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- Día 11
- viernes, 25 de marzo de 2022
- 🌫 12 °C
- Altitud: 488 m
EspañaNájera42°24’55” N 2°44’3” W
Navarrete - Nájera (~16.5km)

Gestern habe ich schon beschlossen, heute nur eine kurze Etappe zu gehen, um zu sehen, wie es meinen Füßen geht und da ich dann (mit 3 eher "kürzeren" statt 2 sehr langen Etappen) wieder eher in der vorgeschlagenen Unterteilung bin. Außerdem unterscheiden sich die Angaben ob die Unterkunft im darauffolgenden Ort 5 km weiter geöffnet ist oder nicht und da meine App bisher häufiger recht hatte als der Ausdruck, den ich in SJPDP bekommen habe, gehe ich lieber kein Risiko ein. Danach nochmal 10 km mehr laufen zu müssen, weil zu war, will ich definitiv vermeiden. Es wird heute also ein eher kurzer Tag und so drehe ich mich entspannt nochmal um, als ich Catherine um halb 7 aufstehen höre.
Um halb 8 stehe ich aber auf und gehe ins Bad. Auch Jean-Luc ist inzwischen wach und frühstückt erst mal in Ruhe mit seiner Frau. Als der andere Franzose auch um kurz vor 8 noch schläft, werde ich ein bisschen nervös, denn um halb 9 müssen wir die Herberge spätestens verlassen und nach den Erfahrungen der letzten Tage habe ich ausnahmsweise nicht am Abend vorher so gerichtet, dass ich leise packen oder alles in den Aufenthaltsraum räumen könnte. Zum Glück wird er um 8 doch wach und Jean-Luc macht die Rollläden hoch. Zwanzig Minuten später bin ich bereit zum Abmarsch und verabschiede mich. Wir treffen uns unterwegs zwar nochmal, aber sie wollen heute alle weiter als ich.
Ich bin froh, mir heute wenig vorgenommen zu haben, denn ich komme schlecht voran. Die Ferse geht zwar, wenn ich nicht daran denke, aber nach jeder Pause brauche ich eine Weile, um wieder in den Tritt zu finden. Das kalte Wetter trägt auch dazu bei, denn ich brauche jedes mal einige Minuten, bis die Muskeln wieder warm sind. Trotzdem brauche ich heute einfach viele Pausen, denn auch wenn es die meiste Zeit hauptsächlich flach ist, strengt mich das Laufen heute ziemlich an. Landschaftlich hat die Strecke an der Autobahn entlang auch wenig zu bieten, trotzdem lasse ich den Umweg von einem Kilometer über ein kleines Dorf sein, der eine schönere Aussicht verspricht. Es ist heute nämlich extrem neblig, da wird auch dort die Aussicht nicht besser sein. Der Nebel hält sich extrem lange und er ist nicht von der schönen Sorte, der die Welt ruhig und geheimnisvoll erscheinen lässt, wie ihn die Dichter in der Romantik beschreiben, sondern von der nass-kalten, ekligen Sorte, eher so depressiv wie in Hermann Hesses Gedicht "Im Nebel", das ich mal für die Schule auswendig lernen musste.
Nach der Autobahnstrecke führt der Weg durch Weinberge. Das mag bei schönem Wetter bestimmt toll sein, aber durch den Regen der letzten Nacht wate ich stellenweise einfach nur durch roten Lehm-Matsch, es ist kalt und nass und meine Füße schmerzen. Außerdem bin ich extrem langsam unterwegs. Wenn das die nächsten Tage nicht besser wird, überlege ich wirklich, ob es nicht besser wäre, zum Beispiel in Burgos abzubrechen und nach Hause zu fahren. Burgos ist der nächste große Ort, den ich in ca 4 Lauftagen erreiche und von dem eine Abreise (und vielleicht irgendwann eine erneute Anreise) am einfachsten möglich wäre.
Das einzige Highlight heute erlebe ich an einem kleinen runden Unterstand, an dem angeblich Roland aus dem Rolandslied gegen einen Riesen gekämpft haben soll. Ich mache hinter der Hütte eine kurze Pause, als ich plötzlich Musik höre. Ich sehe erst mal nichts und bin sehr verwirrt, dann taucht jedoch hinter der Hütte ein Radfahrer auf, der anscheinend als einziges Gepäckstück einen Lautsprecher im Rucksack hat.
Nach einer Weile erreiche ich den Ort. Durch Nájera zieht sich der Weg aber auch zuerst durch einige nicht gerade hübsche Wohngebiete, bevor man die Altstadt erreicht. Wenigstens das Wetter ist inzwischen ein wenig besser und ganz selten blitzt sogar die Sonne raus. Die private Herberge am Ortseingang hat noch nicht geöffnet und ist eher von der teureren Sorte, sodass ich mich entscheide, zur großen öffentlichen Herberge mit riesigem Schlafsaal zu laufen. Der Reiseführer spricht von 90 Betten in einem großen Saal, aber ich glaube weder dass so viele Pilger heute ankommen, noch dass unter Coronabedingungen der ganze Saal belegt wird. Außerdem habe ich die letzte Nacht ja mehr als ausreichend geschlafen.
Um kurz vor 2 erreiche ich die Herberge, die offiziell erst um 2 eröffnet. Die beiden Freiwilligen begrüßen mich als erste Pelegrina des Tages aber schon sehr gerne. Außerdem sind sie die ersten, die sich meinen Perso anscheinend genauer anschauen und feststellen, dass ich in 5 Tagen Geburtstag habe. Ich sage nicht, dass ich da eventuell bereits abreisen muss und freue mich über die Kommentare, dass ich noch gar nicht wie Ende 20 aussehe. Auch wenn sie sich offensichtlich gerne weiter mit mir unterhalten würden, lege ich mich für ein paar Stunden in Ruhe aufs Bett. Der Schlafsaal wurde in den letzten Jahren wohl umgebaut, denn er enthält nur etwa halb so viele Betten wie der Reiseführer angedroht hat und nach jeweils zwei Doppelbetten befindet sich eine kleine Trennwand.
Meine Ferse sieht ein wenig besser als gestern aus, trotzdem überprüfe ich mal die Abreisemöglichkeiten und schaue, wie viele Etappen es bis Burgos wären und ob dort im Notfall auch Busse fahren würden. Morgen laufe ich auf jeden Fall noch eine normale Etappe, die auch wieder ein paar mehr Steigungen als heute hat und entscheide dann, ob ich es meinen Füßen weiter zumuten kann oder nicht.
Außer mir sind noch zwei weitere Pilger angekommen, ein Niederländer namens Chris und Simon aus Belgien, der tatsächlich den ganzen Weg aus Belgien gelaufen ist und im Winter mit seinem Zelt unterwegs war. Der eine Hospitaliero schlägt vor, gemeinsam zu essen, sie besorgen ein wenig Brot und jeder stellt auf den Tisch, was er noch so hat. Das klingt nett und wir sagen alle zu, ohne zu ahnen, was für ein Abendmahl uns erwarten wird.
Der andere Hospitaliero, Davide aus Spanien, der kaum Englisch spricht, hat nämlich eine Leidenschaft fürs Kochen und läuft für uns zur Höchstform auf. Es gibt eine dicke Suppe zur Vorspeise, die alleine schon satt macht, gefolgt von einer Art Kroketten nach spanischer Art mit Blutwurstfüllung, sowie Empanadas mit Thunfisch-Ei-Füllung und es schmeckt alles köstlich! Dazu ein Glas Rioja-Wein und die Gespräche tragen ihr übriges zu einem angenehmen Abend bei. Zum Nachtisch gibt es noch für jeden ein Stück spanischen Käsekuchen mit Streuseln, ebenfalls selbstgemacht von Davide.
Vorstellen muss man sich Davide übrigens als großen Typ mit Vollbart, langen Haaren, komplett tätowierten Armen und auch am Kopf einen Streifen kahl rasiert und tätowiert. Michele, der andere Hospitaliero, stammt aus Italien und betreibt dort in Siena ein Bed&Breakfast, und ich habe bisher keine Albergue erlebt, wo die beiden Hospitalieros so bemüht und fürsorglich waren wie hier. Davide fragt, ob noch jemand warme Milch oder irgendetwas anderes zum Einschlafen braucht und verspricht uns, uns morgen auch mit Frühstück zu versorgen, da er sowieso immer um halb 5 aufwachen würde. So früh will keiner von uns aufstehen und wir einigen uns auf Frühstück um halb 8.Leer más
ViajeroSo schöne gemeinschaftserlebnisse bleiben dir bestimmt lange in Erinnerung...wie schön das du solche Camino erfahrungen machen kannst...ich fiebere von zu hause aus mit, wie jeweils dein tag verläuft...fühl dich gedrückt!
Ich habe jetzt erstmal Hermann Hesse, Im Nebel gesucht, gefunden und gelesen. Ja, da kann ich mir die Stimmung ungefähr vorstellen. Du kannst den Weg, die Begebenheiten und Empfindungen wunderbar beschreiben. Liebe Grüße Ch [Christine]