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  • Day 26

    Taganga (Open Water Kurs)

    January 23, 2023 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Wir hatten ja nix geplant, bevor wir nach Südamerika gekommen sind, aber wir hatten EIN festes Vorhaben: Tauchen gehen bzw. Tauchen lernen! 🐡
    Wir hatten grob geplant das am Ende in Kolumbien zu machen, wo noch unklar. Und als ich letzte Woche in Palomino in der Sonne Kokosnuss geschlürft und mal wieder durch den lonely planet (unsere Bibel) geblättert hab, ist mir ‚Taganga‘ begegnet. Die Beschreibung liest sich in etwa so: „Taganga war mal schön, ist aber jetzt ein total herunterkommenes gefährliches Shithole, dass einen Besuch nicht wert ist PS: tauchen ist hier günstig.“
    Alles klar, wir können hier sparen, nix wie hin da! Wen stört schon ne kleine Schießerei zwischendurch, wenn man für 250€ seinen Open Water Zertifikat bekommt?
    Wir haben also beschlossen, nach der Guajira Tour hierher zu kommen, was vor allem praktisch ist, da es genau auf dem Rückweg die Küste runter liegt.

    In Taganga gibt es ca. 1000 Einwohner und 2000 Tauchschulen. Wir haben uns bei unserer Wahl an Google Bewertungen orientiert und schlussendlich unseren Open Water bei „Ocean Lovers Taganga“ gebucht. Der Open Water ist ein 3-tägiger Kurs, in dem man alle übers Gerätetauchen bis 18 Meter lernt.
    Wer mich schon etwas länger kennt, wird jetzt vielleicht denken: „Moment, hat sie sowas nicht schon mal in Thailand gemacht?“ - das ist korrekt! Ich wollte den Kurs aber gerne nochmal a) mit Benedikt zusammen machen, b) PADI zertifiziert sein (der andere Kurs war mit SSI) und c) ist der so lange her, ich kann NIX mehr - ich würd wahrscheinlich die Sauerstoffflasche vergessen. Und es ist echt so günstig hier, das ist krass! Mit einer Auffrischung, plus Equipment leihen und den 4 Fun-Dives, die man beim Kurs macht, wäre ich nur unwesentlich günstiger rausgekommen.

    Aber bevor unser Tauchkurs am Samstag gestartet hat, sind wir Freitagabend (im Dunkeln!!!) erstmal in Crime City Taganga angekommen. Schon im Taxi haben wir uns an unsere Wertsachen geklammert und uns beim Betreten des Hostels Rückendeckung gegeben.
    Das Hostel („Divanga“) war dann eine echte Oase! Total liebevoll und entspannt geführt, mit cooler Bar und sehr Vegetarier:innen freundlichem Restaurant. Wir haben uns für die 4 Nächte ein Privatzimmer (30€/Nacht) genommen, da wir zum Tauchen immer so früh raus müssen. Hier hab ich mich echt total zuhause gefühlt und mich nach der langen Fahrt sehr über vegetarische Spaghetti Bolo und Wein gefreut!

    Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr war Treffpunkt an der Tauchschule. Mit uns zusammen haben noch 3 weitere Personen den Kurs gemacht: alles Deutsche (Hallo, wir sind’s, die Schnäppchen-Taucher 🤓)!
    Aka: Zwei sehr nette Freundinnen, die gerade ihr Abi gemacht haben und jetzt ein halbes Jahr reisen (cool!) und Tim…der ne Nummer für sich ist. Für alle, die ‚die Discounter‘ gesehen haben: Tim ist Jonas! Ein sehr nervöser, Speedo-tragender, liebenswerter Mensch.
    Naja, auf jeden Fall haben wir vormittags erstmal alles über das Equipment gelernt, bevor es danach ins Meer ging - natürlich nur auf ein paar wenige Meter Tiefe zum Üben, aber trotzdem, ein Pool wäre mir lieber gewesen.
    Ich hole kurz aus, da das, was jetzt kommt leider nicht zu hoffen, aber zu erwarten war: damals bei meinem ersten Kurs in Thailand musste ich den ersten Tag abbrechen, weil ich unter Wasser so starke Panik bekommen hab (was sehr schlecht ist, weil Panik dafür sorgt, dass man schnell und unkontrolliert atmet und wenn man eins braucht unter Wasser, dann ist es Atem). Den Kurs hab ich dann zwar trotzdem bestanden, aber es war ein Kampf. Ich glaube ich wollte mir jetzt auch ein bisschen beweisen, dass es diesmal anders ist und mir leicht fällt.
    Spoiler: Leider nein. Sobald wir untertauchen sollten, hab ich mir das Mundstück rausgerissen und angefangen Schnappatmung zu bekommen. Gott sei dank, waren wir mit zwei Instructors draußen, sodass die anderen ihre Übungen ganz normal durchführen konnten und ich mein 1 zu 1 mental Coaching mit Stephanie hatte (man könnte meinen, das sei eine Masche von mir, aber glaubt mir: ich hätte alles dafür getan, nicht schon wieder in dieser Situation zu sein). Nach vielen Anläufen, Tränen und Gesprächen an der Oberfläche hab ich dann aber doch alle Übungen erfolgreich durchlaufen.
    Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass der Open Water Kurs zwar sinnvoll, aber psychologisch unklug aufgebaut ist: am ersten Tag muss man alle worst case Szenarien durchspielen, die unter Wasser passieren können (keine Luft mehr im Tank, Maske verloren, emergency Exit, etc) und an Tag 2+3 geht man erst richtig tauchen. Also man lernt ERST, wie sich sterben anfühlt, bevor man einen einzigen Fisch sieht. Ich wäre dann auch dafür, dass man am ersten Tag in der Fahrschule einen Test-Unfall baut oder der Tank probeweise explodiert.
    Ich hab’s auf jeden Fall geschafft, bin überraschenderweise nicht erstickt unter Wasser - und war dann am Ende doch auch stolz auf mich.

    Den Nachmittag über haben Benedikt und ich Taganga erkundet (was etwa 5 Minuten dauert) und ich muss jetzt mal ne Lanze brechen : der lonely planet erzählt Quatsch! Taganga ist super cool, total lebendig und (zumindest tagsüber) kein bisschen gefährlich. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, das könnte einer meiner Lieblingsorte werden!
    Wir sind trotzdem vor Anbruch der Dunkelheit ins Hostel zurück und haben hier erstmal gebüffelt. Denn leider ist es mit den praktischen Übungen nicht getan: zum Open Water gehört ein elendig langes Manuskript mit multiple Choice Übungsaufgaben, aus denen dann am Ende ein Test erstellt wird, den man bestehen muss. Also haben wir uns mit Cocktails bewaffnet an Druckausgleich, Gewichtstarierung und Zeichensprache gemacht. Es ist zwar viel Stoff, aber die Fragen sind zum Teil ein Witz! Kleine Kostprobe? Alright: „Was bedeutet dieses Zeichen 👌🏽?“ Antwort 1: „Alles ok.“ vs. Antwort 2: „bitte um den Felsen schwimmen.“
    Gewusst? Sag ich doch.

    Am zweiten Tag ging’s Gott sei dank (nach einem kurzen Intro zu Tauchcomputern und Tauchkompass) direkt aufs Boot und raus aufs Meer. Endlich keine Übungen mehr, sondern richtiges tauchen!
    Mir war schon etwas mulmig nach gestern - was, wenn ich’s wieder verkacke? Aber sobald ich im Wasser war und unter mir das glasklare Korallenriff gesehen hab, waren die Bedenken verflogen! Die zwei Tauchgänge (je ca. 30 Minuten) haben total viel Spaß gemacht und ich hab alle Fische gesehen, die ich aus ‚Findet Nemo‘ kenne‘ 😍 Was ich hoch interessant finde: durch Druck und Temperatur werden die Körperfunktionen so stark angeregt, dass man immer sofort beim auftauchen pinkeln muss - natürlich nicht in den Neopren, versteht sich!

    Mittags waren wir wieder an Land und so hungrig! Echt krass, wie anstrengend Tauchen ist.
    Wir sind mit der Gruppe in einem Strand-Bistro eingekehrt und haben uns mit Paninis und Smoothies gestärkt. Danach sind wir an den aktuell durch die Ferienzeit noch völlig überfüllten Strand gegangen und haben einfach mal nix gemacht! Irgendwie haben wir durch den Tauchkurs plötzlich einen Alltag (früh aufstehen, frühstücken, tauchen, Mittag essen), sodass sich der Nachmittag wie wohlverdiente Freizeit anfühlt. Obwohl: Arbeit am Teint ist ja auch Arbeit 😌

    Abends im Hostel haben wir dann beide unseren Test absolviert und bestanden! 🥳 Ich glaube, ich war im ganzen Urlaub noch nie so müde wie an diesem Abend - sowohl emotional, als auch körperlich, als auch kognitiv war das ne ganz gute Belastung und ich war so froh, als wir um halb 10 im Bett lagen.

    Am dritten und letzten Tag standen wieder zwei Tauchgänge an. Leider war es recht windig und die Strömung hat den Grund so stark aufgewirbelt, dass wir viel weniger gesehen haben als gestern. An dem Tag haben wir auch Bilder mit der GoPro gemacht, die leider deswegen nicht so gut geworden sind :(
    Aber egal! Hiernach waren wir alle zertifizierte Open Water Diver und dürfen jetzt auf der ganzen Welt tauchen!
    Natürlich war es auch irgendwie traurig, dass der Kurs jetzt zu Ende war - die Gruppe, die Guides, wir sind doch recht schnell zusammen gewachsen.
    Wir waren nochmal zusammen essen, bevor jeder seiner Wege gegangen ist - in unserem Fall zu einem etwas weiter entfernen Strand, von dem wir uns erhofft hatten, dass er deutlich leerer sei, als der direkt in Taganga. Leider war dem nicht so. Aber immerhin war der Weg über eine Klippe dahin sehr schön und wir konnten unser mittlerweile sehr geliebtes Taganga auch nochmal von oben sehen.

    Abends sind wir dann nicht früh ins Bett, sondern haben auf unsere Zertifizierung angestoßen und mit den anderen Gästen Billard gespielt - endlich wieder ein bisschen Socializen, nachdem wir die letzen zwei Tage nur vor dem Handy gehangen und Übungsfragen beantwortet haben.
    Insgesamt war es ein super schöner Stop hier, bei dem einfach vieles gestimmt hat: top Hostel, top Tauchschule, top Leute, top Erfahrungen! Ich würde gerne noch länger bleiben, aber wir wissen ja alle: man soll gehen, wenn’s am schönsten ist.
    Also: Tschüss Taganga 🤍
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