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  • Day 166

    Galapagos Isabela: Aktive Vulkane

    September 9, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 21 °C

    Nach drei wundervollen Tagen auf Santa Cruz, der touristischten Insel des Archipels, ging es mit der "Fähre" weiter Richtung Westen auf die flächenmäßig größte Insel Isabela. Ich schreibe Fähre extra in Anführungszeichen, weil es sich lediglich um ein umgebautes Sportboot mit zwei Außenmotoren handelte, auf das auf minimalem Platz, maximal viele Leute Platz finden sollen. Man zahlt hier für jedes Fährticket pro Person 30$ - 35$. Inklusive sind der Platz auf einer Pritsche und die Kotztüten von der alleine auf dieser Überfahrt 4 von 25 Passagieren Gebrauch machen mussten😅 Sophia und ich neigen glücklicherweise beide nicht zur Seekrankheit, weshalb es schon ein bisschen witzig mit anzusehen war, wie die anfänglich gute Laune der polnischen All-inclusive Reisegruppe, die 90% des Boots besetzten, immer schlechter wurde und einer nach dem anderen nach den Kotzbeuteln fragen musste. Wir waren uns sicher, die einzige Fluggesellschaft die hier zwischen den Inseln operiert, verkauft prozentual deutlich mehr Flugtickets, nachdem die Galapagos-Touristen einmal eine Fährfahrt mitgemacht hatten😂
    Mich erinnerte das Gefühl eher an endloses Schiffschaukel-Fahren, wofür ich auf der ein oder anderen Kirmes auch schon viel Geld bezahlt habe😅
    Der Seegang ist hier zu dieser Jahreszeit besonders stark und hat dauerhaften Wellengang von bis zu 5 Metern hervorgebracht. Insgesamt sollten wir bis zur Abreise 4 Mal diese zwei stündige Erlebnisfahrt machen dürfen👍😅
    Auf Isabela angekommen, regnete es leider auch mäßig stark. Eigentlich wollten wir die 1,2 Kilometer zum Hotel laufen, doch wegen des Regens nahmen wir das Angebot eines Taxi-Fahrers unseres Hotels, uns mitzunehmen, gerne an. Beim warten, bis die Koffer unserer polnischen Reisegruppe, die zufälligerweise im selben Hotel wie wir waren, verladen wurden, sprach uns ein schweizer Pärchen darauf an, ob wir uns mit ihnen ein Taxi teilen wollen. Sophia verstand allerdings im wahrsten Sinne des Wortes nur spanisch, als das Mädchen eigentlich schweizerisches deutsch sprach. Und so entstand die für mich witzig mit anzusehende Situation, dass Sophia auf spanisch sprach und sie die ganze Zeit auf deutsch😁 Sophia wollte nur höflich sein, weil sie vermutete dass das Pärchen nur gebrochen deutsch spricht, dabei war die Misskomunikation dem schweizerischen Akzent geschuldet.
    Als ich nach Ende des Gesprächs meinte, dass das gerade Schweizer waren und nicht Einheimische die ein paar Wörter deutsch sprachen, antwortete Sophia mit: "Die seh ich eh nie wieder".
    Womit wir zeitlich das einchecken im Hotel überspringen müssen und zum ersten Abendessen auf Isabela angelangt sind. Der Taxi-Fahrer hatte uns einen kleinen Platz empfohlen, auf dem drei kleine Buden mit ein paar Plastik Tischen und Stühlen davor ecuadorianisches Streetfood anboten. Es war nur noch ein Tisch frei auf den warteten laut des Kellners bereits ein anderes Pärchen und wir wurden gefragt, ob wir uns den Tisch teilen könnten. Das bejahten wir und kurzerhand saßen wir mit dem Pärchen vom Hafen-Gate beim Dinner. 😂
    Man sieht sich immer zweimal im Leben war noch nie so wahr. 😅
    Es stellte sich dann aber noch heraus, dass Sophia mit ihrer Annahme die beiden seien spanisch sprechend, genauso Recht gehabt hatte wie ich mit der Aussage die beiden sprechen Schwitzerdütsch. Sie kommt aus Kuba, er aus der Schweiz. Sie leben und arbeiten in der Schweiz, aber sprechen immer Spanisch miteinander. Ein guter Weg für ihn seine Sprachkenntnisse zu verbessern und für sie ihre Muttersprache häufiger zu sprechen, als es in der Schweiz üblich wäre. Es war ein interessantes Abendessen, mit zum Teil unterschiedlichen Meinungen und Ansichten zu diversen aktuellen politischen und grundsätzlichen Themen.
    Beispielsweise beschwerte sie sich als gelernte Radiologie-Assistentin über sage und schreibe 12% Lohnsteuer + Sozialabgaben in der Schweiz und das die Rundfunkgebühr abgeschafft gehört, weil ja eh alle Medien von großen Konzernen gelenkt werden. Wir versuchten ihr dann aus unserer Sicht deutlich zu machen, warum es genau deswegen einen guten und finanziell unabhängigen Rundfunk geben muss und das 12%-18% zwischen Brutto und Netto nicht so viel ist, wie sie zu glauben scheint. 😅
    Glücklicherweise war ihr Freund viel mehr auf einer Wellenlänge mit uns und versuchte seiner Freundin, die erst seit 4 Jahren in der Schweiz lebt, ebenfalls mehrfach deutlich zu machen, dass sie es abgabentechnisch ganz schön gut in der Schweiz hat und das 200 Franken für ein spitzen Gesundheitssystem nicht viel Geld für ein Land das einen Mindestlohn von 23 Franken ansetzt sind.
    Das Abendessen dauerte länger als gedacht, so dass wir es nicht mehr rechtzeitig zu all den nun geschlossenen Touranbieter-Büros, schafften, um uns für den nächsten Tag noch eine Tour zu buchen.
    Also dachten wir, wir müssen morgen ganz früh aufstehen um noch eine Wander-Tour zum Vulkan Sierra Negra für den Tag buchen zu können. 🙄
    Wir machten noch einen Strandspaziergang und endeckten eine coole Bar, die zuvor bei meiner Recherche zu den Galapagosinseln mehrfach empfohlen wurde. Wir blieben auf ein Kaltgetränk und kamen mit Luiz ins Gespräch. Er ist echter "Galapageno" und ist Kapitän eines Schiffes welches täglich zu den Lava-Tunneln aufbricht. Eine Tour, die wir auch unbedingt machen wollten. Wir fragten ihn, ob er zu so später Stunde noch jemanden kennt, der uns am nächsten Tag auf die Wanderung zum Vulkan mitnehmen könnte. Er telefonierte 5 Minuten und schon hatten wir alles in der Reihenfolge gebucht wie wir es wollten und das, auch noch 30% günstiger als die Angebote unseres Hotels für die selben Attraktionen.
    Ein erfolgreicher Abend☺️
    Die Vulkan-Tour startete am nächsten Morgen um 7:30. Wir hatten keine Küche in unserem Zimmer und leider auch kein Frühstück inklusive. Man bot uns beim Check-in aber an, im Nachbarhotel für 7$ pro Person zu frühstücken. Ich war mir sicher, dass es nicht auffallen würde, wenn wir uns ohne zu bezahlen dem Buffet-Frühstück anschließen würden und so aßen wir eine Scheibe Brot mit Käse oder Wurst (wäre absolut keine 7$ wert gewesen) sagten irgendeine Zimmernummer und brachen zur Tour auf.
    Das Micro-Klima auf den Galapagosinseln brachte uns auch hier wieder zum Staunen. Die super nette Frau die unser Tourguide war, hieß Paula und prophezeite das Wetter auf allen Stationen zu unterschiedlichen Uhrzeiten auf den 16 Kilometern komplett korrekt und verriet uns, dass es hier zur Trockenzeit auf der einen Seite immer leicht regnet, die andere Seite zu der wir liefen aber immer trocken bleibt. Und genauso war es auch heute. Auch, dass sich der Nebel auf dem Rückweg zum Aussichtspunkt auf den riesigen Krater von 25 Kilometern verzogen haben wird, stimmte 1 zu 1.
    Sophia und ich kamen beim wandern auf dem Weg zurück mit Paula tiefer ins Gespräch und sie erzählte uns, wie sie vor 5 Jahren angefangen hat als Tourguide zu arbeiten und seitdem 7 Tage die Woche die 18 Kilometer zurück legt, um Geld zu verdienen, weil sie sich von ihrem Mann scheiden ließ, der sie und ihre Kinder schlägt. Sie nahm in dieser Zeit über 60 Kilo ab und fühlt sich seither körperlich viel besser und auch ihre mentale Verfassung sei durch das auf eigenen Beinen stehen um ein vielfaches besser geworden als damals.
    Ihr Ex-Mann ist Alkoholiker und ist trotz der Scheidung vor 4 Jahren bis heute nicht ausgezogen. Er setzt sie mental immens unter Druck, weil sie unbedingt auswandern möchte, er ihr aber immer wieder sagt, dass er die beiden Kinder, 10 und 8 Jahre alt, nicht gehen lassen wird. Ihr Traum ist es in Europa zu leben, am liebsten in Deutschland. Sie sagte uns, sie träume davon in einem Land zu leben, indem sie bei häuslicher Gewalt die Polizei rufen kann und diese ihr dann wirklich helfen und nicht nur böse Gerüchte im ganzen Dorf verstreuen würden. Sie möchte in einem Land leben, indem ihre Kinder mehr Berufsoptionen haben, als nur vom Tourismus zu leben. Diese Abhängigkeit hat auch sie durch das Ausbleiben von Tourismus in den letzten 2 Jahren in tiefe Kreditkarten-Schulden getrieben, die sie auch noch Monat für Monat begleichen muss. Für Ihre kranke Mutter muss sie ein Pflegeheim in Guayaquil bezahlen und ihr Sohn leidet an einer seltenen Krankheit welche kostspielige Tabletten Monat für Monat zur Behandlung benötigen. Sie erzählte uns vom schlechten Gesundheitssystem auf den Inseln und das sie mehrfach im Jahr für tausende Dollar mit ihrem Sohn aufs Festland fliegen muss.
    Sophia und ich waren wirklich sehr gerührt von dieser starken Frau, die sichtlich alles versucht um irgendwie ihre Situation zu verbessern und dafür im Schnitt 29 Tage im Monat arbeitet. Sie hat einen deutschen Opa gehabt und hofft, darüber einen deutschen Pass zu erlangen, um in Europa neu mit Ihren Kindern anzufangen. Sie verdient auf den Galapagosinseln mit ihrem Job mehr als 6000$ netto im Monat, aber ist bereit all das aufzugeben, um ihren Kindern eine andere Zukunft zu ermöglichen und sagte uns: "Ich bin Ecuadorianerin, ich hab kein Problem damit für mein Geld Toiletten zu putzen oder im Altenheim Popo's abzuwischen."
    Es ist immer wieder unglaublich zu sehen, wie gut der Ruf unseres Landes überall auf der Welt ist. Viele würden alles dafür tun, in einem Land ohne extreme Korruption in allen politischen Lagern zu leben, indem es eine unbestechliche Polizei gibt, Straftaten nicht gegen Bestechung außer Acht gelassen werden, das Recht auf freie Meinungsäußerung gegeben ist, ein Gesundheitswesen welches sozial getragen wird und jedem hilft und ein kostenloses und gutes Bildungssystem für jeden bereithält.
    All das sind echte Werte, die unserer Meinung nach in der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland häufig als gegeben angesehen werden. Sie sind es aber keinesfalls und müssen mit aller Macht gegen die wachsenden Probleme der Zeit verteidigt werden💪
    Wir haben Paula versprochen, uns für sie zu informieren, welche Dinge sie für die Beantragung eines deutschen Passes aufgrund ihres Wurzeln benötigt und bleiben mit ihr in Kontakt☺️
    Am nächsten Tag stand die Bootstour mit Luiz zu den Lava-Tunneln auf dem Programm. Der Sierra Negra ist das letzte Mal 2018 ausgebrochen. Ein Ausbruch läuft bei dieser Kratergrößer aber nicht wie in Filmen mit einem hohen Druck im Vulkan und einem gewaltigen Knall ab, sondern eher wie ein stetiges, langsames dahinfließen von Lava zu hauptsächlich einer Seite, die direktins Meer mündet. Dies hat zur Folge, dass Isabela bei jedem neuen Ausbruch flächenmäßig größer wird.
    Diese runterfließende Lava ins Wasser, formt sogenannte Lava-Tunnel die aufrund des mineralhaltigen Gesteins einen perfekten Nährboden für Flora und Fauna im Wasser bietet. Erst machten wir eine kleine Wanderung an Land zu den blaufüßigen Vögeln, die hier ihre Nester haben. Die Vögel sind aufgrund von fehlenden Landräubern auf Galapagos überhaupt nicht Scheu vor Menschen und hatten kein Problem mit uns erstaunten Touristen.
    Im Wasser beim Schnorcheln konnten wir dann das erste Mal in unserem Leben mit Schildkröten tauchen, Rochen und dutzende Haie bestaunen und Fische in tausend buten Farben. Am Ende wurde das Wasser aber immer kälter, weil der Humboldstrom kaltes Wasser aus dem südlichen Pazifik Richtung Galapagos leitete.
    Zum Abendessen gab es dann noch leckere Shawarma und am nächsten Tag ging es auch schon weiter mit der Fähre nach San Cristobal☺️
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