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  • Day 48

    Tag 46: Von Wiesbaden nach Frankfurt

    May 25, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Jugendzeit mit all seinen Erlebnissen und Erprobungen, Irrungen und Wirrungen, der Suche nach Orientierung, den vielen menschlichen Begegnungen, dem zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen...... eine Herausforderung, die verbindet, die eine Gemeinschaft bildet, die man in dieser Form vermutlich nie wieder erlebt und vermutlich auch nie vergisst. Sei es in der Schule oder in der Ausbildung oder im Studium, es wächst eine Vertrautheit, die offenbar ein Leben lang hält und verbindet. So war es zumindest am gestrigen Abend. Teils seit Jahren nicht gesehen, sitzen wir (die ersten Fachhochschulstudenten des BKA) zu sechst auf Marinas Terrasse und es ist so, als sei unser letztes Treffen erst gestern gewesen. Es wird erzählt, geschwärmt, geblödelt und gelacht und die Zeit vergeht wie im Fluge. Schön, dass so spontan so viele gekommen sind. Ein wunderschöner Abend!
    Heute morgen werde ich von Marina noch einmal liebevoll bewirtet und ich verlasse mit vielen schönen Jugenderinnerungen und einem seligen Lächeln Wiesbaden.
    Noch mal kurz am Rhein entlang und ich erreiche gegenüber der Mainzer Altstadt die Mündung des Mains in den Rhein. Damit beginnt ein neuer Abschnitt meiner Reise. Der Main mit einer Länger von 527 km ist einer der wenigen Flüsse, der trotz vieler Schleifen und Kurven seine Fließrichtung von Ost nach West kaum verändert. Er war im 19. Jhd. die Grenze zwischen den Einflussphären der Großmächte Österreich und Preußen und bis heute gilt zumindest aus bayerischer Sicht die Meinung, dass die Mainlinie Deutschland in den nördlichen und südlichen Teil "spaltet". Alles nördlich vom Main ist Norddeutschland....
    Das Rhein-Main-Gebiet gilt verkehrsgeographisch als die Mitte Deutschlands und Europas.
    In Mainz-Kastel soll vor 2.000 Jahren eine von den Römern erbaute Brücke gestanden haben, von der absolut nichts mehr zu sehen ist. Nur der Ortsname erinnert noch an das alte Castell, das damals zum Schutz der Stadt Mainz (damals noch Mogontiacum) am Fuß der Brücke erbaut worden sein soll. Heute steht an gleicher Stelle eine vor 200 Jahren auf Eichenpfählen erbaute und super erhaltene Verteidigungsanlage (ein sog. "Reduit").
    Fast zart und zierlich wirkt der Main nach der langen Reise am so mächtigen Rhein auf mich. Ruhig und beschaulich fließt er ohne erkennbare Strömung dahin. Kaum zu glauben, dass hier die Flößerei bis ins 20. Jhd. eine so große Bedeutung hatte (die Flößer bündelten große Mengen von Baumstämmen und transportierten sie rheinabwärts bis nach Holland).
    Trotz dieser eigentlich so schönen Stimmung kann ich mich nicht so richtig darauf einlassen. Irgendwas ist mit mir, ich fühle mich schlecht, habe Kopfschmerzen, hab nicht so recht Kraft in den Beinen. Pause.
    Ein Biss in mein Käsebrötchen und plötzlich überfällt mich ein regelrechter Heißhunger. Ich stürze mich auf alles, was ich noch so dabei habe. Alte Kekse, Reste eines Müsliriegels... die Gier nach Zucker ist riesig. Also weiter in den nächsten Biergarten und erst als ich die Zuckerstückchen meines Kaffees langsam im Mund zergehen lasse, geht es mir endlich besser. So kann ich dann auch über die Legende des Schweinediebs aus Flörsheim nachdenken.
    Still und heimlich schlich sich der böse Bengel in den Stall eines Bauern und steckte sich ein Schwein in einen Sack, der so schwer war, dass er ihn kaum tragen konnte. Erschöpft von seiner Last ließ er sich an einer Mauer nieder, legte den Sack obendrauf, das Seil, das den Sack verschloss, um den Hals und schlief ein. Das Schwein aber zappelte und zappelte, fiel mitsamt Sack die Mauer hinab.....und so wird man dann von seinem eigenen Diebesgut erhängt....
    Der Weg bleibt wunderschön, selbst durch die Farbwerke in Frankfurt-Höchst mit seiner so imposanten Brückenkonstruktion. Was dann kommt, erinnert mich in vielem an den Ruhrtalradweg zwischen Dortmund und Essen. Man kann es nicht glauben, dass man sich mitten in der Mainmetropole Frankfunrt befindet, so schön verläuft der Weg. Herrlich blühende Holunder, große Wiesenflächen, immer am Main entlang, dann der Wechsel an das Flüsschen Nidda, in der einige Mutige sogar baden. Auf einem kleinen See ein Schwanenpaar, das sein Jungen ausführt...mein Unwohlsein von heute mittag ist völlig vergessen. Eine wunderbare Stille, die man in solch einer Stadt nicht zu finden glaubt.
    So erreiche ich Lea, ihren Marius und meinen kleinen süßen Lasse, bei denen ich bis Montag bleiben und bestimmt die gemeinsame Zeit genießen werde.
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