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  • Day 118

    Morretes: Umzingelt von Wald

    July 23, 2022 in Brazil ⋅ ⛅ 28 °C

    In Morretes verbrachten wir zwei Nächte, da ich gelesen hatte, dass das Städtchen sehr süß und die Wanderwege sehr eindrucksvoll sein sollten.
    Nach der Ankunft mussten wir noch 20 Minuten am Bahnsteig warten, da der lange Zug immer noch im Bahnhof stand und unsere Unterkunft hinter den Schienen lag. Wir nutzten daher die Zeit für einen kleinen Mittagssnack und beeilten uns dann, um die letzten fünf Stunden vor Sonnenuntergang zu nutzen und die Stadt samt Umgebung kennenzulernen.

    Die kleinen Gassen, der Fluss mit seiner Promenade und die vielen Restaurants luden zum Verweilen ein, jedoch mussten wir schnell lernen, dass Morretes ausschließlich mittags belebt ist und abends die meisten Restaurants geschlossen haben. Viele Menschen nehmen den Zug, der um 12 Uhr ankommt und fahren ein paar Stunden später mit einem Van wieder Richtung Curitiba - ein Tagesausflug also. Wir haben ja zum Glück Zeit und konnten so den ersten Tag nutzen, um das Städtchen und das Umland kennenzulernen und erst am nächsten Tag zu einer ausgedehnten Wanderung aufzubrechen.
    Im Zentrum fand ein kleiner Markt statt, auf dem ich mir frische Bananenchips kaufte. Die gab es in süß oder salzig - ich hab natürlich süß genommen und muss sagen, das waren die besten Bananenchips, die ich je gegessen habe.
    Im Umland von Morretes wird anscheinend viel Agrarwirtschaft betrieben: Wir fanden Bananen- und Auberginenfelder, Zuckerrohrplantagen und Papaya.
    Den Abend ließen wir ruhig ausklingen, kochten uns nur eine Tütensuppe und gingen recht früh ins Bett.

    Am nächsten Morgen besorgten wir vor der Wanderung noch zwei Bustickets, um am darauffolgenden Tag Richtung Ilha do Mel ("Insel des Honigs") aufbrechen zu können.
    Vom Busbahnhof war jetzt die Frage: Wie kommen wir zu dem Wanderweg, der 14 km entfernt vom Stadtzentrum begann? Uber gab es in dieser kleinen Stadt nicht und der Taxifahrer am Telefon verstand kein Wort Englisch oder Spanisch, weshalb wir ihm nicht beschreiben konnten, wo wir waren. Wir nahmen also einen Linienbus in die nächste Stadt und beschlossen von dort aus die 5 km bis zum Wanderweg zu laufen - ein Glück, dass uns dort ein netter Mann trotz voller Rückbank, zu zweit auf dem Vordersitz, mit nach oben fahren ließ.

    Die Wanderung war ein Traum: Es ging 3 Stunden durch den Wald bis zu einem Wasserfall. Die Steine waren alle sehr flach, sodass sich über die Jahre natürliche Pools und sogar eine Wasserrutsche gebildet hatte. Der Ort war so schön, dass wir fast 2 Stunden blieben und uns dann auf dem Rückweg beeilen mussten, um nicht im Dunkeln im Wald zu sein. Am Ende hatten wir auch keine Lust mehr die Schuhe beim Durchqueren der Flüsse auszuziehen und gewusst wie wir nach Hause kommen würden, haben wir auch nicht.
    Aber irgendwie ergibt sich ja immer eine Möglichkeit: Als wir die 5 km Richtung Stadt antraten, lief uns ein bellender Hund in die Arme, etwas weiter entfernt von ihm eine ältere Frau. Wir fragten sie, ob sie zufällig in die nächste Stadt fahren würde und hatten Glück: Sie und ihr Mann wollten gerade los, um ihrem (erwachsenen!) Sohn sein warmes Abendessen in die Stadt zu bringen. Wir erzählten, wir kämen aus Morretes, woraufhin sie uns das Angebot machten, uns für 50 Reales (umgerechnet 10€) dorthin zu fahren. Das Taxi wäre zwar etwas günstiger gewesen, aber aufgrund der Kommunikationsprobleme vom Vormittag, waren wir froh schnell nach Hause zu kommen und dort unsere nassen Schuhe ausziehen zu können.
    An diesem Abend machten wir uns auf ins Stadtzentrum, um Essen zu gehen. Wir fanden einen Foodcourt mit Livemusik, sechs Foodtrucks und einigen Straßenhunden, von denen einer fast so aussah wie Rocco. 🥹 Der bekam natürlich eine Extra-Streicheleinheit!
    Nach dem Essen setzten wir uns noch an die Promenade am Fluss und genossen unseren 2€ Caipirinha. Dabei hatten wir das erste etwas unangenehme Erlebnis der Reise: Ein junger betrunkener Mann, etwa in unserem Alter, gesellte sich zu uns und fing an uns vollzulabern. Wir gaben ihm zu verstehen, dass wir kein Wort verstanden, aber er blieb und machte einfach weiter. Sein Gesichtsausdruck wurde dabei immer ernster und seine Körpersprache aggressiver. Uns wurde die Situation immer unangenehmer, bis wir entschieden die Cocktails nicht dort zu Ende zu trinken, sondern zurück zur Unterkunft zu gehen. Damit hatte es sich erledigt alles. Unangenehm Betrunkene gibt es augenscheinlich in jeder Kultur.

    Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr mit dem Linienbus los Richtung Ilha do Mel. In Brasilien haben wir jetzt schon öfter das für uns fremde Bezahlsystem in den Bussen gesehen: Nicht der Busfahrer kassiert das Geld, sondern eine Person, die ausschließlich für den Verkauf der Tickets abgestellt wird, nimmt es entgegen. Sie sitzt am Eingang auf einem Hochstuhl und nach erfolgreichem Kauf darf man dann das Drehkreuz passieren und mitfahren.

    Immer wieder schön, diese kleinen Unterschiede zu bemerken :)

    Wir freuten uns auf die kommenden drei Tage auf der Trauminsel. 🏝️
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