• Bogotá: Adé Auto

    22 novembre 2022, Colombia ⋅ 🌧 15 °C

    Die letzte lange Fahrt mit dem Auto führte uns von San Carlos zurück nach Bogotá - ohne Vorkommnisse aber mit extrem schöner Landschaft mal wieder!
    Das Hostel, was Dominik rausgesucht hatte, könnte eher als Hotel bezeichnet werden: ein extrem modernes, mitten im Zentrum gelegenes Hochhaus. Wir wollten mal wieder nicht im Dunkeln ankommen, um einen Parkplatz für die Nacht zu finden. Aber das Hotel überraschte mit einem Parkdeck im dritten Stock samt Aufzug fürs Auto.
    Der Abend wurde echt schön. Nach dem Essen auf unserem Zimmer - Nudeln mit Tomatensoße - erkundeten wir das Hotel: Es gab einen Spieleraum mit Billard, gemütlichen Sesseln, einen Pool auf der Dachterrasse, einem schönen Restaurant und Grillecke draußen samt Küche zum selber kochen, einem Kunstraum zum Malen und guter Bar. Alles sauber, modern und richtig gut durchdacht! Wir hatten den Laptop dabei und wollten uns irgendwo ein gemütliches Plätzchen suchen, um die weitere Zeit zu planen, wie Hostel in Panama City buchen und überlegen wie wir die neun Tage zwischen Ankunft in Panama und Biggis und Christians Flug nach Costa Rica verbringen wollten. Weit gekommen sind wir nicht. Zwei Typen, die direkt neben uns in der Bar saßen, fragten uns, ob wir Deutsche wären und überraschten uns beide (ein Schweizer aus dem Französischen Teil und ein US-Amerikaner) mit super Deutschkenntnissen. War mal ein anderes Gefühl diejenigen zu sein, die sich bemühen müssen langsamer und deutlicher für das Gegenüber zu sprechen.
    Die Packung Skyjo lag auf dem Tisch vor uns und die beiden fragten, was das für ein Spiel sei. Der Abend endete mit Plauderei und einer gemeinsamen Runde zu viert. Der Ami hat einen Sohn in Kolumbien, weshalb er jährlich dorthin reist. Generell waren die beiden sehr reiselustig. Der Schweizer erzählte, sein Ziel sei es, jedes Land der Welt bereist zu haben und gab einige seiner Geschichten zum Besten. Dieses Jahr war er schon in Afghanistan und wurde von den Taliban für einen Spion gehalten. Sie lauerten ihm auf uns standen nachts bis an die Zähne bewaffnet vor seinem Hotelzimmer. Sein lokaler Guide konnte zum Glück übersetzen und den Männern klar machen, dass er nur Tourist sei. Krass!

    Der nächste Tag startete früh für uns: Um acht Uhr klingelte der Wecker. Der gesamte Tag war durchgeplant und am nächsten Abend würden wir um 21 Uhr den Bus nach Medellin nehmen müssen. Wir begannen mit Wäsche, danach Geld wechseln und dann eine Dankeskarte für Marc und Patrycja besorgen. Für die Überfahrt nach Panama sollten jeweils drei Ausweiskopien mitgebracht werden und mehrere 100 US-Dollar. Nach der Wechselstube suchten wir Mal einen Laden, um Dominiks Handy zu reparieren... Ja , richtig gehört. Diesmal sollte der Akku ausgewechselt werden. 😂 Vorher fanden wir noch einen Straßenhändler, der einen neuen Steckdosenadapter verkaufte und neue Kopfhörer für mich - beides hatte den Geist aufgegeben. Wir kämpften uns 30 Minuten mit dem Auto durch den Stadtverkehr zu dem Handyladen, der erfreulicherweise eine Straße neben dem Tauchzubehör-Geschäft lag, bei dem wir für Marc, Patrycja und Christian drei Taucherbrillen samt Schnorchel als Präsente besorgen wollten. Es lief alles wie am schnürchen, bis zu dem Punkt an dem wir an der Autowäscherei ankamen. "Um 19:30Uhr können Sie ihr Auto wieder abholen", uff... 5 Stunden für die komplett Reinigung mit Motor, Unterboden und Innenraum. In den ersten 5 Stunden ohne Auto seit drei Monaten merkten wir, was es bedeutet: laufen oder Uber rufen.
    Da meine Liebste Calzedonia-Leggings nach einigen Jahren und intensiver Nutzung auf dieser Reise mittlerweile auch kaum noch salonfähig aussieht, wollte ich mir eine neue kaufen. Der einzige Calzedonia in Bogotá lag nach Google-Auftritt im Norden der Stadt. Auf der 30-minütigen Uber-Fahrt hatte ich ein gutes Gespräch mit dem Fahrer und fragte ihn über die Weihnachtstraditionen in Kolumbien aus mit dem Ergebnis: eigentlich ist es ziemlich ähnlich zu dem, wie wir Weihnachten feiern. Sogar mit Baum im Wohnzimmer.
    Die Shopping-Mall glich dem Oberhausener CentrO, modern und mit vielen teuren Läden. Das einzige, was diese Mall nicht hatte, war ein Calzedonia. Ein blödes Gefühl umsonst 30 Minuten Uber gefahren zu sein. Dominik wollte gerne eine WM-Spiel gucken und was Essen, weswegen ich meine Chance witterte mir einen schon länger ersehnten Wunsch (genau genommen seit Rio de Janeiro) zu erfüllen: den Friseurbesuch. Dieser war schnell gefunden und auf meine Nachfrage, ob sie spontan für Schneiden und Färben Zeit hätten, bejahte sie. Es sollte 3-4 Stunden dauern. Nach den ersten drei saß ich immer noch mit Folien im Haar auf dem Stuhl und Dominik wurde langsam nervös. Ich ahnte schon, dass das Ganze seine Nerven noch mehr beanspruchen würde, denn sie hatten meine Haare strähnenweise hochturpiert, um die Farbe aufzutragen. Währenddessen fragte ich mich schon, wie sie dieses Chaos wieder entwirren wollten und bekam mit dem Kopf im Waschbecken wieder eine Stunde später die Antwort. Eine Antwort mit dem schlimmsten Schmerz, den ich beim Friseur je hatte. Zwei Personen zogen links und rechts gleichzeitig die vielen Knoten durch feine Kämme. Diese Prozedur dauerte wieder eine Stunde - Horrer!
    Dominik war mittlerweile mäßig angefressen und war sich sicher, dass noch nie jemand sechs Stunden beim Friseur saß. Ich war mit mittlerweile auch nicht mehr sicher. Aber dafür war ich mir sicher: So schöne Farbe hatte ich noch nie in den Haaren. Der Preis lag bei 90€, aber eine Freundin hatte mir berichtet, dass sie für das Gleiche in Deutschland letztens 250 gezahlt hatte und da schrillten bei mir die Alarmglocken.

    Um 21 Uhr wurde ich sehr glücklich und Dominik etwas aufgekratzt endlich entlassen. Er hatte dankenswerterweise in der Zeit das Auto aus der Waschstraße geholt. Abends hieß es dann nur noch Sachenpacken und ins Bett. Die wichtigste Sache hatten wir nämlich noch nicht erledigen können, da die Autowäsche so viel Zeit verschluckt hatte. Das Autodach musste repariert werden und danach an einem sicheren Ort geparkt. Es war gar nicht so leicht unsere Situation mit dem gebrochenen Spanisch den Toyotahändlern klarzumachen. Das Dach müsste repariert werden und wenn es an dem gleichen Tag nicht klappen würde, würden wir darum bitten das Auto bis zum 30.11. dort stehenlassen zu können. Es würde dann nicht von uns, sondern dem eigentlichen Besitzern abgeholt werden.
    Ein Händler versicherte uns, wir könnten das Auto am selben Tag wieder abholen - Jackpot. Alles klappte wie am Schnürchen, sodass wir sogar noch zwei Stündchen auf der schönen Dachterrasse des Spotty Hostels verbringen konnten. Glücklicherweise stimmte der Rezeptionist zu und erlaubte, dass wir das Auto eine Woche auf dem dortigen Parkplatz abstellen dürften und den Schlüssel bei ihm hinterlegen.

    Rein organisatorisch war Bogotá wieder ein voller Erfolg - gesehen von der Stadt haben wir immer noch nicht wirklich viel. :D
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