Satellite
Show on map
  • Day 152

    Piura: Nur eine Nacht & Ankunft in EC

    August 26, 2022 in Peru ⋅ ☀️ 27 °C

    Der Weg nach Cuenca in Ecuador von Trujillo aus war zu weit für einen Tag, vor allem weil wir ungern nachts fahren. Wir entschlossen uns also eine Nacht in Piura zu verbringen. Mehr kann zu dem Ort eigentlich schon gar nicht mehr gesagt werden, da wir im Dunkeln ankamen und nach dem Frühstück direkt losfuhren.
    Dominik und Raphi hatten schon vor Tagen Lust "Zimmer 1408", einen Horror-Psycho-Thriller, der ausgerechnet in einem Hotel spielt, zu gucken. Leider ging erst die Fernbedienung nicht und danach die Internetverbindung des TVs, also blieb mir dieses Filmerlebnis erspart.

    Wir schauten uns abends nochmal die Papiere für das Auto an und legten sie in der richtigen Reihenfolge zurecht. Wenn wir Glück hätten, würden Sie sich nur den Fahrzeugbrief und die Autorisation von Mark an uns anschauen und sich nicht groß darum kümmern, dass auf dem Fahrzeugbrief noch der alte Besitzer vor Mark darauf stand - ein Dankeschön an die chilenische Behörde, die seit einem halben Jahr daran arbeitet, den Besitzer umzutragen.

    Nach dem "Desayuno Americano" - ein kleines, rundes Brötchen mit etwas Marmelade, Butter, Rührei und Kaffee - machten wir uns auf zur Grenze. Mark hatte uns gesagt, dass es wohl gut sei kurz vor der Mittagspause dort zu sein, weil die Beamten dann keine Lust mehr auf großartige Kontrollen hätten und alles schneller gehen würde. Obwohl alles legal bei uns abläuft und wir nichts zu verbergen hatten, waren wir trotzdem etwas nervös. Würden sie uns wohlgesonnen sein? Wirkt unsere Story mit Freunden, die uns ihr Auto geliehen haben, wir aber keine Berechtigung von dem Besitzer haben, der auf dem Fahrzeugbrief steht, glaubwürdig genug? Unterstellen sie uns im allerschlimmsten Fall, dass wir das Auto geklaut haben? Und was passiert dann?
    Mit all diesen Fragen im Kopf kamen wir an der Grenze an. Der Mann, der uns heranwinkte und uns Fragen zu unserer Person und dem Auto stellte, war sehr sympathisch und konnte - Himmel sei Dank - Englisch. Nach 45 Minuten und kurzer Sichtkontrolle des Autos im Beifahrer- und Fahrerbereich und Reinschauen in den Kofferraum, hatten wir es schon geschafft und durften aus Peru ausreisen. Fünfzig Meter später folgte die Einreise nach Ecuador. Wir mussten das Auto parken und uns erstmal um uns selbst kümmern: Impfnachweise vorlegen und Reisepass stempeln. Danach war das Auto dran, aber alles lief viel unkomplizierter als gedacht - nach 45 Minuten Wartezeit bekamen wir alle Papiere zurück, eine Packung Bananenchips geschenkt und wurden mit "Buen viaje" (Gute Reise) verabschiedet. Niemand wollte das Auto von Innen checken. Wir hatten sogar Essen dabei, wobei die Einfuhr von frischen Produkten immer verboten ist - aber alles konnten wir behalten.

    Richtig happy fuhren wir los, fast fünf Stunden Richtung Cuenca. Man merkte direkt einen Unterschied zu Peru: Die Straßenränder waren nicht mehr von Plastik gesäumt und auch die vielen vielen gebauten Huckel, zur Drosselung der Geschwindigkeit, waren weg - die Schlaglochdichte blieb gleich, die Polizeikontrollen auch. Bei den ersten beiden Kontrollen wurden wir direkt zweimal angehalten und beide Male gaben uns ein unwohles Gefühl. Durch die erste Kontrolle waren wir eigentlich schon fast durch, aber wurden in letzter Sekunde doch noch rangewunken. Wir hatten das Gefühl, nachdem sie gesehen hatten, dass wir Touris waren. Der Beamte machte dann Stress, weil auf unserem Einreisedokument für das Auto wohl ein Buchstabe zu viel im Nummernschild stand - von den Grenzbehörden falsch eingetragen. Ein Blick auf den Fahrzeugbrief räumte das Problem dann aus, denn auf dem Brief war dieser zusätzliche Buchstabe zu finden, der auf dem Nummernschild nicht stand (warum auch immer!). Wir durften weiterfahren.
    Keine Stunde später wurden wir wieder angehalten und ein etwas zu freundlicher Beamte fragte uns, ob wir nicht was zu der Geburtstagstorte für seinen Kollegen, der morgen Geburtstag hätte, dazugeben wollen. Wir waren kurz verdutzt und fragten uns, ob das gerade wirklich passierte und der Polizist Geld von uns verlangte. Genau so war es. Ein Glück hatten wir vorher getankt und konnten dort nicht mit Karte zahlen, weshalb wir 15 Minuten zum nächsten Bankautomaten fahren mussten, um Bargeld zu holen. Hätten wir in der Situation kein Bargeld gehabt, wäre das sicher in diesem riesen SUV unglaubwürdig rübergekommen. Zum Glück stellten ihn schon zwei Dollar zufrieden und wir durften weiterfahren. Im Auto ging es dann viel um Korruption und wie froh wir darüber waren, in der Heimat so etwas nicht erleben zu müssen. Es gibt einem schon ein komisches Gefühl, wenn man von dem Gemüt des gegenüberstehendem Polizisten abhängig ist und Regeln und Gesetze keine Rolle spielen...

    Abgesehen von diesem Vorfall, war die Ankunft in Ecuador aber wunderschön. Die Berge sind dicht bewachsen und die Landschaft sah aus wie in einer Filmkulisse von Herr der Ringe. In den weniger bergigen Gegenden, reihen sich Bananenplantage an Bananenplantage. Die Banane ist hier ein Hauptbestandteil der lokalen Küche (Bolón ist mein Favorit: ein ecuadorianisches Frühstück bestehend aus Bananen-Kartoffel-Teig, der zu einem Ball geformt wird und angereichert werden kann mit Käse, Schinken oder Ei). Ich werde in Deutschland auf jeden Fall beim nächsten Banenenkauf darauf achten, woher sie kommen. Was mich außerdem schockiert hat: Wie viel Plastik beim Banenenanbau gebraucht wird. Jede einzelne Staude ist in eine Plastiktüte gepackt und zwischen den einzelnen Reihen hängt eine Spirale, die sie voneinander trennt. Wahnsinn! Was ein Müll und was eine Arbeit!
    Read more