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  • Day 21

    El Calafate: Am Gletscher Perito Moreno

    April 17, 2022 in Argentina ⋅ 🌧 8 °C

    Im Hostel und in der "Dublin" Bar in Ushuaia lernten wir einige andere Backpacker kennen und fanden heraus, dass viele sich an der Route 40 orientieren. Sie ist mit 5.224km die längste Nationalstraße und folgt vom Süden aus den Anden Richtung Norden. Unser nächstes Ziel sollte El Calafate sein, eine kleine touristische Stadt am Lago Argentino, dem mit 100km Länge, größtem See hier.
    Leider ging die einzige Busverbindung raus aus Ushuaia nur um 3Uhr nachts, also verbrachten wir noch einen schönen Abend mit Leuten aus unserem Hostel in der Dublin Bar, bevor wir starteten.
    Dort lernten wir eine größere Gruppe Israelis kennen, die uns erzählten, dass gerade etwa 4.000 junge Israelis nach ihrem 3-jährigem Wehrdienst durch Südamerika reisen. In beinahe jeder Stadt haben sie Whatsapp-Gruppen, über die sie sich mit anderen Travellern aus Israel verabreden, sodass sie häufiger in größeren Gruppen anzutreffen sind.

    BUSREISE NACH EL CALAFATE
    Wir lernten Ben kennen, einen Engländer, der den gleichen Bus wie wir gebucht hatte, und stiegen mit ihm um 3Uhr in den Bus nach Rio Gallegos, um von dort aus einen weiteren Bus nach El Calafate zu nehmen. Auf dem Weg dorthin mussten wir leider ein Stück durch Chile durchfahren, was bedeutete, dass dreimal alle aus dem vollbesetzten Bus aussteigen mussten, um sich ihre Aus- bzw. wieder Einreisestempel bei der Migrationsbehörde an den Landesgrenzen zu holen. Trotzdem konnten wir sehr gut auf der Fahrt schlafen 💤
    Um 15Uhr kamen wir in Rio Gallegos an und verbrachten den Tag dort mit Ben. Die Stadt lud nicht wirklich zum Verweilen ein und wir bereuten schon nicht den Bus am selben Tag um 20Uhr Richtung El Calafate gebucht zu haben, sondern für eine Nacht dort zu bleiben. Die Entscheidung fällten wir aber auf der Überlegung "Wir haben ja Zeit", lass uns doch mal sehen, was das für eine Stadt ist, und dieser Gedanke ist doch ein sehr schöner: Uns hetzt niemand; und ob der eine Tag in Rio Gallegos verbracht wird oder nicht ist total egal! Wunderschön!

    EL CALAFATE
    Am nächsten Tag kamen wir nachmittags in El Calafate an. Die vierstündige Busfahrt dorthin habe ich total genossen, denn die Landschaft durch die großen Scheiben vorbeiziehen zu sehen ist einfach schön. Von der Ostküste, wo Rio Gallegos liegt, fuhren wir quer durchs Land Richtung Westen. In der Mitte des Landes habe ich keinen einzigen Baum gesehen. Alles ist flach und mit kleinen Büschen bewachsen. Am Horizont tauchten dann irgendwann die Berge auf, die allmählich näher kamen.
    Auf der einzigen Straße, die in die Stadt führt, ist ein Kontrollpunkt, den alle Fahrzeuge passieren müssen. Die Reisebusse werden natürlich besonders gern angehalten und ein bewaffneter Soldat stieg ein und kontrollierte alle Ausweise und schaute stichprobenmäßig in manche Taschen. Die Kontrollen werden im Land und an den Grenzen scheinbar sehr ernst genommen, was wir als Europäer innerhalb Europas gar nicht in der Form kennen. Was ein tolles Privileg der Reisefreiheit!!
    Angekommen in El Calafate waren unsere Eindrücke: ein kleines Städtchen, was vom Tourismus lebt. Jedes zweite Haus eine Herberge und massig Restaurants und Bars an der Hauptstraße durch den Ort.
    Die Hauptattraktion ist der berühmte Gletscher Perito Moreno, der ca. 80km außerhalb der Stadt liegt. Daneben gibt es leider nicht so viel zu entdecken, was wir lieber eher gewusst hätten, bevor wir in Ushuaia die 5 Nächte im Calafate Hostel gebucht hatten.
    Am ersten Tag spazierten wir im Dorf umher und suchten den besten Anbieter, um den Gletscher zu besichtigen. Wir buchten eine Tour inkl. Bootstour am nächsten Tag. Danach gingen wir zum Lago Argentino und besuchten ein Vogelreservoir, in dem wir Falken, Flamingos, Wildgänse und andere Vogelarten, die wir nicht kennen, sehen konnten.

    PERITO MORENO
    Die Fotos sprechen für sich: So etwas haben wir beide noch nie gesehen! Die Eismasse sieht so unwirklich aus! Zwischen den Bergen und der Landschaft, die wir auch ähnlich aus Ushuaia kannten, ragt auf einmal diese unendliche Weite Jahrhunderte altes Eis hervor.
    Das ca. 70 Meter hohe Eisfeld entsteht, indem der das Eis und der Schnee von der Spitze der Gletscher nach unten gedrückt werden. Am Ende des Eisfelds bricht es ab und fällt mit einem dumpfen, aber lauten Knall in den Lago Argentino. So bewegt sich der Gletscher etwa 2 Meter am Tag! Glücklicherweise ist der Perito Moreno in Balance, das heißt er produziert aktuell noch so viel Eis neu, wie er am Tag verliert (das ist bei anderen Gletschern hier im südamerikanischen Eisfeld aufgrund der Klimakrise leider anders..).
    Mit dem Boot konnten wir das Eis aus nächster Nähe betrachten. Danach ging es zu einem Spaziergang auf die Balkone - Plattformen, die miteinander verbunden waren, um die Süd- sowie die Nordseite sehen zu können. Einmal würden wir sogar Zeugen, wie ein sehr großes Stück Eis in den See stürzte und als viele kleine Eisschollen wieder auftauchte. Als Mensch kommt man sich dabei so klein und unbedeutend vor, wenn diese Naturgewalten spielen - das hat schon etwas Beruhigendes :-)
    Wir waren so fasziniert von dem Naturschauspiel, das wir uns zwei Tage später doch dazu entschieden die "Minitrekking"-Tour zu buchen, bei der wir mit Spikes ausgestattet 90 Minuten auf dem Gletscher wandern konnten. Nur Eis zu sehen und sonst nichts, war eine Erfahrung, die uns für immer begleiten wird. Und es leben sogar kleine Tierchen auf dem Gletscher. Über die Andiperla ist noch wenig bekannt: Mit ihren sechs Beinen laufen sie wie kleine Roboter und ernähren sie vermutlich von Pflanzenresten, die vom Wind auf den Gletscher getragen werden. Das Alter, die Fortpflanzung oder die Kälte-Widerstandsfähigkeit der Tiere sind erst wenig erforscht und anhand der Freude unseres Guides konnten wir sehen, dass sie nicht so häufig gesichtet werden.
    Zum Abschluss der Tour wurden noch Schokoladen-Osterhasen verteilt und mit einem Whisky, gekühlt mit Gletschereis, angestoßen.
    Wieder mal ein unglaublicher Tag, an dem wir von der Natur um uns herum einfach nur fasziniert wurden!!
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