. Meine Schleuser eröffneten mir, dass der Scheitelpunkt erreicht und ihr Job an der Stelle somit erledigt sei. Sie wünschten gute Weiterfahrt und verabschiedeten sich.
    Von dem stationierten Schleusenwart wurde ich nun mit einer Fernsteuerung für die nun kommenden automatisierten Schleusen ausgerüstet und instruiert. Durch die erste automatische Schleuse sollte ich zur Sicherheit noch begleitet werden, die war aber ein gutes Stück entfernt und Zeit für Mittagspause war auch schon. Also verabredeten wir und für in 1 1/2 Stunden bei der nächsten Schleuse und ich fuhr schon mal los. Dort angekommen fand sich dort ein super Restaurant in einer Péniche.
    Die erste automatische Schleuse bewältigte ich dann ohne Hilfe problemlos. Doch schon bei der 2. klemmte es und ich musste telefonisch Hilfe anfordern. Die 3. Schleuse funktionierte dann auch nicht richtig, dort steckte bereits eine bergfahrende Yacht drin fest. Ab dann wurde ich wieder stetig begleitet. Der abkommandierte Schleusenwart eröffnete mir, dass er von der Zentrale angewiesen worden sei, mich bis zum Ende ihres Kanalabschnitts zu begleiten. Das hiess dann auch, dass ich die Schleuse nicht selbst mir meinem Gerät steuerte, sondern vom mich begleitenden Schleusenwart durchgeschleust wurde. Das ging schneller, denn so war die Schleuse bei meiner Ankunft jeweils immer schon bereit zur direkten Einfahrt.
    Am späten Nachmittag war es dann soweit. Ich wurde vom Schleusenwart verabschiedet und aus dem Kanal in das Flüsschen Allan entlassen.
    Es kam ein erster wunderschöner aber viel zu kurzer Abschnitt im natürlichen Flussbett durch den Wald. Traumhaft. Doch schon bald wieder ein Abbieger in einen Kanal und auf die nächste Schleuse zu. Aber dennoch, es wurde recht reizvoll und ich konnte meine Fahrt ohne Stress, da an der nächsten Schleuse kein Schleusenwart schon auf mich wartete, fortsetzen.
    Mein Plan war, noch bis kurz vor Montbéliard zu fahren. Gemäss Plan gibt es dort einen Anlegeplatz. Noch eine Schleuse hätte ich passieren müssen, doch die wollte nicht. Als ich ankam und mich per Télé commande anmeldete, klappte das zwar noch, aber dann ging plötzlich nichts mehr. Wieder der Griff zum Telefon, doch welche Nummer? Auf dem Bleiblatt Steuerung konnte ich keine Nummer finden und unter der Nummer für den Abschnitt, den ich verlassen hatte nahm niemand mehr das Telefon ab. Ich telefonierte wild in der Gegend herum, erreichte auch Leute, die nicht zuständig waren aber weiter helfen wollten und schliesslich hatte ich jemand am Telefon der mir erklärte, dass alles in Ordnung in sei, die Schleusen, und zwar auch die automatischen, aber nur von 7 bis 7 in Betrieb seien und ich somit eben bis Morgen um 7 Uhr warten müsse, dann würde die Schleuse schon wieder funktionieren.
    Also blieb mir nichts anderes übrig als vor Ort am Bord festzumachen und an Ort Stelle zu übernachten.
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  • Day 6

    6. Tag - Von der Allan auf den Doubs

    June 17, 2022 in France ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach einer ruhigen Nacht, erstaunlicherweise (fast gänzlich) ohne Mücken, präsentierte ich mich und mein Pedalo kurz nach 7Uhr wieder vor der Schleuse und siehe da, sie liess sich einwandfrei bedienen und ich konnte meine Fahrt in Richtung Mobiliar fortsetzen. Bevor ich dort ankam, galt es allerdings eine weitere Schleuse zu passieren, welche wiederum bockte. Erst gegen 9Uhr kam schliesslich Hilfe. In Montbéliard dann gegenüber des Hafens angelegt und in der Stadt auf dem Marktplatz ein Café mit Croissant genossen. Dann ein Spaziergang durch die Fussgängerzone, dann auf den Burghügel und zurück ins Zentrum, wo es dann auch schon Zeit für köstliches und günstiges Mittagessen im Freien war.
    Am Nachmittag dann Weiterfahrt, zuerst auf dem Flüsschen Allan und später dann auf dem Doubs. Das Schleusen klappte mal problemlos, mal musste ich telefonisch Hilfe anfordern, aber das ist inzwischen Routine.
    Am Abend dann Halt an einem idyllischen Steg im Nirgendwo. Eine kleine Segelyacht ist auch schon da. Stellt sich heraus, dass ein Schweizer Paar auf ihr unterwegs ist. Ein wenig geplaudert, dann ein kühlender Sprung in den Kanal bei der nächsten Schleuse wo sich auch eine Gruppe Jugendlicher damit vergnügte, dann ein längerer Spaziergang/Wanderung in Richtung der Ortschaft L'Isle-sur-le-Doubs. Ich hatte es vor Abmarsch versäumt die Karte nochmals zu konsultieren und war der Meinung, dass es bis zur Ortschaft und einem Restaurant nicht sehr weit sei. Nach ca. 1h zückte ich dann doch mein Handy und sah, dass ich erst etwas mehr als die Hälfte des Wege hinter mich gebracht hatte. Also entschloss ich mich, umzukehren und mit stattdessen mit meinem Gasbrenner und Kochgeschirr ein Asiatisches Fertiggericht aufzukochen. Machte Spass, schmeckte lecker und den Nescafé gab es zum Anschluss auch noch.
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  • Day 7

    7. Tag - Dépannage bateau

    June 18, 2022 in France ⋅ ☀️ 35 °C

    Am Morgen zeitig wieder weiter und mich durch die Algen bis zur Schleuse in L'Isle-sur-le-Doubs durchgekämpft, dann ging plötzlich nichts mehr, die Pedale drehten durch ohne Widerstand. Mit Hilfe des Paddels ans Ufer, festmachen und den Antrieb inspiziert. Der Fall war klar, der Splint, der die Schraube auf der Welle fixiert wahr weg, die Schraube war glücklicherweise noch dran.
    Woher bekomme ich nun einen Ersatzsplint? Ich musste irgend eine Werkstatt auftreiben, die mir zur Not auch aus Draht einen Behelfssplint machen kann. Ein vorbeigehende Dame wusste etwas von einer Tankstelle am Ortsausgang, ein sich interessiert nähernder ältere Herr meinte aber, da an einem Samstag wie heute sowieso alles geschlossen sei. Ich hätte jedoch Glück, denn er habe gleich auf der anderen Seite des Kanals eine Werkstatt und er würde mir bei der Reparatur gerne helfen. Die "Werkstatt" erwies sich als ein Schuppen voller Gerümpel. Splint fand er keinen aber ein Stück Draht war irgendwo aufzutreiben, Leider zu dick, als dass er zu einem Splint gebogen durch die Bohrung in der Welle gepasst hätte. Ein etwas dünnerer Draht war nicht aufzufinden. Mit viel Flachhämmern des Drahtes und Gewürge schafften wir es nach einiger Zeit dann doch, aus dem zu dicken Draht einen behelfsmässigen Splint zu fabrizieren.
    Wie sich beim Abschied herausstellte, betrieb der Herr eine offizielle Dépannage Bateau mit entsprechender Aufschrift auf seinem Lieferwagen und mit Flyers, die er verteillte. Na ja, eine edle Yacht mit teurer Maschinerie hätte ich dem freundlichen Herrn mit seinem "Werkstatt" genannten Puff wohl eher nicht anvertraut, aber mir mit meinem einfachen Problem hat er sehr geholfen, worüber ich sehr glücklich und dankbar bin.
    Danach ging es in bekanntem Stil und in der bekannten Hitze, mein täglicher Wasserkonsum beträgt ca. 5 Liter, weiter bis Pays-de-Clerval. Habe mich mit meinem Pedalo am Ufer ein wenig unter Bäumen versteckt, im Fluss abgekühlt und mich dann auf die Suche nach einem kühlen Bier und einem Restaurant für das Nachtessen gemacht. Zuerst längere Zeit erfolglos, schliesslich fand sich Ausgangs Dorf dann aber doch sogar ein Hotel mit Restaurant.
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  • Day 8

    8. Tag - Doubs, Schleusen, VNF, Algen

    June 19, 2022 in France ⋅ ☀️ 34 °C

    Die Fahrt auf dem Doubs ist sehr schön. Das Ufer teilweise felsig und steil, dann säumen sanfte Wiesen das flache Ufer, dann wieder Büsche oder Wald und auf dem Wasser treffe ich öfters auf Felder hübscher kleiner gelber Seerosen.
    Das Schleusen klappt mehrheitlich ohne fremde Hilfe. Man lernt mit der Zeit mit den Tücken umzugehen. Ein Problem sind Algen, immer wieder die Algen. Oft schon abgestorbenes Material schwimm auf und sammelt sich vor den Schleusentoren. Um bei der Einfahrt in die Schleuse nicht darin stecken zu bleiben, nehme ich nun Anlauf und versuche dann mit viel Schwung und mit stehender Schraube durch den Algenteppich in die Schleuse zu gleiten. Das klappt oft ganz gut, hat aber den Nebeneffekt, dass ich zu schnell an der Kamera vorbei rausche, die mich nicht erfasst und sich in der Folge weigert, das eigentliche Schleusen zu starten. Das lässt sich meist beheben, indem mit Paddel bewaffnet vom Pedalo and Land klettere, am Schleusentor die Kamera suche und dann das Paddel ein paar Sekunden lang davor halte. Wieder zurück auf dem Pedalo, lässt sich die Schleuse dann in der Regel zum Weitermachen bewegen. Wenn es nicht klappt, dann halt Griff zum Telefon. Die Angestelleten der VNF (Voies Navigable de France) sind alle sehr nett und hilfsbereit. Man kennt sich inzwischen. Zwischen Strassbourg und Lion hat sich die Nachricht in der VNF verbreitet, dass ein leicht Verrückter auf einem Pedalo unterwegs sei. Die Angestellten finden das ganz interessant, plaudern mit mir, haben sowieso Dienst und stören sich daran, wenn sie mir wieder mal helfen müssen. Am späten Nachmittag erzählt mir einer, dass er mir schon den ganzen Tag hinterher fahre um die blockierten Schleusen zu entblocken. Denn so wie ich mit möglichst viel in die Schleuse einfahre, so fahre ich wieder mit Schwung durch den Algenteppich vor dem Ausgangtor hinaus und dann registriert mich die Kamera auch dort nicht und das System meint, dass sich noch immer ein Boot in der Schleuse befindet und kann den Vorgang somit nicht abschliessen.
    Nach Beaume-les-Dames blieb ich dann in den Algen regelrecht stecken. Ich hatte ca. 1h benötigt um mich durch den Kanal bis zur Schleuse vorzukämpfen und dort war der Teppich dann so dicht, dass ich es gar nicht wagte, den Schleusvorgang zu starten, aus Angst zwischen dem Schleusentor in den Algen stecken zu bleiben. Der herbeigerufene Schleusendienst versuchte die Schleuse etwas durchzuspühlen, allerdings mit sehr überschaubarem Erfolg. Immerhin betätigten die Schleuse dann manuell und beobachteten Vorgang, sodass ich sicher war, dass sich kein Tor automatisch schliessen würde, solange ich zwischen den Torflügeln noch am kämpfen war.
    Abends dann am Ufer festgemacht, mich und meine total durchschwitzten und schon stinkenden Kleider im Fluss gewaschen und dann zu Fuss ins Dorf Laissey.
    Leider absolut tote Hose. Kein Restaurant und noch nicht einmal ein Dorfbrunnen oder Wasserhahn wo ich meine leergetrunkenen Flaschen wieder hätte auffüllen können. Ich fand aber einen Pizza-Automaten und einen jungen Mann davor, der eine Pizza verzehrte. Ich liess mich von ihm beraten und instruieren und der Automat lieferte mir tatsächlich eine gebackene Pizza. Auf Wunsch hätte er sie auch tiefgekühlt hergegeben. Sagen wir mal so, mit der wirklich ausgezeichneten Qualität des Essens in all den Restaurants konnte der Automat bei weitem nicht mithalten, aber immerhin. Die Pizza war essbar und stillte meinen Hunger. Das erhoffte kühle Bier blieb mir allerdings verwehrt. Dafür kam dann aber der junge Mann ganz überraschenderweise auf seinem Roller zurück und schenkte mir eine 1.5L Flasche Wasser. Das war super nett. Er hatte mir zuvor erklärt, dass so etwas im Dorf nicht aufzutreiben sei. Sowieso gäbe es zwischen hier und Besançon rein gar nichts.
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