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  • Day 9

    Kartenverlust und ein wenig Geschichte

    August 19, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 33 °C

    Bosnien und Herzegowina hat als Währung die konvertible Mark, die der deutschen Mark entspricht und mittlerweile an den Euro gekoppelt ist. Als ich 50 KM aus dem Automaten holen will, wird meine Bankkarte leider eingezogen und ich weiß nicht, wann ich sie wieder bekomme. Da ich meine Kreditkartendaten auswendig kenne, füge ich sie zur Google Wallet und kann immerhin digital damit bezahlen. Außerdem bleibt mir eine zweite Kreditkarte. Auf den Schrecken esse ich erstmal Cevapi, ein typisches Gericht von hier, und genieße die abendliche Atmosphäre der Stadt. Da Bosnien und Herzegowina einst zum osmanischen Reich gehört hat, ist das Land überwiegend muslimisch geprägt und es ertönt regelmäßig der Ruf der Moschee. Mostar gefällt mir gut, man erreicht alle Sehenswürdigkeiten in wenigen Minuten und die Abendstimmung ist wunderschön. Traditionell springen die Einheimischen (und unerschrockene Touristen) hier von der alten Brücke Stari Most, die das Wahrzeichen der Stadt ist und im Jahr 1566 fertiggestellt wurde, in die eisigen Fluten der Neretva. Die 25m zu springen wage ich nicht, gehe aber am nächsten Tag mit Patricia aus Chile, die mir viel von ihrer Reise durch Albanien erzählt, im reißenden Fluss baden. Auch die anderen Leute aus dem Hostel sind sympathisch und erzählen spannende Geschichten: Leon aus Deutschland hat zufällig am selben Tag Geburtstag wie ich, ist schon mehrere Wochen hier, möchte in Mostar bleiben, um ein Restaurant zu eröffnen und vielleicht zum Islam konvertieren. Nu Nu aus China reist durch Asien, Europa und Afrika mit einem Budget von 2000€, schläft oft auf Parkbänken und im Zelt und wurde deswegen mehrmals vertrieben. Außerdem zeigt er seine Wunden von einem Überfall in Indien, das aufgrund der Landschaft trotzdem zu seinen Lieblingsländern zählt.
    Bei einer Free Walking Tour lerne ich über die komplexe Geschichte von Bosnien & Herzegowina, die durch das osmanische Reich, das Österreichisch-Ungarische Kaiserreich und Jugoslawien, dem einige aufgrund der starken Wirtschaft, der Reisefreiheit und militärischen Stärke nachtrauern, geprägt ist. Nach dem Zerfall kommt es 1992 zum Bosnienkrieg, der immer noch durch Einschusslöcher an vielen Hausfassaden sichtbar ist. Heute ist das Land sehr zersplittet, es gibt drei Präsidenten und drei Parlamente: jeweils einen für die Kroaten, Serben und Bosniaken. Auch wirtschaftlich belegt das Land den letzten Platz in Europa, weswegen viele junge Menschen auswandern.
    In einem Geschäft in Mostar können wir einem Kupferschmied bei der Arbeit zuschauen, der stolz seine Kupferscheibe mit einer Prägung der alten Brücke, dem Zusammentreffen der Kulturen und Symbolen für Frieden und Liebe zeigt. Die Preise in Bosnien sind günstig, das meiste kostet nur halb so viel wie in Kroatien und die Menschen sind sehr freundlich. Draußen ist es viel zu heiß, daher fülle ich meine Flasche an jedem Trinkbrunnen auf, von denen es hier einige gibt und versuche die direkte Sonne zu meiden.
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