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  • Day 315

    Valladolid: Zenote, Maya & Hahnenkampf

    February 5, 2023 in Mexico ⋅ ⛅ 24 °C

    Für Valladolid hatten wir bereits ein Hostel im Stadtzentrum gebucht. Als wir in "el Cuyo" beim Fischgrillen am Abend aber beschlossen am nächsten Tag zusammen mit den drei Kanadiern dort hin aufzubrechen, versuchte ich unsere Hostelbuchung zu stornieren, damit wir uns zusammen ein Airbnb nehmen könnten. Leider erfolglos, da der Stornierungszeitraum schon abgelaufen war.🙈
    Leider hatte das Hostel, in dem wir schon vor ein paar Tagen reserviert hatten auch keine Betten mehr frei, in denen unsere Begleiter unterkommen konnten. Montag der 06.02. ist in Mexiko Feiertag und dementsprechend ausgebucht waren alle Unterkünfte in der Stadt über dieses lange Wochenende. Als sie uns an unserem Hostel absetzten stellte sich aber heraus, dass unsere Hostel versehentlich eins unserer Betten überbelegt hatten und kein einziges anderes mehr frei war. Also entschieden wir uns kurzerhand zusammen mit den anderen Hotelklinken zu putzen und wurden direkt gegenüber in einem sehr günstigen, dafür aber auch seeehr alten und schäbigen Hotel fündig und waren weiter zusammen unterwegs.☺️
    Die drei machten sich direkt nach dem Check-in auf in die Stadt, währenddessen wir noch ein wenig im Hotel blieben. Irgendwann schrieb Ian mir, dass sie gerade auf der Suche nach einem Restaurant auf eine Hahnenkampf-Arena gestoßen sind und ob wir Bock hätten dort hinzugehen.🐓 Normalerweise finden wir beide Tierkämpfe eher fragwürdig und ablehnendswert, aber da es hier in Yucatan wohl große Tradition zu sein scheint, wir sowas noch nie gesehen haben und mich wirklich interessiert hat, wie so eine Veranstaltung genau abläuft machten wir uns auf den Weg zu diesem dubiosen Event.
    Es ging also munter weiter mit der Konfrontation toter Tiere in Zusammenhang mit unseren neuen Jäger-Freunden🐟🐓🐍😳
    Dort angekommen erzählte mir Mitch, dass sie erst überlegt hatten uns überhaupt zu fragen, weil er nicht wollte, dass der Eindruck entstünde, sie wären blutrünstig oder so😂
    Ich lachte und versicherte ihm, dass das kein Problem sei.😄
    In der besagten Arena gab es 3 verschiedene Kampfplätze. Um die Kampfplätze herum versammelten sich dutzende bis hunderte Menschen, sobald ein Kampf beginn. Gekämpft e
    wird maximal 25 Minuten, allerdings war jeder Kampf den wir sahen vorher zuende, weil ein Hahn entweder schwerverletzt aufgab oder tot war.😬
    Die Männerdichte in diesen Hallen war wie zu erwarten sehr hoch. Kurz bevor ein Kampf beginnt, heben alle Männer wild die Hände, schreien Beträge die sie gerne auf einen der beiden Hähne wetten wollen und suchen mit ihren Augen jemandem im Raum der dagegen wettet. Alles wird mit Handzeichen und Augen gemacht, manchmal standen zwei Wettende 15 Meter entfernt von einander.
    Ziemlich bizarr.
    Die Kämpfe begannen und wir schauten dabei zu, wie die Hähne ohne das zutun der Besitzer wie wild aufeinander los gingen. Damit mehr Blut fließt haben alle einen Nagel an jedem Fuß, um den Gegner besser zu verletzen.🙈
    Es hört sich genauso grausam an, wie es war. Aber was wir einfach nicht verstanden, wieso jeder Hahn bis zum bitteren Ende kämpfen will. Wenn die beiden gefiederten Hauptdarsteller sich einfach ignorieren würden, statt sich versuchen umzubringen, gäb es diesen "Sport" gar nicht.
    Ein Hahnbesitzer erzähle mir, dass ein Hahn nach einem Kampf 6 Monate Pause bekommt, um sich zu regenerieren. Denn auch die Gewinner sehen zu 99% aus wie Verlierer und haben am ganzen Körper schwere Verletzungen durch die scharfen Schnabelattacken und Nägel des Gegners.
    Das Ganze Format funktioniert in Tunierform. Jeder Besitzer hat bis zu 6 Hähne und wenn man eine Runde weiter kommt, kämpft ein anderer Hahn für die wetteifernden Hühnermänner.
    Dem Gewinner winkt ein stattliches Preisgeld von umgerechnet über 20.000€!!! und auch die Plätze dahinter bekommen nicht unerhebliche Gewinnsummen. "Davon kann man hier lange seine Familie ernähren", so der Besitzer eines Hahns als Rechtfertigung für die Teilnahme.🤷🏽‍♂️🤦🏽‍♂️
    Sophia wurde es bereits nach 20 Minuten zu grausam, als der erste tote Hahn ausblutend aus dem Ring getragen wurde. Wir holten sie eine Stunde später in einem Cafe gegenüber ab. Wir blieben noch ein paar Kämpfe und standen weitestgehend mit offenen Mündern vor den Schauplätzen und fuhren auf der Gefühlsachterbahn von Mitleid über Wut bis hin zu Belustigung, weil die wettenden Zuschauer so emotional aufgestachelt anfeuerten, wie man es sonst vielleicht nur im Fußballstadion bei den Ultras erlebt.😵‍💫
    Auch wenn ich es wiederhole: Bizarr beschreibt das Erlebte dort am Besten.
    Nach dem schaurigen Kämpfen beschossen wir alle zusammen, in einer alten Brauerei Burger essen zu gehen. Eigentlich hatten sie auch andere Leckereien auf der Karte, aber irgendwie entschieden sich alle ohne Absprache für einen der saftigen Burger.🤤
    Wir hatten einen witzigen Abend zusammen und beschlossen am nächsten Tag zusammen eine der vielen Zenoten in der Umgebung zu besuchen und danach vielleicht noch eine weniger touristische, aber dafür umso schönere Mayastätte namens "Ek Balam" zu besuchen.
    Wir entschieden uns für eine unterirdische Zenote namens Suytun. Der Plan war direkt um 9:00 zur Öffnungszeit dort zu sein, um die Heerscharen an Touristen zu vermeiden, die dort alle auf einer kleinen Plattform ein Foto für Instagram machen wollen. Es wurde leider erst 11 Uhr, weil wir direkt gegenüber unseres Hotels einen schnuckeligen Hotelgarten entdeckten, in dem wir noch ausgiebig frühstückten.
    Die Menschenmassen waren also schon da und wir mussten mit ansehen, wie sich Menschen von jung bis alt 30 Minuten in eine Warteschlange stellten, um auf besagter Plattform ein Foto zu machen.🤦🏽‍♂️
    Abstatt die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Ortes zu genießen, ging es dort offenbar der Mehrheit einzig und allein darum, ein perfektes Bild für Instagram zu machen.🙈
    Genervt von all den posierenden möchtegern Models, beschlossen wir beim Schwimmen im Becken das nächste Foto zu crashen und Sophia hatte den Auftrag ein ungeschöntes Foto von uns dabei zu machen.😂
    Aus dem Nichts hatte Sophia in der Grotte auf einmal mit Migräne zu kämpfen und musste sich ohne den Ort genießen zu können in Ruhe hinlegen.😥
    Nachdem wir 5 Minuten die andere, in unseren Augen viel schönere, weil bewachse Grotte gesehen hatten, brachen wir schnell zum Hotel auf, wo die heilenden Migränetabletten lagen.
    Trotzdem musste sich Sophia hinlegen und konnte nicht mit uns nach Ek Balam zur Maya-Ruine aufbrechen.
    Wir fuhren also dezimiert die ca. 40 Minuten in den Norden, um die erste nicht guatemaltekische Mayastätte zu bestaunen, die ich je gesehen habe. Und tatsächlich sahen die Pyramiden und Häuser von der Bauweise und den Verzierungen deutlich erkennbar anders aus, als die in Tikal und el Mirador. Wir hatten leider keinen Guide, deshalb hab ich nicht ganz so viele historische Fakten mitgenommen. Was ich gelernt habe ist, dass "Ek Balam" übersetzt entweder 'Schwarzer Jaguar" oder ,Sternen Jaguar" bedeutet und die Stadt ein Zentrum des Maya Reichs im Norden der Yucatan Halbinsel war. Ihre Blütezeit hatte sie wohl von 700-1000 n. Chr. Also ungefähr genau zu der Zeit als die größte Maya Stadt "el Mirador". Ich hab keine wissenschaftlichen Beweise für irgendwas, aber der Indiana Jones in mir sieht da vielleicht Parallelen u🤔😅 Auf jeden Fall ist die Hauptattraktion der erstaunlich gut erhaltene Tempel namens Aktopolis. 160m lang, 70m breit und 31m hoch. Das beste: Man kann über Treppen bis nach ganz oben, was bei vielen Maya Ruinen in Mexiko streng verboten ist.😍
    Beim Spaziergang über das kilometer große Gelände ist passiert was nicht passieren sollte. Mein Flip Flop ist gerissen.😥 Musste das jetzt noch 4 Wochen vor der Rückkehr sein?🤦🏽‍♂️ Auf dem steinigen Untergrund ohne Schuhwerk zu laufen war auch eine schmerzhafte Option. Glücklicherweise war ich ja aber mit 3 aufopferungsvollen und kreativen Machern unterwegs.☺️ Erst zogen sie alle direkt nach meinem Schuhunglück ihre Schuhe aus, liefen ebenfalls barfuß denn ihr Motto ist immer "One for all" und als wir dann die ersten richtig steinigen Passagen erreichten und es echt schwierig wurde schuhlos, zückte Yuki ihr Multifunktionsmesser aus ihrer Handtasche und sagte mir, dass der Schuh jetzt repariert wird und ich mir keine Sorgen machen muss. Mitch war schon auf Materialsuche und fand ein Art Mini-Liane, die aus dutzenden kleinen, zusammengekreuselten Ästen bestand, die sich aufgrund ihrer Flexibilität perfekt als Verbindungsstück zwischen Schlappen und Träger eignete. Ian übernahm dann professionell die Verknotung und 4 Minuten später konnte ich wieder mit den Flip Flops durch den Park laufen.😍 Einfach Menschen zum gerne haben!☺️🙏
    Am Haupttempel angekommen, veranstalten wir 4 dann noch ein Wettrennen von ganz unten bis ganz oben auf den 31m hohen Aussichtspunkt, über die sehr steile Treppe. Trotz der starken Gegner, ging der Sieg dann aber deutlich an 🇩🇪 und nicht an 🇨🇦 😂.
    Wir machten uns dann gegen Sonnenuntergang auf den Rückweg und hofften alle, dass es Sophia wieder besser ging und tatsächlich hatten Schlaf und Tomapyrin wahre Wunder vollbracht. Gesund und munter wollten wir zum Abendessen aufbrechen, in Richtung einer Pizzeria, die Yuki entdeckt hatte. Leider fing es just in dem Moment, als wir das Hotel verließen wie aus Eimern an zu schütten. 800m Meter an der Pizzaria angekommen waren wir alle völlig durchnässt und mussten feststellen, dass dort im ganzen Restaurant nicht nur aus romantischen Gründen Kerzen brannten. Nein, im ganzen Stadtteil war der Strom aufgrund des starken Regens ausgefallen. Scheint anhand der Reaktionen der Restaurant-Mitarbeiter häufiger vorzukommen.😃
    Wir fragten den nächsten vorbeifahrenden Taxifahrer, ob er eine andere Pizzaria in einem Stadtteil ohne Stromausfall kennt und er nahm uns mit. Wir endeten eigentlich nicht wirklich weit entfernt in einem elektrifizierten, aber eindeutig untouristischen Restaurant, das wenig Touris wie und als Gäste hat und unter vielen anderen Speisen auch Pizza auf der Karte hatte. Ich bin schon zu häufig in solchen Local Restaurants gewesen und wurde von bestellten Pizzen bitter enttäuscht, weshalb ich mich für eine Mix Grillplatte entschied, bei der ich weiß, dass genau das mexikanische kulinarische Kernkompetenz ist. die anderen 4 teilten sich 3 große Pizzen, die aber erwartbarerweise nichts mit einer Pizza zu tun hat, wie ich oder Sophia sie mögen würden.😅 Überladen mit Topings wie Mais, Wiener Würstchen und Chilli und dazu dick wie eine Scheibe Brot.🍞
    Grundsätzlich bin ich kein gehässiger Mensch, aber sich im Restaurant richtig zu entscheiden freut mich jedes mal auf's neue!😅
    Wir unterhielten uns stundenlang über witzige, ernste und auch tiefgründige Themen und hatten nach dem Essen glaube ich alle das Gefühl, wir verstehen uns jetzt schon so gut, dass wir uns hier in Mexiko nicht zum letzten Mal gesehen haben werden, sondern dies eher ein toller Beginn einer transatlantischen Freundschaft werden kann.☺️
    Zum krönenden Abschluss des Abends stießen wir bei der Suche nach einem letzten Bier in einem Kiosk auf eine Hinterhof Ü40 Party von einheimischen Truckern hinter einer Tankstelle😃 Hier wird jeden Sonntag bis 2 Uhr gefeiert und getanzt und wir entschieden uns kurzerhand auf ein Kaltgetränk zu bleiben. Sogar ich ließ mich auf dieser urkomischen Veranstaltung überreden das Tanzbein zu schwingen und mit Sophia ein bisschen unsere neu gelernten Salsa-Schritte zu üben.💃🕺
    Natürlich wieder mal eine Veranstaltung der Kategorie "kein klassisches Touri-Ding". Wir waren die einzigen nicht-Mexikaner. Wir wurden Anfangs ein bisschen komisch beäugt, aber als wir unser bestes beim tanzen versuchten, hatten wir das Gefühl akzeptiert worden zu sein.😅 Ich hab mir nur vorgestellt wie ein Mexikaner wohl gucken würde, wenn er zufällig auf einer alte Postparty im Country landen würde.😃 So funktioniert ungeschönter kultureller Austausch!🙏
    Am nächsten morgen brachen wir dann leider zu unserem letzten gemeinsamen Ziel Merida auf. 🚗
    Eine liebenswerte Reisegruppe, die ich schon vermisst habe, bevor sie überhaupt weg waren.🥲
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