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  • Day 35

    Islas del Rosario

    February 1, 2023 in Colombia

    Unsere Kolumbien-Zeit neigt sich tatsächlich schon dem Ende zu. Zum Schluss wollten wir daher nochmal ein kleines ‚Urlaubs‘-Highlight einschieben und die Sonne der Karibik voll auskosten, bevor die nächsten zwei Monate eher Berge und lange Hosen angesagt sind. Wir beobachten natürlich auch die Lage in Peru und so wie es aktuell aussieht, werden wir das Land auslassen (Mama, Papa: ihr könnt jetzt beruhigt ausatmen). Dafür werden wir mehr Zeit in Ecuador und Bolivien haben - und das liegt bekannterweise nicht unter Palmen.

    Langes Intro, wo ging’s nun hin? Unser Ziel waren die „Islas des Rosario“, eine Inselgruppe vor der Küste, etwa eine Stunde Bootsfahrt von Cartagena entfernt. Den Tipp mit den (eher unbekannten) Inseln haben wir von einem Freund bekommen, der Lonely Planet widmet den Inseln nämlich nur eine halbe Seite und beschreibt sie als „schönes Tagesausflugsziel“. Nix Tagesausflug! 3 Tage Hängematten-Pina Colada-extrem haben wir gebucht! 🌴🍹

    Da die Inseln wirklich klein sind und zudem ein geschützter Nationalpark, kommt man nur mit einem keinen Speedboot hin. Am besten einen Tag vorher online reservieren („Mary Boat“, 15€). Das Boot fährt immer morgens um 9 Uhr los.
    Wir waren schlau und haben nur einen Rucksack zusammen mitgenommen und den ganzen anderen Kram (alles, was nicht Bikini oder Sonnencreme ist), im Zana Hotel gelassen - für eine Nacht kommen wir nochmal zurück.

    Das Boot bringt einen bis vor die ‚Haustür‘, den Steg, des gebuchten Hotels. In unserem Fall war das das „El Hamaquero“ (Stockbett 20€ pP/Nacht). Das Hotel war echt eine super Wahl und ich kann’s in jedem Fall weiterempfehlen! Es liegt auf der Westseite, was bedeutet, dass man einen atemberaubenden Sonnenuntergang abends hat. Außerdem ist es ein sehr bodenständiges Eco Hotel und unterscheidet sich sehr von den schicki micki Resorts und Beach Clubs, die sonst die Insel bevölkern. Direkt neben dem El Hamaquero ist z.B. der „Bora Bora Beachclub“, eine ganz schlimme seelenlose Aneinanderreihung von weißen Strandbetten, in denen Leute den ganzen Tag Fotos machen, sehr teure Drinks bestellen (davon wieder Fotos machen), um nachmittags mit dem Boot wieder zurück nach Cartagena gefahren zu werde. Untermalt wird das Ganze von feinster David Guetter Musik, die von 10 bis 16 Uhr leider auch bis zu uns schalltert. Naja, so viel zu Bora Bora, zurück zum El Hamaquero: Es ist ein wirkliches Eco Hotel und geht über „bei uns gibt es keine Plastik Strohälme“ hinaus. Die Besitzer:innen setzten sich zum Beispiel für den Erhalt des Korallenriffs ein: hierzu fahren sie mit Kajaks raus aufs Meer, tauchen mit Schnorcheln und putzen Korallen mit der Zahnbürste…klingt nach krasser Sisyphusarbeit, aber irgendwo muss man wohl anfangen.
    Apropos Korallen! Das Meer um die Inseln ist einfach nur türkis! Man sieht aus dem Boot den 6 Meter tiefen Grund, weil das Wasser so kristallklar und ganz ruhig ist. Auf jeden Fall naturmäßig wieder ein Kracher.
    Das Hotel an sich hat auch eher einen entspannten Hostel Vibe: alles ist offen und weitläufig und man ist die ganze Zeit draußen. Wir haben nach Ankunft erstmal im hauseigenen Restaurant gegessen (viel andere Wahl hat man auch nicht) und uns dann den Nachmittag über auf den Steg zum Sonnenbaden gelegt. Abends gabs noch nen Sundowner zum Sunset und eine sehr glückliche entspannte Hannah. 😇

    Unsere Chill-Routine der nächsten Tage führe ich hier nicht dezidiert aus, sondern erzähle lieber, was wir außerdem spannendes erlebt haben (Cocktails und Ceviche sind ja auch nur so mäßig spannend, wenn man es nicht auf einer Speisekarte liest):
    Am Dienstag, unseren zweiten Tag auf der Insel haben wir uns eine Kanu (Kajak?) geliehen und dann wurde richtig einer weg geschnorchelt! Wir waren vormittags mehrere Stunden und nachmittags auch nochmal auf dem Wasser unterwegs und ich kann euch sagen: so viele Fische und Korallen wie hier, hab ich während des gesamten Tauchkurses in Taganga nicht gesehen! Ich kann mich echt nur wiederholen, wie klar und schön das Wasser ist. 🥲

    Am dritten Tag haben wir uns primär die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und uns abends eine ‚Plankton Tour‘ gebucht. Ich hatte null Erwartungen an diese Aktivität, aber als es nach Einbruch der Dunkelheit losging, wurde ich mehr als positiv überrascht: Nach einem kurzen Fußmarsch mit Taschenlampe (da hatte kurz Ferienlager-Vibes), kamen wir an einer Stelle an, wo zwei hölzerne Kajaks auf uns gewartet haben. Und zwar nicht im Meer, sondern an einer Art Kanal. Dazu muss man wissen: die ganze Insel ist von Mangroven bewachsen. Das sind diese Bäume, die oberirdische Wurzeln haben, die im Salzwasser hängen. Im Dunkeln sehen diese Wurzelgeflechte wahnsinnig gruslig aus, so als ob Hände mit langen dünnen Fingern nach dem Wasser greifen. Die Insel ist daher vom Meer aus ins Innere von einem Kanalsystem (aus Salzwasser) durchzogen, an dessen Ufern die Mangroven wachsen und über diesen Kanalsystem sind wir mit den Kajaks gefahren worden. Das war SO schön! Der Mond hat alles beleuchtet und es war so still, dass wir ganz lautlos zwischen den meterhohen Wurzeln durchgeglitten sind.
    Nach etwa einer halben Stunde kamen wir an einem kleinen ‚See’ raus. Hier sind wir mit Taucherbrille und Schnorchel ins dunkle Wasser gestiegen, sollten untertauchenund und dabei unsere Arme und Beine ganz schnell bewegen…und dann:✨✨✨✨! Das ganze Wasser war voller Licht, erzeugt durch die Bewegung des Planktons. Es sah aus, als ob einen tausende Glühwürmchen umschwimmen, total verrückt!
    Später hab ich natürlich direkt gegoogelt, was Plankton eigentlich ist, weil ich keine Ahnung hatte: es sind im Grunde sehr kleine Mikroorganismen, die sich nicht von selbst bewegen können. Aber dafür, dass es so nutzlos und klein ist, ist es echt verdammt schön!
    Die Rückfahrt war wieder genauso mystisch wie die Hinfahrt - für mich war dieser Weg durch die Mangroven sogar noch besonderer als das Plankton selbst!

    Nach den drei Nächten ging’s am Donnerstagmittag wieder zurück nach Cartagena.
    Nachdem wir das Boot bestiegen haben, hat sich der Kapitän eine Skibrille angezogen - als Schutz vor „den Wellen“ (kurzer Mindfuck: ‚Welle‘ heißt auf spanisch ‚La Olà‘…das was wir im Stadion machen ist also die ‚Welle Welle‘). Am Anfang hab ich mich ein bisschen lustig über die Brille gemacht, aber ich nehm’s vorweg: bei Ankunft im Hafen von Cartagena war sie für mich das sinnvollste, was je ein Mensch auf dieser Erde getragen hat. Wie soll ich die Rückfahrt am besten beschreiben? Sie war: wild!
    Anderthalb Stunden ging es durch die krassesten Wellen, wir wurden von links nach rechts geschaukelt - und waren nach kürzester Zeit klitschnass. Und ich meine klitschnass! Die Wellen sind mir mit voller Wucht ins Gesicht geklatsch, wir haben uns nur noch Augen und Mund zugehalten, um nicht zu viel Salzwasser zu schlucken. Ich hab versucht, die Szenerie kurz per Video festzuhalten, aber war mir nicht sicher, ob mein Handy so perfekt wasserdicht ist - aber eine verschwommene Aufgabe gibt es. Es war auch zugegeben ein bisschen lustig - wir wussten ja, dass wir nicht sterben oder so und so war das einfach die längste Wildwasser Achterbahnfahrt meines Lebens!
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