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  • Day 126

    Adieu Kanada

    August 31, 2022 in Canada ⋅ ☀️ 29 °C

    Unsere letzte Nacht in Kanada haben wir auf einem idyllischen Walmart Parkplatz in Abbotsford verbracht. Wir sind erst sehr spät angekommen und in Abbotsford haben wir trotzdem noch sehr viele Obdachlose und offensichtlich drogensüchtige Menschen gesehen, deshalb haben wir einen beleuchteten Parkplatz mit etlichen anderen Campern aufgesucht. Man hat ein deutlich besseres Gefühl wenn Gleichgesinnte neben einem parken und in einer heiklen Situation jemand verfügbar ist. Es macht auch ein gutes Gefühl, wenn unser Bärenspray immer verfügbar ist. Dieser Spray hilft nämlich nicht nur gegen wildgewordene Grizzly Bären.

    Am Vormittag kaufen wir noch ein paar Dinge in Kanada ein, von denen wir glauben, dass sie in Amerika teurer sind. Wir müssen aber sehr aufpassen, denn Fleisch, Obst, Gemüse dürfen von uns nicht über die Grenze transportiert werden. Wir schaffen auch endlich den Weg zum kanadischen Postamt und können nun endlich unsere Karten in die Heimat an unsere Liebsten schicken. Möchtet ihr gerne wissen wie lange wir die Karten mittlerweile bei uns im Auto haben? Nur ein kleiner Tipp, auf den Karten ist noch der Denali abgebildet, den wir bereits vor etlichen Wochen in der Mitte von Alaska besucht haben.

    Nun ist alles erledigt und wir starten los zur 5 Kilometer entfernten Grenze. Der Abschied von Kanada fällt uns leider gar nicht leicht, denn wir haben nun zirka 3 Monate in Kanada verbracht und wurden von diesem Land und seinen Bewohnern großartig aufgenommen, wir durften unglaubliche Natur bewundern und kommen sicher ganz bald wieder hier her zurück!

    Die Wartezeit an der Grenze beträgt heute zirka 45 Minuten für uns. Der Grenzbeamte ist gleichalt wie wir und er fragt uns nur ein wenig über unsere Reiseroute der vergangenen Wochen und der kommenden Wochen aus, fragt uns seine obligatorischen Fragen bzgl Lebensmittel, Waffen, Drogen und Bargeld und 5 Minuten später ist der Grenzübertritt per Landweg von Kanada in die USA für uns erledigt. Das ging ja einfach, dachten wir uns. Gott sei Dank blieb uns die Visite vom Drogenhund erspart, der uns mit großer Sicherheit das ganze Auto schmutzig gemacht hätte.

    Unser Weg geht weiter Richtung Südosten, denn wir wollen heute noch das Hochlager vom Mount Baker erreichen. Dafür müssen wir aber ab der Grenze noch zirka 2 Stunden Fahrt hinter uns bringen. Im Visitor Center in Maple Falls und in der lokalen Ranger Station holen wir uns noch die letzten Infos. Leider erfahren wir bei den Rangern, dass gleich am Beginn der Zufahrtsstraße zum Berg ein Bach beim letzten Unwetter die Straße weggespült hat und sich unser Zustieg deshalb um 7,5 Kilometer und 600 Höhenmeter verlängern wird. Die Straße ist dort nur ganz am Rand passierbar, an ein vorbei kommen mit dem Auto ist also nicht zu denken. Mit dem schweren Rucksack ist der jetzige Zustieg von gesamt zirka 15 Kilometern und 1450 Höhenmetern nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen. Der Beginn des Trails hinauf zum Anfang des Gletschers ist wunderschön. Außer uns ist keiner hier unterwegs. Absolute Wildnis und absolute Einsamkeit, was kann man sich schöneres wünschen? Wir gehen lange durch den hunderte Jahre alten Zedernwald, kommen an beeindruckenden Wasserfällen vorbei und genießen ab der Hälfte einen großartigen Ausblick auf drei verschiedene Gletscher. Was für eine Traumtour! Nach fast 4 Stunden wandern kommen wir im höchsten Zeltlager vor dem Gletscher an. Der Himmel verfärbt sich schön langsam rot/orange, denn bis zum Sonnenuntergang dauert es nun nicht mehr lange. Wir suchen uns einen geraden Platz aus, auf dem schon viele andere vor uns gezeltet haben und einen tollen Windfang aus Steinen errichtet haben. Ein glasklarer Bach rinnt direkt an unserem Zelt vorbei. Ein kleines Stück weg von uns hat eine 5 köpfige Gruppe ihre Zelte aufgeschlagen. Es stellt sich heraus, dass 2 von dieser Gruppe Bergführer sind und sie kommende Nacht um 2 Uhr mit ihren 3 Kunden zum Gipfel des Mount Baker aufbrechen wollen. Das trifft sich wirklich sehr gut für Jutta und mich, denn im Dunklen durch ein uns unbekanntes Gletscherspaltenlabyrinth durchfinden gehört nicht zu unseren liebsten Aufgaben, deshalb ist es in so einem Fall immer gut, wenn man ortskundige Seilschaften vorausgehen lässt. Wir haben ja keinen Stress. Die 5 köpfige Gruppe ist bereits seit 3 Tagen hier im Lager. Sie haben einen Hochtourenkurs mit Gletscherkunde, Spaltenbergung und Überleben im Feld absolviert. Alle haben einen Haufen Fertignahrung dabei aber sie erzählen uns, dass sie diese Bergsteigernahrung schon bald nicht mehr sehen können. Das schon am Abend des dritten Tages? Da wird es für sie wohl nichts mit der Karriere auf höheren Bergen, an denen man wochenlang nur von diesen Päckchen lebt.

    Jutta und ich stellen schnell das Zelt auf und sortieren die für morgen benötigte Ausrüstung. Seil, Karabiner, Steigeisen und Eisschrauben, hoffentlich haben wir nichts vergessen. Wir planen unseren Abmarsch für 2 Uhr morgens, um mit der 5 köpfigen Gruppe gut aufschließen zu können. Wir schlüpfen nun schnell in den Schlafsack, denn es ist schon 21 Uhr, in 4 Stunden läutet unser Wecker. Ein schöner 3. Hochzeitstag geht zu Ende!
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