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  • Day 3

    On the road oder: wie fährt man TukTuk

    January 3 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 31 °C

    Erster Morgen, erster Sonnenschein - Sri Lanka ist über Nacht zum schönsten Ort der Welt geworden und unser Hotel plötzlich zum aufregenden Ausgangspunkt. Schlaf did his magic. 🪄

    Ich übertreibe tatsächlich nicht mal! Da wir gestern im Dunkeln angekommen sind, konnten wir nicht sehen, dass ums Hotel herum schönste Natur, Palmen und Reisfelder sind. Beim Öffnen der Balkontür wurden wir von einer kleinen Affenfamilie sowie einen Streifenhörnchen begrüßt. Direkt vor unserer Nase am ersten morgen! Wofür haben wir letztes Jahr eigentlich unseren Wildlife Guard im Amazonas gebucht? Nächste mal einfach ab in die Großstädte Sri Lankas (*anm. der Redaktion: an dieser Stelle wurde bewusst auf einen Witz verzichtet, der das Wort „Großstadtdschungel“ enthält).

    Der sich vor Eifer überschlagende Hotelmitarbeiter von gestern hat uns ein hammermäßiges Frühstück im Family Style serviert (=einfach alle Speisen in die Mitte des Tisches), das von Obst über Curry bis Spiegelei kein Platz für Wünsche ließ. Zum Schluss hat er uns noch einen großen Teller Würstchen vorgesetzt, woraufhin ich ihn daran erinnert habe, dass wir doch alle veggy sein. Da hat er ganz enttäuscht Benedikt angeschaut „you too?“ - dachte wohl der Mann freut sich über seine Fleisch-Avancen.

    Direkt nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen: Benedikt und ich zu der TukTuk Rental-Station, zurück an den Flughafen und Josie und Paula ins Zentrum von Colombo, von wo aus die den Bus nach Hatton nehmen wollten, unserem ersten Stopp in den Bergen.
    Um etwa halb 11 waren wir bei „TukTuk Rental“, einem Social Business, das von einheimischen ihre Fahrzeuge ausleiht, um sie an Touristen zu vermieten. Dh. das Geld wandert direkt zu den TukTuk-Besitzern (gendern überflüssig) und „TukTuk Rental“ Tritt nur als Vermittler auf. Was ich zB gar nicht wusste: TukTuks sind super teuer, bis zu 6000$ in der Anschaffung und da Sri Lanka ein eher armes Land ist, kann so eine Vermietung eine tolle Möglichkeit sein, das TukTuk abzubezahlen und dann schneller selbst als Taxifahrer zu arbeiten (denn dafür werden TukTuks in aller Regel verwendet).

    Ich hatte von der Möglichkeit ein TukTuk selbst zu fahren auf einem Reiseblog gelesen und fand die Idee von Sekunde eins an mega! Ich kenne TukTuks noch aus Thailand und co, diese kleinen flinken Dreiräder mit denen man im chaotischen asiatischen Verkehr viel besser durchkommt als mit dem Auto. Die Vorteile haben mir sofort eingeleuchtet: man ist super flexibel, kann anhalten wo immer man möchte, entdeckt Orte abseits der typischen Touri-Routen und es ist viel schöner mit dem Fahrtwind im Gesicht zu reisen als in einem stickigen Bus! Zudem waren die Erfahrungsberichte von allen Kund*innen ausnahmslos fantastisch und so hab ich uns im Oktober bereits eins für den ganzen Januar gebucht. Kosten tut der ganze Spaß übrigens 18$/Tag, im Preis ist aber alles abgedeckt: Versicherung, Vollkasko, Fahrunterricht und so viele Kilometer wie man möchte.
    Einziger Nachteil am TukTuk: es passen inkl. Fahrer maximal 4, eher 3 Personen hinein. Unsere ursprüngliche Gruppe ist ja nach Oktober nochmal um zwei Personen angewachsen, weshalb jetzt immer 1-2 Personen Bus fahren müssen. Aber gut, wie wir in der Fahrstunde gelernt haben: „ein TukTuk ist kein Ferrari“.

    Bei der Rental Station war ganz schön was los! Es ist im Januar High Season in Sri Lanka und insgesamt sind aktuell 200 TukTuks der Firma auf den Straßen unterwegs. In dem Office sind wir auch auf die völlig übermüdete Heidi gestoßen, die einen Tag später als wir geflogen ist. Benedikt wurde direkt zur Fahrstunde abgeholt - die ist Pflicht! Denn: für TukTuks gibt es einen eigenen Führerschein, den man ganz offiziell machen muss. Ein TukTuk zu fahren ist nämlich gar nicht so easy. Am ehesten vergleichen lässt es sich wohl mit einem Moped: vier Gänge, Handschaltung, tausend Tricks und Kniffe, die man beherrschen muss, inkl. Kickstart und warmlaufen lassen. Wir mussten im Vorhinein festlegen, wer die Kiste fährt und haben uns für Benedikt und Paula entschieden (Paula bekommt ihre Fahrstunde später).
    Bis er von seinem Fahrunterricht zurück war, der ganze Papierkram erledigt war und jedes Detail des TukTuks aufs genaueste nochmal dokumentiert wurde, waren 3 Stunden ins Land gegangen. Wirklich: diese rental Firma ist deutscher als jede Autovermietung bei uns - alles ist ganz pingelig genau.

    Während der Zeiger immer weiter fortschritt und wir immer noch nicht on the road waren, wurde ich langsam nervös. Laut Google Maps brauchten wir zu unserem ersten Stopp im Inland 4,5h - mit TukTuk darf man da gut und gerne immer nochmal ein Drittel draufschlagen, da man damit maximal 40km/h fahren darf. Also 7h, wenn alles gut geht.
    Ich wollte wirklich ungern im Dunkeln irgendwo ankommen und als Heidi am Nachbartisch zufällig gehört hat, dass da ein Pärchen in den Norden fährt und das nur ca 4h dauert, haben wir spontan entschieden umzuplanen. Ich hab Paula und Josie angerufen, die Gott sei dank noch in keinem Bus saßen und Heidi hat und eine Guesthouse in „Sigiriya“ rausgesucht.
    Als Benedikt zurückkam, war er sehr dankbar, dass seine erste Fahrt nicht die komplizierteste und längste von allen werden sollte und so sind wir endlich (!) gegen 13 Uhr losgedüst - nach Norden, statt wie ursprünglich geplant nach Osten. 🛺💨

    Und was soll ich sagen? Es war GROSSARTIG! Das absolut coolste Verkehrsmittel, das man sich vorstellen kann! Benedikt fährt total sicher, hatte aber auch nach einer Weile die kleinen Frecheiten drauf, ohne die man gegen die Locals nicht ankommt. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, schlängelte er sich durch den Linksverkehr überholte andere lahme TukTuks und hupte fleißig (das macht man hier immer: zur Warnung, also Info, das man kommt, als Beschwerde oder um Leuten sm Straßenrand hallo zu sagen). Heidi und ich hatten den Spaß unseres Lebens hinten drin!
    Die Strecke war auch ab Minute eins einfach umwerfend: nur das satteste grün, links und rechts Reisfelder, unendlich Palmen und hin und wieder kreuzt eine Kuh oder ein Affe die Straße.
    Wir haben ein paar mal am Straßenrand gehalten um uns ein Getränk oder einen Snack bei einem local Stand zu kaufen und sind dann wieder aufgesprungen - was eine Freiheit! Was ein Leben!
    Wir überlegen ernsthaft, ob ein TukTuk zu fahren in Deutschland legal ist. Wenn ja muss Benedikt umschulen - von 0 auf 100 zu Kölns berühmtesten Taxifahrer!

    Am späten Nachmittag, pünktlich zur goldenen Stunde sind wir, nahezu zeitgleich mit den beiden anderen, in unsere Unterkunft angekommen.
    Apropos angekommen: ich denke, dieser Tag hat mir geholfen in diesem Land anzukommen, nachdem der Start etwas holprig war. 🇱🇰💚
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