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  • Day 83

    Verblassender Traum von der EU?

    July 2, 2023 in North Macedonia ⋅ ⛅ 27 °C

    Anton traut sich tatsächlich in einen Barbershop im Basar-Viertel (siehe Video). Ich bin beeindruckt, wie schnell der Friseur die Schere fliegen lässt. Leider geht er auch sehr grob mit Antons Kopf um. Sein Nacken war vorher schon verspannt, aber nach dem Friseurbesuch wird es sehr schlimm. So kommen wir zu der mazedonischen Krankenhauserfahrung: Nach wiederholten Krämpfen im Hals gehen wir zunächst in ein öffentliches Krankenhaus. Erst einmal dauert es sehr lange, bis wir jemanden gefunden haben, der Englisch spricht. Dieser führt uns durch das Krankenhaus, obwohl er selbst nur Angehöriger ist. Hinein in nicht öffentlich aussehende Bereiche, durch mehrere Korridore mit verschlossenen Türen, die keiner aufmacht. Dann landen wir in der Chirugie!! Das ist ja nun ganz falsch!! Schließlich erklärt uns eine Krankenschwester, dass wir besser in ein privates Krankenhaus gehen sollten. In der Privatklinik bekommt Anton dann eine gute Behandlung, aber wir fühlen uns in unseren Alltagsklamotten neben Männern in Anzügen und schick gekleideten Frauen etwas fehl am Platz. Eine eindeutige Zweiklassengesellschaft.

    Mit Antons Halskrause gehen wir alles entspannter an und beobachten Wasserschildkröten im Park. 😍
    Ansonsten besichtigen wir natürlich auch Skopje. Der Stadtkern besteht aus riesigen Skulpturen und pompösen Gebäuden, wohingegen der Rest der Stadt aus hohen Blöcken der jugoslawischen Vergangenheit besteht.
    Viele Leuchtreklamen sind bereits auf Englisch und spiegeln den Wunsch nach EU-Zugehörigkeit wider. Das Land ist seit 2005 Bewerberland und hat für den EU-Traum sogar den Namen und die Flagge gewechselt. Der alte Name Mazedonien ist jedoch fest in den Köpfen der Menschen verankert. Wir erfahren, dass viele junge Menschen das Land verlassen, wollen, weil sie durch die Korruption im Land schlechte Jobaussichten haben. Erschreckend ist, dass deutsche Firmen zu dieser Auswanderung beitragen, indem Werbung für fehlende Fachkräfte gemacht wird. Viele Menschen verlassen das Land und kehren nur im Sommer zurück. Wir haben den Eindruck, dass sie mit ihren neuen polierten Autos zeigen wollen, dass sie es "zu etwas gebracht haben". Überall sehen wir Autos mit deutschen Kennzeichen. Dabei werden hier im Land die Arbeitskräfte dringend benötigt! Wir hören, dass dieser Fachkräftemangel mit Zuwanderungen aus z.B. Bangladesch kompensiert werden muss. Und woher nimmt dann Bangladesch seine Fachkräfte? Verkehrte Welt!
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