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  • Hari 11

    Tag 10: Sa Pa - Teil 1

    27 Juni 2023, Vietnam ⋅ ☁️ 23 °C

    Eine halbe Stunde vor Ankunft des Zuges weckt der Zugbegleiter uns durch Klopfen an die Abteiltür. Ich bin nicht sicher, wie man das über das laute Klappern des Zuges hören soll, wenn man tatsächlich noch schläft, aber ich bin sowieso schon wach. Der Zug war die ganze Nacht so laut wie ein durchfahrender Güterzug an einem Bahnhof, sodass ich trotz Ohrstöpseln kaum geschlafen habe. Auch das "sanfte in den Schlaf schaukeln", das die Werbung angekündigt hat, war eher ein starkes Schütteln, das mich stellenweise fast aus dem Bett katapultiert. Das Konzept Nachtzug finde ich trotzdem weiterhin toll, denn in Deutschland schlafe ich eigentlich auch im Sitzen sehr gut in der Bahn. Irgendwann möchte ich es nochmal auf einer anderen Strecke und mit einem anderen Zug probieren.
    Jetzt steht aber erstmal die Ankunft in Lào Cai an, von wo uns ein Transporter nach Sa Pa bringen wird. Zuvor wird im Zug noch Kaffee oder Tee am Morgen angeboten, der jedoch nicht im Preis inbegriffen ist. Der Italiener lädt unser Abteil jedoch auf eine Runde ein und kurz danach erreichen wir den Bahnhof.

    Schon die Fahrt nach Sa Pa bietet eine tolle Aussicht auf die Berge, obwohl heute alles sehr nebelverhangen aussieht. Gegen halb 8 erreichen wir das Büro der "Sapa Sisters" in Sapa, über das wir unsere Wanderung gebucht haben. Da unsere Guide erst um 9 Uhr kommt, bleibt genug Zeit für ein Frühstück in einem benachbarten Restaurant und einen Ausflug in einen der vielen Shops, wo Kerstin noch eine Regenjacke und ein paar Souvenirs kauft. Ich möchte keine unnötigen Dinge mit mir herumtragen, weshalb ich nichts kaufe.
    Zurück im Büro der Sapa Sisters stellt sich heraus, dass wir problemlos einen Teil des Gepäcks bis morgen dort lagern können. Michael und ich haben jedoch nur Dinge eingepackt, die wir tatsächlich brauchen könnten, sodass wir keinen Bedarf haben. Vom Schuhwerk her scheinen wir im Vergleich am Besten ausgestattet und sind im Laufe der beiden Tage auch froh darüber. Celine hat nicht mal einen Rucksack mitgebracht, sondern trägt ihre Sachen in einer Stofftasche sowie einen großen Regenschirm mit sich, hat damit aber keinerlei Probleme.

    Kurz vor 9 Uhr kommt unsere Tourführerin "Little Mu" und bespricht mit uns die Routenoptionen. Auch wenn Jan ursprünglich eine Tour mit dem Label "hard" gebucht hat, entscheiden wir uns auch aufgrund des Wetters für "medium/hard" mit rund 13-15 Kilometern. Das klingt meiner Einschätzung nach gut machbar für einen Tag und die Gruppe, auf dem Camino bin ich schließlich pro Tag meistens über 20 km gelaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch keine Ahnung, was das Verständnis der Sapa Sisters von "medium/hard" bedeutet...

    Wir folgen Little Mu aus der Stadt heraus und werden bereits jetzt von mehreren Frauen begleitet, die Körbe mit Souvenirs mit sich tragen. Wenn diese Frauen die Tour in Sandalen und Little Mu in Gummistiefeln bewältigen kann, kann es schon nicht so schwer werden.
    Kurz nach Ortsende verlassen wir die Straße auf einen kaum erkennbaren Feldweg, der steil berauf führt. Stellenweise muss man mit großen Schritten über mehrere Steine hinaufsteigen. Schnell wird klar, dass das für Kerstin zu anstrengend ist. Little Mu bietet an, eine der uns folgenden Frauen zu bitten, mit Kerstin den Weg über die Straße zu unserem Mittagspausenort zu laufen, sodass wir uns dort wieder treffen. Sie begleitet die beiden den Berg wieder runter zurück zur Straße, während wir warten.

    Meine Annahme, dass es nach dem ersten Aufstieg wieder auf befestigten Wegen weitergeht, erweist sich als falsch. Tatsächlich führt fast der gesamte Vormittag querfeldein über steile Stellen und durch enge Wege bergauf, ein Stück gehen wir sogar komplett ohne Weg durch ein Maisfeld, auch hier bergauf.
    Die Aussicht ist zwar auch trotz Nebel atemberaubend, aber es ist extrem anstrengend, zumal ich die kürzesten Beine habe und mir deshalb stellenweise eigene Trittsteine suchen muss, da die Abstände der Steine, auf die die anderen treten, viel zu groß sind.
    Die Verkäuferinnen begleiten uns den gesamten Vormittag und basteln uns allen kleine Pferde und Herzen aus Gras.
    Außerdem erkundigen sich regelmäßig sehr höflich, ob alles in Ordnung ist, wenn ich wohl besonders fertig aussehe.
    Kurz vor Mittag setzt auch noch leichter Regen ein, glücklicherweise laufen wir inzwischen ein Stück auf befestigter Straße. Bei der Hitze und Anstrengung macht die Regenjacke aber leider keinen Unterschied, da man zwar dann nicht von außen, aber innen nass wird.

    Durch die Verzögerung am Vormittag erreichen wir das Restaurant für die Mittagspause etwas später als erwartet.
    Die Verkäuferinnen bieten jetzt ihre Waren an und Jan kauft ein paar Kleinigkeiten, um sich für die Unterstützung seiner Mutter zu bedanken.
    Während Mu unser Essen organisiert (wie immer große Portionen verschiedener Gerichte, die wirklich gut schmecken), berichtet Kerstin, dass sie an den Eingangsstufen des Restaurants gestolpert und auf die Knie gefallen ist. An ein Weiterlaufen ist für sie nicht zu denken, vor allem wenn der Nachmittag ähnlich anstrengend wie der Vormittag wird. Für sie wird deshalb ein Taxi organisiert, dass sie zu unserer Übernachtungsunterkunft fahren wird. Unsere Mittagspause fällt deshalb länger aus, da wir warten, bis sie abgeholt wird, was mir aber nicht Unrecht ist, um mich etwas zu erholen.

    Die Verkäuferinnen bleiben in ihrem Dorf zurück, während wir zum zweiten Teil aufbrechen. Der Nachmittag führt nun größtenteils bergab, was ich persönlich angenehmer finde, aber nicht weniger anstrengend als der Vormittag ist. Dafür kommt inzwischen die Sonne raus und das hebt die Stimmung bei allen. Nhung singt schon den ganzen Tag laut vor sich hin, kennt von vielen Liedern aber gerade mal den Refrain. Sie und Michael versuchen Songs zu finden, die beide kennen. Die Auswahl fällt aber relativ klein aus und so ganz überzeugend finde ich ihre Darbietungen von "Last Christmas" bei sommerlicher Hitze in den Bergen ehrlich gesagt nicht.
    Unterwegs sehen wir nun nicht nur die ersten Reisterassen, sondern treffen neben Pferden auch mehrere Wasserbüffel, die zum Teil ihrem Namen entsprechend im Wasser der Hitze entgehen wollen.
    Da der Abstieg zum Teil steil, auf jeden Fall aber anstrengend ist und Jan über leichte Schmerzen im Knie klagt, schneidet Mu ihm zwei Bambusstöcke zurecht, mit denen er besser bergab laufen kann.

    Wir haben das Tal inzwischen erreicht und sehen schon die ersten Häuser, als Mu uns am Wegesrand auf ein paar Indigopflanzen aufmerksam macht. Sie fragt, wer das Färben mal ausprobieren will und so reiben Nhung und Michael kurz darauf Pflanzenstücke zwischen ihren Händen klein, die kurz darauf sehr grün und im Laufe der Zeit blau werden. Die Farbe hält die nächsten zwei Tage an, verblasst aber mit jedem Waschen ein bisschen mehr.

    Für die Übernachtung haben wir uns für eine Gemeinschaftsunterkunft mit Abendessen und Duschen entschieden, wobei es auch die Möglichkeit gibt, bei Einwohner*innen der Dörfer zu übernachten. Dort gibt es aber teilweise keine Duschen und ich bin auf jeden Fall sehr froh, mich nach dem anstrengenden Tag erfrischen zu können. Wir haben tatsächlich auch alle Zimmer, statt Betten auf der gemeinschaftlichen Empore, da die Unterkunft nicht voll belegt ist. Die Besitzerin ist sehr nett und bereitet abends ein leckeres Essen für alle zu. Außer uns sind noch eine Gruppe Niederländer sowie drei Leute aus Slowenien in unserem Alter Nacht in dieser Unterkunft untergebracht. Vor allem mit Letzeren verbringen wir eine angenehme Zeit und probieren noch gemeinsam den Reiswein aus, der uns angeboten wird. Michael und Nhung versuchen sich nochmal an Karaoke mit der Unterstützung von YouTube, ich verabschiede mich aber früh ins Bett. Zum Glück hängt darüber ein großes Moskitonetz; ich kann die Insekten drumherum schwirren hören, als ich mich müde und erschöpft schlafen lege.
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