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  • Day 14

    Tag 12: Von Dannenberg nach Wittenberge

    April 21, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Schon früh verlasse ich heute Dannenberg und damit auch das westlich der Elbe gelegene Wendland. Dort formierte sich in den siebziger Jahren eine Protestbewegung gegen ein Atommüllendlager, was so manchem noch in Erinnerung sein dürfte. Aus ganz Deutschland kamen Umweltaktivisten - manche gewaltbereit, viele friedlich.
    Sie brachten neben ihrem Protest aber auch neue - ökologische - Ideen mit ("Müslifresser und Spinner in Sandalen"), die bis heute nachwirken. So gilt das Wendland wohl als Ursprung des großflächigen ökologischen Landbaus und viele bäuerliche Betriebe können sich keine andere Bewirtschaftung mehr vorstellen. Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz hat hier seine Wurzeln.
    Auf der östlichen Seite der Elbe ändert sich die Natur schlagartig. Was im Wendland noch große Flächen mit Äckern und Wiesen waren (so weit das Auge reicht...) sind nun kleine Auen, Flussniederungen, kleine uralte Bauernhöfe und unberührte Landschaft. Große Bereiche sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Kilometerlang fahre ich auf dem Elbdeich, ohne jemandem zu begegnen. Es herrscht eine wunderbare Stille, die nur vom Zwitschen der Vögeln, Klappern der Störche und dem Knirschen des Schotters meiner zwei Räder unterbrochen wird. Ich genieße es gerade sehr allein zu sein, nicht zu reden oder Gedanken teilen zu müssen.
    In diesem Naturerlebnis stört es mich seltsamerweise auch nicht, dass es zu regnen anfängt und der Wind mal wieder ganz schön von vorne bläst. Immer wieder halte ich an, um diese besondere Art der Stille zu genießen. Nur ganz zum Ende der Tour schummel ich ein wenig. Kurz vor Wittenberge hab ich dann doch die Schnauze vom Gegenwind voll und lass eine Landzunge links liegen.... aber nur ne ganz kleine...
    Ansonsten ist der Tag von Festungen (die mittelalterliche fünfeckige Burganlage in Domitz, die die einzige vollständige Anlage dieser Art sein soll), Herrenhäusern (das Gutshaus derer von Wenckstern) und alten Kirchen (Grabstätte des Niederländers Arnold Gijsels van Lier, der als Amtmannn mit "Zucht und Ordnung" das verwahrloste Leben nach dem 30-jährigen Krieg wieder hergestellt haben soll) geprägt. Ach ja, den Turnvater Jahn darf ich natürlich auch nicht vergessen, der in dem kleinen Örtchen Lanz geboren wurde und dort mit seinen damals revolutionären Sportideen gewirkt haben soll.
    So geht ein sehr ruhiger und besinnlicher Tag zu Ende.
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