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  • Day 2

    Medellin 1

    December 30, 2022 in Colombia ⋅ ☁️ 23 °C

    Olà! Neben „gracias“ das einzige Wort, das mich hier über Wasser hält bis jetzt. Ich bin ehrlich: nach der ganzen Asien-Reiserei und erfolgreichem Kommunizieren auf schlechtem Englisch, gepaart mit Händen und Füßen, dachte ich mir in den letzten Wochen vor Abflug (als ich meine Babbel Notifications weg ignoriere): „Ach, ja, ein bisschen englisch kann ja jeder. Wir werden uns schon verständigen können.“ Dem ist nicht so. Niemand kann englisch. Niemand. Gar nicht. Niente. Falls ihr plant hierherzukommen: Lernt Spanisch! Ladet euch alle Apps runter, kauft den Duden und versucht euch mindestens ein A2 level anzueignen. Das ist wirklich super frustrierend sonst…gracias.

    Wir sind also in dieser völlig fremden, sehr großen Stadt um 7 Uhr aufgewacht (jetlag ✌️) und was soll ich sagen: wir haben uns gefreut wie zwei kleine Kinder als wir das realisiert haben.
    Nach unserem sehr geilen Frühstück im Hotel sind wir dann einfach drauf los spaziert. Unser Hotel liegt im hippen Ausgehviertel „La Poblado“ (auch „Gringo-Paradise“ genannt - wir sind’s, die Ausländer 🥸). Am Morgen um 9 Uhr steppt hier zwar nicht der Bär, aber man bekommt schon einen Eindruck von der Wuseligkeit der Stadt. Die ist übrigens sehr bergig und steil bebaut, aber trotzten gut zu Fuß zu erkunden. Überall sind Graffitis, Essensstände, Bars und aktuell hängen hier außerdem gelbe Schlüppis draußen (das ist ein kolumbianischer Silvester Brauch, haben wir uns ergooglet - eine Sim Karte haben wir uns gegönnt, das hilft unterwegs um Google Maps zu nutzen oder herauszufinden warum hier gelbe schlüppis hängen). Was ist uns noch aufgefallen? Die Stadt ist sehr lebendig, bunt und überall ist Musik (natürlich nur spanischer Reggaeton. Wir stellen uns seither vor, dass bei uns überall Kölsche Musik oder Schlager laufen würde - irgendwie cool). An den Ecken stehen Männer mit Süßigkeiten Bauchläden, aber anstatt Lollis preisen sie Kokain an (echte Enttäuschung wenn man grad ein Zucker craving hat) und die Apotheken verkaufen Satisfier- Gesundheit first 👍

    Wir haben uns dann einen frischen Smoothie geholt (1,50€) und sind mit der Metro (50ct) in den Norden der Stadt gefahren. Ich werde hier am Anfang immer gerne Preise nennen, weil ich mich jedes Mal freue, wie günstig alles ist 😍 Wie es sich für vorbildliche deutsche Touristen gehört, kommentieren wir das natürlich auch entsprechend laut. Bezahlt wird hier übrigens in kolumbianischen Pesos (COP) mit einem Wechselkurs von 1€=5.000COP - ihr könnt euch vorstellen wie einfach das umrechnen ist, wenn man ein Hotelzimmer für stabile 1.5 Millionen bucht.

    Die Stadt ist wie ein Kessel aufgebaut und die Menschen die hier leben könnten locker eine doppelte Fläche besiedeln, deswegen wird in die Höhe gebaut. Dadurch entstehen an dem Berghängen ganze Viertel, die zum Teil sehr autark leben und ihre Häuser einfach selber da hin bauen wo Platz ist. Um diese Viertel besser ans Zentrum anzubinden, gibt es seit einigen Jahren die „Metro Cable“, eine Seilbahn, die aber ans U-Bahn-Netz angeschlossen ist. Mit der sind wir zuerst hoch nach Santa Domingo ‚gefahren‘, einem ziemlich armen Viertel, im von dort aus noch mal höher zum „Parc Arvi“ (ein Nationalpark für Touris) zu gelangen. Kurzer Spoiler: der Park war nix, die Fahrt über das Viertel war das wahre Beeindruckende an unserem kleinen Ausflug. Ich hab sowas noch nicht gesehen! Tausende Häuser, wild zusammengezimmert, die steilsten Straßen der Welt, auf denen die Roller cruisen, überall tobt das Leben, Leute verkaufen alles von frischen Mangos bis Socken an Ständen, es ist wahnsinnig laut, dreckig und teils sehr arm - und irgendwie trotzdem wieder so lebendig, was vielleicht auch daran liegt, dass wieder überall (!) Musik ist. Für mich war die Seilbahnfahrt mein persönliches ‚Highlight‘ an diesem Tag.

    Oben angekommen im Parc Arvi haben wir erstmal den Park gesucht - und viele Fressbuden gefunden. Nach einer Viertelstunde vergeblicher Suche nach Natur und einer schönen Spaziergehstrecke haben wir entschieden, den Park Park sein zu lassen und uns am örtlichen Kiosk ein Bier gekauft und es uns auf zwei Plastikstühlen vor dem Häuschen bequem gemacht. Hier hab ich das erste mal so einen richtigen Kolumbien-Moment gehabt. Wir saßen einfach ne Stunde da und haben die Menschen und das Treiben beobachtet. Das war irgendwie super schön - und spannender als jeder Park.

    Auf dem Rückweg wollten wir uns noch das City Center anschauen, wurde uns im Reiseführer empfohlen - ich frage mich warum. Es war ganz schrecklich. Super voll, alle Straßen waren rechts und links vollgestopft mit Ständen, die Ramsch verkaufen und dahinter Obdachlose und Fixer die sich am Straßenrand vor unseren Augen gespritzt haben. Es war einfach nur bedrückend, sodass wir unsere Taschen festgehalten haben und versucht haben, da schnellstmöglich wieder raus zu kommen. Das hat sehr lange gedauert weil man mit der Masse wirklich nur meterweise vorangekommen ist. Fazit: wenn ihr mal in Kolumbien seid, meidet alles rund um San Antonio und Parque Berrio (es sei denn ihr seid auf der Suche nach einem geklauten Handy oder möchtet eine Ray Bali Brille kaufen).

    Wir waren so froh wieder in El Pablado zu sein, Ausländer-Viertel hin oder her, es hat sich einfach gut angefühlt, sich wieder (Angst)frei bewegen zu können.
    Meine Uhr hat auch schon über 20.000 Schritte angezeigt, also waren wir nur noch schnell was essen (die leckersten vergangen Tacos ever!) und sind dann zurück ins Hotel, um den ersten Tag auf unserer Rooftop Barim Jaccouzi ausklingen zu lassen 🥲
    Um halb 9 lagen wir im Bett, völlig erschöpft aber sehr happy!
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