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  • Day 11

    Maun

    June 16, 2019 in Botswana ⋅ ⛅ 15 °C

    Am Morgen räumen wir viel zu spät unser Lager. Immer noch herrscht ein großes Taschen- und Kistenchaos. Wie viel einfacher ist es doch, mit unserem Camper zu reisen. Da hat jedes Teil seinen eigenen Platz, das Meiste ist sogar in Schränken verstaut.
    Bis zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Maun, liegen 450 km. Davon sind die ersten 13 tief ausgefahrene Sandpiste. Danach, ich weiß nicht, was schlimmer ist, abgebrochener Asphalt mit riesigen, tiefen Schlaglöchern. Einmal kann Viktor nicht mehr ausweichen, und wir rauschen mit 100 km/h hinein. Von der Rückbank, auf der Jonas wegen seines geschädigten Rückens manchmal liegt, kommt nur ein trockener Kommentar: " Mein BMW hätte es jetzt hinter sich. "
    Auf unserem Weg nach Maun passieren wir kleine Siedlungen ohne jegliche Versorgungsmöglichkeit.
    Die Gegend, durch die wir fahren, gehört zur typischen Savannenlandschaft. Lichte Wälder wechseln mit trockenem Grasland und Buschsavanne. Es gibt unzählige Akazien, deren Wurzelwerk weitläufig den staubigen Boden fixiert.
    Nachtfahrten sollte man nicht nur wegen der schlechten Pistenqualität vermeiden. Insbesondere während der kühlen Wintermonate suchen viele Tiere nach Einbruch der Dunkelheit die Nähe zum wärmespeichernden Asphaltbelag. So sind Unfälle mit Spring- oder Steinböcken, Schakalen oder Rindern entlang der Strecke leider nicht ungewöhnlich, aber sehr gefährlich.
    Kai und Carsten geraten blöderweise in eine Polizeikontrolle und müssen jeweils umgerechnet 30 Euro bezahlen. Viktor, das deutsche Brötchen, ( wie er von seinen Brüdern genannt wird) fährt angemessen.....aber auch nur, weil er mit dem Leihwagen " keinen Hering vom Teller ziehen kann.
    An einem kleinen Kiosk kaufen wir uns drei Botswana Telefonkarten. Über eine Hotline versuchen wir, uns zu registrieren, da man das in dem Kiosk nicht kann. Bei Jonas klappt es gut. Meine Registrierung scheitert daran, dass der Mitarbeiter Germany nicht kennt. Er fragt ständig nach Dschirmie und Jimmy, und nachdem ich - zig Minuten damit verbracht habe, Germany zu buchstabieren, reißt die Verbindung ab. Wir haben kein Netz mehr, aber leider auch keine aktivierte Telefonkarte. Nun müssen wir bis Maun warten.

    Maun wird oft als die botswanische Safarihauptstadt bezeichnet. Bis zum Beginn der 90er Jahre war die Stadt nur über staubige Pisten zu erreichen und besaß dementsprechend eine rauhe Wildwest Atmosphäre am Rande der Wildnis.
    Der wohl auffälligste Farbakzent im Straßenbild Mauns wird von den viktorianischen Trachten der Herero - Frauen gesetzt. Vor mehr als 150 Jahren machte es sich die Missionarsehefrau Emma Hahn zur Aufgabe, die Frauen der Herero von ihrer damaligen Nacktheit zu " befreien " und brachte ihnen das Nähen bei. Die Herero Frauen kopierten die Kleider der Missionare und kombinierten sie mit eigenen Elementen, z.B. der auffälligen, quergestellten Kopfbinde, die die Hörner einer jungen Kuh symbolisieren sollen.
    Gerade unter den Hereros ist die Christianisierung weit fortgeschritten und hat deren ursprüngliche Religion weitgehend verdrängt.
    Am Nachmittag erreichen wir unser nächstes Lager: Kaziinkini Camp.
    Hier funktioniert erstmals nichts. Elefanten haben hier ziemlich gewütet und ein paar Wasserleitungen zerstört. Die Toilettenspülung ist trocken, aus der Dusche kommt zunächst gar kein, später nur kaltes Wasser.
    Egal, unserer guten Stimmung können solche Kleinigkeiten in keiner Weise Abbruch tun.
    Zum Abendessen verspeisen wir Oryxsteaks, Blumenkohl und auf dem Feuer zubereitetes Kartoffelgratin. Köstlich!!!
    Hier ahnen wir noch nicht, welche Überraschungen die Nacht uns noch bringen wird.
    Irgendwann werde ich wach durch das Knacken von Ästen. Ich frage mich, warum die Männer, die eben noch am Feuer saßen, schon wieder Holz sammeln. Es war doch noch genügend da. Als ich neben mir in das Bett schaue, liegt Viktor seelenruhig da. Wer, zum Teufel, bricht das Holz ab?
    Leise krabble ich zum Eingang unseres Zeltes und spähe aus dem Moskitonetz . Die obere Zeltplane hat mein Mann erst gar nicht zugemacht.
    Oh! Was steht denn da für ein LKW hinter Kais Auto? Der war doch am Abend noch nicht da! Plötzlich setzt er sich in Bewegung, ohne Motorengeräusch. Da stimmt was nicht. Und dann sehe ich ihn .... im Schein des Vollmonds, der unser Lager spärlich ausleuchtet: der vermeintliche LKW ist ein riesiger Elefant, der die Äste von den Bäumen über uns abknickt als seien es Streichhölzer. Seine Stoßzähne blitzen im Mondlicht, und er frisst ununterbrochen, ohne sich an unserer Anwesenheit zu stören.
    Ich wage kaum zu atmen, denn die Entfernung zu ihm beträgt keine 5 Meter, und ich fühle mich alles andere als sicher.
    Und dann geht alles Schlag auf Schlag: Immer mehr Elefanten streifen durch unser Camp und um unsere Autos. Es scheint die Herde zu sein, die wir nachmittags an einem fast ausgetrockneten Wasserloch gesehen haben. Aber da waren sie mir noch wesentlich sympathischer, da sie sich in sicherer Entfernung befanden und es hell war.
    Nun können wir sie nicht nur sehen, sondern hören und - wie ich meine - sogar riechen. Eine gefühlte Ewigkeit verweilen sie an unserem Platz, bis sich die meisten schließlich in Bewegung setzen und weiter in den Busch laufen. Bis auf zwei, die sich in unserer Nähe wohl zu fühlen scheinen. Der eine reißt unaufhörlich riesige Äste vom Baum. Beim Fressen schmatzt er und gibt die lustigsten Laute von sich. Und dann - wenn ich nicht so große Angst hätte, müsste ich laut lachen - macht er mit seinem Magen ein Geräusch, das sich anhört wie eine kräftige Klospülung.
    Der andere hält sich nicht am Fressen auf. Der randaliert nur, was das Zeug hält: schmeißt den Mülleimer um, poltert durch das Unterholz und nimmt die komplette Wasserleitung unseres Camps auseinander.
    So wechseln sich die Schmatzgeräusche ab mit knack, gulp, crash, rumms und Klospülung. Es dauert mindestens noch eine fürchterliche halbe Stunde, bis Rambo und Klospülung weiterziehen. In der Zeit bewege ich mich keinen Millimeter und presse die Hand fest auf meinen Mund, damit ich nicht schreien kann.Ich bin schweißgebadet in meinem Marienkäfernachthemd, während Viktor relativ gechillt neben mir hockt. Als ich versuche, zu den Kindern im Nachbarzelt Kontakt aufzunehmen, verbietet er mir das und befiehlt mir, leise zu sein. Dabei will ich mich nur vergewissern ob es den potentiellen Eltern meiner zukünftigen Enkelkinder gut geht .
    Doch am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass sowohl die Beiden als auch Kai und Karola das nächtliche Theater komplett verschlafen haben. Unglaublich!!!!
    Außer den Elefanten hat auch ein Honigdachs das Lager heimgesucht und die Küche der kleinen Dschungelbar total verwüstet.
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