Reisestart

Eigentlich fühle ich mich deutlich wohler, wenn ich alles selbst gepackt habe und entsprechend für alle Eventualitäten gerüstet bin. Aber da ich arbeitsbedingt nicht nur die letzten beiden Tage inOkumaya devam et
Eigentlich fühle ich mich deutlich wohler, wenn ich alles selbst gepackt habe und entsprechend für alle Eventualitäten gerüstet bin. Aber da ich arbeitsbedingt nicht nur die letzten beiden Tage in Berlin verbracht habe, sondern auch die Tage davor sehr viel zu tun hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als nur meine Klamotten zu richten und alles weitere Michael zu überlassen. Zum Glück packt er mit ausführlicher Packliste, sodass hoffentlich auch alle wichtigen Kleinigkeiten im Gepäck gelandet sind.
Durch verspätete Rückreise aus Berlin habe ich nur etwa 4 Stunden geschlafen, fühle mich aber relativ fit als wir heute früh zum Flughafen aufbrechen. Zug pünktlich, Gepäckschlange kurz, Sicherheitskontrolle auch ohne Wartezeit, schneller als gedacht sitze ich am Gate und lerne zwei unser Mitreisenden kennen, die mit dem selben Flug fliegen. Langsam merke ich den Schlafmangel der letzten Woche. Mit etwas Glück schlafe ich im Flieger dafür viel und gleiche damit die Zeitverschiebung einfacher aus. Ich freue mich jetzt auf jeden Fall auf das Abenteuer und die kommenden zwei Wochen.Okumaya devam et
Das Schmetterlingshaus im Luisenpark in Mannheim ist die erste Assoziation, als wir den Flieger verlassen. Obwohl es erst halb 7 Ortszeit ist und stark bewölkt, wirkt die schwüle feuchte Luft sehr drückend. Zum Glück sind wir nach dem kurzen Gang durch den Tunnel direkt im klimatisierten Flughafengebäude, wo wir unseren Einreisestempel in die Pässe bekommen. Auf die Koffer müssen wir kurz warten, aber tatsächlich sind alle da und kein Gepäck wird vermisst.
Direkt am Ausgang erwarten uns dann das befreundete Paar, für dessen Hochzeit wir hergeflogen sind, gemeinsam mit den Eltern der Braut, um uns zu begrüßen. Die Schwester der Braut und die Mutter des Bräutigams sind mit uns zusammen im Flieger gewesen und bekommen ebenso wie wir erst mal einen großen Strauß Blumen überreicht. Nach einem ausführlichen Willkommen werden eine Menge gemeinsame Fotos in allen Kombinationen geschossen, während man gleichzeitig versucht, uns schon möglichst viele Informationen zu geben.
Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft sind wirklich toll, man hat nicht nur gleich frische Wasserflaschen und Baguettes für uns mitgebracht, sondern auch für jeden schon eine lokale SIM-Karte organisiert. Vermutlich haben sie Angst, dass wir in den nächsten Tagen ohne Kontaktmöglichkeit irgendwo verloren gehen, denn man schärft uns auch direkt in den ersten Minuten ein, uns bei allen Fragen gerne zu melden. Dann werden wir in ein Taxi verfrachtet, dass zuerst uns an unserem Hotel absetzt. Hier können wir nach der netten Begrüßung und den vielen Geschenken auch unser Mitbringsel loswerden: Spülmaschinentabs. Die Eltern der Braut haben eine Spülmaschine geschenkt bekommen und man hat uns informiert, dass passende Tabs und Salz in Vietnam nur sehr schwierig zu bekommen sind, weshalb wir jeweils ein großes Paket eingeflogen haben. Die Eltern freuen sich riesig darüber und lassen ihren Dank mehrfach übersetzen, bevor alle weiterfahren und wir den Rest des Tages für uns sind.
Ins Hotel einchecken können wir so früh leider noch nicht, aber wir haben nichts dagegen uns nach dem langen Flug erst mal ein wenig zu bewegen. Die Koffer können wir zum Glück dort lassen und so machen wir uns mit leichtem Gepäck, aber leider noch in warmen Jeans und ohne Sonnencreme, auf, um die Gegend zu erkunden.
In der Nähe des Hotels befindet sich der Hoan Kiem See, den wir umrunden und in dessen Nähe wir auch einen Geldautomaten finden. Am Wochenende werden die Straßen um den See für den Verkehr gesperrt und augenscheinlich nutzen vor allem viele Familien den See für einen gemeinsamen Spaziergang.
Als wir am See sitzen, spricht uns eine junge Frau mit zwei ca. Siebenjährigen Kindern an, ob wir Englisch sprechen. Es stellt sich heraus, dass sie Tutorin der beiden ist und die Kinder ihr Englisch üben sollen. Natürlich sind wir dazu bereit und lassen uns von den beiden zu unserer Herkunft, Hobbys, Lieblingsort, -tier, -reiseziel und weiteren Themen löchern. Für ihr Alter sind die beiden schon erstaunlich gut.
Im Laufe des Tages werden wir noch häufiger von Kindern oder deren Begleitpersonen angesprochen und je nach Alter der Kinder schafft Michael es sogar, vom vorgesehenen Fragenkatalog abzuweichen und einen richtigen Dialog mit ihnen zu führen. Auch ein Interview einer Gruppe Jugendlicher zum Thema Pride Month für ein Schulprojekt führt er bereitwillig durch. Mir wird es mit den vielen Menschen aber langsam zu viel und so überlasse ich Michael die meisten Gespräche.
Spannend finde ich, dass ausnahmslos alle nach einem Gespräch gerne ein Foto mit dir machen wollen und die Jugendlichen ihr Interview sogar einfach filmen und uns informieren, dass ihr Projekt auf Facebook veröffentlicht werden wird. DSGVO oder ähnliches scheint hier überhaupt kein Thema zu sein.
Nachdem wir uns noch mit einer großen Flasche Wasser eingedeckt haben, checken wir um halb 2 Uhr Ortszeit endlich im Hotel ein. Die Energie reicht gerade noch für eine erfrischende Dusche und um endlich in ein paar passendere Klamotten zu wechseln, aber sobald ich mich aufs Bett lege, schlafe ich ein. Die kurzen Nächte in den letzten Tagen, die Zeitverschiebung und die Menge an neuen Eindrücken fordern ihren Tribut.
Nach etwa zwei Stunden wache ich auf und bemühe mich, nicht wieder einzuschlafen, um Nachts nicht wachzuliegen. Da ich durch die Zeitverschiebung und das ungewohnte Wetter nicht richtig Hunger habe, gehen wir relativ früh nochmal aus dem Haus und nur eine Kleinigkeit essen.
Die Tage hier sind deutlich kürzer und es wird um halb 7 schon dunkel. Wir gehen deshalb bald zurück ins Hotel und schauen ein bisschen Fernsehen, bevor wir unsere Sachen für den morgigen Ausflug richten. Da wir um sechs schon aufstehen müssen, versuchen wir früh zu schlafen, auch um uns der Zeitzone anzupassen. Müde genug bin ich auf jeden Fall.Okumaya devam et
Um sechs klingelt der Wecker, damit wir es vor dem geplanten Ausflug noch zum Frühstücksbuffet schaffen. Heute reicht die Zeit nur für eine schnelle Mahlzeit, denn um kurz nach sieben werden wir abgeholt und fahren gemeinsam ins ca. 65 km entfernte Naturschutzgebiet. Die kommenden Tage finden wir sicherlich mehr Zeit, um das Buffet ausführlich zu testen.
Um die Zeit ist auf den Straßen noch nicht soo viel los, der Verkehr in Hanoi ist aber trotzdem ein Erlebnis. Vor allem die Menge an Rollern ist wirklich beeindruckend. Auch auf dem Rückweg am Nachmittag erschließen sich uns die geheimen Regeln der Fahrenden nicht, aber ich bin überzeugt, dass es sie geben muss. An offizielle Verkehrsregeln hält sich offensichtlich keiner, aber trotz der Masse an Fahrzeugen und dem Durcheinander sehen wir keinen einzigen Unfall. Selbst fahren will ich aber hier auf keinen Fall, im Taxi sitzen ist für mich schon abenteuerlich genug.
Gegen Viertel vor 9 erreichen wir Thiên Sơn Suối Ngà, ein Naturschutzgebiet, das gleichzeitig Naherholungsgebiet für viele Personen aus Hanoi zu sein scheint. Nhung erzählt, dass sie zu Schulzeiten auch ab und an für einen Ausflug zum Schwimmen hierher gekommen ist. Die Luft ist besser als in der Stadt, aber schwül ist es hier trotzdem, auch weil es hier viele Flüsse und kleine Seen im Grünen gibt.
Am Eingang erwartet uns die gebuchte englischsprachige Führerin, und nach einigen Diskussionen an der Kasse kann auch unser Autofahrer mitsamt Auto in den Park. Die Probleme am Eingang erschließen sich mir nicht ganz, aber es ist ungemein hilfreich, jemanden dabei zu haben, der die Landessprache spricht. Auch dass unsere Tour überhaupt heute stattfinden kann, haben wir Nhung, einigen Telefonaten (und vermutlich ein paar extra Scheinen) zu verdanken, denn normalerweise werden die Führungen nur Freitags angeboten.
Unsere Guide bringt uns direkt zu einigen wirklich tollen Aussichtspunkten mit Brücke und Wasserfall am Flussufer entlang, für die wir nicht weit laufen müssen. Alle paar Meter fragt sie, ob wir Fotos machen wollen. Natürlich mache ich gerne Fotos, aber wir haben anscheinend unterschiedliche Vorstellungen über welche Art Fotos wir reden. Es geht hier wohl nicht darum, die Landschaft als Erinnerung festzuhalten, sondern sich selbst, mit der Landschaft irgendwo im Hintergrund. Sie bietet mehrfach an, Fotos von uns in allen möglichen Kombinationen zu machen. Wir werden die nächsten Tage noch feststellen, dass das anscheinend dazugehört und man Leute sehr enttäuscht, wenn man nicht an jedem Ort sofort fotografiert werden will. Zu einigen Gruppenfotos lassen wir uns aber natürlich überreden. Ansonsten amüsiere ich mich eher über die Verrenkungen, die Andere für ihre Fotos machen. An einem Wasserfall sehen wir tatsächlich drei Frauen, die mit einem Geburtstagskuchen über mehrere rutschige Steine geklettert sind, um den perfekten Fotospot zu finden. Hoffentlich ist es nicht nur eine Kuchenattrappe, sie hätten sich dafür wirklich ein Stück verdient.
Anscheinend sind wir nicht nur für Gruppenfotos zu wenig begeisterungsfähig, sondern fallen auch dadurch auf, dass wir lieber laufen wollen als für jede kurze Strecke unser Auto kommen zu lassen. Meistens handelt es sich um wenige hundert Meter, die kürzer als der Weg zum Auto sind (sowohl was die Länge als auch die mögliche Wartezeit angeht, bis das Auto zu uns gekommen wäre). Ein Stück den Berg hoch zur nächsten Ebene lassen wir uns aber dennoch fahren. Dort gibt es einen Schwimmbereich für Kinder und es ist sehr viel los. Wir sind eine eigene Attraktion, da die Leute wohl zum Großteil noch nie "Ausländer" gesehen haben und werden häufig auf Englisch gegrüßt.
Nach einigem Suchen (und ein paar Diskussionen über Umkleidemöglichkeiten) finden wir eine tolle Stelle zum Baden, ein kleines Becken unterhalb eines Wasserfalls, das tief genug ist, um ein bisschen zu schwimmen oder auf Steinen im Wasser zu sitzen. Im Vergleich zu anderen Bereichen ist hier wenig los und es tut wahnsinnig gut, die völlig durchgeschwitzten Klamotten auszuziehen und sich im kalten Wasser abzukühlen. Nach einer Stunde planschen ist es schon Zeit fürs Mittagessen, bei dem wir verschiedene Gerichte probieren können.
Anschließend geht unsere Tour weiter. Zum Schrecken unserer Führerin wollen wir wieder zu Fuß gehen und auch noch auf die Möglichkeit eines Mittagsschlafs verzichten. Es ist aber gerade mal etwas mehr als ein Kilometer flachen Weges, der uns wieder an einigen Fotopunkten sowie einer größeren Campingfläche unter vielen Bäumen vorbeiführt. Die Kinder in Vietnam haben im Sommer drei Monate schulfrei und einige Familien verbringen ihren Urlaub hier. Es ist ganz schön voll und laute Musik beschallt den Platz durchgängig. Heute scheint Planenwaschtag zu sein, denn überall werden große Plastikplanen zum Trocknen aufgehängt. Man erklärt uns, dass diese genutzt werden, um bei starkem Regen die Zelte abzudecken. Aus eigener Erfahrung sehen die Zelte für mich nur bedingt für längeres Camping geeignet aus. Man kann zwar vermutlich einfach draußen schlafen bei der Hitze, aber ich bin froh, Regengüsse hier nur im trockenen Hotel zu erleben.
Nachdem wir ausreichend Bilder von uns (und ein paar von der Landschaft) gemacht haben, erreichen wir das nächste Highlight: ein traditionelles Kräuterfußbad. Für eine halbe Stunde sitzen wir in einem unklimatisierten Raum und baden unsere Füße in heißem Kräuteraufguss. Während bei unserem Eintreffen gar nichts los war, füllt es sich nun nach und nach. Anscheinend reicht es als Werbung, wenn das Studio von außen gut besucht aussieht. Und ein warmes Fußbad bei heißem Wetter ist tatsächlich angenehmer als erwartet, zumal das Wetter am Nachmittag nicht mehr so drückend ist.
Da wir durch den Fußweg einige der Sehenswürdigkeiten des Nachmittags bereits vorweggenommen haben, entscheiden wir uns, noch eine Weile an einem großen See zu bleiben. Wir verbringen die Zeit entweder mit einer Kajak- oder Wasserfahrradtour über den See oder genießen die tolle Aussicht auf die Berge. Nach ein paar gemeinsamen Fotos verabschieden wir anschließend unsere Führerin am Eingang des Parks und lassen uns die 1.5 Stunden nach Hanoi (und durch den dortigen Feierabendverkehr) zurückfahren.
Zunächst müssen wir kurz an unserem Hotel halten, denn Michaels Hose ist beim Kajakfahren komplett nass geworden und er muss sich erst mal umziehen. Anschließend fahren wir zusammen in ein tolles veganes Restaurant, bei dem man von oben in die Küche sehen kann. Wir profitieren wieder davon, eine Person mit Landes- und Sprachkenntnissen dabei zu haben. Nhung bestellt für uns alle eine Auswahl an verschiedenen Gerichten, jeweils mit fünf Teilen zum Probieren. Es schmeckt richtig gut und wir werden mehr als satt.
Anschließend fallen wir im Hotel müde, satt und voller toller Eindrücke ins Bett. So richtig angepasst hat sich der Körper noch nicht an die neue Zeitzone und morgen haben wir wieder ein volles Programm.Okumaya devam et
Für heute steht eine Stadtführung mit Museumsbesuchen auf dem Plan. Treffpunkt ist 8:30 Uhr am Literaturtempel, Google Maps sagt, rund 20 Minuten von unserem Hotel aus. Wir entscheiden uns zu laufen, obwohl wir ja gestern schon festgestellt haben, dass das hier auch für kurze Strecken eher die Ausnahme zu sein scheint.
Natürlich kommen wir prompt zu spät und sind schon vor Beginn der Führung völlig durchgeschwitzt. Bürgersteige sind hier (wenn überhaupt vorhanden) eher als Rollerparkplätze anzusehen, Ampeln sind höchstens freundliche Empfehlungen und das Straße überqueren kostet uns jedes Mal mehrere Minuten. Wir werden heute aber noch viel Übung unter Anleitung unserer Stadtführerin bekommen, sodass das von Tag zu Tag einfacher klappt.
Wir starten unsere Führung mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Nhung ist heute nicht dabei, sondern mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, sodass nur Jan, seine Mutter, Michael und ich teilnehmen. Manh, unsere Führerin, spricht aber sehr gutes Deutsch, hat sich zur Unterstützung aber einen guten Freund mitgebracht, der in Deutschland geboren und gerade zufällig auf Heimatbesuch ist. Manh ist die Freundin einer Freundin von Nhungs Schwester, über die wir zu dieser Stadtführung gekommen sind.
Unsere Führung beginnt im Literaturtempel. Manh erzählt uns viele spannende Details und erläutert die zu sehenden Symbole und die Geschichte des Orts anschaulich, für Details sei aufgrund der Länge des Blogs aber auf Wikipedia verwiesen.
Im Tempel sind auch Schulklassen unterwegs, die uns mal wieder auf Englisch ansprechen und gerne ausfragen möchten. Während Michael sich für ein kurzes Gespräch mit den Kindern bereit erklärt, erläutern Manh und ihr Begleiter uns den Hintergrund dieses auffälligen Interesses. Englisch sei in den letzten Jahren als Fremdsprache sehr in Mode gekommen, um international erfolgreich werden zu können, weshalb viele Kinder es möglichst früh lernen sollen. Da in älteren Generationen jedoch nur wenige die Sprache beherrschen, fällt vor allem die Übung der Aussprache schwer, die sich aus Büchern nur bedingt lernen lässt. Deshalb werden die Kinder und Jugendlichen dazu angehalten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Englisch zu sprechen und ihre Aussprache zu üben. Und bei europäisch aussehenden Touristen nimmt man einfach an, dass sie ausreichend gutes Englisch beherrschen. Wie gut, dass Michael diese Gespräche hauptsächlich übernimmt und den Kindern sicher auch hilfreiches Feedback geben kann.
Nach dem Tempel machen wir uns auf zum Kriegsmuseum, in dem über die vielen Kriege in Vietnam informiert wird, von frühen Kämpfen mit China über die französische Kolonialzeit bis hin zum Krieg mit den USA. Ich stelle mal wieder fest, wie wenig Geschichte anderer Länder bei uns im Schulunterricht behandelt wird. Aber gerade der Krieg in den 70gern ist den Leuten hier noch sehr präsent, unsere beiden Guides berichten von vielen Geschichten aus der eigenen Familie. Die Darstellung im Museum (und später im Hoa Lo Gefängnis) wirken auf uns stellenweise etwas einseitig, aber die vielen Informationen, die wir ansonsten erhalten, machen es locker wett. Wir erfahren in Gesprächen mit unseren Guides auch einige spannende Details zu Kultur und Gegebenheiten des Landes.
Manhs Freund erläutert uns, wie sehr hier alles auf dem eigenen Netzwerk basiert. Verträge sind nichts wert, solange man nicht jemanden kennt, der für das Gegenüber bürgt. Es kommt außerdem immer darauf an, die richtigen Leute zu kennen und zu wissen, wie viel man ihnen zahlen muss. Wenn man nicht weiß, wie viel Geld man in den Umschlag stecken soll, gibt es dafür Consultants, die sich für dich darum kümmern (defitiv eine andere Berufsdefinition als meine). Und die Personen, die man den ganzen Tag am Straßenrand sitzen sieht, verdienen ihr Geld meistens auch nicht nur mit dem Kaffee, den sie anbieten, sondern den Informationen, die sie ebenfalls verkaufen.
Nach dem klimatisierten Kriegsmuseum muss sich Manhs Freund leider verabschieden. Wir begeben wir uns weiter zur Trainstreet, eine Straße, bei der die Häuser so eng an die Zuggleise gebaut sind, dass bei einer Durchfahrt alle ganz nah an den Häuserwänden stehen müssen. Die Straße ist gesperrt, man kann sie nur besichtigen, wenn man am Eingang eine*n der Ladenbesitzer*innen anspricht, die einen durch den Hinterausgang eines Geschäftes mit hinein nehmen. Den Eintritt zahlt man durch die Getränkepreise, die aber für deutsche Verhältnisse immer noch günstig sind. Nach einer Runde Eistee und Wasser mit Sirup bringt Manh uns zu einem stark touristisch geprägten Restaurant in einem Hotel in der Nähe. Dort treffen wir Nhung, die gemeinsam mit uns isst, bevor sie sich wieder an die Hochzeitsvorbereitungen macht, während Manh die Mittagspause ohne uns verbringt. Die beiden verabreden, dass Nhung uns nach dem Essen noch ein Taxi zur nächsten Station der Führung organisiert, damit wir nicht verloren gehen.
Das Restaurant ist erkennbar auf Touristen ausgelegt. Es gibt neben Stäbchen auch normales Besteck, die Bedienungen sprechen alle Englisch und die Karte bietet neben vietnamesischem Essen auch Burger und ähnliches an. Ich entscheide mich auf Nhungs Empfehlung für Bún chả, ein vietnamesisches Gericht aus gegrilltem Schweinefleisch, Reisnudeln und einer Art Suppe, das extrem gut schmeckt.
Nach dem Essen setzt Nhung uns am Hỏa-Lò-Gefängnis ab, wo wir Manh wieder treffen. Das Museum ist ganz interessant, punktet bei dem Wetter heute aber vor allem auch durch die Klimaanlage deutlich. Manh weiß auch hier viele interessante Informationen zu berichten, aber langsam merke ich, dass es sehr viel Input für einen Tag ist und kann nicht alle Details aufnehmen.
Nach dem Gefängnis laufen wir zusammen mit Manh noch durch das "Old Quarter", die Altstadt von Hanoi. Hier war jede Straße auf eine bestimmte Art Angebot spezialisiert, zum Beispiel die Silber- oder die Seidenstraße. Und auch heute noch ist das teilweise erhalten geblieben.
Die engen Straßen mit der Architektur der Gebäude, die Gerüche und Geräusche und das pulsierende Leben an sich sind sehenswert. Manh erklärt uns außerdem, dass Werbung für einzelne Geschäfte tatsächlich hauptsächlich über Mundpropaganda funktioniert, oder über Influencer auf Facebook oder Tiktok. Man findet für Läden und Attraktionen zum Teil keine eigene Website, sondern kann sich nur über solche Kanäle informieren. Gut zu wissen, falls wir nochmal hierher reisen.
Auch wenn die Tour sehr interessant ist, sind alle froh, als wir den Hoàn Kiếm See erreichen, an dem unsere Stadrführung endet. Nach ein paar obligatorischen Gruppenfotos mit unserer Führerin verrät uns diese noch, dass es tatsächlich ihre erste Stadtführung mit einer deutschen Gruppe war. Bisher hat sie nur kulinarische Abendrunden für englischsprachige Touristen angeboten und war entsprechend aufgeregt, ob ihr Deutsch tatsächlich gut genug ist, obwohl sie hauptberuflich Deutschunterricht gibt. Wir bestätigen ihr nochmals, dass die Tour ausgezeichnet war und wir sie auf jeden Fall weiterempfehlen, wenn sie das möchte, was ich hiermit gerne tue.
Um fünf sind Michael und ich zurück im Hotel. Abends essen wir nur ein paar Snacks, der Schrittzähler bestätigt, dass wir für heute genug unterwegs waren. Außerdem gewittert es wieder stark und wir sind froh, das Zimmer heute nicht mehr verlassen zu müssen.
Anmerkung: Da die Nachfrage kam, wieso von den vielen beschriebenen Gruppenfotos nie welche zu sehen sind: Ich habe beschlossen, keine Fotos von Personen ohne deren explizites Einverständnis im Internet zu teilen, zeige aber gerne nach dem Urlaub mehr Fotos. Meldet euch bei Interesse einfach.Okumaya devam et
Heute ist ein ruhiger Tag vorgesehen, damit wir uns ein bisschen erholen. Während unser Wecker deshalb erst um 8 Uhr klingelt (für meinen Geschmack immer noch ziemlich früh), hat der Rest unserer Reisetruppe heute schon die erste Zeremonie im Rahmen der Hochzeit. Jan und seine Mutter besuchen Nhungs Eltern, bringen Geschenke und erklären, dass Jan Interesse an Nhung hat und sie kennenlernen möchte.
Normalerweise liegen zwischen den einzelnen Ritualen mehrere Monate, aber da alle nur ein paar Wochen hier sind (und Jan und Nhung sich ja eigentlich schon lange kennen) muss alles auf ein paar Tage verkürzt werden. Am Sonntagmorgen werden wir deshalb auch noch die Verlobung feiern, bevor Abends dann direkt die Hochzeit folgt.
Nach dem Frühstück entspannen wir ein wenig im Hotel, bevor wir zum Mittagessen mit Nhungs Familie eingeladen sind. Die Eltern freuen sich sehr, uns wiederzusehen und fragen nach unseren bisherigen Erlebnissen, Nhung kommt kaum mit dem Übersetzen hinterher. Außer Jan, seiner Mutter, Nhung und ihren Eltern sind auch ihre beiden Schwestern und der Mann der älteren Schwester dabei. Nhung und ihre Mutter bestellen Essen für alle, sodass wir wieder die Möglichkeit haben, viele unterschiedliche Gerichte zu probieren. Für unsere Seite des Tischs werden weniger scharfe Gerichte gewählt, so gibt es den Hummer zum Beispiel mit Käsesoße statt scharfer Soße, was sehr gut schmeckt. Der Vorteil daran, dass sich alle aus der Tischmitte bedienen, ist außerdem, dass man zuerst beobachten kann, wie die Gerichte richtig gegessen werden. Zum Glück konnte ich schon vor der Reise mit Stäbchen essen, aber mit der täglichen Übung geht es auch jedes Mal besser von der Hand.
Während des Essens fragt man mich, ob ich Interesse habe, am Sonntag auch ein traditionelles Gewand, genannt áo dài, zu tragen, das eine der Schwestern auch heute zum Essen an hat. Natürlich lasse ich mir so eine Chance nicht entgehen und Nhungs Mutter freut sich sehr, als ich zustimme. Nach einigen Diskussionen auf Vietnamesisch, ob ich mit der Schwester zu deren Schneider, am Samstag in ein Geschäft oder heute noch zur Schneiderin der Mutter gehe, wird entschieden, den Ausflug direkt nach dem Essen zu erledigen.
So fahren wir nach dem Essen mit Nhung und ihrer Mutter zur Schneiderin, in deren Geschäft lauter tolle áo dài in allen Farben des Regenbogens hängen. Man fragt mich, welche Farbe ich bevorzuge (blau steht mir zum Glück immer) und diskutiert dann kurz auf Vietnamesisch, bevor die drei Frauen mich kurzerhand in eine dünne weiße Hose und einen dunkelblauen áo dài mit Perlenrand stecken. Nhung übersetzt mir die Komplimente der Schneiderin und ich finde ebenfalls, dass mir die Farbe sehr gut steht. Schnell wird das Gewand an ein paar stellen leicht angepasst, nochmal anprobiert und den Rest näht die Schneiderin dann bis Samstag zurecht. Man kann das Gewand auch einfach leihen für die Hochzeit, ich möchte es danach aber gerne behalten. Der Ausflug hat nicht mal eine halbe Stunde gekostet und Nhung bestellt uns anschließend ein Taxi zum Hotel.
Dort ruhen wir uns nochmal ein wenig aus, bevor wir beschließen, noch ein bisschen bummeln zu gehen. Nach meinem Erlebnis mit der Schneiderin ist Michael jetzt fasziniert und beschließt, sich einen maßgeschneiderten Anzug machen zu lassen. Anzüge von der Stange passen immer entweder in Weite oder Länge nicht und hier ist es vergleichsweise günstig. Nach kurzer Internetrecherche ist auch ein passendes Geschäft ausgewählt.
Der Laden sieht schon beim Betreten aus, wie man sich einen Herrenschneider vorstellt. Zum Glück sprechen die Leute dort Englisch und auch unsere Zeitangabe, dass wir nur bis Ende nächster Woche in Hanoi sind, stellt kein Problem dar. Michael bekommt verschiedene Stoffe und Anzugvarianten präsentiert, darf Taschen und Schnitte auswählen und wird schließlich vermessen. Das Ausmessen und der Laden sehen in etwa so aus, wie ich mir Ollivanders Zauberstabladen immer vorgestellt habe, nur dass sich das Maßband zwar schnell, aber nicht von selbst bewegt.
Währenddessen kommt ein älterer Herr in den Laden, der uns als Chef, Schneider und Vater des Mannes, der uns bedient, vorgestellt wird. Es handelt sich bei dem Geschäft um einen Vater-Sohn-Betrieb. Der Vater misst lieber nochmal selbst nach und macht Michael ein Kompliment für dessen Größe.
Für Montagnachmittag wird ein Termin zur Anprobe vereinbart, damit noch Zeit für kleinere Anpassungen bleibt.
Anschließend laufen wir noch ein bisschen durch ein paar Geschäfte und schauen nach T-Shirts, finden aber nichts. Da wir für einen Pausentag schon wieder relativ viel erlebt haben, kauft Michael uns zum Abendessen noch ein paar belegte Baguettes, deren Namen ich mir nicht merken kann. Wir essen am See, bevor wir ins Hotel zurückgehen und unsere Sachen für Morgen packen. Da geht es für zwei Tage zur Halong Bucht, wo wir eine Schiffstour gebucht haben.
Als Michael an der Rezeption Bescheid sagen möchte, dass wir die nächste Nacht nicht im Hotel sind, wissen die schon Bescheid. Der Touranbieter hat angerufen, um auch unsere Abholzeit zu bestätigen. Datenschutz scheint hier wirklich kein Thema zu sein, aber dafür ist man überall sehr bemüht, es für uns so unkompliziert wie möglich zu gestalten und aufzupassen, dass wir nirgends verloren gehen.Okumaya devam et
Heute steht unsere anderthalb tägige Kreuzfahrt durch die Hạ Long Bucht auf dem Programm. Dafür werden wir um halb 9 von einem Van am Hotel eingesammelt. Auf dem Weg zu Jans Unterkunft holen wir noch ein Ehepaar ab und eine junge Amerikanerin ist auch mit dabei. Mit 8 Personen plus Fahrer starten wir um kurz nach 9 Uhr Richtung Bucht. Unterwegs gibt es einen kurzen Stop an einem sehr touristischen, sehr teuren Souvenirladen, an dem wir froh sind, als der Fahrer uns zurück ins klimatisierte Auto steigen lässt.
Um halb 12 erreichen wir die klimatisierte Ankunftshalle des Tourenanbieters, über den wir unsere Rundfahrt gebucht haben. Unser Gepäck wird direkt mit Zetteln versehen und verladen, während wir mit einem Eistee begrüßt und auf ein paar gemütlichen Wartebänken geparkt werden. Nach kurzer Zeit kommt unser Guide, um nochmals die Extrawünsche beim Essen abzustimmen (vegetarisch für Jan und kein Seafood für seine Mutter). Außerdem bekommen wir alle ein Umhängeschild mit dem Namen unseres Bootes ausgehändigt, bevor gegen 12 Uhr die Gruppe komplett ist und wir unserem Guide folgen sollen. Insgesamt nehmen rund 20 Personen an unserer Fahrt teil, das Schiff würde Platz für 48 Leute bieten. Es stellt sich als sehr angenehm heraus, dass es nicht voll belegt ist, vor allem beim Essen wäre der Raum sonst sehr gedrängt.
Mit kleinen offenen Elektroautos werden wir zum Hafen gebracht, wo uns der Guide durch eine große Abfertigungshalle, die an ein Flughafenterminal erinnert, durchschleust. Hier laufen viele Gruppen mit unterschiedlichen Umhängeschildern durcheinander. Ein paar Vietnamesinnen aus unserer Gruppe verschwinden noch schnell in den Supermarkt, aber nach einer kurzen Weile hat es der Guide geschafft, uns alle mit Schwimmwesten ausgestattet auf dem Beiboot zu versammeln. Dieses bringt uns zu unserem Schiff, auf dem wir uns alle im Speiseraum treffen und sowohl vom Tourguide als auch dem Schiffsmanager, der sich Milkyman nennt, einen Überblick über die Fahrt bekommen.
Da wir nur rund 24 Stunden auf dem Schiff verbringen werden, ist das Programm eng durchgetaktet. Wir bekommen ca. 20 Minuten Zeit, unsere Zimmer zu beziehen, bevor Lunch serviert wird.
Die Kabine ist sehr großzügig und komfortabel. Wir haben uns für die teurere Schiffsart entschieden, um mit einer kleineren Gruppe und nicht auf einem Partyboot unterwegs zu sein. Die Aussicht aus dem Fenster ist toll und das Bad scheint größer als unser eigenes daheim. Leider reicht die Zeit vermutlich nicht, um die große Badewanne mit Aussicht zu genießen, wenn ich nicht gerade auf Schlaf verzichten will heute Nacht.
Der Lunch wird draußen auf dem Aussichtsdeck serviert, damit wir währenddessen den Blick auf die vielen Kalkfelsen und kleinen Inseln der Bucht genießen können. Es gibt mehrere Gänge (so viele Bilder kann ich leider nicht hinzufügen) und es schmeckt alles sehr, sehr gut, vor allem den Fisch und die Meeresfrüchte finde ich extrem lecker. Michael und ich zeigen unser Können beim Garnelen schälen, wobei Nhung uns erklärt, dass in Vietnam normalerweise eine Person am Tisch diese Aufgabe für alle übernimmt, damit der Rest sich nicht die Hände schmutzig machen muss.
Nach dem Essen bleiben uns rund 45 Minuten, um eine kleine Erkundungstour über das Schiff zu machen und uns wieder mit den obligatorischen Lagen an Sonnencreme und Autan einzuschmieren (es sollte hierfür wirklich ein Kombiprodukt geben). Anschließend bringt uns das Beiboot auf eine der rund 2.000 kleinen Inseln, auf der wir eine Tropfsteinhöhle besichtigen, die sehr beeindruckend ist. Danach gibt es die Möglichkeit, eine kleine Tour mit dem Kajak zu rudern oder am Strand zu sitzen und die anderen beim Rudern zu beobachten. Michael und ich entscheiden uns für das Kajak. Ich habe zwar unerklärlicherweise Probleme, in den Kurven rechts und links auseinanderzuhalten, aber insgesamt stellen wir uns gar nicht so schlecht an.
Zurück auf dem Boot haben wir erneut nur wenig Zeit, aber es reicht, um sich wenigstens kurz abzuduschen, denn das Wetter ist extrem warm und feucht. Badesachen an, frisch eingeschmiert und schon bringt uns das Beiboot an einen sehr kleinen Strand einer anderen Insel, an dem wir rund 30 Minuten Zeit zum Schwimmen bekommen.
Es gibt zwar Initiativen, um Einwegplastik in der Bucht in Zukunft zu vermeiden, aber wie in der ganzen Bucht findet sich auch am Strand viel angespülter Plastikmüll. Trotzdem macht das Schwimmen im warmen Meerwasser großen Spaß und glücklicherweise sind auch keine der angekündigten Quallen in Sicht.
Diesmal bleibt etwas mehr Zeit zurück auf dem Schiff, sodass wir vor dem Abendessen noch ein paar Fotos auf dem Sonnendeck machen können. Sonnenuntergang ist leider keiner zu sehen, da die Sonne direkt hinter einigen sehr hohen Felsen verschwindet.
Auch das Abendessen wird draußen serviert und besteht erneut aus mehreren leckeren Gängen, dazu gönnen wir uns ein paar Cocktails. Der Schiffsmanager führt ein paar Zaubertricks vor und präsentiert das Programm für morgen. Gegen 5 Uhr wird die Sonne aufgehen, um 6 Uhr besteht die Möglichkeit, an einer Runde Tai Chi teilzunehmen, bevor dann um 7 Uhr Frühstück serviert wird und wir anschließend ein schwimmendes Dorf besichtigen werden. Wir beschließen, Wecker für die verschiedenen Zeiten zu stellen, halten uns aber die Option offen, doch lieber bis zum Frühstück zu schlafen, da morgen auch wieder einiges an Programm geplant ist.
Da keiner von uns mehr am Tintenfisch-Angeln teilnehmen möchte, gehen wir gegen 9 Uhr in unsere Kabine und legen uns nach einem vollen Tag früh schlafen.Okumaya devam et
Mitten in der Nacht werde ich von einem lauten Knall und hellem Licht geweckt. Ein Gewitter zieht direkt über uns hinweg und es blitzt heftig. Ich stehe eine Weile am Fenster der Kabine und genieße das Naturschauspiel, das zum Glück nicht zu lange anhält. Als der Wecker um kurz vor fünf für den Sonnenaufgang klingelt, bin ich aber entsprechend müde und entscheide mich, lieber noch anderthalb Stunden länger zu schlafen und auch auf Tai Chi zu verzichten.
Das Frühstück besteht aus einem reichhaltigen Buffet. Nhung erklärt uns bei einigen Speisen mal wieder, wie man sie korrekt isst, in Zukunft weiß ich das nun auch für das Buffet in unserem Hotel.
Direkt nach dem Frühstück erreichen wir eines der schwimmenden Dörfer, die in der Bucht existieren.
Inzwischen leben dort zwar nur noch ein paar Haushalte und nicht 300 Menschen wie zu Hochzeiten des Dorfes, aber die verbliebenen Häuser sind interessant anzusehen. Wir werden von Einwohnenden des Dorfes in kleinen Booten mit je 5 Personen etwa eine Dreiviertelstunde lang durch das Dorf und die umliegenden Fischereigebiete gerudert. Nhung stellt unserem Bootsführer einige Fragen und übersetzt für uns, sodass wir am Ende mehr Informationen aus erster Hand bekommen als der Tourguide vermittelt. Die Leute aus dem Dorf versorgen sich zum Großteil autonom mit Fischfang und Muschelzucht, die sie auch gegen andere Lebensmittel tauschen oder verkaufen. Ich vermute aber, dass ein Großteil der Einnahmen mit Touristentouren verdient wird, denn unser Bootsführer sagt, dass ihnen dies während Corona stark gefehlt hat.
Die Tour endet mit einer Einführung in die Austernzucht und einem sich anschließenden Andenkenladen, in dem der entsprechende Perlenschmuck verkauft wird. Es gibt hier im Dorf sogar LTE-Empfang.
Nachdem wir auf unser Schiff zurückgekehrt sind, wird es Zeit, die Sachen zu packen und auszuchecken. Vor dem Lunch bleibt noch ein bisschen Zeit, auf dem Sonnendeck zu sitzen. Auch wenn es heute trüb ist und nieselt, ist es dafür weniger heiß als sonst, sodass es sich gut draußen aushalten lässt.
Der frühe Lunch wird trotzdem im Speisesaal in Buffetform serviert und bietet erneut eine große Auswahl an vielen leckeren Speisen. Während des Essens wird das Schiff an allen anderen Stellen bereits für die nächste Gruppe vorbereitet, denn gegen halb 12 erreichen wir schließlich den Hafen und verlassen das Schiff.
Unser Tourguide geleitet die ganze Truppe erneut zur Empfangshalle, an der wir vor rund 24 Stunden die Tour gestartet haben. Er weißt die einzelnen Teilgruppen den richtigen Autos zu, und damit endet für uns die Tour durch die Hạ Long Bucht. Auf der Rückfahrt nach Hanoi wird normal ein Abstecher in ein Fischerdorf und dort eine Aufführung einer Wasserpuppenshow angeboten.
Da Nhung jedoch noch einige organisatorische Dinge für die Hochzeit zu erledigen hat und der Ausflug sehr touristisch klang, haben wir uns für eine direkte Rückkehr nach Hanoi entschieden, das wir gegen halb 3 erreichen. Der Fahrer setzt uns wieder an unseren Unterkünften ab und wir genießen für ein paar Stunden die Ruhe in unserem Hotel.
Am Abend haben wir uns für einen Ausflug auf den Night Market in der Nähe unseres Hotels verabredet. Michael und ich machen uns ein wenig früher auf den Weg, essen unterwegs eine Kleinigkeit und schauen uns das Treiben rund um den See an. Hier gibt es vor allem morgens, bevor es heiß wird, und abends nach Dämmerung viele Sportgruppen unterschiedlichen Alters zu beobachten, die gemeinsam Aerobic machen.
Heute ist viel los, überall sind Leute unterwegs, Straßenverkäufer bieten alles mögliche an und verschiedene Musikgruppen sind auch zu hören. Wir amüsieren uns vor allem über eine Gruppe, die mit klassischen vietnamesischen Instrumenten eine Version von 99 Luftballons darbieten.
Zusammen mit Nhung, Jan und dessen Mutter schauen wir uns einen Auftritt auf der Hauptbühne an. Nhung erläutert uns, dass sich dort Haushalte aus ganz Hanoi anmelden und Darbietungen aufführen können. Unseren Musikgeschmack trifft es nicht wirklich, trotzdem ist es wie alles hier ein Erlebnis.
Wir laufen an einigen Ständen des Night Markets entlang, den man sich wie einen riesigen Flohmarkt vorstellen kann, wobei die Verkäufer*innen Neuware anbieten. Es gibt alles von bunten Tüchern und Klamotten über Lebensmittel bis hin zu unnötigem Plastikspielzeug. Es ist beeindruckend, dass wirklich jedes Wochenende die Straßen um den See gesperrt und all diese Stände aufgebaut werden.
Wir haben gerade erst ein paar Stände angeschaut, als es plötzlich zu schütten anfängt. Schnell stellen wir uns unter und beobachten, wie an den Ständen die Planendächer zurecht gezogen und erweitert und teilweise die unsicheren Stromleitungen abgeklemmt werden. Es leert sich schlagartig. Der Blick aufs Regenradar am Handy verspricht zwar Besserung, aber ganz aufhören wird es den ganzen Abend nicht. Michael und ich entscheiden uns deshalb, eine Pause mit nachlassendem Regen zu nutzen, um im halb 10 zügig zu unserem Hotel zurückzukehren, während die anderen lieber noch ein bisschen shoppen gehen wollen. Aber auch wenn wir nichts gekauft haben, war der Night Market interessant zu erleben.Okumaya devam et
Heute ist für uns ein ruhiger Tag vorgesehen, während der Rest, vor allem Nhung, noch mit den finalen Vorbereitungen für Morgen beschäftigt ist.
Da Michael beim Packen wusste, dass es hier die Möglichkeit zum Waschen gibt, hat er im Gegensatz zu mir nicht Klamotten für die kompletten zwei Wochen eingepackt. Deshalb wird es heute Zeit, einen Waschsalon zu suchen. Da ich mich heute nicht ganz fit fühle, geht Michael nach einer kurzen Internetrecherche allein mit einem Stapel Dreckwäsche los, während ich mich im Hotel ein bisschen ausruhe. Zum Glück haben wir ein Zimmer mit richtigem Fenster gebucht, es gibt hier häufig Räume ohne, da die Häuser alle sehr lang und eng geschnitten sind und oft nur zur Straße oder Rückseite Fenster haben. Auch wenn es zu heiß ist, um es wirklich zu öffnen, macht ein bisschen Tageslicht doch viel aus.
Zum Mittagessen suchen wir uns heute auch anhand von Googlebewertungen ein kleines Restaurant in der Nähe, bei dem es in der Karte englische Untertitel gibt. Die Besitzerin, die uns bedient, spricht auch ausreichend Englisch und hilft uns bei der Auswahl der Speisen. Zwei Varianten Frühlingsrollen zur Vorspeise und zwei Hauptgerichte machen uns ordentlich satt. Das Curry war das erste Gericht, das ich tatsächlich als scharf beurteile, aber auch dieses ist zum Glück nicht zu scharf.
Das Wetter ist heute weiterhin trüb und als wir zurück ins Hotel gehen, regnet es wieder. Dafür ist es in Hanoi nicht so heiß wie in den ersten Tagen nach unserer Ankunft.
Als wir nachmittags die Wäsche abholen, haben wir extra unsere Regencapes eingepackt, aber natürlich bleibt es jetzt trocken. Die Wäsche kostet umgerechnet gerade mal 2.4 Euro und wir scherzen, ob wir freitags vor dem Rückflug nicht gleich alles hier waschen lassen und mit sauberen Sachen aus dem Urlaub heimfliegen sollen.
Um fünf bestellt Michael an der Rezeption ein Taxi, das uns zu Jans AirBnB Unterkunft bringt. Da die Zeremonien morgen sehr früh starten, werden wir die Nacht dort verbringen, um morgen gemeinsam fahren zu können.
Die Unterkunft ist in einem Hochhaus in einem modernen Neubaugebiet, das unterirdisch sogar eine riesige Mall hat.
Ich habe noch nie ein so lautes Einkaufszentrum erlebt, permanent läuft Musik auf höchster Lautstärke, die Geräusche verteilen sich aufgrund der eher niedrigen Decken schlecht und die Akustik erinnert eher an eine Tiefgarage. Aussehen tut es aber wie jedes Einkaufszentrum, und auch die Läden sind zum Teil bekannt.
Gemeinsam mit Jan und dessen Mutter entscheiden wir uns heute zum Abendessen ausnahmsweise gegen Vietnamesisch und wählen einen Pizzaladen. Anschließend laufen wir noch durch den großen Supermarkt, um ein paar Kleinigkeiten und Wasser zu besorgen. So ein Supermarkt in einem anderen Land ist immer interessant. Besonders amüsiert mich die Ecke mit Essen aus aller Welt, in der sich hier neben Barilla-Nudeln und -Pesto auch Heinz Tomato Ketchup findet. Da morgen um halb 6 die Stylistin für Kirsten, Jans Mutter, kommen soll, gehen wir alle früh schlafen. Wir kennen für morgen nur den groben Ablaufplan und sind sehr gespannt, was genau uns erwarten wird. Mein áo dài wurde auf jeden Fall zu Jan geliefert und passt wie angegossen.Okumaya devam et
Heute ist der große Tag: jetzt wird geheiratet. Nhung hat uns vorher einen Ablaufplan zur Verfügung gestellt, wann wir wo um welche Uhrzeit abgeholt werden, damit wir wenigstens grob Bescheid wissen. Spoiler: Der Plan hat sich ohne unser Wissen anscheinend geändert, sodass uns am Nachmittag ein paar verwirrende Situationen erwarten.
Aber von vorn. Vorgesehen sind heute drei Zeremonien, an denen wir teilnehmen: Die Verlobungsfeier lễ ăn hỏi am frühen Morgen; eine Zeremonie, bei der die Familie des Bräutigams erneut darum bittet, dass die beiden heiraten dürfen und die eigentliche Hochzeitsfeier lễ thành hôn am Abend.
Für uns bedeutet das um halb 6 aufzustehen, denn die erste Zeremonie startet um halb 8 (die Zeiten wurden von einem Medium als glückbringend für das Paar ermittelt). Vorher kommt sowohl eine Stylistin für Kirsten, als auch Nhungs Freundin Hanh, die uns durch den Tag begleitet. Ich bin zum Glück relativ schnell mit Make-up und Frisur fertig und auch der áo dài ist schnell angezogen. Auch Michael braucht für seinen Anzug nicht besonders lange und Jan muss auch nur einen geliehenen áo dài anziehen. Kirsten, beziehungsweise die Stylistin, braucht deutlich länger, aber wir schaffen es trotzdem pünktlich aus dem Haus. Hanh hat schnell noch ein paar Schirme für uns gekauft, denn es schüttet leider.
Mit dem Taxi ist der Weg zum Haus von Nhungs Eltern nicht weit. Wir steigen am Eingang der Gasse aus, wo eine von Nhungs Schwestern und ein paar ältere Herren bereits auf uns warten. Schnell wird vor einem Laden ein Klapptisch aufgebaut, auf den große Geschenkkörbe ausgeladen werden. Mehrere Fotografen sowie eine Videokamera sind die ganze Zeit dabei und sowohl Jan als auch seine Mutter werden im Laufe des Tages mehrfach für das Hochzeitsvideo interviewt.
Während wir warten, dass die aufwändig zusammengestellten und dekorierten Geschenkboxen ausgeladen werden, erklärt uns ein älterer Herr, dass Regen als glückliches Zeichen für eine Hochzeit angesehen wird und außerdem alle froh sind, dass es heute nicht so heiß werden soll. Er hofft trotzdem, dass der Regen bald aufhört und tauscht seinen Schirm mit uns, da dieser größer und besser für zwei Personen geeignet sei. Tatsächlich lässt der Regen bis zum Nachmittag deutlich nach, sodass wir die Schirme später nicht mehr benötigen. Ganz trocken wird es jedoch den ganzen Tag nicht.
Eine Gruppe junger Männer in áo dàis kommt und trägt die Geschenke in einer Prozession die Gasse hinunter. Ein großer Teil der Gasse ist mit langen Zelten vollgestellt, unter denen schön gedeckte Tische stehen. Wir laufen etwas planlos hinterher und schauen zu, wie die Geschenke an eine Gruppe junger Frauen übergeben und alle mit Geschenken paarweise fotografiert werden. Währenddessen wird Jan ins Haus geschickt, um Nhung aus ihrem Zimmer abzuholen und Kirsten wird bei Nhnugs Eltern platziert. Man schickt uns an einen Tisch etwas die Gasse herunter, an dem extra Platz gemacht wird und man uns gleich einen Tee eingießt. Außer Michael, Hanh und mir ist auch Celine, eine Freundin von Jan aus China, mit dabei. Wir lauschen den Reden der Eltern, die Nhungs jüngere Schwester ins Deutsche übersetzt.
Nach einer Weile kommt Nhungs andere Schwester an unseren Tisch und gestikuliert, dass wir ihr folgen sollen. Man stellt ein paar Stühle direkt seitlich vor den zur Straße offenen Raum, in dem die Geschenke stehen und die Reden gehalten werden, sodass wir anscheinend einen Ehrenplatz haben. Ich fühle mich etwas auf dem Präsentierteller und bemühe mich, möglichst die ganze Zeit zu lächeln, da dauernd Fotos gemacht werden.
Das Brautpaar ist inzwischen aufgetaucht und gießt im Rahmen der Zeremonie allen Anwesenden einen Tee ein. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, währenddessen wird Musik abgespielt. Anschließend macht das Paar mit Leuten in allen möglichen Kombinationen Gruppenfotos, während die Leute sich unterhalten. Hanh übersetzt uns einige Komplimente, die wir für unser Aussehen bekommen, wobei uns die Aussage, wir sähen aus als seien wir von der deutschen Botschaft, am meisten amüsiert.
Nachdem die erste Fotosession abgeschlossen ist, wird vor uns ein weiterer Tisch aufgebaut, der die lange Tischreihe in der Gasse ergänzt und am Nachbartisch wird ein Buffet für den frühen Lunch serviert. Das Brautpaar nimmt auch an unserem Tisch Platz. Ein paar ältere Frauen übernehmen es, das Essen zu verteilen und reicht uns verschiedene Speisen. Potentiell traut man uns nicht zu, die Dinge richtig zu kombinieren, da wir beim ersten Gang zum Buffet anscheinend versehentlich mit dem Nachtisch angefangen haben. Es schmeckt auf jeden Fall alles lecker.
Nach und nach verabschieden sich die Leute und gegen halb 11 werden auch Kirsten, Jan, Michael und ich in ein Auto zurück zu Jans Unterkunft gesetzt. Wir bekommen noch ein Geschenk mit, das Kirsten für die nächste Zeremonie wieder mitbringen soll. Jetzt ist eine mehrstündige Pause angesagt, also erst mal hinlegen und ein bisschen Schlaf der kurzen Nacht nachholen...
Laut unserem Plan steht die nächste Fahrt für Jans Mutter, Michael und mich um 15:30 Uhr an; Jan soll unabhängig um 16 Uhr mit dem Hochzeitsauto abgeholt werden, während wir uns dann schon wieder auf dem Rückweg befinden sollten. Entsprechend fangen wir gegen 14:30 Uhr an, uns umzuziehen. Michael übt vorher noch Krawattenknoten mit Jan, der seinen áo dài nun gegen einen Anzug getauscht hat. Auch ich entscheide ich mich glücklicherweise dazu, mein für Abends geplantes Kleid anzuziehen, obwohl ich davon ausgehe, dass wir vor der Fahrt zur Abendlocation nochmal eine Pause haben.
Hanh taucht zusammen mit zwei Fotografen auf, die nochmal einige Aufnahmen machen und Jan und dessen Mutter erneut fürs Hochzeitsvideo interviewen.
Um kurz vor halb 4 verlassen wir das Haus. Hanh erklärt uns, dass wir aber zeitgleich mit Jan, nur in verschiedenen Autos fahren sollen. Wir warten also, bis das dekorierte Hochzeitsauto um kurz vor 4 auftaucht und fahren mit zwei Autos los.
An Nhungs Haus wird endgültig klar, dass unser Ablaufplan nicht mehr mit dem Geschehen übereinstimmt. Kirsten soll allein zum Haus laufen und ihr Geschenk übergeben, während wir angewiesen werden, auf Jan zu warten. Sie wird mit Konfettikanonen begrüßt. Wir folgen in einer Prozession mit mehreren Personen gemeinsam mit Jan kurz darauf, auch hier wird Glitzer über uns abgefeuert. Zum Glück hat mich jahrelanges Ministrieren gut darauf vorbereitet, Prozessionen angemessenen Schrittes zu folgen und dekorativ dazusitzen, auch wenn wir dieses Mal gar keine Ahnung und auch keine Übersetzung haben, was eigentlich passiert.
Wir werden noch näher am Geschehen auf zwei Stühlen direkt im offenen Zimmer platziert. Jan wird wieder ins Haus geleitet und bevor er zurückkommen kann, wird Kirsten aufgefordert, wieder zu gehen. Zum Glück hat sie die Zugangskarte zur Unterkunft, irgendwer wird sie sicher begleiten. Wir bleiben einfach sitzen und warten ab.
Jan und Nhung, die inzwischen ein sehr schönes weißes Hochzeitskleid trägt, tauchen nach einer Weile auf, machen wieder viele Fotos und gießen Tee ein, während der Vater einige Worte spricht und auch Jan eine kurze Ansprache hält. Kurz danach brechen alle zur Straße auf, wir folgen dem allgemeinen Trubel.
Während Jan und Nhung ins Hochzeitsauto steigen und ein Großteil der Anwesenden in einen großen Bus geschickt wird, stehen Michael und ich etwas orientierungslos herum, bis Nhungs Schwester uns darauf aufmerksam macht, dass das Auto mit dem wir kamen bereit steht. Überrascht stellen wir fest, dass Kirsten und Hanh darin sitzen, die gar nicht zur Unterkunft zurückgefahren sind. Kirsten berichtet, dass sie ebenfalls keine Ahnung hatte, was passiert und man ihr nur erklärt hat, dass die Bräutigammutter bei dieser Zeremonie nicht dabei sein darf und sie deshalb die ganze Zeit im Auto saß.
Wir folgen dem Hochzeitsauto, das seine Cabriofunktion aufgrund des Wetters leider schnell wieder einklappen muss, zur Hochzeitslocation und unterhalten uns mit Hanh darüber, dass Hupen in Hanoi für eine Hochzeit nicht auffallen würde, da hier eh permanent gehupt wird.
An der Location können anscheinend zwei Hochzeiten gleichzeitig gefeiert werden, aber Schilder mit den Namen des Brautpaares leiten uns eindeutig in den oberen Stock. Es sind runde Tische mit jeweils zehn Plätzen für insgesamt bestimmt 250-300 Leute aufgebaut. Wir stehen ein wenig verloren herum, da Kirsten direkt wieder zu den Eltern der Braut geleitet wurde und auch Hanh verloren gegangen ist, bis uns eine Frau, die wir auch heute Morgen gesehen haben, an einen Tisch in der Mitte des Raums platziert. Hier treffen wir auch Celine wieder, die dazu gestoßen ist. Nach einer Weile sammelt uns jedoch Nhungs Schwester wieder ein und platziert uns zusammen mit Kirsten an einem Tisch weit vorne am Rand, von dem wir die Bühne gut im Blick haben. Auch Hanh sitzt nun wieder bei uns, muss aber zwischendurch ans Mikrofon um zu übersetzen.
Es ist kurz vor 18 Uhr und der Raum füllt sich deutlich. Kirsten wird wieder abgeholt und wir werden sie (außer auf der Bühne) erst nach Abschluss der Feier wiedersehen, obwohl wir ihren Platz mehrfach verteidigen.
Ein Moderator, der auch gut und gerne durch eine Spielshow führen könnte, betritt die Bühne und spricht ein paar Worte. Dann zieht die Braut zusammen mit ihren Eltern und Jans Mutter ein und die Nebelmaschine auf der Bühne wird aktiviert. Jan kommt Nhung von vorne entgegen und gemeinsam laufen sie das letzte Stück zur Bühne, an der große Ballons explodieren, aus denen kleine goldene Heliumballons zur Decke steigen. Auf der Bühne stehen nun neben dem Moderator auch das Brautpaar und die Eltern.
Während des Geschehens auf der Bühne wird bereits das Essen herausgetragen und die Leute beginnen tatsächlich schon zu Essen. Unser Tisch wartet noch, aber der Lärmpegel steigt deutlich, der vorher bereits hoch war. Auch die ersten Flaschen Wodka, von denen auf jedem Tisch eine steht, werden angebrochen.
Auf der Bühne werden unterdessen Reden gehalten, bevor Nhung und Jan ihre Ringe tauschen. Außerdem schneiden sie einen Hochzeitskuchen an, von dem nur die oberste Ebene tatsächlich echt ist und von dem wir nie ein Stück bekommen und gießen eine rote Flüssigkeit in einen Gläserturm ein, der noch zusätzlich mit Trockeneis gefüllt ist. Eine der Servicekräfte hatte diesen übrigens kurz vorher noch umgestoßen und schnell wieder aufgebaut.
Nach dem Ringtausch beginnt nun auch unser Tisch zu essen, während auf der Bühne ein Video mit Glückwünschen und Grüßen an das Paar von Personen aus aller Welt abgespielt wird. Sogar Iryna, Jans Chefin, hat einen kurzen Clip aufgenommen.
Das Essen schmeckt wie immer köstlich und bis man von allem probiert hat, ist man beinahe schon satt. Auf der Bühne gibt nun erst der Moderator ein paar Stücke zum Besten, bevor vier Damen in Militäruniform die Bühne betreten und ein Lied singen. Wir erfahren, dass es sich um Bekannte des Vaters handelt. Der Tisch der Uniformträger hat schon einige Runden angestoßen, sodass auch die Männer von der Darbietung mehr als begeistert sind und den Damen Teile der Blumendekoration überreichen.
Das Brautpaar zieht währenddessen zuerst von Tisch zu Tisch, um mit allen einmal anzustoßen und ist anschließend mit Foto machen beschäftigt, zum Teil vor der Deko, zum Teil auf der Bühne, in allen möglichen Kombinationen mit fast allen Anwesenden.
Im Laufe des Abends betreten die Beiden erneut gemeinsam mit den Eltern die Bühne und sprechen in einer Rede jeweils nochmal ihre Eltern an. Vor allem Nhungs Mutter reagiert sehr emotional, leider wurde dieser Teil nicht übersetzt und wir können nur raten, was gesagt wird.
Auch einen Hochzeitstanz hat das Paar einstudiert, für den Nhung nun das dritte Outfit des Tages trägt. Die vier Damen, die bereits ein Lied aufgeführt haben, haben sich inzwischen auch umgezogen und tragen traditionelle Kostüme. Sie können ihren nächsten Auftritt gar nicht abwarten und betreten die Bühne, sobald der letzte Ton des Hochzeitstanzes verklungen ist.
Zwischen acht und halb neun leert sich der Raum langsam und nachdem wir auch noch ein paar Fotos mit dem Paar aufgenommen und gratuliert haben, lädt uns die Mutter an einen anderen Tisch ein. Während die anderen Tische vom Servicepersonal bereits geräumt und geputzt werden, kommt nun auch die Familie und das Paar endlich zum Essen.
Hanh und Celine verabschieden sich bald und auch uns sieht man die Müdigkeit wohl an, denn Nhungs Schwester bietet an, uns ein Taxi zu bestellen. Nhung und Jan werden die Nacht in einem Fünf-Sterne-Hotel verbringen. Da auch Kirsten sehr müde aussieht und die beiden sie ungerne allein fahren lassen wollen, bieten wir an, sie nach Hause zu begleiten und direkt unser Gepäck einzusammeln. Das erspart uns einen Tripp am nächsten Tag und Kirsten muss die Taxifahrt nicht alleine unternehmen.
Wir bringen sie zur Unterkunft und machen uns mit unseren Sachen direkt auf den Weg. Gegen halb 10 erreichen wir unser Hotel und sind froh, dass wir morgen ausschlafen können. Der Tag war ein wirkliches Erlebnis und ich freue mich über die Möglichkeit, so etwas mitzuerleben. Aber anstrengend war es schon, ich kann mir nicht vorstellen, wie fertig Nhung und Jan sein müssen.Okumaya devam et
Ich nenne die Tage ohne geplantes Programm zwar "Pausentage", aber wir unternehmen trotzdem immer genug.
Heute entspannen wir uns den Vormittag über aber im Hotelzimmer, um uns von Gestern zu erholen und essen ein paar Snacks zu Mittag.
Am Nachmittag steht Michaels Anzuganprobe an. Der Laden ist voller als beim letzten Mal, aber der Schneider nimmt sich trotzdem ausreichend Zeit, genau zu schauen, was noch angepasst werden muss. Die Hose ist bereits fertig und sitzt perfekt. Das Sakko hat noch keine Ärmel und wird auch an der Schultern noch mit Stoffstücken zur Probe aufgepolstert, sieht aber bereits sehr gut aus. Wir vereinbaren, dass wir am Donnerstagnachmittag zur finalen Anprobe und Abholen des Anzugs kommen werden.
Auf dem Rückweg besichtigen wir auch endlich die St. Josephs Kirche, an der wir bereits mehrfach vorbeigelaufen sind. Ich finde es immer wieder schön, wie ähnlich sich Kirchen weltweit doch sind und trotzdem alle ihre Besonderheiten haben. Besonders ein Wandbild der Heiligen Drei Könige hinter der Kirche gefällt mir gut. Man merkt der Kirche aber an, dass sie von der französischen Besatzung erbaut wurde, sie weißt Ähnlichkeiten zu Notre Dame auf und auch die Beschriftungen der Fenster sind zum Großteil französisch. Neben der Kirche entdecken wir noch einen schönen Innenhof eines sehr großen Gebäudes, dass sich als der Sitz des hiesigen Bischofs entpuppt.
Zurück im Hotel packen wir unsere Rucksäcke für die zweitägige Wanderung in Sapa, die morgen beginnt. Wir sind gespannt, wie gut die anderen im Vergleich ausgestattet sind, Michael hat sich schließlich nicht nur endlich ein ordentliches Paar Wanderschuhe, sondern auch -hose und langärmliges Funktionsshirt angeschafft und ich besitze von meinen Pilgerreisen sowieso passende Kleidung und Schuhe. Die Hinfahrt nach Sapa werden wir im Nachtzug verbringen, worauf ich schon sehr gespannt bin.
Zum Abendessen entscheiden wir uns dieses Mal für ein japanisches Restaurant.
Bereits am Eingang sitzt jemand und kündigt anscheinend Gäste mit einem Walkie Talkie im Restaurant an, damit ein Kellner die Schiebetür manuell von Innen zum richtigen Zeitpunkt öffnen kann.
Da wir vergleichsweise früh essen, um anschließend pünktlich zum Bahnhof zu laufen, sind wir die einzigen im Restaurant und fühlen uns vom Personal leicht überbetreut. Dafür bekommen wir einen schönen Platz mit direktem Blick auf die Köche, die unser Sushi vorbereiten, das sehr gut schmeckt.
Auf dem Weg zum Bahnhof kaufen wir im Supermarkt noch ein paar Snacks für die Wanderung. Da Nhung auch wieder sehr großzügig eingekauft hat und im Zug auch noch einige Dinge verteilt werden, werden wir einiges davon nach der Wanderung wieder mit nach Hanoi nehmen und nur spazieren tragen.
Am Bahnhof treffen wir Celine, Nhung, Jan und Kirsten und machen uns gemeinsam auf zu unseren Abteilen. Während die anderen vier eine Kabine belegen, ziehen Michael und ich nebenan ein. Die Abteile haben jeweils vier Betten und ich entscheide mich direkt für das obere, das sehr bequem ist, während Michael unten testet, wie er mit seiner Länge am Besten ins Bett passt. Ein Zugbegleiter serviert uns ein paar Snacks und ein Getränk, die im Fahrtpreis inbegriffen sind und erklärt, wo sich die Toiletten befinden. In unser Abteil zieht noch ein italienisches Pärchen ein und kurz darauf geht die Reise los. Es sind rund 8 Stunden Fahrt, mal sehen, wie gut ich schlafen werde.Okumaya devam et
GezginGute Reise...
GezginEine sehr gute Idee, Eure Reise hier zugänglich zu machen. Vielen Dank und schöne Tage!