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  • Day 47

    Tag 45: Von Rüdesheim nach Wiesbaden

    May 24, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C

    Blutwurz, Wasserschläuche, Sumpfschwertlilien, Eichenprozessionsspinner, Kanadagänse mit ihrer Jungschar..das erste soll bei Durchfall helfen, beim nächsten bekommt man nasse Füsse und die dritten sollte man nicht anfassen....alles begegnet mir in den so breit ausladenden Rheinauen in Richtung Wiesbaden.
    Mit leichtem Rückenwind, einem Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken, kühler frischer Luft nach dem nächtlichen Regen und einer fast menschenleeren Einsamkeit, die ich immer mehr zu schätzen weiß, gleite ich dahin. Fasziniert und auch betroffen betrachte ich die mit Moos überwachsenen Brückenreste der Hindenburgbrücke, einer ehemaligen Eisenbahnbrücke bei Rüdesheim, die in den letzten Kriegstagen von den Deutschen gesprengt wurde (im 1. Weltkrieg gebaut, diente sie wohl ausschließlich dem Nachschub der deutschen Truppen an der Westfront). Für den Krieg gebaut, vom Krieg zerstört...
    Zum Glück gut erhalten ist der Oestricher Kran aus dem Jahr 1744, ein Hebe- und Verladekran für die Weinkisten und -fässer, die ihren Weg in die Welt finden sollten. Der Kranmeister kassierte das "Krangeld" und überwachte die Arbeiten...für die Jungs in den im inneren des Krans befindlichen Laufrädern war es verdammt harte und gefährliche Arbeit. Ein bis zwei "Kranknechte" pro Laufrad. Rutschte einer aus, war es meist mit beiden vorbei, da die schwere Last beim Hochziehen nicht arretiert werden konnte. Die Laufräder wirbelten durcheinander und man hatte keine Chance, ihnen zu entkommen.
    Ich kann bei meiner Weiterfahrt den wunderbaren Gerüchen der in voller Blüte stehenden Rosenbeete der kurfürstlichen Burg Eltville (ein Teil der Stadtbefestigung aus dem 14. Jhd.) nicht entkommen. Gerne halte ich inne und genieße den Blick auf den Rhein.
    Durch das kleine Weinörtchen Walluf und den so idyllisch angelegten Schiersteiner Hafen erreiche ich das Schloss Biebrich. Das so beeindruckende Barockschloss mit seinem so schönen Schlossgarten (bis 1934 im Besitz des Nassauer Herzogs, dann Verkauf an den Staat Preußen) beendet meine Reise am Rhein.
    "Väterchen Rhein", immer wieder ein Schauplatz von Mythen und Legenden. Am bekanntesten wohl das Nibelungenlied (um 880 AC von einem unbekannten Dichter erschaffen) mit dem sagenumwobenen Schatz der Nibelungen, den Hagen irgendwo "an einem dunklen Ort" im Rhein versenkt haben soll...
    Der so bedeutende Strom entspringt in Graubünden in der Schweiz und mündet nach rd. 1.230 km in den Niederlanden in die Nordsee. Ein Strom, der für so viele Menschen Leben, Arbeit und Freizeitgenuss bedeutet. Viele Städte entnehmen ihm Wasser zur Trinkwassergewinnung, der Weinanbau an den Rheinhängen, Strom durch Wasserkraftwerke, Kühlwasser für die Dampfkraftwerke am Oberrhein, die meist stillgelegten Kernkraftwerke und die Rheinschiffart mit den Ausflugsschiffen und Transportkähnen. Er ist eine "Bundeswasserstraße", eine der wichtigsten Binnen-Wasserverkehrswege weltweit. Rund 1.600 Schiffe fahren täglich auf ihm, eine Flotte, die auf ca. 6.900 Schiffe geschätzt wird. Rund 310 Mio. Tonnen werden jedes Jahr so transportiert. Sollte man allerdings einem "Schubleichter" in die Quere kommen, heißt es schnell sein, er hat einen Bremsweg von ca. einem Kilometer...
    Ach ja, Gold kann man hier übrigens auch finden! Den Sand des Rheins gerüttelt und geschüttelt und es werde Gold! Bis 1866 wurden daraus Flussgolddukaten geprägt. Falls man mal einen finden sollte: er ist erkennbar an der Umschrift "EX AURO RHENI"...
    Ich genieße meine "uralte" Heimat, die schöne Stadt Wiesbaden, in der ich beim BKA polizeilich das Laufen lernte. Es war schon sehr schön hier und die Stadt ist es auch geblieben. Die vielen alten hochherrschaftlichen Villen, die Wilhelmstraße (eine Prachtstraße mitten durch die Stadt), die schöne Altstadt...
    Heute abend, bei meiner so lieben Freundin Marina, werden wir bestimmt noch in vielen Erinnerungen schwelgen. Und wie schön, so manch eine/einer aus meiner alten "Klasse" ist auch mit dabei...
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