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  • Day 10

    Epilog

    March 12, 2020 in Italy ⋅ 🌙 4 °C

    Die Planung sah vor, vom Lago di Lugano hinunter zum Mittelmeer zu wandern, Doch es ging anders. Bereits in Pavia fand die Tour nach sieben Tagen und einhundertsiebzig Kilometern ihr vorzeitiges Ende. Eine bedrohlich wachsende Pandemie bemächtigte sich innerhalb von zwei Tagen meines Bewusstsein und Unbewusstseins und ließ mich das Weiterwandern unverantwortlich erscheinen. Angst vor dem, was vielleicht kommen würde, geboten meine vorzeitige Rückkehr. Auch der Schock, zu sehen, wie plötzlich sich vermummte Menschen misstrauisch beäugend aus dem Weg gingen. Mit zu erleben, wie schnell das berühmte italienischen 'dolce Vita' starb, ließ mich gruseln. Eine Apokalypse, die uns in Deutschland in ein paar Tagen vielleicht ebenfalls ereilen würde. Nein, weiter wollte ich nicht! Was ich auf dieser Wandertour bis dahin aber erleben durfte, war überaus positiv. Hatte ich mit einer eher eintönigen Verbindungsstrecke durch die Po-Ebene gerechnet, wurde ich während der Wanderung von der Streckenführung Tag für Tag aufs Neue überrascht. War es der schmale, steile Pfad das Bergmassiv "Campo dei Fiori" hinauf, der schneegepuderte Höhenweg mit spektakulären Blicken über die Po-Ebene hinweg bis hin zu verschneiten Alpengipfeln. Waren es die vielen Kilometer am Ticino und den verzweigten Kanäle entlang oder die Feldwege, die von Hof zu Hof an Feld- und Wiesenrändern vorbei mäanderten. Nicht zu vergessen die Pensionen, die abends ein weiches Bett und und morgens ein stärkendes Frühstück für mich bereits hielten. Geschenkt, dass die E1-Wegmarkierungen hin und wieder in die Irre führten.
    In Conclusio: eine lohnenswerte Tour, die leider unter den negativen Einfluss einer kollektiven Bedrohung geriet. Im Nachhinein betrachtet war der Schlusspunkt für die Wanderung sogar schlüssig, denn Pavia liegt am südlichen Ende des Naturparks "Parco del Ticino". Hier endet ein Abschnitt, etwas Neues beginnt. Ich wusste nicht so recht, wie ich von Pavia weiterkommen wollte. Eine Zugfahrt war als Nächstes geplant, erst ab Tortona sollte es zu Fuß weiter gehen. Doch so recht glücklich war ich mit diesem Plan nicht. Nun gibt mir Corona die Gelegenheit, meine Planung noch einmal zu überdenken. So hat alles sein Gutes.
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