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  • Day 140

    Paraty - para mi y para ti

    May 28, 2019 in Brazil ⋅ ⛅ 30 °C

    Eine traumhafte Küstenfahrt Richtung Süden bringt uns nach Paraty, ein historisches Städtchen mit überdimensionalen Pflastersteinen.

    Alain ist überglücklich, endlich am Meer zu sein, beim Wasser, seinem Lieblingselement.
    So darf natürlich ein Tauchgang im Südatlantik nicht fehlen. Um wieder mal aus meiner Komfortzone rauszukommen, schliesse ich mich an, trotz meiner Fischphobie.
    Ein Tauchinstruktorenpaar bringt uns in einem Fischerboot zu einer kleinen Insel. Nach einer sehr spärlichen Erklärung hüpfen wir in Vollmontur ins Wasser. Alain voller Vorfreude und ich voller „Gagg in der Hose“. Meine einzige Pflicht sei atmen und Druckausgleich betreiben. Auch nach 30min rumtümpeln und immer wieder Kopf unter Wasser halten, kann ich mich nicht daran gewöhnen, unter Wasser atmen zu können und tauche immer wieder panisch auf. Irgendwann reisst sein Geduldsfaden und ich spüre, wir ich immer weiter runtergedrückt werde. Wegen des starken Regens am Vortag ist das Wasser 100% trüb. Ich hätte genauso gut in Kartoffelsuppe tauchen können und ich hätte gleichviel gesehen. Erst als wir am Grund ankommen entdecke ich paar unauffällige Fische, Seesterne und Seeigel. Meine Panik verdünnisiert sich langsam, doch als nächstes meldet sich aufdringlich meine Blase. Doch unmittelbar hinter mir schwimmt mein Tauchbegleiter, der meine Apparaturen im Griff hat. Ich kann ihn doch nicht einfach anpinkeln! Dazu kommt, dass ich die ganze Zeit die Sauerstoffflasche unbequem am Hinterkopf habe und Wasser in der Brille. Alles in allem ein Horrortrip für mich. Wie dankbar bin ich für das Tageslicht und die Luft, als wir wieder an der Wasseroberfläche auftauchen! Hallo liebe Welt! (Aber stolz bin ich schon, dass ich das geschafft habe.)

    Am Tag darauf sehen wir uns die Sache von oben an. Wir kraxeln auf den „Saco do Mamanguá“, den Zuckerhut von Parati-Mirim. Da Nebensaison ist, begegnen wir eigentlich nur uns selber. Die Aussicht von oben ist fantastisch, atemberaubend, grandios, spektakulär. Weder Geländer, noch Abfall, noch Abfalleimer, noch Hinweis-/Warntafeln, nichts weist drauf hin, dass da schon mal jemand war. Und rundherum das Meer, der Dschungel und der Himmel mit seinen Schäfliwolken. (Und die Insel, die ich auch aus Fischperspektive kenne!) Wir sind wortwörtlich im Himmel!

    Unseren ursprünglichen Plan, nach ein paar Tagen nach Ilha Grande zu wechseln, verblasst. Das ewige Packen wird nach vier Monaten langsam etwas mühsam. Wobei der Hauptgrund für unseren Entscheid in Paraty zu bleiben, definitiv das Frühstück in unserem AirBnB ist. Die liebe Familie serviert uns jeden Tag exotische und frische Biofrüchte von der eigenen Farm, täglich hausgemachtes Brot, selbergemachtes Müsli, Schinken, Käse, Eier, Würstli, Tee, Kaffee und jeden Tag ein anderer Fruchtsaft, selbstverständlich frisch gepresst. Ein Traum! (Dieses verführerische Frühstück wird noch Konsequenzen haben.)

    In der Umgebung befinden sich unzählige Sandstrände und Wasserfälle. Einige Wasserfälle bieten sogar eine natürliche Rutschpartie ins kalte Nass, woran sich Alain stundenlang vergnügt. Irgendwann könnte man meinen, „längts“ mit den Wasserfällen. Und doch sind sie immer wieder bezaubernd. Besonders empfehlenswert ist der „Cascada Crepúsculo“. Ein Drehort aus dem Vampirfilm „Twilight“. Felsformationen, die aussehen wie gefalteter Stein und Wassermassen, die sich überall durch schlängeln und natürliche Teiche bilden.
    Wundervolle Natur wohin das Auge reicht! Und
    wir sind allein! Unglaublich!

    Unsere Rückreise nach Rio de Janeiro führt uns (schon wider und schon wieder unabsichtlich...!) über die 13km lange Rio-Niteroi-Brücke. Obwohl wir diesmal beide besonders aufmerksam waren. Langsam glaube ich, sie beschildern absichtlich so schlecht, damit man die Wahnsinnsaussicht auf die Stadt (diesmal bei Sonnenuntergang) nicht verpasst.

    An unserem letzten Tag in Brasilien schrauben wir auf Touristenmodus Stufe 10. Bei perfektem Wetter fahren wir mit dem Bähndli auf den Corcovado zum übervölkerten Christi Redentor und dann direkt auch noch zum Pâo de Azúcar. Wir geniessen die Stadt aus mehreren Perspektiven und schliessen den Tag ab mit einer Milonga in -wer hätte das gedacht?! Niteroi... Ja, rekordverdächtige 6 mal haben wir diese Brücke überquert.

    Kurz und bündig: Brasilien, ein Land voll Natur, Musik und Tanz. (Da nimmt man auch eine stuhlende Frau auf der Strasse in Kauf...)
    Und nun heisst es schon wieder packen, Uber, Flughafen und ab nach Mexiko!
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