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  • Day 233

    Medellin die Zweite: Party goes on

    November 15, 2022 in Colombia ⋅ 🌧 21 °C

    Nach drei Tagen mit grippalem Infekt in Santa Fe, hatte ich am Samstag Morgen so ziemlich alles überstanden. Wir hatten uns schon zwei Wochen zuvor mit Ouiheb für's Wochenende in Medellín verabredet und auch Thomas und zwei Freunde von ihm, die wir auf dem Festival kennengelernt haben, waren an diesem Wochenende wieder in der Stadt. Also machten wir uns auf, auf den zweieinhalb stündigen Weg zurück nach Medellin.
    Die Freunde von Thomas waren bereits in Medellín in einem Hostel und da wir das Wochenende zusammen verbringen wollten und alle dort waren, buchten wir etwas zähneknirschend auch das Arcadia Hostel.
    Zähneknirschend, weil die Fotos und auch die Bewertungen nicht allzu gutes versprachen. Doch auch die geringen Erwartungen von uns wurden noch um einiges unterschritten🤦‍♂️
    Die Hostelmitarbeiter waren mit meilenweitem Abstand die unfreundlichsten und asozialsten, die wir überhaupt in den letzten 8 Monaten auf reisen erlebt haben. Der gefühlt immer arbeitende (und damit meine ich wirklich rund um die Uhr) Hauptangestellte war so verbittert, dass er aus jeder Kleinigkeit einen Elefanten machte und uns beim Kartenspielen in der Lobby um 11 uhr an einem Samstag Rausschmiss, weil wir angeblich zu laut seien.
    Obwohl es in 4 Tagen nicht ein einziges Mal eine Beschwerde von einem Gast gab, ermahnte er uns dutzende Male wegen tausend Kleinigkeiten. Ihr dürft nicht mit Freunden auf euer Privatzimmer, ihr habt euer Essen im Kühlschrank (in einer Tüte) nicht namentlich beschriftet, beim Zähneputzen dürft ihr euch nicht unterhalten, kein mitgebrachtes Bier darf im Gemeinschaftsraum getrunken werden, Frühstück ist vor 5 Minuten vorbei gewesen usw... Dieser Mann war einfach auf und hat seine gesamte schlechte Laune an den Gästen ausgelassen🙈
    Achja und seine Kollegin hat Sophia quasi 40€ geklaut, da Sophia noch Geld auf ihrem Festival-Armband hatte, welches aber nur auf ein kolumbianisches Bankkonto überwiesen werden konnte. Sie bot an das Geld auf ihr Konto überweisen zu lassen und es Sophia in bar zu geben. Einen Tag nachdem Sophia ihr Konto angegeben hat, hat sie das Hostel verlassen und kam auch nicht mehr wieder. Alle anderen Angestellten hatten natürlich auch keine Nummer von ihr🤷‍♂️
    Nachdem ich am Abend vor der Abreise im Buchungsportal eine schlechte Bewertung wegen all der Vorkommnisse geschrieben hatte, kam zu guter letzt auch noch mitten in der Nacht der Manager des Hostels auf uns zu und begann sich für alles zu rechtfertigen und verwies darauf, dass sein Hostel kein Party-Hostel sei. Ich erklärte ihm, dass 6 unabhängige Reisende aus 4 verschiedenen Ländern sein Hostel als das unfreundlichste und schlechteste in verschiedenen monatelangen Reisen bewerten und das er anfangen sollte das Problem bei seinen Mitarbeitern und Hostel-Regeln zu suchen und nicht mitten in der Nacht um 1:30 wegen einer schlechten Bewertung Gäste zu belästigen. Das Gespräch war kurz und wir gingen ein letztes Mal in dem miefigen, kleinen Raum ohne Tageslicht schlafen🙈😅
    Kurzum: Solltet ihr je nach Medellin reisen, schlaft überall, nur nicht im Arcadia Hostel😂
    Das gute an Medellín ist, man muss nicht viel Zeit im Hostel verbringen. An jedem Tag zu jeder Zeit kann man gefühlt tausende Dinge unternehmen. 😍
    Den Samstagabend ließen Sophia und ich aufgrund meines Fiebers die Tage zuvor noch ruhig angehen und beschlossen nach langem mal wieder richtig schön zu zweit bei einem köstlichen Italiener essen zu gehen. Hier telefonieren wir fast drei Stunden mit Marc und Patrycja, um die nächte Woche mit dem Auto zu planen. Leider stellte sich heraus, dass wir uns nicht mehr wie geplant in Kolumbien zum Lost-City-Track Hike treffen können, da die beiden erst Ende des Monats nach Kolumbien zurück kommen werden, wir aber schon am 27.11. nach Panama aufbrechen müssen, um rechtzeitig zu Papa's und Biggi's Besuch in Costa Rica zu sein. 😥
    Am nächsten Tag besuchten Ouiheb und ich die Comuna 13 zu zweit, da es Sophia nicht ganz so gut ging.
    Dieser Stadtteil galt noch vor 20 Jahren als eine der gefährlichsten Favela's der Welt mit einer Mordrate von 500 auf 100.000 Einwohnern, noch in den 90ern. Wir erinnerten uns zurück an die Zeit, als in Frankreich und Deutschland die Leute verrückt spielten aufgrund von Corona-Inzidenzen von 50 auf 100.000. Einfach unvorstellbare Zustände. Hier kämpften hunderte Polizisten und später auch das Militär gegen abertausende Gangmitglieder in blutigen Straßenschlachten mit dutzenden bis hunderten toten. Grund dafür war ein Politik, die die Favela sich selbst überließ und Guerillas die die Chance ergriffen und dort ein gewaltiges Drogenimperium aufbauten. Am Ende musste die sowieso leidende und arme Bevölkerung in dem Barrio den blutigen Preis dafür bezahlen. (Alles übrigens völlig unabhängig von Pablo Escobar, der in einem ganz anderen Stadtteil lebte und dort Angst und Schrecken verbreitete)
    Heute ist die Comuna 13 eine aufstrebende Gemeinde in Medellín. Sie wurde Pilgerstätte für zahlreiche Touristen und allen die mit ihnen Geld verdienen wollen. Hier schlenderten an diesem Tag tausende Menschen durch die engen Gassen der Favela und geben für Kunst, Cocktails und Streetfood sehr viel Geld aus, welches den Bewohnern des Stadtteils zu Gute kommt und so unter anderem über Jahre für immer mehr Frieden und Ruhe sorgte. Es ist nicht so, dass es hier keine Gangs mehr gibt, aber die verdienen anscheinend mit Touristen und Frieden mehr Geld als mit Abschottung und Krieg gegen den Staat.
    Da Montag der 14.11. wieder mal ein Feiertag in Kolumbien war, (Tag der Unabhängigkeit Cartagena's) beschlossen wir nach der Tour in der Comuna 13 mit Thomas, Ouiheb und einer Freundin von ihm die Bars und Clubs in el Poblado zu besuchen. Wir hatten eine super schöne Zeit beim barhopping mit den dreien. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sehr man mit Leuten auf einer Wellenlänge sein kann, trotz komplett unterschiedlicher Herkunft und trotz kleiner sprachlicher Barrieren. An dem Abend endeckten wir noch als kleines Highlight einen Club, in dem ein Bällebad mitten auf der Tanzfläche eingelassen war. Wir hatten selten so viel Spaß wie beim bewerfen von Kolumbianern und Kolumbianerinnen mit Plastikbällen und beim reinschubsen der Selben in's große Bällebad😂
    Der Abend endete um 3 Uhr, weil dann alle Läden auf staatliche Anordnung schließen müssen, mit einer unvergesslichen Taxifahrt mit Sophia als DJ auf dem Beifahrersitz und uns vier auf der Rückbank, die auf maximaler Lautstärke unter anderem Bohemian Rhapsody in die kolumbianische Nacht schrien. 🎉
    Den nächsten Tag verbrachten wir mit Kicker spielen, kennenlernen eines mir bis dahin unbekannten Wurfspiels, Fußball gucken, schwimmen im Pool und Jacuzzi eines anderen Hostels, Billard zocken und generell dabei viel Blödsinn labern und Spaß haben zusammen Zeit zu verbringen😊
    Großstadtbesuche sind grundsätzlich immer eher Anstrengung als Erholung, deshalb waren froh, zu Beginn der neuen Woche dem Großstadtgetümmel erneut den Rücken zu kehren.😄
    Aber all in all ist Medellín nach Buenos Aires unsere zweitliebste Großstadt in Südamerika geworden und wird uns in guter Erinnerung bleiben😍
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