• Von Esslingen an den Bleder See

    August 21 in Austria ⋅ 🌧 19 °C

    In der früh packe ich noch die letzten Sachen ein und laufe zu Fuß zum Bahnhof. Ergebnis des Rucksacktragetests: etwas schwer, aber machbar. Ich fühle mich fast wie vor zwei Jahren, als ich auf Weltreise gegangen bin und den Rucksack das letzte Mal dabei hatte. Damals wären meine ersten Stopps Bad Gastein und Bled gewesen. Leider musste ich alles wieder stornieren, weil das Schreiben an meiner Thesis länger als geplant gedauert hat. Vielleicht war das auch besser so, denn diesmal gibt es keine Überschwemmungen in Slowenien wie vor zwei Jahren.

    Am Bahnhof heißt es erstmal warten. Der Zug hat eine halbe Stunde Verspätung, ist sehr alt und hat überaus bequeme Sitze. Es geht über die schwäbische Alb und draußen sieht man immer wieder Regen. Ab München wird es voll im Zug und bald sind alle Plätze sind besetzt. Zu mir setzen sich Joelle und Jeff, nette kanadische Rentner aus Banff, die ihre Verwandten besuchen (ein Neffe heiratet in der Nähe von Salzburg), ein Sohn wohnt in Berlin und danach eine Radtour in Kroatien machen . Sie zeigen mir Bilder aus Banff, von der Natur und vom Schnee. Außerdem lerne ich Stacey aus den USA kennen, die total höflich ist und am Ende 'thank you for letting me sit next to you' zu mir sagt. Das hat noch nie jemand zu mir gesagt und ich bin ziemlich verblüfft.
    In Salzburg steigen fast alle aus und mindestens genau so viele Leute wieder ein. Bald sitzt eine nette Oma aus Villach neben mir und gibt mir Tipps, was ich machen kann, weil ich den Anschluss durch die Verspätung verpasse. Ziemlich doof, weil ich dadurch nicht mehr nach Bled Jezero komme und stattdessen nach Lesze Bled muss, wofür ich eine neue Fahrkarte (ein Stopp, 2€) und ein Busticket brauche.

    Villach wirkt irgendwie widersprüchlich. Viele Geschäfte stehen leer, die Stadt erscheint etwas ausgestorben, allerdings gibt es einige belebte Ecken und Bars. Überall in der Stadt verteilt findet man kleine, versteckte Parks, die wie Privatgrundstücke wirken, aber für jeden zugänglich sind und man merkt die Bemühungen, die Innenstadt zu beleben. Außerdem gibt es viele verwinkelte Gassen, schöne historische Gebäude, aber auch genauso viele Bausünden. Die Omi aus Villach konnte auch nicht genau sagen, ob die Stadt schön ist oder nicht.

    Nach 1,5h in Villach geht es weiter und im Zug kontrolliert zum 2. Mal für heute ein etwas ruppiger Kontrolleur. Der Zug fährt am Flaaker See vorbei und kurze Zeit später sieht man ein Spektakel aus Sonne, Bergen und Wolken. Über der Grenze wird man wieder kontrolliert und der Schaffner druckt mir nochmal ein Ticket/eine Quittung zu meinem Online-Ticket aus. Keine Ahnung, wieso. Man fährt durch die Industriestadt Jesenice, die mitten in den Bergen liegt und ist dann auch schon in Lesce Bled. Der Bus kommt pünktlich und bringt mich fast vor die Tür des Hostels, das an eine Gaststätte angrenzt. Es ist schon dunkel und vom See sehe ich nicht mehr viel.
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