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  • Day 162

    Galapagos Santa Cruz: 10-Jahre-Feierei♥️

    September 5, 2022 in Ecuador ⋅ ☁️ 22 °C

    Jeder kennt Galapagos von der Geburt der Evolutionstheorie nach Darwin aus den 1850 er Jahren und weiß daher auch, dass eine einzigartige Flora und Fauna auf den Inseln zu finden ist. 🌺🌵🌴🏵️🐁🐋🐧🐟🐢
    Wir landeten früh morgens auf der kleinen Insel Balta, auf der es nichts gibt außer den Flughafen, Kakteen und plattes Land. Wir lernten sehr schnell: Alles aber auch wirklich alles auf den Galapagos Inseln ist durchorganisiert und -kommerzialisiert. Um überhaupt auf die Inseln zu dürfen zahlt jeder Tourist 120$ pro Kopf. Um vom Flughafen in die Stadt zu kommen 11$. Ein erster Bus bringt die Anreisenden zu einem kleinen Fähranleger. Dort sammelt ein Wassertaxi alle Touristen ein und bringt sie auf die Insel Santa Cruz. Da stehen dann wieder Busse bereit, die 50 Minuten auf die andere Seite der Insel fahren.

    Die Bäume um uns herum sahen fast aus wie tod, so trocken waren sie und ich fragte mich, ob es hier viele Waldbrände gibt (der Taxifahrer am nächsten Tag klärte auf und negierte). Ich schaute 5 Minuten auf mein Handy, wieder aus dem Fenster und auf einmal war alles grün und feucht-nebelig - ärgerlich, dass ich genau den Übergang der Vegetationszonen verpasst hatte!

    In Santa Cruz angekommen machten wir uns direkt auf zu dem Air BnB, was Dominik rausgesucht hatte. Eine wunderschöne, kleine, angenehm nach Holz riechende Wohnung mit voll ausgestatteter Küche, heißer Dusche und kleiner Terrasse mit Sitzbank und Tisch! Herrlichst! 😍

    Wir waren beide müde von der kurzen Nacht und machten ein kleines Mittagsschläfchen, aber Dominik weckte mich schon wieder putzmunter: "Wir müssen zur Anprobe!" Mich macht Schlafen am Tag ja immer eher müde als wach, Nappen hab ich einfach nicht drauf.
    Die Anprobe fand im Ortskern statt, bei "SharkBay". Wir würden also tauchen gehen am nächsten Tag (Dominik macht immer gerne ein Geheimnis aus seinen Planung und ich lasse mich gerne überraschen ☺️). Bei dem Gedanken daran mit Haien zu tauchen war mir zuerst nicht so wohl, aber ich bin trotzdem rational genug mir zu sagen, dass sie das hier jeden Tag machen und schon nichts passieren wird, sodass die Vorfreude trotz Aussicht auf Hai-Alarm groß war.
    Wir genossen den Abend in einem super leckeren asiatischen Restaurant und machten uns danach auf zum Hafen. Der Mann in der Tauchschule hatte uns erzählt, dass dort jeden Abend kleine Baby-Haie zu sehen seien.

    Am nächsten Morgen klingelte um 6 Uhr der Wecker. Wir wollten unbedingt bevor wir um 7 abgeholt werden würden, einen entspannten Morgen verbringen und gemeinsam frühstücken.
    Das Pärchen, das mit uns im Taxi saß kam aus Israel und sie würden an diesem Tag den ersten Tauchgang ihres Lebens machen. Wow, dachte ich, ganz schön mutig ohne Erfahrung direkt ins offene Meer, wo einem womöglich Haie über den Weg schwimmen. Der Rest der Truppe bestand aus erfahrenen Tauchern, zwei Amerikanern, die schon über 350 Tauchgänge absolviert hatten. Obwohl unser Guide super kompetent und nett war, gab mir das ein zusätzliches Sicherheitsgefühl und ich fühlte mich sehr wohl und hatte gar keine Angst mehr einem Hai zu begegnen - im Gegenteil, irgendwie hoffte ich sogar darauf, dafür waren wir schließlich da. Bevor es losgehen konnte, gab es eine ausführliche Einführung. Alle Zeichen wurden nochmal besprochen und sogar welche festgelegt, die uns zeigen sollten um welche Haiart es sich handelt. Hand an der Stirn bedeutet White-Point Shark (zu erkennen am weißen Ende seiner Rückflosse), Daumen ineinander verschränkt und wedelnde Handflächen bedeutet Schildkröte. Natürlich wurden auch die anderen wichtigen Zeichen für das Anzeigen der verbleibenden Luft in der Flasche oder das Okay-Geben an der Wasseroberfläche vereinart - ein meilenweiter Unterschied zu der anderen Tauchschule bei Montañita!
    Ein letztes Foto wurde von jedem geschossen und auf 3 machten alle gleichzeitig eine Rolle rückwärts vom Boot ins Wasser. Das Wasser war herrlich - nicht kalt, die Sicht top und die Unterwasserwelt wunderschön. Wir sahen viele viele bunter Fische, riesige Schwärme und sogar eine Schildkröte. Die war allerdings einige Meter weg und verschwand nach zwei Sekunden wieder in den Weiten des Ozeans. Es ist schon krass, wie klein das eigene Sichtfeld ist im Vergleich zu dem, was einen beim Tauchen alles umgibt dadurch, dass eine Dimension dazukommt. Manchmal schwamm ich unbekümmert umher und plötzlich kitzeln mich Luftblasen am Bauch, weil ich gerade über jemanden drüber tauche und die Person vorher nicht wahrgenommen habe. Was auch neu für mich war, war die Strömung. Manchmal bekamen wir einen richtigen Schub nach vorne und im nächsten Moment konnte man gefühlt keinen Meter trotz angestrengtem Flossenschlag vorwärtskommen. Immer wieder fragte der Guide nach unserer verbleibenden Luft, woraufhin Dominik plötzlich zu ihm schwamm und den zweiten Atemregler benutzte. Hatte er vergessen seine Luft zu kontrollieren und hatte alles verbraucht? Ich wusste es nicht und konnte unter Wasser nicht nachfragen. Wir tauchten noch ein paar Minuten weiter, bis der Guide das Zeichen zum Auftauchen gab.
    Dominik erzählte mir an der Oberfläche, dass er nur noch 400 (keine Ahnung wie die Maßeinheit heißt, mit der in Ecuador gemessen wird) übrig und wir anderen vier noch deutlich mehr, weshalb der Guide den Tauchgang noch nicht beenden wollte. Das darf man den Tauchschulen in Deutschland auch nicht verraten. 😂 Zweiundfünfzig Minuten waren wir unter Wasser - unser längster Tauchgang bis dato!

    Währrend einer kleinen Pause mit Obst, Chips, Gebäck und Tee brachte uns das Boot zu einer anderen Stelle für den zweiten Tauchgang.
    Auf 3 folgte wieder die Rückwärtsrolle und wir tauchten ab. Dort war es viel tiefer als vorher. Ich konnte den Boden von oben nicht sehen, aber das tiefe Tauchen war eines meiner schönsten Taucherfahrungen bisher - wirklich das Gefühl zu haben schwerelos zu sein, man schwebte einfach im blauen nichts. Der Boden war nicht da und auch die Oberfläche nicht zu sehen. Das machte auch die Begegnung mit den Tieren noch magischer. Ich schaute nach rechts und 3 Meter neben mir schwamm ein großer Rochen. Dann hörte ich die Rassel des Guides, schaute nach links, und erblickte einen ganzen Rochen-Schwarm aus 15-20 Tieren, die mit ihren sanften, gleichförmigen Bewegungen aussahen als würden sie fliegen. Ein Wahnsinnsmoment!
    Kurze Zeit später kamen wir in flachere Gewässer, tauchten durch einen Fischschwarm durch und da waren sie: Zwei White-Point-Sharks chillten ganz friedlich auf dem Boden vor uns. Ich traute mich nicht so nah ran aber unser Tauchguide und die Amerikaner schwammen bis auf 1-2 Meter an sie heran. Schön erstaunlich wie die Haie einfach gar keine Verbindung zu uns aufbauen, kein Augenkontakt, keine Regung, kein Erkunden, nichts. Als wären wir nicht da.
    Dominik musste wenig später wieder die Luft unseres Guides mitnutzen, um den Tauchgang noch etwas zu verlängern. Da dieser Tauchgang allerdings tiefer war (fast bis auf 30 Meter wie mir einer der Amerikaner, der einen eigenen Tauchcomputer hatte berichtete), mussten wir um unsere Stickstoffgrenzen nicht zu überschreiten, den Tauchgang wenig später beenden. Es war unglaublich schön! 😍

    Wir saßen mit den beiden Amerikanern zurück in die Stadt im selben Taxi und schnackten und Tauchen und Reisen. Sie empfahlen Cancun in Mexiko als ihren Lieblingstauchspot weltweit - mal sehen, ob wir dort noch hinkommen. ☺️
    Beim gemeinsamen Lunch, der in der Tour inkludiert war, gab es Spargelcremesuppe und wir erzählten den beiden von der deutschen Spargelliebe. Weiße Spargel hatten die beiden noch nie gegessen (aber es schien als seien sie generell nicht die Gemüse-Liebhaber).

    Um 15 Uhr waren wir zurück in der Wohnung, wechselten die Klamotten und machten uns auf den Weg zur Schildkrötenauffangstation. Die Population von vier der zwölf Landschildkrötenarten auf Galapagos sind bedroht, weshalb es auf jeder bewohnten Insel eine Auffangsstation gibt. Wie überall auf Galapagos kostete es natürlich Eintritt und auch ein Tourguide musste uns begleiten, was wir begrüßten und ihm viele Fragen stellten. Die größten Landschildkröten brauchen 40 Jahre, um ausgewachsen und geschlechtsreif zu sein und können ein Alter von über 180 Jahren erreichen. Die älteste Schildkröte in der Station war bereits 150 Jahre alt. 😳 Wobei das nicht die Norm ist: im Alter von 10 Jahren, werden die meisten wieder ausgewildert. Leider kann sich die Population trotz jahrzehntelanger Unterstützung durch die Auffangsstationen immer noch nicht voll erholen. Das liegt zum einen daran, dass invasive Arten wie Katzen und Hunde auf die Insel gebracht werden und die Schildkröteneier fressen, zum anderen, dass die Arten vor vielen Jahren von Piraten und Einheimischen gejagt und verkauft wurden (wusstet ihr, dass Öl aus ihnen hergestellt wurde?). Leider sind die Menschen immer noch ein Problem für die bedrohten Arten. Unsere Tourguide bei einer Wanderung auf der Insel Isabela (freu dich schon mal im nächsten Footprint 😁) berichtete, dass Menschen aus anderen Ländern tausende Dollar für eine Schildkröte von den Galapagos Inseln bezahlen, nur um sagen zu können, sie hätten eine Schildkröte von den berühmten Inseln...

    Auf dem Weg zurück in den Ort deutete Dominik plötzlich nach links auf ein Eingangstor mit der Aufschrift "Almar". Es war ein wunderschönes Restaurant direkt am Wasser, in dem er für uns reserviert hatte - sein Händchen für tolle Restaurants ist einmalig!

    Am nächsten Tag besuchten wir den "Playa alemana" und "Las Grietas". Ersterer grenzt an eine kleine Siedlung, in der sich vier deutsche Familien nach dem zweiten Weltkrieg niedergelassen haben. Überall in Südamerika findet man sie, die flüchtigen Deutschen nach dem Krieg...
    Auch hier musste wieder eine Führung mit Guide gebucht werden. Natürlich ist es gut, dass sich die Touristen nicht überall frei bewegen können und so die Natur besser geschützt werden kann, auf der anderen Seite nervt es ein bisschen. Zum einen ist es teurer, zum anderen fühlt man sich ein bisschen bevormundet. (Wenn man hört, dass manche Touris Robben anfassen, obwohl das aufgrund der Übertragung des menschlichen Geruchs, unbedingt vermieden werden sollte, kann man die starke Kontrolle der Touristen wiederum wieder verstehen. 🙄)

    Die Tour zu dem Felsspalt, der durch vulkanische Aktivität vor Millionenjahren entstanden ist, war super schön. Wir wanderten durch einen Kaktuswald und konnten in dem kristallklaren Wasser schnorcheln. Sogar echt große Fische konnten wir zu unserer Überraschung dort finden.
    Auf dem Rückweg kamen wir mit Patrick und seiner Frau (leider hab ich den Namen vergessen) ins Gespräch, zwei Amerikaner, die ihr Haus und ihr Auto verkauft hatten und mit ihrem sieben-jährigen Sohn Dominik durch Südamerika reisten. Ob sie wieder zurück in die USA kehren würden, wüssten sie noch nicht. "I felt, that it was time to leave.", meinte Patrick, der 20 Jahre lang in einem Skigebiet in Washington gearbeitet hatte. "I have lived in Hawaii for several years. Maybe we will go there." Ihren kleinen Sohn unterrichteten sie selbst und auch sonst schienen sie sehr unbesorgt und glücklich. Ich bin immer wieder fasziniert von Menschen zu hören, die nicht dem "normalen" Weg folgen. Mit einem Kind in dem Alter nicht wissen, wo man leben wird, ohne Wohnung, ohne konkretes Ziel. Man merkt, wenn man solche Menschen trifft immer, welche eigenen Restriktionen man sich im Kopf durch das gesellschaftlich vorgelebte Leben setzt. Mit einem Kind so eine Reise? Denken wahrscheinlich die wenigsten dran.

    Nach der Tour kam ein kleiner Hunger und wir aßen einen Salat in einem schönen Restaurant am Hafen und spielten eine Runde Skyjo. Das Spiel zog sich etwas, sodass wir irgendwann gebeten wurden uns umzusetzen, da sie noch eine Reservierung an diesem Tisch hätten. Kurze Zeit später begannen zwei Kellnerinnen den Tisch aufwendig vorzubereiten, zu schmücken und Deko aufzustellen. Die leuchtende Aufschrift "Better together" in einem kitschig goldenen, mit Rosen behangenem Reifen zeigte: Hier würde gleich ein Heiratsantrag erfolgen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und malten uns schon Horrorszenarien aus. Wie unangenehm, in einem Restaurant mit tausend Fremden um einen herum, so einen intimen, schönen Moment zu erleben. Aber es kam schlimmer: Das Paar erreichte den Steg des Restaurants in einem privaten Boot. Sie waren nicht alleine, sondern begleitet von einem für den Anlass gebuchten Fotografen. Wir kriegten uns kaum ein, als das Fotoshooting auf dem Steg begann. Zehn Minuten später waren sie immer noch nicht fertig mit den Fotos und alle Kellner inklusive uns glotzen sie einfach an und fragten sich wahrscheinlich, wie man diesen Moment schön finden konnte. Nachdem der Fotograf fertig war, den Steg hochlief und die Tischdeko ablichtete, begann die Selfie-Session auf dem Steg und alles wurde mit der Handykamera festgehalten. Nach weiteren 10 Minuten kamen sie endlich laaaangsam den Steg hinauf, sodass der Fotograf jeden Schritt knipsen konnte. Bis sie sich endlich hingesetzt hatten, vergingen wieder 10 Minuten, die damit verbracht wurden Fotos in jeder erdenklich möglichen Position zu schießen (gehört ja bekanntlich auch Kreativität dazu...): Vor dem goldenen Ring, mit Rosen in der Hand, der Mann knieend vor seiner Zukünftigen, jubelnd mit den Armen in die Luft gestreckt ... Ein einziger Albtraum aus unserer Sicht, aber sehr unterhaltsam mitanzusehen.

    Wir verabschiedeten uns, kauften alles für eine Nudelpfanne ein und machten uns einen schönen Abend in unserer gemütlichen Wohnung.
    Am nächsten Tag ging es um 15 Uhr mit der Fähre zur Insel Isabela. Aufgrund der Uhrzeit hatten wir noch genug Zeit den "Playa Tortuga", einen wunderschönen langen weißen Sandstrand zu besuchen.

    Insel Santa Cruz war ein einziger Traum!
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