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  • Day 315

    Kigali

    September 10, 2023 in Rwanda ⋅ ☁️ 23 °C

    Am Sonntagnachmittag kam ich in der Hauptstadt Ruandas an: Kigali.
    Ich checkte lediglich in meine Unterkunft ein, besorgte mir eine Simkarte und lief etwas durch die Innenstadt. Die Stadt ist das komplette Gegenteil von Kampala. Hier ist es super sauber, alles scheint organisiert und die Menschen haben vom Aussehen her definitiv einen anderen Lebensstandard. An jeder Kreuzung stehen Polizisten, ergibt Sinn das Ruanda eines der sichersteln Länder Afrikas sein soll 😄Ehrlich gesagt kommt es einem in der Stadt nicht vor, als wäre man in Afrika 😄
    Am nächsten Tag erkundete ich die hügelige Hauptstadt. Ich besuchte das Genozid Museum und lernte viel über die ragische Geschichte Ruandas. Kleine Zusammenfassung: Im Jahr 1994 ereignete sich hier ein Völkermord bei welchem ca 1 Millionen Menschen brutal ermordert wurden. Der Massenmord fand zwischen zwei verschiedenen Stämmen den Hutu und Tutsi statt. Hutu waren überwiegend die ärmeren Bauern und Tutsi die reicheren Lehnsherren. Früher wurde wie folgt unterteilt: wer mehr als 10 Kühe besitzt war ein Tutsi, wer weniger besitzt ein Hutu. In der Kolonialzeit besetzte erst Deutschland und dann Belgien das Land. Die Belgier unterstützten die Tusti, da diese das Land regierten. Sie unterteilten die Gruppen ebenfalls aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes. Tusti waren eher schlank und groß während Hutu klein und stämmig waren.
    Die Zusammenarbeit zwischen Kolonialherren und Tusti verbreitete Unruhen auf Seiten der Hutu. Als Ruanda 1962 die Unabhängigkeit erlangte, waren es die Hutu welche das Land regierten. Es fliehten bereits viele Tusti in Nachbarländer und die Unstimmigkeiten der beiden Gruppen nahmen zu. 1994 wurde das Flugzeug des Hutu Präsidenten abgeschossen. Bis heute ist unklar wer für die Ermordung des Präsidenten verantwortlich ist. Daraufhin ereignte sich der Völkermord welcher 100 Tage andauerte. Die Hutu töteten und vergwaltigten die Tutsi. Nachbar töteten Nachbarn, überwiegend mit Macheten. Vor Kindern wurde kein Halt gemacht. Hutu Frauen, welche mit einem Tutsi Mann verheiratet waren, wurden vergewaltigt als Lehre ihrer Misstaten und anschließend gezwungen ihre eigenen Kinder umzubringen, da in diesen das Tutsi Blut fließe. Der Tutsi Mann wurde ermordert.
    Es war ein regelrechtes Blutbad. Viele Tusti flüchteten in Kirchen. Sie wurden allerdings von den Priestern verraten, sodass sie in den Kirchen vergewaltigt und ermordert wurden.
    Teilweise wurden die Hutu von Frankreich mit Waffenlieferungen unterstüzt. Friendsmissionare aus Belgien wurden ebenfalls ermordert.
    Nach 100 Tagen wurde der Massenmord gestoppt, da eine Militärarmee aus Uganda die Rwanda Patriotic Front (RPF) in Uganda einmaschierte und das Morden stoppte. Aber auch danach kam es vereinzelt zu Anschlägen zwischen Hutu und Tutsi. Angeblich leben heute alle im Einklang... Ich lernete ein Local aus Ruanda kennen. Ihr Vater ist Tutsi und ihre Mutter eine Hutu. Sie meinte als Mix aus beiden hätte sie es in der Schule schwer gehabt. Die Trennung der Gruppen und die Spannung zwischen beiden, sie gelegentlich immer noch zu spüren...

    Ich erkundete mich bereits zuvor über die Geschichte. Dies war einer der Hauptgründe für mich in das Land zu reisen und mir ein eigenes Bild davon zu machen.
    Danach besuchte ich noch das Denkmal für die belgischen Peacekeeper die ebenfalls ermordert wurden.
    Ein trauriger aber sehr aufschlussreicher Tag. Bevor ich mich mit der Thematik auseinandergestzt hab, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, dass es einen Genozid in Ruanda 1994 gab. Reisen bildet 🤓😄

    Danach schlenderte ich noch etwas durch die Stadt und fand ein super leckeres all you can eat local restaurant für 3,50€ 😄 Da musste ich zuschlagen 😂

    Am nächsten Tag entschloss ich mich eine Wanderung zu unternehmen. Im Internet findet man recht wenig Infos zu Ruanda, ich begab mich dennoch auf das Abenteuer. Zuerst musste ich ein Minibus nehmen. 1,5h später erreichte ich das Dorf in welchem die Wanderung starten sollte. Tatsächlich fand ich den Wanderweg und wanderte los. Es ging 2,5h steil bergauf. Ich schwitze und wunderte mich wiedereinmal wie die Einhemischen solch sperrigen Gegenstände nach oben transportieren konnten. Die Wanderwege führten durch kleine Dörfer, einen Wald und Felder. Die meisten grüßten und waren freundlich allerdings gab es auch einige, insbesondere Kinder die einen mit den vermutlich einzigen Worten die sie auf englisch kennen ansprachen: Give me money! Das war tatsächlich ziemlich nervig. Kurz vor dem Gipfel war ich von vielen Kindern umgeben die durchgehend nach Geld fragten und andere Kinder riefen. Sie kamen von allen Seiten und ich befand mich zu der Zeit auf einem sehr schmalen Wanderweg mit steilem Abhang. Auch eine erwachsene Frau folgte mir. Das wurde mir alles zu unheimlich und auch wenn ihr es nicht glauben wollt, die Vernunft siegte gegenüber meine Ehrgeiz den Gipfel zu erreichen. So drehte ich ca 500m vor meinem Ziel um, da ich befürchtete die Kinder und die Frau würden mich ausrauben 🙈😄
    Die Wanderung war trotz dessen wunderschön. Ich wanderte gemütlich zurück und genoß mein Frühstück mit genialem Ausblick. Ruanda ist auch bekannt als das Land der 1000 Hügel bzw die Schweiz Afrikas. Die Beschreibungen treffen zu 100% zu. Die Landschaft ist atemberaubend.

    Am nächsten Tag setzte ich meine Reise nach Gisenyi fort. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zum Kongo und am Lake Kivu :)
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