Gute Lüfte

January 2019 - April 2024
An open-ended adventure by Moe y Alain Read more
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  • Day 2

    (Para bailar la) Cochabamba

    January 10, 2019 in Argentina ⋅ 🌧 20 °C

    Cochabamba: Was mehr nach einer lustigen Party oder einem abenteuerlichen Dessert klingt, ist unsere argentinische Adresse für die nächsten zwei Wochen. Nach 25h Reise sind wir endlich in unserer gemütlichen AirBnB-Wohnung im Quartier “San Telmo” angekommen. Die Wohnung ist in einem alten, typisch argentinischen Haus mit zwei engen Wendeltreppen und einer Dachterrasse mit Aussicht auf heruntergekommene Hausfassaden. Es gibt Küche mit Kaffeemaschine, Bad mit Bidet um die Tanzstinkfüsse zu waschen und Wohnzimmer mit viel Platz, grossem Spieltisch und Tanzspiegel. Der Vermieter ist Tangogitarrist und hat uns bereits mit zahlreichen Tangotipps ausgestattet.
    Heimweh? Können wir eigentlich gar nicht so haben, wir haben kein “Daheim” mehr! ;-) Unser ganzer Haushalt befindet sich auf circa 5 Kubikmeter im Keller bei meinen Eltern. Tagelanges Ausmisten, Verkaufen, Verschenken und Entsorgen hat sich definitiv gelohnt!
    Rucksack versus Koffer: ich mit 14 Kilo vollem Rucksack am Rücken und Alain mit 12 Kilo vollem Koffer an der Hand, haben wir die verschneite Schweiz für 7 Monate verlassen. Sehr praktisch, dass ich keinen Koffer durch den Schnee schleiffen musste: 1:0 für meinen Rucksack. (Im Flughafen selber hat sich der Punktestand recht schnell zu Gunsten des Koffers gedreht.)
    Kamasutra des Sitzens: Hochgradig kreativ habe ich jede mögliche Sitzstellung im Flugzeug ausprobiert, um mich fit zu schafen für den ersten Tag in Buenos Aires. Vieles ist möglich, aber bei 12h nichts wirklich nachhaltig bequem. (Deshalb liege ich jetzt gemütlich im Bett und “influence” euch. Im Wintergarten nebenan ist Alain am Spanisch lernen, damit er das nächste mal nicht “Nariz” (Nase) bestellt, wenn er eigentlich “Arroz” (Reis) essen will ;-))
    Unser Plan: keinen zu haben! Wir freuen uns wahsinnig, mit einer leeren Agenda unterwegs zu sein. Nur Tango tanzen und gut essen. Was will man mehr!
    Übrigens wer noch Argentinien-Tipps hat, melde sich doch bitte bei uns! Im Gegenzug gibts dann paar neidisch-mach-Fotos! ;-)
    Hasta la Pista!
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  • Day 4

    Der kleine Elefant im Tangoschuppen

    January 12, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Schon am unserem Ankunftstag in Buenos Aires stürzten wir uns in unser Tangoabenteuer und fuhren zu meiner ersten argentinischen Milonga mit (=Tangoparty) mit Livemusik. Was ich in der Schweiz als sehr seriöse und ernsthafte Ü50-Angelegenheit erlebte, scheint hier um 180 Grad anders zu sein. Es gibt Tanguero/as jeden Alters, die Frisuren reichen vom strengen Dutt bis zu langen Rastas, man tanzt in schwindelerregend hohen Schuhen oder auch in Converses, Nikes oder Finken. Es wird auch fröhlich-laut geplaudert und die Stimmung ist sehr entspannt. Da der Saal ziemlich überfüllt war, verbrachten wir nur kurze Zeit auf der Tanzfläche und haben uns die restliche Zeit visuell und auditiv inspirieren lassen.

    An unserem ersten Morgen war Alain kaum zu halten und wir zogen los, um das „Touristenzeug“ abzuhaken. Zu Fuss durch schäbige, aber schön sonnige Strassen erreichten wir den Plaza de Mayo, gingen weiter entlang dem Río Darsena (klingt schön, ist aber nur eine braune Brühe) zum Hafen und schliesslich zu einem Naturreservat „Reserva Ecologica Costanera Sur“. Da wir das Touristentum sehr ernst nehmen, frass die obligatorische Fotografiererei viel Zeit, bis wir gemerkt haben, dass wir schon fast zu spät waren, wenn wir pünktlich und satt zu unserer ersten Tangostunde kommen wollten.

    Busfahren: die Bushaltestellen erkennt man an den säuberlich hintereinander stehenden Menschen am Strassenrand oder dank GoogleMaps. Vorbildllich steigt einer nach dem anderen ein und murmelt dem Chauffeur andächtig und unverständlich seinen Ausstiegsort und hält dann seine Prepaidkarte an den Piepserkasten. Wenn man keine Karte hat, fragt man einfach den Menschen hinter einem, der dann hoffentlich hilfsbereit seine Karte anpiepst. Zurückbezahlt-werden wollte er in unserem Fall nicht. Nett oder? Das Busfahren kostet zum Glück kaum einen Viertel Franken, so mussten wir nicht ein allzu schlechtes Gewissen haben. Da wir als zwei unbeholfene Touristentrottel viel Aufmerksamkeit im Bus erregt haben, wusste der halbe Bus wo wir hinwollten und so waren wir in sicheren Händen.

    Tangostunde: Oft findet vor den Milongas ein Tangoworkshop statt. Zwei sympathische junge Leute gaben uns musikalische Inputs. Ich als ungeduldige Anfängerin fühlte mich in diesem “Anfängerkurs” überfordert. Meine Frustrationstoleranz im Tanzen kann wirklich nicht gerade hoch genannt werden... Es wurde auch nicht besser als die Party losging und die Porteño/as (Buenos Airer/innen) ihre Schuhe schnürten. Wir waren wohl in einem Profitangoschuppen gelandet: alle haben “Tango gefühlt”, ausser ich. Jeder Schritt fühlte sich falsch an und sah wohl auch nicht halb so elegant aus wie bei den anderen. Als Tänzerin wieder ganz von vorne beginnen zu müssen und zu erkennen, dass es wirklich gar keine Abkürzungen zum Tango gibt, ist zurzeit Frust pur. Aber ich werde es lernen!!

    (Zum Glück hab ich meinen lieben Schatz der mir heute Frühstück gemacht hat und jetzt einen kleinen Mittagssnack vorbereitet. :-) E Guete!
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  • Day 7

    Chicos, ya cerramos la escuela!

    January 15, 2019 in Argentina ⋅ 🌧 23 °C

    Nachdem Alain meinem ganzen Frust ausgesetzt war, einigten wir uns darauf, mal eine „Práctica“ (Milongasimulation zum Üben) aufzusuchen. Im Parque Patricio fanden wir ein Plätzchen, wo die fitten Senioren und tanzfreudigen Touristen sich austoben konnten und Tango, aber auch Cumbia, Swing und Folklore tanzten. Es hat mich sehr berührt, mit wieviel Gefühl auch im hohen Alter getanzt wird. Diejenigen, die sich nicht mehr bewegen konnten, sassen auf den roten Plastikstühlen und fühlten mit. Eine Gitarristin gab später eine kleine Livemusikeinlage. Wunderschön! Wir haben viel getanzt. Hier fühlte ich mich nicht mehr wie ein kleiner Elefant, sondern vielleicht mehr so wie ein junges Tanzbärchen. ;-)

    Gestern untersuchten wir die „Shoppingmeile“ von Buenos Aires. Sie versucht zwar hübsch auzusehen, sich zu schmücken mit verblichenen Spiegel und verrissenen Fähnchen, um mit anderen Grosstadtshoppingmeilen mitzuhalten... Aber die heruntergekommenen Gebäude, die wohl zur Hochblüte mal fantastisch ausgesehen haben und die verlöcherten Trottoirs, die wieder mal „zum Zahnarzt“ müssten, machen einen sehr traurigen Anblick. Zum Glück fehlen auch Läden wie Gucci, Armani und Dolce Gabbana, somit muss ich mir um mein Portemonnaie keine Sorgen machen. Haha. :-)

    Oder vielleicht doch. Brauche ich nicht noch Tangoschuhe? Das hilft sicher beim tanzen? Tangoschuhläden gibt es fast wie Sand am Meer... Oje... Ich muss jetzt stark sein.

    Am Abend besuchten wir zum ersten Mal eine Tangoschule. Aufgrund der letzten Erfahrung im Anfängerkurs, besuchten wir das erste Level. (Alain wollte keinen meiner Frustrationsanfälle mehr riskieren.) Ich glaube jeder einzelne Tourist der sich zu dieser Zeit in Buenos Aires befand, hatte die gleiche Idee wie wir. Warum auch nicht... eine Tangostunde kostet gleich viel wie zwei Bier! (Zwei Bier haben wir uns danach auch gegönnt.) Obwohl sich gefühlte 100 Leute auf gefühlt 5 Quadratmetern befanden, hat die Tangostunde sehr Spass gemacht. Wir haben viel persönliche Aufmerksamkeit von den Lehrern genossen und bereits konstruktive Tipps erhalten, die wir gleich umsetzen wollten und sind zum Üben geblieben. Sie mussten uns zwei Streber irgendwann rausschmeissen, damit sie die Schule schliessen konnten... So muss es sein!

    (Videos posten wir auf Facebook, da wir hier keine Premiummember sind)
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  • Day 11

    Joray? Lloré? [schoré]

    January 19, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 23 °C

    Wenn es regnet- dann aus Kübeln. Da bleibt gar nichts trocken. Zum Glück gibt es Schuhläden, wo man sich stundenlange wunderschöne Tangoschuhe ansehen und anprobieren kann und die Kleider nebenbei von selber trocknen. Obwohl die Versuchung riesengross war und die Verkäufer ziemlich gute Argumente benutzten, haben Alain und ich schliesslich nur je ein paar Trainingsschuhe gekauft. Turnschuhähnlich, mit tiefen Absatz, wahnsinnig hässlich, aber halt bequem und einigermassen ergonomisch... Beim Bezahlen mit der Kreditkarte bemerkte der spitzfindige Verkäufer, dass Alains Nachname „Joray“ wie das argentinisch ausgesprochene „lloré“ (=ich habe geweint) klingt. Schlagfertig antwortete Alain in tadellosem Spanisch: „¡Pero soy una persona muy feliz!“ (=Aber ich bin eine sehr fröhliche Person!“) Schon alleine dafür, hat sich das stundenlange spanisch büffeln definitiv gelohnt, ich war so stolz auf meinen fröhlichen Sonnenschein! ;-)
    Der Tangokurs in den neuen Trainingschuhen fiel mir nun viel leichter! Wir üben jeden Tag sehr fleissig. Mal nur die Basics und mal die neuen Schitte aus den Kursen und mal Neues aus Videos auf Youtube. Und irgendwann hoffe ich mit den zauberhaften Profischuhen tanzen zu können.

    Spät am Abend besuchten wir eine sogenannte Salsaparty, um das körperliche Bedürfnis nach Bewegung zu stillen. Wir hoffen weiterhin, etwas nach unserem Geschmack zu finden. Wie auch in der Schweiz, herrscht im Hochsommer salsatechnisch ziemlich Flaute.

    Das nächste Touri-Ding auf der Liste: „La Boca“. Sieht auf professionellen Fotos schön aus mit seinen farbigen Fischerhäuschen, doch in der Realität ist es eine touristenüberflutete, europaparkmässige Ecke mit kleinen Touristenkiosken, welche überall die gleichen schrecklichen Souvenirs verkaufen. Dazu haben wir den heissesten Tag erwischt. Doch auch Tangotänzer gehören zu den Touristenattraktionen in Argentinien und davon zehren wir die ganze Zeit. An jeder Ecke tanzt ein Pärchen für die Touristen. Was für die meisten ein obligatorisches Fotosujet darstellt, ist für uns ein sehr spannendes Beobachtungs- und Forschungsmodell.

    Eigentlich möchte ich schon lange über das Essen hier berichten, aber bis jetzt ist das argentinische Essen nur wenig oder sehr mittelmässig befriedigend gewesen. Gut gegessen hatten wir nur wenn es ein ausländisches Restaurant war; mexikanisch, japanisch oder libanesisch. Deshalb kochen wir viel zu Hause mit Gemüse vom Markt in der Nähe. (z.b. Baby-Auberginen! s. Foto) Gestern haben wir das erste Mal eine „Parilla“ (=Grill) gefunden, die uns argentinisches Essen serviert haben, wie wir uns das dazumal in der Schweiz etwa vorgestellt hatten. Siehe Foto.

    (Am Abend besuchten wir zwei Mambostunden, die Alain ausfindig gemacht hatte. Ich glaube Buenos Aires ist wirklich nur für Tango... In Zukunft trainieren wir selbstständig zu Hause, um in „Salsaform“ zu bleiben.)

    Ich habe ein aufschlussreiches Tangobuch gelesen: „Why Tango? - Essays on learning, dancing and living tango argentino“ von Veronica Toumanova. Die Autorin (selber professionelle Tänzerin) beschreibt darin die vielen Schwierigkeiten die das Tangotanzen mit sich bringt, die vielen Stufen die zu erklimmen, Herausforderungen die zu überwinden sind und wieviel Persönlichkeits- und Beziehungsarbeit eigentlich dahintersteckt. Alle diese Beschreibungen finde ich zurzeit auch in unserem Leben. „When learning a new movement or a new way of doing something, you will go through four phases: unconcious incompetence, concious incompetence, concious competence snd unconcious competence.“ Ich befinde mich zurzeit in der Phase der bewussten Inkompetenz, die fast nicht auszuhalten ist, nachdem ich schon so viele unglaublich schöne Tangotänzerinnen gesehen habe. Doch es motiviert mich umso mehr, hart zu trainieren, bis alles fast von alleine läuft! Das Kapitel „Why we fight when practising, especially with people we love“ zeigt ein bisschen, wie es bei uns beim Üben so läuft: „Some are like fireworks, their productivity comes in bright explosions. Others are like gletchers, moving slowly but surely in a given direction.“ Wer erkennt uns? ;-)
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  • Day 15

    Bett des Horrors

    January 23, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Merke: Wenn es am Boden nass ist, dann tropfts von oben runter und es muss nicht Regen sein. Vielleicht ist jemand am Blumen giessen und vielleicht ist es Kondenswasser von den Klimaanlagen, die aussen montiert sind. Ich mache jedenfalls einen grossen Bogen drum. (Und trotzdem erwischts immer mich und nicht Alain, dems egal ist...)

    Falls ihr irgendwann in Buenos Aires seid, (Tschuldigung an alle Vegetarier/Veganer), da ist der Place to be: La Brigada. Besseres Fleisch assen wir nur in Japan. Das Fleisch, wie auch der Wein waren göttlich! Und endlich Salat ohne schrecklichen Billigessig...

    Wir sind umgezogen! Da sich unser Lebenszentrum zurzeit eher in der Mitte der Stadt befindet, haben wir eine AirBnB-Wohnung in der Region Palermo ausgesucht. Wir haben uns am Preis und an den Gästekommentaren orientiert. Leider hat niemand geschrieben, dass man sich da in Lebensgefahr bringt... Der Lift ist ein halbes Stockwerk runtergerattert als wir im Siebten Stock aussteigen wollten, beim Bett kommen spitzige Drahtenden von den Matratzenfederungen raus, dank den Nägel in den Stühlen hat Alain ein Loch in den Hosen und in der Küche und im Bad fühle sogar ich mich wie ein Riese der sich im Zwergenland verirrt hat. Aber es ist ok. Wir haben ein Dach über dem Kopf und mit ein bisschen Kreativität lässt es sich auch einigermassen schlafen in diesem Bett des Horrors. So bald wie möglich haben wir uns Zeit genommen, unsere nächsten Aufenthaltsorte festzulegen und zu reservieren. Somit geniessen wir jetzt einen Monat lang die Vorfreude auf eine hoffentlich so schöne Bleibe wie zuvor in San Telmo. Macht die aktuelle Wohnsituation erträglicher.
    Umso aufregender und attraktiver ist die Umgebung! Unsere Tanzschule ist nun nur noch fünf Gehminuten entfernt, es gibt viele tolle Restaurants und Tanzlokale! Zuzeit ist unsere Lieblins-Práctica in einer uralten Kathedrale, geschmückt mit zahlreichem zusammen gebasteltem Ramsch und vielen farbigen Lichtern! (S.Fotos) Das tollste an allen Tanzevents ist, dass fast immer eine Liveband spielt, zusammengesetzt aus Gitarre, Mundharmonika oder Bandoneon und Gesang. Inzwischen macht mir das Tangotanzen riesig Spass und ich gerate nicht mehr in Panik, wenn mich jemand zum Tanzen auffordert.

    Zurzeit befindet sich hier im Quartier das „Festival Internacional de Buenos Aires“, mit verschiedenen kulturellen Darbietungen wie Tanz, Theater und Musik. Vielleicht finden wir zwischen den vielen Tanzstunden ein bisschen Zeit, um dort zu flanieren.
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  • Day 18

    Unser Schlüsselerlebnis

    January 26, 2019 in Argentina ⋅ ☁️ 22 °C

    Ein Raum voller Menschen. 30 Grad. Hohe Luftfeuchtigkeit. Ohne Licht. Ohne Ventilator. Ohne Klimaanlage. Ohne Verstärker für Musik: Stromausfall. (Wahnsinnig üblich hier im Buenos Aires.) Was machen die Porteño/as an einer Milonga bei Stromausfall? Einfach selber singen und weitertanzen. Und ein bisschen mehr schwitzen. Und jemand hat immer eine Gitarre dabei. Und alle bleiben bis zum Schluss. Fröhlich. Schön oder?

    Dümmer und selbstverschuldet ist, aus der Wohnung zu treten, die Türe zu schliessen und den Schlüssel in der Wohnung zu lassen.

    Kennt ihr die Geschichte von den zwei Fröschen die ins Rahmfass gefallen sind? Sie strampeln und strampeln und kommen nicht vorwärts. Die Masse ist dichter als Wasser und anstrengender zum schwimmen und nachdem sie nach einer Weile strampeln nicht weiterkommekommen, gibt der eine Frosch erschöpft auf und ertrinkt. Der andere, persistenter im Charakter, strampelt weiter solange er noch kann. Auf einmal wird die Masse vom vielen Strampeln harte Butter und der Frosch kann gemütlich aus dem Fass hüpfen.

    Unsere Wohnungstüre verschliesst sich von selber. Ohne entsprechende Schlüssel kommt man weder in die Wohnung rein, noch aus dem Gebäude raus. Das heisst man steckt fest in einem hässlichen, stickigen und ungemütlichen Treppenhaus. So geschehen bei uns. Unsere Vermieterin mit dem Zweitschlüssel, sowie die Hauswartin waren zu dem Zeitpunkt ausser Reichweite. Ich versuche mit einer Mitgliederkarte aus dem Portemonnaie die Türe zu öffnen, wie schon beobachtet in Filmen. Nach zwei Versuchen sehe ich keine weitere Möglichkeit mehr und gehe wieder runter zu Alain, der in der Zwischenzeit die Haustüre bewacht (welche wir offenhalten für den Fall, dass niemand mehr durch die Türe kommt mit dem Schlüssel). Siegessicher und bewaffnet mit der Karte geht nun Alain die sieben Stockwerke hoch und ich bewache die untere Haustüre. Nachdem ich eine halbe Stunde lang im Kopf Worst Case Scenarios durchgespielt habe, kommt Alain, wie der zweite Frosch hüpfend, mit frischem Hemd und gut gelaunt zurück. Ein sehr netter Nachbar, die richtigen Werkzeuge und paar hilfreiche Youtube Videos konnten die Türe öffnen ohne etwas zu zerstören. Und was will der Nachbar im Gegenzug? Nur dass wir allen erzählen, dass die Argentinier nett sind. Also: Die Argentinier sind wirklich sehr hilfsbereite und freundliche Menschen. Voila. (Und was habe ich daraus gelernt? Ich will ja nicht ertrinken wie der erste Frosch. Schnell aufgeben ist keine Lösung. Weder beim eingesperrt sein, noch im Tango ;-))

    Nicht so nett wie die Argentinier ist das Gericht „Papas Fritas Porteñas“ das wir zu unserem Bier bestellt haben. Erwartet haben wir Pommes mit einer Knoblauchsosse. Pommes kamen auch. Sowie der Knoblauch. Aber Knoblauch pur (wahrscheinlich ein ganzer Koblauchfuss), gepresst und schön auf allen Pommes verteilt. Es hat eigentlich sehr gut geschmeckt. Aber geschmeckt hats auch noch zwei Tage danach. Aus allen Löchern. Und das war weniger lustig.
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  • Day 27

    Ärmel ist reingezogen.

    February 4, 2019 in Argentina ⋅ ☀️ 22 °C

    In der Regel ist Alain der, der das Logistische unserer Reise organisiert. Das Herausfinden der Busnummern, die Abfahrtsorte, die Kalkulation der benötigten Zeit etc. Kommt immer gut! Auch weil ich mir die Ortsnamen, Strassennamen und die Namen der Tangolehrer merken kann, und mir die spanische Konversation etwas leichter fällt. So ergänzen wir uns perfektens.

    Neulich habe ich mal die Zügel in die Hand genommen und einen schönen Tag organisiert für Alain. Ich habe zwei Ziele nach seinem Geschmack aufgespürt, die Busse rausgesucht, die Cuadras gezählt, Essensmöglichkeiten in der Nähe studiert und gespeichert. Wir sind ohne Zwischenfälle, ohne Alains Hilfe und zu seinem bescheidenen Erstaunen am richtigen Ort gelandet. Zuerst im „El Ateneo Grand Splendid“. Ein ehemaliges wunderschönes riesiges Theater aus den 20ern, welches im Jahr 2000 in eine der grössten Buchhandlungen von Buenos Aires umgewandelt wurde. In den ehemaligen Logen finden sich heute Sessel zum Lesen und auf der ehemaligen Bühne ist ein Café untergebracht. Wie superschön ist das, nicht wahr?

    Danach haben wir in einem Restaurant endlich mal eine „Milanesa“ probiert. Das sind Schnitzelpizzas, sehr bekannt hier in Argentinien. Alain war begeistert! Zwei seiner Lieblingsessen vereint in einem Gericht! Ein Gedicht! (Mir genügt ehrlich gesagt das Schnitzel oder die Pizza allein.)
    Als Dessert habe ich einen besonderen Ort herausgesucht, an welchem scheinbar die allerbeste Glacé in Buenos Aires hergestellt wird. Und achtung: Dort soll es Glacé im Cornet MIT Meringue geben! Wenn das nicht die beste Dessertkombination ist? (Im Namen von Alain.) (Mir genügt wiederum das eine oder andere völlig.) Leider war weder die Glace noch die Meringue wirklich überzeugend.
    Die restliche Zeit wollten wir den berühmten Friedhof in Recoletta besuchen, und das Grab der Evita Perón besichtigen. Stattdessen bekam das supercoole „Centro Cultural Recoleta“ und der magische Sonnenuntergang unsere ganze Aufmerksamkeit.

    Auch unsere ganze Aufmerksamkeit hat währen der restlichen Zeit der Tango. „Schlimmer“ als ichs mir vorgestellt habe, hats mir der Ärmel reingezogen. Wir nehmen jetzt beide je alleine Privatunterricht. Obwohl ich behaupten darf, schon diverse Tanzerfahrungen zu haben, ist Tango ein völlig neuer Ansatz für Körperarbeit. Wahnsinn. Ich liebe diese Herausforderung so sehr und ich bin inzwischen froh, dass unser Leben diese und nicht die andere Abzweigung genommen hat.

    Übrigens, wir haben jetzt beide die Haare kurz. Das Wetter und der Tango wollen es so. Aber den guten Frisör suchen wir weiterhin.

    Das zweite Übrigens: Da das mit der neuen Matratze nicht geklappt hat, trennen wir uns im gegenseitigen Einverständnis von unserer aktuellen Wohnung und beziehen übermorgen eine andere Bleibe.

    Drittes Übrigens: Unsere zukünftigen Wohnungen müssen eine Waschmaschine haben. Ich schliesse aus, dass wir beide gleichzeitig grösser und fetter geworden sind und beschuldige die Wäscherei, welcher wir unsere Kleider anvertraut haben, unsere Kleidung geschrumpft zu haben. Sehr Ärgerlich. Vor allem weil wir doch nicht neue Kleider kaufen wollen. Oder so.

    Bis auf weiteres viel Spass mit den Fotos!
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  • Day 29

    Wir brücken.

    February 6, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 24 °C

    Unser Tag ist nachts. Früh morgens gehts ins Bett. Und morgens ist unser Pischi immer ein bisschen blauer. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Wir lernen jeden Tag so viel Neues. Zum Beispiel dass von oben nicht nur Kondenswasser, Blumengiesse oder Regen fällt, sondern als Überraschung für Zwischendurch auch Taubenscheisse. Bei meinem Pech gleich 3 mal. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
    Da intensive Körperarbeit bekannterweise auch immer mit irgendwelchen Beschwerden einhergeht, habe ich mir eine Osteopathin gesucht, die Wunder bewirkt. Auf einmal ist alles nur noch halb so schwierig. Eine schön gerade Körperachse ist im Tango die halbe Miete.
    Ich hatte unterdessen eine britische und eine französische Privatlehrerin für Tangotechnik und zwei argentinische Privatlehrer die mit mir jeweils eine Stunde geübt haben. Kaum zu glauben, wieviel Unsichtbares in diesem Tanz steckt. Was mir im Unterricht besonders gefällt, ist, dass viel mit Visualisierung gearbeitet wird. Schon bei mir im Salsaunterricht habe ich gemerkt, wie viel innere Bilder bewirken können, um eine bestimmte Bewegung auszuführen. Im Tango ist die Fähigkeit die innere Vorstellungskraft zu benutzen fast eine Voraussetzung. Man kann von aussen kaum wahrnehmen, was zwischen einem tanzenden Tangopaar alles geschieht. Ich weiss jetzt wie es ist, in einer überdimensionalen imaginären Weinflasche zu tanzen, die zweite Hälfte einer stabilen imaginären Brücke zu sein und die Energie als flexibles Dreieck zu sehen.
    So langsam haben wir herausgefunden, welche Milongas uns entsprechen. Es sind die ganz kleinen, intimen Plätzchen. Zwar ist der Platz jeweils sehr limitiert, da auch anderen diese Orte besonders gut gefallen, doch je enger die Grenzen, desto wichtiger ist die eigene Kreativität, damit der Tanz doch zu etwas Unvergesslichem, oder zumindest zu etwas Geniessbarem wird. So bekommt Musikalität und Feingefühl des Partners eine neue Dimension. Und das Schönste? Mitten drin zwei leidenschaftliche Musiker, die mit Gitarre, Bandoneon und Gesang Tango vom feinsten spielen. Angesichts des herrschenden Wetters, wortwörtlich die Verschmelzung der Tanzenden mit den Musikern. In einem engen vollgestopften Raum zu tanzen bedeutet für die Followers, „Augen zu und durch“, mit vollstem Vertrauen in den Partner, doch dank der Musik in der Mitte trotzdem mit wunderbarer auditiver Orientierungsmöglichkeit.
    Schön ist auch, dass wir mittlerweile einige Leute kennen und unser argentinisches Leben viel sozialer geworden ist. So passiert immer öfter, dass wir von einer Milonga noch zur nächsten und nächsten überredet werden und so erst früh morgens schlafen gehen und am Mittag oder Nachmittag im blauen Pischi verwachen. Und so schliesst sich der Kreis von heute.
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  • Day 44

    Ich sehe einen Hügel! (Monte vi eu)

    February 21, 2019 in Uruguay ⋅ ☀️ 32 °C

    Stadtkoller. Nach gut einem Monat Hardcore-Grossstadtleben, sehnen wir uns nach Natur, guter Luft und Ruhe. (So erwachsen...) Deshalb haben wir uns wahnsinnig auf unsere Uruguaywoche gefreut, welche wir schon aus der Schweiz gebucht hatten.
    Nach einem ähnlichen Prozedere wie am Flughafen suchen wir uns ein Plätzchen auf der riesigen Fähre, welche uns in 2h über den Rio de la Plata nach Colonia del Sacramento bringt. Kaum ausgestiegen (Gepäck deponiert und Busfahrt nach Montevideo organisiert), bemerken wir, dass das ständige Grosstadtverkehrsrauschen fehlt, plötzlich Lu(s/f)t zum Atmen auftaucht und riesige Bäume und gesunde Vögel die Strassen säumen. Colonia del Sacramento, ein UNESCO Weltkulturerbe, ist ein sehr romantisches kleines Städtchen. Da Alain immer nach dem Meer durstet, suchen wir gleich die Strandpromenade auf und sind vor lauter guter Luft und kitschigen Meeresausblick noch ein bisschen verliebter. Endlich kann Alain zu den Fischchen ins Wasser und ich habe derweil zu meinem glücklichen Glück einen Kolibri entdeckt. (Ich liebe Kolibris!) Vom Leuchtturm aus geniessen wir den idyllischen Sonnenuntergang mit Sicht auf Buenos Aires in der Ferne.

    Unser uruguayanisches AirBnB-Zimmer liegt in Montevideo, 3h Fahrt entfernt in einem zu stark klimatisierten Bus. Wir teilen die Wohnung mit dem Vermieter. Meine Vorfreude auf Uruguay wird jäh gedämpft als ich am nächsten Morgen mit mühsamen Grippesymptomen verwache. So verbringe ich die folgenden zwei Tage vor allem im Bett, während Alain alleine die Stadt erkundet, beziehungsweise die Strände. Nachdem Alain dreimal schwimmen war, erfahren wir im Fernsehen, dass das Meer teilweise von Cyanobakterien befallen ist und fürs Baden ungeeignet sei. (Wie unfair, dass trotzdem ich die Kranke war.) Später sehen wir auch grünliche Strände mit toten Fischen...

    Bei jeder Taxifahrt liegt mir Alain in den Ohren, was für ein genialer und viel besserer Taxifahrer er selber wäre. Nun haben wir entschieden ein Auto zu mieten, damit wir ein bisschen herumkommen und Alains Bedürfnis nach Autöli-fahre gestillt wird. Wir fahren zum zwei Stunden entfernten „Casapueblo“, das Haus des Künstlers Carlos Paez Vilaró. Ein riesiges Anwesen an der Küste, ganz in weiss, ohne Ecken und Kanten, mit Aussicht auf das Meer. Seine farbigen Bilder im Museum zeigen viele Szenen aus der afro-uruguayanischen Kultur. Nebst Maler war er auch tätig als Bildhauer, Schriftsteller, Komponist und Architekt. Das an griechische Dörfer erinnernde Gebäude hat er als Hommage an seinen Sohn gebaut, welcher einen Flugabsturz zwei Monate im Schnee der Anden überlebt hat. Nach dem wunderbar kitschigen Bilderbuch-Sonnenuntergang fühle ich mich schon fast wieder kerngesund.

    Am nächsten Tag fahren wir nach Punta del Este, wo Alain ein bisschen Pachanga zum Besten gibt. (s. Video auf Facebook) Wenig beeindruckt von dem Touri-Zeug fliehen wir nach Las Flores, ein winziges Örtchen an der Küste. Wie viel geniessbarer es doch ist, wenn man nicht mitten in der kamerageilen Masse steht. (Ja, ich weiss, wir machen auch gerne Fotos und ja, wir sind auch Touristen.) In einem winzigen kleinen Garten essen wir eine köstliche glutenfreie Lasagne, Biosalat, Bananenkuchen und Meringue (oh Alain war glücklich) mit Dulce de Leche. Inmitten von Biogebüsch mit Milliönchen von Bioläuse-eierchen überall. Nichts ist perfekt.

    Nach gefühlt ewigen vier Tagen ohne Tangotanzen, brauchten wir wieder ein Dosis Bandoneon und dramatischen Gesang. In der Altstadt Montevideos spielte eine Band in einem alten Busdepot, wo die Menschen dazu tanzten. Erstaunlich, wieviel Tanztraining Kein-Training ersetzen kann. Wir waren beide sehr erstaunt, wie gut sich unser Tanzen plötzlich anfühlte, nachdem wir „so lange“ (für unsere Verhältnisse) keinen Tangounterricht genommen und auch nicht geübt haben. Ein bisschen tanzfreie Zeit erlaubt eben dem Körper das Gelernte zu festigen.

    Heute besuchten wir eine Milonga im „Mirador de la Intendencia“, eine Aussichtsplattform auf 80m Höhe mit Blick auf fast ganz Montevideo. Noch nie habe ich meine Turnschuhe mit Tanzschuhen bei so eindrücklichem Panorama getauscht.

    Während unserem Mittagessen im gedeckten „Mercado del Pueblo“ ergoss sich strömender Regen über die Stadt. Deshalb sitze ich jetzt zu Hause und komme endlich wieder zum Schreiben.

    PS: Montevideo zählt zu den sichersten Städten in Lateinamerika und ist zudem die südamerikanische Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Die Stadt und ihre Bevölkerung zeigen sich beeindruckend fortschrittlich in vielen Hinsichten. Das Frauenwahlrecht gibt es schon seit den 1920er Jahren, der Anbau und Gebrauch von Marihuana ist straffrei, die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare ist erlaubt und 95% der Elektrizität stammt aus erneuerbaren Energien. Zudem ist Montevideo sehr touristenfreundlich, da man im Gegensatz zu Buenos Aires fast überall mit der Kreditkarte bezahlen kann und nicht teuer Bargeld abheben muss. Ausserdem ist (bei meinem Stand der Beobachtung) dieses Land noch überhaupt nicht von nordamerikanischen und europäischen Backpackern bevölkert. Uruguay ist bestimmt eine längere Reise wert.
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  • Day 54

    Pilz- und andere Kulturen

    March 3, 2019 in Argentina ⋅ ☀️ 24 °C

    Unbehaglich fühlt sich an, aus den „Ferien“ zurück zu kehren, ein neues AirBnB-Zimmer beziehen zu wollen, aber den Vermieter nicht erreichen zu können und nicht zu wissen, welche der 100 Türklingeln betätigen zu müssen. Wir hatten seit einem Monat eine Reservationsbestätigung und auch schon den Monatsbetrag für das Zimmer bezahlt. Das Gebäude sah sehr neu und unbewohnt aus. Argentinische Balkone sind in der Regel reichlich mit Ramsch geschmückt, und sehen nicht so steril aus... Mit Verdacht auf Betrug setzten wir uns etwas ratlos mit unserem 40kg Gepäck in ein Restaurant. Gut erzogen wie wir sind, haben wir sehr anständig auf spanisch kommuniziert, dass wir innerhalb der nächsten Stunde eine Antwort benötigen und dass wir ansonsten kurzfristig eine andere Bleibe suchen werden. Für solche eher ungewöhnliche Fälle bietet AirBnB ein Mediationscenter, wo sich ein Angestellter sofort um einen kümmert und einen beratet. Da der andere kein Lebenszeichen von sich gab, haben wir (Danke Internet) sehr spontan ein anderes Zimmer gebucht. Sehr luxuriöses Glück im Unglück. Wir bezahlen da viel weniger, sind viel näher an der Tanzschule, haben viel mehr Platz und dazu auch Waschmaschine, Pool, Billiardtisch, riesige Terrasse und Küche mit reichlich Utensilien. Und wir haben einen Hund, der auf den kreativen Namen „Dog“ hört. Der andere hatte sich dann 3h später doch noch gemeldet und sich wahnsinnig fest entschuldigt, sein Handy sei kaputt gwesen. Doof... Der hätte das Geschäft seines Lebens gemacht, hätte er sich mit irgendeinem anderen Gerät über das Internet verbunden... Auf jeden Fall haben wir alles Geld zurück erhalten und auch den Glauben an AirBnB.
    Neben Dog wohnen hier auch noch andere Lebewesen. So die Dueña des Hauses mit ihrer Tochter, eine italienische Austauschstudentin, eine französische Tangoliebhaberin, zwei Katzen, ein fast durchsichtiger Gecko, mindestens eine Milliarde Mücken, die es alle auf mich abgesehen haben und Oskar, unser Badezimmer-Pilz. Eines Tages lachte er mich an. Ein richtiger Pilz mit Stängel und Hütchen, geboren direkt aus der Ecke des täglich überschwemmten Badezimmers. Er ist jetzt aber schon wieder tot.
    Wenn man „Peru Beach“ hört, denkt man an Sand und Meer oder? Ging mir jedenfalls so, als uns Milos, ein Kollege dorthin mitnahm. Es war in Wirklichkeit der grüsigste Ort, wo ich mich jeweils freiwillig aufgehalten habe. Das braune Meer war mit einem Zaun abgesperrt von der braunen Wiese, die kaum zu sehen war, weil viele viele Menschen hier die Feiertage mit Sünnelen verbringen. Wieso geht man an einen Ort, „Beach“ genannt, ohne jeglichen Zugang zum Meer zu haben? Ok, man könnte sich auch fragen, warum man mit den Möglichkeiten des Internets nicht vorher recherchiert wo man hingeht. Auf jeden Fall waren Alain und ich glücklicherweise ausgerüstet mit Spieli, womit wir dann doch einen unterhaltsamen Nicht-Tango-Nachmittag mit unserem polnischen Freund Milos und venezolanischen Freundin Dani verbracht haben.
    Ganz ohne Tango gehts dann aber doch nicht. Auf dem Rückweg vom Norden südwärts machten wir Halt im Parque Belgrano und haben noch ein Stündli getanzt. Obwohl ich regelmässig, also eigentlich täglich Tangokrisen habe, scheint mein Tango doch Fortschritte zu machen, denn ich bekomme doch ab und zu sehr nettes Feedback.
    Das bestärkendste Feedback habe ich gestern erlebt. Wir waren an einer Milonga mit Livemusik. Ein Wahnsinns-Orchester namens „Herederos del Compás“ haben Stücke von Juan DˋArienzo zum Besten gegeben. Da die Tanzfläche wirklich vollgestopft war und ich keine Lust mehr hatte, böse Blicke zu ernten, nur weil ich jemanden unabsichtlich gemüpft habe, habe ich mich an die Bar gesetzt und einfach zugehört. (Manchmal nervt mich diese intolerante Gesellschaft dieser Tangokultur ein bisschen...) Ein eleganter Mann im Frack (nein, nicht Alain), hat mich aufgefordert zu tanzen. Da gerade ein schnelles Milongastück gespielt wurde, habe ich gesagt, dass mir dies zu tanzen sehr schwer fällt. Woraufhin er mir etwas in dieser Art entgenete: „Te muestro, que es fácil“. Und tatsächlich bin ich nur so über die Tanzfläche geschwebt. Während mehr als einer ganzen Tanda! (Eine Tanda = 4 Tangostücke) Normalerweise darf man nach einer Tanda aufhören. (Aber er hat weitergetanzt! Mit mir!) Seine Führung war sehr klar und musikalisch und das erstaunlichste war, wie gut ich seine perfekte Achse gespürt habe. So einfach hat sich Tango noch nie angefühlt! Ich habe ihm auch ganz begeistert gesagt, wie gut er tanzt! Voller Glückshormone bin ich zu Alain gegangen, der mir sagt, dass ich gerade mit einem Maestro getanzt habe. Später haben wir den Namen „Pedro Ochoa“ gegoogelt und er ist tatsächlich ein Meister des Tango Salón. Zu meinem Glück habe ich nichts davon gewusst, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht ganz so entspannt gewesen.

    Für Neugierige habe ich hier ein Video von ihm mit einer Tänzerin bei einem Auftritt: https://www.youtube.com/watch?v=sYmyfIf2rFU&amp…
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