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  • Day 25

    Mangroven-Mordor-Modder

    December 14, 2023 in New Zealand ⋅ 🌬 21 °C

    Es fällt mir schwer, aus dem schönen „The Sands Motel“ auszuchecken und diesen paradiesischen Ort zu verlassen. Doch die neue Etappe ruft und die geht am Bootssteg in Ngunguru los. Zusammen mit 3 anderen Wanderern warten wir auf James, der uns gegen 13 Uhr mit dem Motorboot abholt und über den Ngunguru River fährt. Anschließend erhalten wir von ihm genaue Instruktionen fürs Weiterlaufen. Wie im Schulunterricht sitzen wir vor ihm und er erklärt mithilfe einer Tafel und selbstgezeichneten geographischen Karten den weiteren Weg.
    Der führt unter anderem über privates Mãori Land, wo er sich extra eine Genehmigung eingeholt hat, dass wir dies betreten dürfen. Ganz wichtig: Großes Geschäft machen ist dort strengstens verboten, kleines Geschäft ist erlaubt, aber kein Klopapier 🧻 .

    2 Flüsse und ein Sumpfweg müssen durchquert werden und wegen der Gezeiten gibt er uns Uhrzeiten vor, wann wir spätestens bei den Flüssen sein müssen, damit wir nicht von der Flut weggeschwemmt werden. Das allein erzeugt schon immensen Druck in mir, rumbummeln und entspannt mit unseren immer noch sauschweren Rucksäcken wandern, ist heute leider nicht.

    Pünktlich zur vereinbarten Zeit sind wir am ersten Fluss, dem Horahora River und gehen mit Sack und Pack da rein. Das Wasser steht mir zum Glück nicht bis zum Hals sondern nur bis zur Hüfte. Ich bin heilfroh, dass mein Rucksack halbwegs trocken bleibt. Wir sind schon fast durch, als es nochmal richtig tief wird. Doch Danny findet schnell eine andere Stelle, die flacher ist und schon sind wir am anderen Ufer.

    Aber jetzt beginnt der wirklich „interessante“ Teil, denn wir laufen ein Stück durch sehr übel riechenden Mangroven-Sumpf. Weil wir unsere Schuhe nicht ramponieren wollen, entscheiden wir uns, barfuß dadurch zu laufen. Und so sinken wir Schritt für Schritt in den warmen Schlamm, das hat fast schon was von einer Wellness-Behandlung.

    Nach endlosen Kilometern an der Straße entlang, erreichen wir den Taiharuru River. Durch die Ebbe ist er noch weitgehend flach und wir folgen seinem Verlauf parallel zum Ufer. Leider liegen hier sehr viele Muscheln und sogar Austern, an denen ich mir meine Füße aufschlitze. Wir sind so mit dem Weg beschäftigt, dass wir den Ausgang zum Zeltplatz verpassen und einfach weiterlaufen. Die Flut kommt allmählich zurück und das Wasser in den Sandlöchern füllt sich zunehmend. Wir stampfen wieder durch einen Mangroven-Sumpf und ich bin heilfroh, als wir einen endlich einen Ausgang aus dem Wasser, dem Schlamm und dem Mangrovendickicht entdecken. Der ist zwar illegal, denn wir öffnen das Tor zu Privatland und einer Kuhweide. Aber Hauptsache, draußen, denn das Wasser steigt.

    Jetzt erst checken wir, dass wir viel zu weit gegangen sind. Der angesteuerte Zeltplatz liegt kilometerweit hinter uns und der nächste ist für heute Abend unerreichbar. Und wieder haben wir Glück. Wir treffen auf Evy mit ihrem Vater, er hat sie gerade von der Reitstunde abgeholt. Sie fahren uns zum Jagger‘s Camp, einem wunderschönen Campingplatz, der allerdings ganz schön in die Jahre gekommen ist, da sich niemand mehr um diesen Platz kümmert. Trotz des starken Windes schaffen wir es das erste Mal innerhalb von ein paar Minuten unser Zelt aufzubauen. Wir freuen uns riesig!

    Wir trinken warmen Tee und schwatzen mit zwei anderen Campern. Ein Junge namens Kayden und sein Vater sind hier, um besondere Vogelarten in diesem Gebiet zu fotografieren. Wir sind beeindruckt von dem Wissen des 12 jährigen. Es ist schon lange dunkel, als wir müde in unsere Schlafsäcke kriechen. Wir haben zwar versucht, uns den stinkenden Mangroven-Modder von den Beinen zu waschen, aber Reste kleben noch immer an uns. Der Gestank wiegt uns in den Schlaf.
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