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- Day 192
- Friday, July 19, 2019 at 9:43 AM
- ⛅ 31 °C
- Altitude: 15 m
MexicoPaso Victoria20°59’19” N 86°49’43” W
Mexiko kann nicht ohne uns.

Mexiko ist ja schon schön. Und ich komme auch gerne wieder hierhin in die Ferien. Doch erst mal nach Hause wäre auch schön. Aber so einfach ist es eben doch nicht.
Nachdem wir schon eine halbe Ewigkeit beim Gate gewartet und mehrere Verspätungsmeldungen erduldet haben, Alain Harry Potter lesend und ich zu Kopfhörermusik tanzend, durften wir endlich ins Flugzeug steigen. Eine Durchsage informiert uns, dass jetzt getankt wird und dass das einen Moment dauern könnte. Scheinbar gab es technische Störungen und der Tank konnte vorher nicht aufgefüllt werden. Gerade als ichs mir gemütlich gemacht, das Filmprogramm angeschaut und enttäuscht festgestellt habe, dass man als Nicht-Premiummitglied nur einen Film zur Auswahl hat, ertönt erneut eine Durchsage mit der Meldung alle müssten aussteigen. Aus rechtlichen Gründen dürften sie nicht mehr fliegen. Alain vermutet es liegt am Arbeitsrecht und an den zu langen Arbeitszeiten der Piloten. Da hat man schon paar grausige Fäkalausdrücke vernommen. Da uns ausser Heimweh nichts stresst, nehmen wirs sehr gelassen. Wieder beim Gate packen wir unser Reiseschach aus, könnte ja länger dauern, bis die Flughafenangestellten alle aufgebrachten Leute beruhigt haben.
Irgendwann musste man dann Schlange stehen und dann ging der ganze Film quasi rückwärts. Immigration, Gepäckband, Hotelbus, einchecken im Hotel. Unser Schachspiel war noch nicht fertig und so konnte man zwei Verrückte mit analogem Schachspiel in der Hand (auf dem Ipad balancierend) durch den Flughafen spazieren sehen. (Digitales Schach wäre da wohl praktischer gewesen. Notiz für uns in der Zukunft.)
Viel Informationen haben wir nicht erhalten. Das Krisenmanagement und die Kommunikationsfähigkeit der Fluggesellschaft ist wenig bis gar nicht befriedigend. Mir tun die Familien mit Kleinkindern Leid... Und das arme Personal, das mit über 300 unzufriedenen und wütenden Passagieren fertig werden muss...
Doch irgendwann nach Mitternacht, wo wir eigentlich seit sechs Stunden in der Luft gewesen sein könnten, sind wir halt in der Hotelbar und geniessen den All inclusive Service. Gratis natürlich. Mit Rotwein und Crêpes sind wir glücklich. Unser Hotelzimmer ist ausgestattet mit Dusche, Badewanne, Hotelpantoffeln, Bügeleisen und Nähset. Alles was das Herz begehrt. Geschlafen haben wir schlecht. Und obwohl wir uns so aufs Frühstücksbüffet gefreut haben, begnügen wir uns mit einem Lachs- und Gonfitöstchen.
Der neue Flug sollte um 12 Uhr los, doch eine Tafel bim Eingang verspricht uns erst einen Flug um 14 Uhr.
Lustig ist es nicht so. Aber es könnte ja auch schlimmer sein. Und im Hotel drin gibts genug Sofas und der bestialische Algenpestgeruch von draussen wird vom Hotelparfüm überdeckt. Wir haben immer noch unser angefangenes Schach.
Wir diskutieren gerade über den letzten Satz von unserem Eintrag. Könnte ja jetzt möglicherweise wirklich der Letzte sein. Oder auch nicht.
Wir rechnen ganz optimistisch damit, im Verlauf vom Samstag die Schweizeralpen zu sehen und das Heidi singen zu hören. Und verabschieden uns schon mal von unserer treuen Leserschaft. Danke.Read more
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- Day 191
- Thursday, July 18, 2019 at 9:52 AM
- ⛅ 30 °C
- Altitude: 13 m
MexicoCancún International Airport21°2’22” N 86°52’27” W
Auf zu Papi und Mami! (Danke.)

Heute gehts zurück in die Schweiz, nach Hause. Wobei „nach Hause“ bedeutet zu Papi und Mami, da wir ja obdachlos sind. Nach 191 Tagen, mehr als ein halbes Jahr Nur-tun-was-unser-Herz-begehrt, wird es langsam wieder Zeit den Alltag wenigstens ab und zu mit WC-Putzen, Staubsaugen und vor allem Geldverdienen zu verbringen.
Ein lachendes Auge, ein weinendes Auge und zwei brennende Augen vom Poolwasser begleiten uns. Als Souvenir bringen wir paar vernarbte und paar frische Moskitostiche.
Hier die zukünftigen FAQs (häufig gestellte Fragen), bzw. die Antworten dazu, damit ihr euch kreativere Fragen ausdenken müsst. ;-)
1.) Ja, es hat uns gefallen.
2.) Tango und die lieben Menschen von Buenos Aires war das Beste, die Cenoten und Tacos in Mexiko das Zweitbeste und die Aussicht vom Pão de Açucar in Paratymirím und das Frühstück in Brasilien das Drittbeste. (Für uns beide)
3.) Ja, wir haben viel Spanisch gelernt und gesprochen und haben uns problemlos mit allen auf Spanisch unterhalten können (und zwischendurch sogar auf Portugiesisch).
4.) Ja, wir haben viele tolle Leute kennengelernt, mit denen wir weiterhin noch in Kontakt zu bleiben gedenken.
5.) Nein, wir werden das Packen nicht vermissen.
6.) Nein, wir haben nie unüberwindbare Schwierigkeiten gehabt. Das „Schlimmste“ war wohl das Horrorbett, das Schlüsselerlebnis und dass ich in Uruguay Fieber bekam. Und für Alain die Hitze in Mérida.
7.) Nein, uns wurde nie etwas geklaut.
8.) Nein, Autofahren in allen vier Ländern war kein Problem, ausser aus Rio de Janeiro raus- und reinzufahren. (kleine Gedankenstütze: Rio-Niterói-Brücke)
9.) Ja, wir planen schon wieder nach Buenos Aires zu reisen.
10.) Ja, wir freuen uns sehr auf die Schweiz. Sie ist eben schon schön. (Jeder SchweizerIn, immer nach den Ferien.)
Ich schliesse ab mit der am häufigsten genutzten Abschiedsfloskel in Lateinamerika: „¡Hasta luego!“Read more
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- Day 190
- Wednesday, July 17, 2019
- ⛅ 32 °C
- Altitude: 27 m
MexicoSan Agustín20°14’47” N 87°28’39” W
Ein Stückchen Himmel

Mitten im Dschungel, umgeben von Grün wohin das Auge reicht, mit vielen farbigen Schmetterlingen die bei Tagesanbruch herumflattern, unzähligen Grillen, die nachts um die Wette zirpen, Eidechsen, immer auf der Suche nach geeigneten Verstecken, leuchtenden Blumen, die einander in Farben und Formen konkurrenzieren, dem nächtlichen Firmament so klar und glitzernd, dem gleichen wie ihn auch die alten Maya verehrten, so ein Ort kann nur einen poetischen Namen tragen wie „Cachito de Cielo“ - ein Stückchen Himmel.
Zusammen mit der Horrorunterkunft in Buenos Aires ist es ironischerweise unser billigstes AirBnB auf unserer Reise. Wir haben für zwei Wochen ein riesiges neues Apartment mit Küche und zwei Bäder für uns allein, dazu einen einladenden Pool, der selten besetzt ist. Wir verbringen täglich mehrere Stunden im und am Pool verlassen das Dschungel-Häuschen nur, um irgendwo anders wieder in das Immer-Grün reinzustechen, um eine Dschungel-Cenote zu besuchen.
In einer Cenote zu liegen, im kristallklaren und frisch-kühlen Wasser, wo sich kreativste Felsformationen spiegeln und sich kleine Fischchen und Schildkröten tummeln, ist ein Traum. Um dieses Unterwasserspektakel nicht nur von Alain schwärmen zu hören, habe ich alle meine Wasserkindheitsängste und Fischtrauma überwunden und mich samt Schnorchel und Taucherbrille in das kühle Nass gewagt. Jeden Tag, immer wieder. Ich habe noch nie etwas beeindruckenderes gesehen.
Die fantasievollen Felskreationen der Natur in Kombination mit dem glasklaren Wasser bescheren meiner ästhetikliebenden Seele magische, mystische und spektakuläre Erfahrungen. Keine Tausend Fotos können diese traumhaften Eindrücke auch nur annähernd erfassen. Geht und seht selbst. Bevor sich der kommerzielle Massentourismus den immer mehr algenüberwucherten „Traumstränden“ weicht und sich in Richtung Cenotes bewegt.
Für einen Abstecher zur Laguna Bacalar, auch „ Laguna de Siete Colores“ genannt, lohnt sich auch die fast dreistündige Fahrt im Auto in die Nähe von Belize. Traumstrandähnliche Szenarien mit weissem Sand und türkis-, hell-, dunkel- und grünlichblauem Wasser sind ein wunderbarer Anblick und „schön warm“ um drin zu baden.
Heute ist unser letzter Tag. Aber ganz verabschieden kann ich mich jetzt gerade noch nicht. Ihr lest nochmal von uns. :-)Read more
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- Day 183
- Wednesday, July 10, 2019
- ⛅ 32 °C
- Altitude: 33 m
MexicoPlataforma de Venus20°41’3” N 88°34’7” W
Maya: nicht nur eine berühmte Biene

Nach 3 Wochen im Land der Maya möchte ich nun diesen Blog als Hommage an dieses grandiose, indigene Volk schreiben. Wir haben viel darüber gelesen, Videos geschaut und beim Besuch zweier Ruinen auch jeweils einen Maya als Guide mit Fragen bombardiert.
Die Maya sind Indianer (Indigene: Eingeborene) und eine sehr alte, ca. 2,000 v. Chr. entstandene Hochkultur auf der Halbinsel Yucatán und im Norden von Guatemala und Belize. Ihre Blütezeit war von 300 bis 1000 n. Chr, also weit vor dem Höhepunkt der Azteken, welche etwa zur Zeit der Entdeckung Amerikas (Kolumbus, 1492) stattfand.
Obwohl die Maya weder Rad, Pferd noch Stahl benutzten, haben sie mit Ihrer Architektur, Astrologie und Mathematik Erstaunliches geleistet.
Sie haben die Laufbahnen der Sonne, des Mondes und der Venus genaustens beobachtet. Damit haben sie den berühmten Mayakalender mit ihrer eigenen Hieroglyphenschrift definiert, der dazumal präziser war, als der in Europa im 16. Jahrhundert eingeführte gregorianische Kalender. Dass dieser Mayakalender im Dezember 2012 endet und dann die Welt untergeht, war übrigens ein reiner Mythos und ein riesiges Geschäft für Hollywood, Emmerich und Co.
Die Maya zählten im 20er System, sie zählten also mit den Händen und den Füssen und ihr Monat besitzt 20 Tage. Eine der wohl bedeutsamsten intelektuellen Grosstaten war die Erfindung der Null. Damit konnte man nun die 20 um ein Vielfaches darstellen und viele mathematische Probleme lösen.
Wenn man vor dem Kukulkántempel in Chichen Itzá klatscht, klingt das Echo wie ein Pistolenschuss. Beim Händeklatschen vor dem „Juego de Pelota“ kommen sehr schöne Echos zurück, die klingen als ob Vögel antworten würden.
Die ganze Architektur der Tempelanlage wurde genau bemessen und nach ihren jeweiligen Zweck ausgerichtet. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
So scheint zweimal im Jahr, bei jeder Tagundnachgleiche (Frühlings-und Herbstbeginn) die gefiederte Schlange (Schlangengottheit) vom Tempel runterzukommen. Dabei versinkt eine Pyramidenseite fast vollständig im Schatten. Dann wird nur noch die Treppe von der Sonne angestrahlt und auf sie projizieren sich die Stufen der Pyramiden. Dieser Zigzagschatten vereint sich schliesslich für kurze Zeit mit dem Schlangenkopf am Fuss der Pyramide: Quetzalcoatl/Kukulkán die gefiederte Schlange. (Der Name ändert je nach ethnischer Untergruppierung.)
Die Maya haben es verstanden, den Wind geschickt für Töne einzusetzen. Sie bauten Flöten, die die Zuhörer zum Weinen brachten, weil es so göttlich schön klang.
Auch Farben wurden eingesetzt. Zum Beispiel für die beiden damals noch roten Tempel in Coba wurden Millionen Marienkäfer gezüchtet um rote Farbe zu erhalten. Noch heute kann man teilweise noch rote Farbreste wahrnehmen.
In Chichen Itzá und in Coba haben wir Arenas der „Juego de Pelota“ gesehen, wo religiöse Spiele/Rituale durchgeführt wurden. Gespielt wurde mit einem 4 kg schweren Kautschuk-Ball. Mit einem heutigen Mannschaftsspiel hatte das aber nicht viel zu tun, es wurde mit den Ellenbogen, den Knien und mit den Hüften gespielt (Da wäre ich wahrscheinlich besser gewesen als im FC Laufen, wo ich mal kurze Zeit gespielt habe). Ziel war die Pelota (Ball) in ein rundes, heiliges Loch zu werfen. Nicht die Verlierer, sondern die Gewinner bekamen die Ehre sich den Göttern zu opfern, denn diese wollten natürlich nur die Gewinner, keine Loser. Sie steckten sich einen Agavendorn in die Zunge (je nach Bedarf auch das Ohr, der Finger oder der Penis) und die Schmerzen und das ausfliessende Blut brachten sie näher zur Erde und zu den Göttern.
Die Maya kannten grundsätzlich 3 gesellschaftliche Klassen, die Ober-, Mittel- und Unterschicht. Die Unterschicht bestand aus den Bauern und Arbeiter, die Mittelschicht aus Kriegern und Handelsmänner, die Oberschicht aus Königen, Priester, Architekten und Mathematiker. Nur diese durften auf die Heiligen Tempel, um die Götter zu preisen. Es galt als göttlich ein flaches Gesicht zu haben, darum wurden den frischgeborenen Königen 6 Monate lang der Hinterkopf mit einer Art Holzklappe flach gedrückt. Die gefundenen Schädel der Könige konnte man also ganz einfach an der flachen Form von den anderen unterscheiden.
Wenn man den bekannten Maya Hunbatz Men nach dem Wichtigsten in unserer neuen Welt fragt, sagt dieser: „Wir müssen unsere Sonne beobachten, sie ist unser Vater. Wir müssen den Kosmos verstehen, er ist eng mit unserem Körper verbunden. Der weibliche Zyklus hängt am Zyklus unserer Mutter, dem Mond, ab. Wir müssen somit wieder auf unsere Planeten achten und sie wahrnehmen, es ist das einzig Reale, alles andere haben wir nur erfunden“.
Mir ist auch klar geworden, warum die Sonne und der Tag im Spanischen männlich ist (El sol, el dia), und der Mond und die Nacht weiblich (La luna, la noche). Das erklärt auch unseren Biorhythmus sehr gut; während ich den Morgen aktiv nutze und Abends müde bin, schläft Moe gerne aus und könnte Nachts dann Bäume ausreissen. Zum Glück gibt es auch ein paar Momente wo unser Energiepegel etwa gleich ist ;-). Das Universum, die Planeten, die Sonne und der Mond war den Mayas so heilig, dass sie das ihnen eigentlich bekannte Rad nicht für Alltägliches benutzten, da die runde Form mit den Planeten assoziiert wurde.
Auch sehr interessant fanden wir, dass in einigen Regionen Behinderte wie Götter behandelt wurden. Das erklärt auch einige Skulpturen, die missgebildete Menschen darstellen: Sie wurden nicht gehänselt, sondern im Gegenteil ihr leben lang geehrt. Denn was zählt ist nicht das Physische, sondern was im Innern der Menschen vorhanden ist. Könnte man sich das nicht auch in unserer neuen Welt vorstellen, wäre doch schön, oder?
Die Maya waren Meister im Maisanbau. Der Mais und auch die Kartoffel kommen übrigens aus Amerika und wurden erst im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt. Mais kann sich nicht ohne menschliche Hilfe fortpflanzen, weil seine Kerne vollständig von Hüllblättern umschlossen sind. Die Indios müssen ihn also aus einer anderen Art entwickelt haben, also eine weitere Meisterleistung!
Das umstrittendste Thema, wo sich weder Geschichtsbücher, noch Dokumentarvideos oder Nachkommen der Mayas einig sind, ist das Menschenopfer. Die einen erzählen Gruselgeschichten wie bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen und geopfert wird, oder einzelne Gliedmassen agbehackt, zubereitet und gegessen wurden oder wie Kinder zum Weinen gezwungen wurden, um schliesslich für den Regengott geopfert zu werden. Die anderen sagen, dies sei von den Spaniern erfunden worden, um ihre eigene Brutalität bei der Eroberung zu rechtfertigen. Reine Mayas hätten keine Menschen geopfert. Als die Mayas von Chichen Itzá mit den Toltecas durchmischt wurden, könnten Menschenopferungen stattgefunden haben.
So oder so glaube ich, dass das Bild vom brutalen und primitiven Indianer zu sehr aus einer europäischen Konial-Sicht geprägt wurde und revidiert werden muss.
Was wir von den Indianer, Azteken, Inkas und Mayas lernen können, ist ihre Verbundenheit und Respekt mit der Natur und ihren Mitmenschen. Ich schliesse mit einem Zitat von Hunbatz Men ab.
„Weisheit gehört keinem Menschen allein. Wir müssen weise handeln, aber Weisheit gehört niemandem. Sie ist die Offenbarung alter und bewährter Ideen, und wir erlangen sie, wenn Generationen um Generationen die Gesetze der Natur erforscht“Read more
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- Day 179
- Saturday, July 6, 2019
- ⛅ 30 °C
- Altitude: 14 m
MexicoMuseo Casa Montejo20°57’60” N 89°37’28” W
Die Tausend Eingänge zur Unterwelt

Mérida, Yucatan: Zu den 45°C kommt jetzt noch 70% Luftfeuchtigkeit dazu. Hätte man das Meer, einen See, einen Fluss oder meinetwegen eine Glungge zum Baden verfügbar, wäre die Sache geniessbar. Yucatan ist zwar eine Halbinsel und somit von viel Meer umgeben, doch der nächste Badestrand liegt erst innerhalb einer Stunde Autofahrt. Alain befällt eine halbe Lebenskrise und ich muss sie aushalten. Ideen wie „hurti schnell nach Kuba“ kann ich ihm knapp ausreden, da ich finde Yucatán hat noch genug Schönes zu bieten. Damit wir nicht mit den Touristenmassen im teuren Ausflugsbus mitreisen müssen, mieten wir ein Auto.
Und das macht Yucatán so besonders: Die ganze Halbinsel, inklusive Belize sind übersäät von „Cenotes“ (=Dolinen, wobei dieses Wort wahrscheinlich auch nicht hilft... ;-)) Der Begriff aus der Mayasprache bedeutet „Heilige Quelle“. Die durch Einsturz der Höhlendecke entstandenen Kalksteinlöcher sind gefüllt mit Süsswasser und dienten den Mayas als Wasserversorgung und religiösen Opferstätten. Diese mysteriös schönen Cenoten galten als Sitz von Göttern der Unterwelt. Man schätzt die Anzahl der Cenoten insgesamt auf 10‘000, wobei nur circa 1000 davon bekannt sind. Die Tiefe einer Cenote variiert von knapp einem Meter bis zu 100 Metern. Viele Cenoten in Yucatán sind unterirdisch miteinander verbunden und zählen vermutlich zum grössten zusammenhängenden Unterwasserhöhlensystem der Erde. Während einige Cenoten völlig kommerzialisiert wurden für Schwimm-/ Tauchtouristen, gibt es viele kleinere, versteckte Cenoten, die es zu finden gilt.
Cenote Mucuyche/Yaal Utzil ist eine davon. Die Aussicht runter auf das schwarze Wasser lässt die Fantasie furchterregende Bilder auferstehen. Mich da reinstürzen, wo bestimmt tausende Skelette und mutierte Menschenfresserfische auf Frischfleisch warten? Nein danke. Aber ich bin froh, kann sich Alain endlich abkühlen und seine Hitzkrise überwältigen. Weil Alain gerne in Gesellschaft mit mir schwimmen würde, verspreche ich ihm, bei der nächsten Cenote auch mit ins Wasser zukommen, in der Hoffnung, dass jenes Wasser etwas klarer ist.
Cenote Abalá besitzt tatsächlich hellblaues, kristallklares Wasser. Sie liegt jedoch in einer Höhle voller nervöser schwalbenähnlicher Vögel, die unzivilisiert überall hinsch******. Es graust mich zwar, doch Versprechen ist Versprechen. Völlig unentspannt schwadere ich paar Minuten um Alain und bin dann schnell wieder draussen. Jemand muss ja auch fotografisch festhalten, wie „idyllisch“ dieses Örtchen ist.
In den nächsten Tagen inspizieren wir diverse Strände in der „Nähe“, wie Playa Progreso, Playa Sisal und Playa Celestún, wo das Wasser zwar wunderbar warm ist, doch weit weg von einem Traumstrand. Und doch verbringen wir mehrere Stunden im Wasser und versuchen zu „Schwehen“ bzw. zu „gehimmen“. (Eine Wortkreation von mir, um die Aktivität zu beschreiben, die man in einem wellenvollen Meer ausführt. Eine Mischung zwischen gehen und schwimmen halt.) Und Sonnenuntergänge im Meer zu beobachten ist allemal traumhaft.
Aussergewöhlich bezaubernd war auch unser Ausflug zum Naturreservat Ría Celestun. In einem Kanu dringen wir in die Tiefen des Mangrovenwaldes, den sie nach und nach neu aufforsten. Um Alligatoren, Ozeloten und exotische Vögel beobachten zu können, müsste man in den sehr frühen Morgenstunden unterwegs sein. Da wir wie gewöhlich für alles spät dran sind, sehen wir „nur“ einen Flamingo-Single, ein paar Kormorane und einen Vogel mit Tigermuster. Doch die Mangroven an sich sind schon lohnenswert zu sehen. Ein Guide in einem separaten Kanu erzählt uns über die Flora und Fauna der Umgebung und die Arbeit zur Erhaltung der Mangrovenarten.
Die Mayakultur ist noch heute allgegenwärtig in Yucatán. Somit geht kein Tourist weg von hier, ohne auch nur eine der eindrücklichen Ruinenstätten zu bestauen.
Chichen Itzá wurde 1988 zum Unesco- Weltkulturerbe erklärt und ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätte der Mayahochkultur. Wir erhalten einen privaten Tourguide, der selber von den Mayas abstammt und Spanisch als Zweitsprache spricht. So erhalten wir eindrückliche Informationen quasi aus erster Hand. Wir sind sehr beeindruckt von ihrer tiefgründigen Architektur, ihrer hochentwickelten Schrift, ihren interessanten Entdeckungen zu unserem Sonnensystem und ihrem präzisen Kalender und komplizierten Zeitsystem, wobei wir Letzteres noch nicht ganz 100% begriffen haben.
Während Chichen Itzá eher von zu vielen Touristen besucht wird, waren wir bei der Ruinenstätte Mayapán die einzigen. Sie war kleiner, aber genau so beeindruckend.
Wir haben unsere ursprünglichen Reisepläne ziemlich abgeändert. Nach dem 17. mal Gepäckpacken, wünschen wir uns langsam aber sicher wieder mal einfach zu „wohnen“... So bleiben wir eine Woche länger in Mérida und wechseln in ein Hostel mit traumhaftem Pool und melden uns an der Spanischschule ¡HOLA! an. Die darauffolgende Woche verbringen wir im Aussen-Klassenzimmer nebem dem Pool mit Matthew aus Los Angeles (der im Supermarkt von Beverly Hills schon Weinempfehlungen an Cameron Diaz gegeben hat) und Nidi, unserer lustigen Spanischlehrerin. Da bei uns Konversation auf Spanisch als oberstes Ziel steht, entstehen viele spannende Diskussionen über Kultur, Politik und Gott und die Welt. Der Unterricht ist sehr lebhaft, unterhaltsam und lehrreich und in den Pausen geniesst Alain jeweils das kühle Poolwasser.
Unser Hostel heisst „Nomadas“ und bietet neben dem Pool auch Salsa- und Yogastunden, Kochkurse und Trovamusik am Abend an. Wir nehmen zwei mal am Kochkurs teil und lernen, wie man „Poc Chuc“ und „Nopales y Empanadas“ herstellt. Beides aus der typisch yukatanischen Cuisine. Deshalb war Alain sehr darauf erpicht, eine eigene „Maricona“ (Tortilla-flach-drück-Gerät) zu erwerben. Das Essen war göttlich und der Koch sehr sympatisch. (Nicht zuletzt, weil er aussah wie mein Bruderherz Shingo.)
An unserem letzten Abend in Mérida gehen wir essen mit Matthew, Nidi und ihrem Freund Hiroshi (Seine Mutter ist angefressen von japanisch klingenden Namen, weshalb seine Schwester Tsunami heisst.) und danach in zwei verschiedene Bars, die daran Schuld sind, dass Alain am nächsten Tag mit Kater erwacht.
Im Gegensatz zur Stadt Cancún, welche tatsächlich unterweltähnliche Züge besitzt, gleichen Mérida und ihre Umgebung eher dem Paradies. Aber inzwischen sind wir tatsächlich im echten Garten Eden gelandet. Doch dazu ein andermal.Read more
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- Day 163
- Thursday, June 20, 2019
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 1,292 m
MexicoLa Villa20°53’11” N 103°50’59” W
Tequila: arriba, abajo, al centro y ...

Tequila ist ein Ort in Mexiko und ein Mezcal (Schnaps) aus dem Herzen der blauen Agave gewonnen. Dieses Herz (Piña) wurde von den Einheimischen „Das Haus des Mondes“ genannt, was in der Indigenensprache Nahuatl „Mezcal“ heisst. Dank der Spirutuose kommt man den Göttern näher und kann sogar mit ihnen reden!
Wie wird Tequila denn hergestellt? Mit viel Druck und heissem Dampf und später mit Wasser bestrahlt, werden Saft und Zucker aus den Agaven gelöst. Der Agavenmost wird mit der Zugabe von Hefe fermentiert (Gärung), wobei der Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Nach mehrfacher Destillation erhält man den völlig klaren Tequila. Wenn man statt Hefe ein Bakterium zur Fermentierung benutzt, und den Agavenzucker nicht mit anderem Zucker mischt, bekommt man den echten Tequila! In Fässern gelagert und mit guter klassischer Musik beschallt wird das göttliche Getränk eine richtige Besonderheit!
Für echten und guten Tequila braucht man übrigens keine Limetten und Salz, diese „Tradition“ kommt von früher, als man den Geschmack des qualitativ schlechten Tequilas ausgleichen musste.
Nun haben wir in Argentinen gesehen wie man aus Malbec-Trauben Wein macht, in Brasilien wie man aus Zuckerrohr Cachaça destilliert und nun in Mexiko, wie man Tequila aus den Agaven gewinnt. Unser Favorit ist immer noch das kühle Bier oder Wein, gefolgt von Caipirinha mit Chachaça und Maracuya. Der Tequila hat sich tatsächlich ein bisschen hochgekämpft auf unserer Rangliste, bleibt aber immer noch in der unteren Hälfte.
Was uns beim Tequila besonders gefällt, ist das Ritual vor dem Trinken. Das fröhliche und trinkfreudige Volk Mexikos hat selbstverständlich unterhaltsame Trinksprüche, bzw. Trinkgebete auf Lager, damit die Organe auch schön mitspielen! Während dem Rumreisen im Mietauto, welches keine funktionierende Musikanlage besitzt, beschäftigen wir uns neben tiefgründigen Gesprächen und Spanischwörtli-Repetieren, auch mit Trinkspruch auswendig lernen. Wer hilft mit?
Señor tu que eres ejemplo de bondad,
y a nosotros tus muchachos,
ya que nos hiciste borrachos
hágase tu voluntad.
Ave María, yo no quería,
Padre Nuestro, que bueno esta esto,
Bendito licor, maldito tormento,
que haces afuera, vamos pa´dentro.
Estiro mi mano, encojo el codo,
y a salud de todos;
y a salud de mi salud,
me lo chingo todo!Read more
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- Day 161
- Tuesday, June 18, 2019
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 1,556 m
MexicoColonia Americana20°40’26” N 103°21’3” W
Tacoliebe und Montezumas Rache

Ziemlich genau 10 Jahre ist es her, seit ich meinen letzten, echten, mexikanischen Taco gegessen hatte. Ich habe immer wieder nach Erinnerungsfetzen an mein Auslandsemester anno dazumal gesucht, doch zehn Jahre ist viel Zeit um zu vergessen...
Neben den Tacos war auch Pedro ein Grund, wieder Fuss auf Mexiko zu setzen. Er war mein damaliger Tanzpartner, welcher mit mir meine erste Salsashow getanzt hatte und mit viel Geduld meinem Spanisch auf die Sprünge geholfen hatte. Ein guter Freund, mit dem ich immer mal wieder ein bisschen Kontakt hatte.
Nach dem Ausschlafen, sind wir durch das historische Zentrum getschalpt. Ich eher um Zeit zu schinden bis Pedro fertig war mit der Arbeit und Alain natürlich, weil man das als Tourist halt so macht. Die zahlreichen Gebäude und Plätze im spanischen Kolonialstil sind beeindruckend und ungefähr gleich wie früher. Endlich, am Abend kommt uns Pedro mit seiner Freundin abholen, um zusammen essen zu gehen. Ausser den zusätzlichen weissen Haaren bei uns beiden, hatte sich kaum etwas verändert. Die Freude war riesig einander wieder zu sehen. Und für mich wunderschön, dass Alain und er sich auch endlich kennenlernen. Auch wunderbar fand ich die Tatsache, dass wir immer noch ähnliche Interessen teilen und er sich noch an vieles von früher erinnert und uns erzählt.
Wem wir natürlich auch einen Besuch abgestattet haben, ist meine ehemalige Gastfamilie. Wie in Mexiko so üblich, wohnen auch die erwachsenen Söhne und Töchter immer noch bei den Eltern, somit brauchten wir nur bei meinem damaligen Zuhause vorbeizugehen, um alle zu treffen. Auch hier ist immer noch alles genau gleich. Ausser, dass meine Gastmutter Romy nun öfter auf ihre Enkel aufpasst. Romy empfing uns sehr herzlich und hat uns köstliche Molletes serviert (Brötchen mit Bohnenmantsch und Käse überbacken), mein damaliges Lieblingsfrühstück. Sie hat uns auch das Plakat gezeigt, welches ich und meine damaligen Mitbewohner ihr geschenkt hatten. Es war fein säuberlich in einem Plastik verpackt und unter der Matratze versorgt. Es hat mich ehrlich gerührt, dass sie das aufbewahrt hat. Sie hat uns auch gezeigt, wo ich damals meinen Namen in den frischen Zement vor der Haustüre geschrieben hatte, woran ich mich wirklich nicht mehr erinnere. Auch mit meinen Gastgeschwister Paola, Luis Fernando und Eddy haben wir uns unterhalten und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht.
Da uns nur „Ferien machen“ langweilt, entschieden wir unser Spanisch zu verbessern und uns in einer Sprachschule anzumelden.
Ein schriftlicher und mündlicher Eintrittstest empfahl Alain das Level B1 (Mittelstufe) und mir das Level C1 (Fortgeschritten). So hatten wir nach langer Zeit wieder mal einen geregelten Alltag, inklusiv früher Aufstehzeit. So studierten wir zwei Wochen lang, täglich von 09:00-13:00 Uhr die spanische Sprache. Nach den anfänglichen Frustrationsanfällen meinerseits, haben wir uns schnell an das Schulleben gewöhnt und haben jeden Tag strebermässig zusätzlich mehrere Stunden Aufgaben gemacht und gelernt. Noch nie in meinem Leben war ich so motiviert zu lernen! (Das meine ich nicht ironisch.) Vielleicht bin ich jetzt endlich schulreif! (Und Alain konnte sich nun doch endlich überwinden, eine Lesebrille zu kaufen. )
Auch erfreulich ist die Salsaszene hier in Guadalajara. Endlich Leute, die unsere Tanzssprache verstehen! Einzig seltsam war, dass beim Clubeingang die Taschen untersucht werden und zwar nicht nach Drogen oder Waffen wie man in Mexiko denken könnte, sondern nach Kaugummis. Ja, weil die Leute schmeissen ihre gekauten Kaugummis auf den Boden... (Echt jetzt...?!)
Auch die Tangoszene haben wir gesucht, doch diese existiert kaum. Wobei mein Verdacht ist, dass Mexikaner einfach ein zu fröhliches Volk sind, um so deprimierende Texte zu hören.
Ansonsten haben wir viel mit Pedro unternommen. Wir waren an einem super Salsakonzert, an einer gemütlichen Salsa-Poolparty mit Karaoke, im riesigen Zoo von Guadalajara, in der stinkigen Schlucht von Huentitán und das alles bei mega trockenen mind. 35 Grad. Weil es einfach zu heiss ist, verbringen wir auch viel Zeit drinnen beim Ventilator mit meinem Schachtraining. Inzwischen muss Alain immer öfter meinen berechtigten und ehrlich erkämpften Sieg akzeptieren.
Klingt eigentlich alles ganz toll und idyllisch, oder? Wäre da nicht Montezumas Rache, welche kein Ende nimmt... Tja, wie ich so schön gelernt habe: „Dios aprieta, pero no ahorca.“. (Wörtlich: Gott presst, aber erwürgt nicht. Im Sinne von „Was dich nicht umbringt, macht dich stark“.) (Montezumas Rache bedeutet auf gut Schweizerdeutsch: den Scheisser haben.)
Und hier meine Ode an den Taco: (Hausaufgabe: möglichst viele Sinneseindrücke einer Sache beschreiben.)
MI PRIMER TACO DESPUÉS DE DIEZ AÑOS
Después de tanto tiempo extrañando los tacos, por fin ya lo tengo a la mano. La tortilla blanda como la piel de un bébé, está revelando un bocado suave. Todavía caliente y listo para sacrificarse y hacerme feliz a mi. Vapeando por el calor que le daba la estufa, distribuye un olor tan tentador, que llama hasta la atención de las moscas en Suiza.
Ahora el primer bocado: Se explota un fuego artificial de sabores en mi boca. La unión perfecta del limón, del cilantro y del chile, un poquito ácido, un poquito amargo y un poquito picoso, refresca cada parte de mi cuerpo. La salsa verde, como la sala roja me queman por dentro, de una manera muy sutíl. Las cebollas con su presencia penetrante suenan crujiente entre mis dientes. Y por últiimo, si bien no menos importante: la carne con su sabor tan adictivo que pide ser comida más y más y más, hasta el punto de comprarme nuevos pantalones.
Ahora si, estoy en México.Read more
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- Day 144
- Saturday, June 1, 2019
- 🌧 21 °C
- Altitude: 2,253 m
MexicoColonia del Carmen19°21’18” N 99°9’44” W
México con Alain Delon, Super Chingon!

Nach einem 2 mal 6 Stunden Flug von Rio über Lima sind wir in Mexiko Stadt (Ciuadad de México, CDMX) angekommen. Wir wurden wärmstens von Rosita und Alejandro empfangen. Sie sind die Eltern von Jonathan, einem Freund aus Bern, und sie werden für die nächste Woche auch unsere liebevollen und behütsamen (Gast-) Eltern sein. Als erstes werden ein paar Quesadillas verdrückt, danach wurden wir von einem halben dutzend bellenden Bewachhunden in unserem neuen Zuhause in Empfang genommen.
Die Luft ist auf 2‘300 Metern eher dünn und wegen dem Verkehr und den umliegenden Bergen eher verschmutzt. Das bereitet Moe etwas Mühe, ich hingegen fühle mich pudelwohl und stopfe auch alle möglichen mir noch unbekannten mexikanischen Kulinaritäten teilweise bereits schon zum Frühstück in mich hinein: scharfe Chilaquiles, Gorditas, Carnitas, Pambazo, Mamey, Tunas, natürlich Tacos al Pastor und vorallem mein neues Lieblingsgericht, die spektakuläre Mole mit Reis und Pouletschenkel! Die Mole hat mehr als 35 verschieden Zutaten, unter anderem Chillis, Nüsse und ungesüsste Schokolade, mhhhm , ein Traumessen für mich!
Neben Essen steht auch viel Kultur auf dem Programm. Beim Centro Historico erfahren wir, wie die aztekische Hochkultur von den spanischen Kolonialherren einfach unterdrückt und überbaut wurde. Auf der Sonnenpyramide von Teotihuacán holen wir uns neue Energie. Wir erfahren wie Leo Trotsky (Neben Lenin ein russischer Revolutionär) im Exil in Mexiko kaltblütig mit einer Axt ermordet wurde. Wir lernen Frida Kahlos Casa Azul kennen und sind von Ihrem Leidensweg, ihrer postiven Lebenseinstellung und ihrer so unglaublich wertvollen Kunst sehr berührt. Ein Spruch von Ihr ist auch immer wieder mein Motto: „Muchas veces me simpatizan más los carpinteros, zapateros, etc, que toda esa manada de estúpidos disque civilizados, habladores, llamados gente culta“. Wir finden also beide die einfachen Arbeiter sympatischer als die Wichtigtuer und Schwätzer.
Die Musik darf natürlich nicht fehlen. In einer Pulqueria durften wir zu einer Liveband Cumbia und Salsa tanzen und die neusten Pulques und auch Eselfleisch probieren. Beim Willie Colon Konzert durften wir mit tausend Mexikanern im Teatro Metropolitan zu ‚El Cantante‘ und zu ‚El Gran Varon‘‘ mitsingen. Und ich habe mir Aladdin (auf spanisch) zusammen mit Nachos- und Palomitas- (Popcorn) Schmatzern im Kino geschaut, während Moe neue, „tacosfreundliche“ Hosen einkaufte.
Aber alles Gute hat mal ein (vorläufiges) Ende, und darum haben wir für Montag 12:30 ein Busticket nach Guadalajara gekauft. Schweizerisch pünktlich mittags fragen wir uns beim Terminal, wieso die Fahrt nicht angezeigt wird, bis wir merken das 12:30 A.M. eigentlich 00:30 Morgens heisst und wir den Bus schlafend verpasst haben. Nach einem 50% Zuschlag für ein Billet nachmittags sind wir dann um Mitternacht in Guadalajara angekommen.
Weitere spannende Abenteuer aus der Studentenstadt Guadalajara folgen bald, und bis dahin: ‚Mantete chingon, Güero‘ (Bleib cool, Ausländer/Blonder)!Read more
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- Day 140
- Tuesday, May 28, 2019
- ⛅ 30 °C
- Altitude: 9 m
BrazilRio Perequê-Açu23°13’5” S 44°42’55” W
Paraty - para mi y para ti

Eine traumhafte Küstenfahrt Richtung Süden bringt uns nach Paraty, ein historisches Städtchen mit überdimensionalen Pflastersteinen.
Alain ist überglücklich, endlich am Meer zu sein, beim Wasser, seinem Lieblingselement.
So darf natürlich ein Tauchgang im Südatlantik nicht fehlen. Um wieder mal aus meiner Komfortzone rauszukommen, schliesse ich mich an, trotz meiner Fischphobie.
Ein Tauchinstruktorenpaar bringt uns in einem Fischerboot zu einer kleinen Insel. Nach einer sehr spärlichen Erklärung hüpfen wir in Vollmontur ins Wasser. Alain voller Vorfreude und ich voller „Gagg in der Hose“. Meine einzige Pflicht sei atmen und Druckausgleich betreiben. Auch nach 30min rumtümpeln und immer wieder Kopf unter Wasser halten, kann ich mich nicht daran gewöhnen, unter Wasser atmen zu können und tauche immer wieder panisch auf. Irgendwann reisst sein Geduldsfaden und ich spüre, wir ich immer weiter runtergedrückt werde. Wegen des starken Regens am Vortag ist das Wasser 100% trüb. Ich hätte genauso gut in Kartoffelsuppe tauchen können und ich hätte gleichviel gesehen. Erst als wir am Grund ankommen entdecke ich paar unauffällige Fische, Seesterne und Seeigel. Meine Panik verdünnisiert sich langsam, doch als nächstes meldet sich aufdringlich meine Blase. Doch unmittelbar hinter mir schwimmt mein Tauchbegleiter, der meine Apparaturen im Griff hat. Ich kann ihn doch nicht einfach anpinkeln! Dazu kommt, dass ich die ganze Zeit die Sauerstoffflasche unbequem am Hinterkopf habe und Wasser in der Brille. Alles in allem ein Horrortrip für mich. Wie dankbar bin ich für das Tageslicht und die Luft, als wir wieder an der Wasseroberfläche auftauchen! Hallo liebe Welt! (Aber stolz bin ich schon, dass ich das geschafft habe.)
Am Tag darauf sehen wir uns die Sache von oben an. Wir kraxeln auf den „Saco do Mamanguá“, den Zuckerhut von Parati-Mirim. Da Nebensaison ist, begegnen wir eigentlich nur uns selber. Die Aussicht von oben ist fantastisch, atemberaubend, grandios, spektakulär. Weder Geländer, noch Abfall, noch Abfalleimer, noch Hinweis-/Warntafeln, nichts weist drauf hin, dass da schon mal jemand war. Und rundherum das Meer, der Dschungel und der Himmel mit seinen Schäfliwolken. (Und die Insel, die ich auch aus Fischperspektive kenne!) Wir sind wortwörtlich im Himmel!
Unseren ursprünglichen Plan, nach ein paar Tagen nach Ilha Grande zu wechseln, verblasst. Das ewige Packen wird nach vier Monaten langsam etwas mühsam. Wobei der Hauptgrund für unseren Entscheid in Paraty zu bleiben, definitiv das Frühstück in unserem AirBnB ist. Die liebe Familie serviert uns jeden Tag exotische und frische Biofrüchte von der eigenen Farm, täglich hausgemachtes Brot, selbergemachtes Müsli, Schinken, Käse, Eier, Würstli, Tee, Kaffee und jeden Tag ein anderer Fruchtsaft, selbstverständlich frisch gepresst. Ein Traum! (Dieses verführerische Frühstück wird noch Konsequenzen haben.)
In der Umgebung befinden sich unzählige Sandstrände und Wasserfälle. Einige Wasserfälle bieten sogar eine natürliche Rutschpartie ins kalte Nass, woran sich Alain stundenlang vergnügt. Irgendwann könnte man meinen, „längts“ mit den Wasserfällen. Und doch sind sie immer wieder bezaubernd. Besonders empfehlenswert ist der „Cascada Crepúsculo“. Ein Drehort aus dem Vampirfilm „Twilight“. Felsformationen, die aussehen wie gefalteter Stein und Wassermassen, die sich überall durch schlängeln und natürliche Teiche bilden.
Wundervolle Natur wohin das Auge reicht! Und
wir sind allein! Unglaublich!
Unsere Rückreise nach Rio de Janeiro führt uns (schon wider und schon wieder unabsichtlich...!) über die 13km lange Rio-Niteroi-Brücke. Obwohl wir diesmal beide besonders aufmerksam waren. Langsam glaube ich, sie beschildern absichtlich so schlecht, damit man die Wahnsinnsaussicht auf die Stadt (diesmal bei Sonnenuntergang) nicht verpasst.
An unserem letzten Tag in Brasilien schrauben wir auf Touristenmodus Stufe 10. Bei perfektem Wetter fahren wir mit dem Bähndli auf den Corcovado zum übervölkerten Christi Redentor und dann direkt auch noch zum Pâo de Azúcar. Wir geniessen die Stadt aus mehreren Perspektiven und schliessen den Tag ab mit einer Milonga in -wer hätte das gedacht?! Niteroi... Ja, rekordverdächtige 6 mal haben wir diese Brücke überquert.
Kurz und bündig: Brasilien, ein Land voll Natur, Musik und Tanz. (Da nimmt man auch eine stuhlende Frau auf der Strasse in Kauf...)
Und nun heisst es schon wieder packen, Uber, Flughafen und ab nach Mexiko!Read more
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- Day 131
- Sunday, May 19, 2019
- ☀️ 25 °C
- Altitude: 516 m
BrazilChrist the Redeemer22°57’7” S 43°12’38” W
Januarfluss im Mai

Tall and tan and young and handsome, dr A-lain vo Bärschwil goes walking... Wer kennt ihn nicht, den berühmtesten Bossa Nova Song von Antonio Carlos Jobim. (Hier als englisch-schweizerische Version damit er besser zum Foto passt.) Wir sind in Rio de Janeiro, der Weltmetropole mit über 14 Mio. Einwohner, wo sich Hochhäuser, unzählige grüne Hügel und kilometerlange Sandstrände gute Nacht sagen. Die Stadt, deren Bucht einst im Januar als Flussmündung verwechselt wurde und deshalb „Rio“ (=Fluss) und „Janeiro“ (=Januar) im Namen trägt.
Unser brasilianischer Freund Plinio, den wir aus seinen Schweizerjahren kennen, holt uns am Flughafen ab und nachdem wir unser Gepäck abgeladen haben, bringt er uns gleich an ein Open Air Sambakonzert. Beschwipst wegen den obligatorischen Caipirinhas torkeln wir nachts die berühmte „Escadaria Selarón“ (eine bunte Treppe mit tausenden Keramikplättchen) rauf, zu unserem AirBnB im Santa Teresa-Quartier mit fantastischer Aussicht. Neben unserer Wenigkeit lebt dort auch ein Ameisenzoo im Zuckerglas.
Eine unserer ersten Unternehmungen führen uns natürlich an den berühmtesten Strand der Welt: den vier Kilometer langen Sandstrand „Praia Copacabana“. Wie es sich gehört gönnen wir uns eine Kokosnuss und geniessen die Sonne und Alain auch das Wasser. Abends tanzen wir mit Plinio an einer Milonga am Praia Copacabana und lernen so schon ein paar brasilianische Tangueros kennen.
Was haben Touristen sonst noch so auf ihrer To-Do-Liste? „O Cristi Redentor!“ Als echte Schweizer bezwingen wir das Hügelchen natürlich zu Fuss und nicht wie alle anderen mit dem Bähndli. Stellt sich dann aber raus, dass man die ganze Sache auch schweizerisch gut durchplanen sollte und frühmorgens los gehen und nicht erst um drei Uhr nachmittags. Denn die Dämmerung beginnt hier im Winter schon um 17 Uhr. Somit wird der eigentlich schöne Aufstieg durch den Dschungel etwas schummrig und ungemütlich, weshalb wir kurz vor dem Ziel die Strasse aufsuchen und uns mit dem Taxi runterfahren lassen. Da der Himmel bewölkt ist, hätte man sowieso keine bilderbuchmässige Aussicht gehabt. Bilderbuchmässig sind jedoch die unzähligen Äffchen, welche wir durch aufmerksames Hören und Schauen im Dickicht oben entdecken. So lohnt sich unsere halbpatzige Wanderung doch noch.
Abends besuchen wir eine Milonga. Die Tänzer sind alle sehr freundlich. Wir tanzen den ganzen Abend. Ich bin so glücklich! Einzig frustrierend ist, dass der Smalltalk zwischen den Tangostücken nun auf portugiesisch geführt werden müsste, was ich leider einfach noch nicht beherrsche. Ich bin nicht gern Tourist ohne Sprachkenntnis des jeweiligen Landes. Weshalb ich unmittelbar danach eine Portugiesisch-Applikation auf dem Handy suche.
Da das Wetter nicht die gleichen Pläne hat wie wir, bleiben wir ein paar Tage länger in Rio und buchen ein Zimmer im Catete-Quartier mit genug Platz zum trainieren. Denn Regen in Rio gleicht gefühlt den Wasserfällen in Iguazú. Unser Regenwetterprogramm besteht also aus Trainingseinheiten mit Tango, Salsa und Portugiesisch.
Nun wird das Wetter doch langsam sandstrandfreundlicher und wir mieten AUF PORTUGIESISCH ein Auto. (Mein Portugiesisch-App und Alains ehemals verstaubte Portugiesisch sind super!) Wir erhalten ein nigelnagelneues silbriges Fahrzeug, welches auch nach „neu“ riecht. Aus Rio rausfahren ist ein Abenteuer für sich. Nicht ganz absichtlich verfahren wir uns auf die 13km lange Rio-Niterói-Brücke, offiziell die „Ponte Presidente Costa e Silva“ genannt. Kostet uns eine halbe Stunde, beschert uns jedoch eine prächtige Aussicht auf Rio. Nach etwa fünf Stunden Autofahrt kommen wir in Paraty an.
Fortsetzung folgt. Até logo!Read more
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- Day 123
- Saturday, May 11, 2019 at 12:07 PM
- 🌧 24 °C
- Altitude: 179 m
ArgentinaPuerto Iguazú25°36’30” S 54°34’28” W
Wasser fallen und gefallen

Nach einer tränenreichen letzten Privatstunde, einer wunderbaren Abschiedsmilonga mit der halben Schüler- und Lehrerschaft unserer Tangoschule, vielen intensiven Umarmungen und Versprechungen in Kontakt zu bleiben, haben wir nach vier reichen Monaten Buenos Aires unsere Zelte abgebrochen.
Wir sind 18 Stunden Bus gefahren nach Puerto Iguazú. Ein turistisches Städtchen berühmt für sein Dreiländereck „Argentinien - Paraguay - Brasilien“ und die Wasserfälle „Cataratas de Iguazú“.
In einem paradiesischen AirBnB mitten in einem Dschungelgarten, wo Kolibris tägliche Besucher sind und Tukane den Tag einläuten, haben wir diesmal nicht die Tanzschuhe und -kleider, sondern Turnschuhe und Alain seine Wanderhösli ausgepackt. Es war gefühlte 20 Grad wärmer als in Buenos Aires und die Luft so rein!
An zwei Tagen haben wir die argentinische Seite der Wasserfälle und den Nationalpark besucht und am dritten Tag die brasilianische Aussicht auf die Wasserfälle genossen. Mal bei Sonne, mal bei Wolken und mal bei Sturm. Dabei haben uns stets die Coatís (Nasenbären) begleitet, welche auch gern mal unser Essen geklaut haben (Picnic mit Papayas und Mangos aus dem Garten!).
Auf der argentinischen Seite ist man mehr an und fast in den Wassermassen, während man auf der brasilianischen Seite das Ausmass dieses Weltwunders betrachten kann. Die Wasserfälle sind gigantisch! Eine solche Wassermasse in Bewegung zu sehen und deren Lautstärke wahrzunehmen ist wahnsinnig beeindruckend, wenn nicht schon fast ein bisschen furchteinflössend!
Während den Spaziergängen konnten wir auch frei fliegende Tukane und andere wunderschöne Vögel und auch Schmetterlinge beobachten.
Eine gute Portion Natur konnten wir gebrauchen, denn nun gehts mit dem Taxi ab zum Flughafen in Foz do Iguaçu, Brasilien, um nach Rio de Janeiro zu fliegen!Read more
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- Day 119
- Tuesday, May 7, 2019 at 7:58 PM
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 41 m
ArgentinaAlmagro34°35’59” S 58°25’3” W
Tango

Teil 1: die Musik (von Alain)
Teil 2: der Tanz (von Moe)
Der Ursprung der Tangomusik (von Alain)
Der Tango Argentino (nicht zu verwechseln mit dem Standardtango zur Marschmusik) kommt keineswegs nur aus Buenos Aires. UNESCO hat auch Montevideo (Uruguay) im Weltkulturerbe miteinbezogen. Zu den musikalischen Wurzeln des Tango kommt die Habanera aus Kuba und die Candombe, ein flotter Tanz der Afrikaner mit Trommelbegleitung, aus der die schnelle Milonga entstanden ist. Der Ursprung des Ausdruck „Tango“ könnte auch in der afrikanischen Sprache liegen („tango“: kongolesisch für geschlossener Ort, „shango“: nigerianischer Gott).
Das Bandoneon wurde aus Deutschland importiert, war aber so schwierig zu spielen, so dass die schnellen Rhythmen gebändigt werden mussten. Keine Perkussion oder Schlagzeug, sondern alle anderen Instrumente geben den Rhythmus vor! Das macht die Musik so vielfältig und faszinierend. Und sie überträgt sich auf den Tanz.
Carlos Gardel war der berühmteste Sänger und wurde in Toulouse, Frankreich oder in Uruguay geboren. Seine Lieder sind voller Melancholie und Abschiedsschmerz. 1935 kam Gardel bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien ums leben, im Cockpit gab es anscheinend eine Auseinandersetzung mit Schüssen - ein würdiger Abgang für einen Tangosänger. Gardel wurde zur Legende, noch heute steckt in den Fingern seines Denkmals am Friedhof „Chacrita“ in Buenos Aires eine brennende Zigarre.
Juan D´Arienzo mit seinen starken Rhythmen und Francisco Canaro sowie Carlos Di Sarli mit ihrer eher gemütlichen Musik trugen wesentlich zur Popularität des Tango als Tanz bei. Bei Di Sarli sagte mir mal ein Tänzer, tanzt man so als würde man durch Dulce de Leche laufen. Rodolfo Biagi (Piano, Mano Brujas) hat den Tango bei D‘Arienzo so schnell gemacht, das der berühmte Bandoneon Spieler Anibal Troilo nicht mehr mitmachte und sein eigenes Orchester gründete. Troilos Beitrag musste teilweise alleine aufgenommen und im Studio verschnellert werden.
Die grosse Erneuerung kam mit Osvaldo Pugliese, der mit Rhythmen und Pausen spielte und mit seinem Tango Walzer „Desde de Alma“ alle Regeln der schön gleichmässiger Walzermusik über den Haufen warf. Pugliese starb 100jährig, als er bei einem Konzert tot über seinem Klavier zusammenbrach. Astor Piazzolla, ein weiter Revolutionär, war Jazzmusiker in New York und hasste den klassischen Tango! Seine Stücke sollten untanzbar sein, doch das juckte die Tangotänzer nicht, sie sind flexibel und kreativ. Übrigens kann man praktisch zu jeder Musik Tango tanzen, ob klassisch enger umschlungen oder etwas offener Tango Alternativo!
Der Tangotanz (von Moe)
Tango ist das Ergebnis zweier Menschen, die sich verstehen und einander vertrauen. Eine dezente zwischenmenschliche Kommunikation, welche Grossartiges auslösen kann.
Es ist nicht möglich Tango alleine zu tanzen. Der Leader, wie auch der Follower sind voneinander abhängig und können sich gegenseitig inspirieren, wie auch Rollen tauschen. Während zu Beginn die Rolle des Leaders viel schwieriger und wichtiger erscheint, hängt das Gelingen der Figuren schliesslich von den Fähigkeiten des Followers ab. Beispielsweise von der Sensibilität des Körpers, um überhaupt die Führung zu verstehen, der optimalen Benutzung des eigenen Gewichts auf dem Standbein, der nötigen Entspanntheit des freien Beines, einer stabilen, beweglichen Körperachse und schliesslich dem Vertrauen in den Leader. Dabei spielt auch die Musik eine wesentliche Rolle, da im besten Fall der Leader sich von der Musik leiten lässt, was das „Folgen“ erheblich erleichtert, indem man beispielsweise die Rhythmisierung eines Schrittes vorausahnen kann.
Viele glauben, der Leader führt mit dem Brustkorb, man spricht auch oft vom Zentrum. Doch noch viel wichtiger scheint die Verfügbarkeit beider Rücken, was erst ermöglicht, zeitgleich die Füsse aufzusetzen und ZUSAMMEN zu gehen. Deshalb spricht man im Tango oft auch vom „Tanzen mit dem Rücken“.
Ob der Tanz nun magisch, angenehm oder einfach nur knapp erträglich wird, hängt schliesslich von den ersten drei Sekunden ab, wo die Umarmung der beiden Tanzenden entsteht. Eine Umarmung kann wunderschön innig und beschützend sein oder aber auch zu hart und dominant. (Die Wahl des Parfüms und vor allem die Menge davon ist auch sehr beachtenswert, da zumindest ich am Ende der Milonga weder nach Parfümladen noch nach drei-Woche-nicht-geduscht riechen möchte...)
Es gibt zahlreiche Ausprägungen des Tango, wie zum Beispiel Tango Milonguero oder Tango Nuevo. Doch am Ende zählt das was man selber daraus macht, wie man den Tango fühlt und wie man dies mit dem Partner teilen will. Je mehr Kreativität man einsetzt, desto spannender und spielerischer wir der eigene Tango.
Tango hat für mich als kleiner Urlaubsflirt begonnen, „neben Salsa sonst noch ein bisschen Spass haben“. Und jetzt fühle ich ganz fest, dass Tango mich gefunden hat und mich nicht mehr loslässt. Was Salsa betrifft, keine Angst, tanztechnisch kann und werde ich absolut polygam leben.Read more
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- Day 89
- Sunday, April 7, 2019 at 4:17 AM
- 🌙 13 °C
- Altitude: 33 m
ArgentinaPlaza Serrano34°35’30” S 58°25’51” W
Das hatte ich nicht erwartet...

Wenn man so ausgehungert ist, dass man ein angebissenes, kaltes Stück Pizza von irgendjemandem voller Genuss runterschlingt...
Wenn Osvaldo Pugliese nicht mehr nur Drama ist, sondern DAS Tangogefühl überhaupt...
Wenn ein Augenkontakt entscheidet, ob die nächsten Zehn Minuten un-/geniessbar werden...
Wenn schmerzfreie Füsse nur noch im Traum existieren...
Wenn Slipeinlagen als gepolsterte Pflaster hinhalten müssen, weil sonst nichts klebbares griffbereit liegt...
Wenn man seine sieben Sachen im Dunkeln zusammensuchen muss, weil der Milongaveranstalter Feierabend machen will...
Wenn auf einmal am ganzen Körper Ohren wachsen...
Wenn Volcada (umstürzen), Colgada (anhängen), Sacada (ausheben) , Adorno (verzieren), Parada (stoppen), Ocho (8), Enganche (einhaken) und Lapiz (Bleistift) im täglichen Vokobular gebraucht werden...
Wenn nach sechs Stunden pausenlos-auf-Hacken-tanzen immer noch das Tanzfeuer im Körper brennt...
Wenn Rippen plötzlich als bewegliches Körperteil wahrgenommen werden...
Wenn durch die Strassen gehen, sich entspannt anfühlt...
Wenn die Tanzpartner sich von der eigenen Tanzeuphorie anstecken lassen...
Wenn Glückshormone der Grund für am-Morgen-verwachen sind...
Wenn neu gewonne Freunde eine Abschiedsmilonga organisieren...
Warum soll ich dann weg wollen?Read more
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- Day 81
- Saturday, March 30, 2019
- ⛅ 25 °C
- Altitude: 778 m
ArgentinaMendoza32°53’17” S 68°50’58” W
(W)ein Bericht aus Mendoza

Nach 69 Tagen in ˋMalos Airesˋ sind wir nach 15h einigermassen luxuriösen Busfahrt in Mendoza angekommen. Ich habe extra die Sitze ganz vorne reserviert, damit wir bei der Ankunft die schöne Sicht auf die Anden bekommen. Nur war es ausgerechnet an diesem Tag aussergewöhnlich trüb und regnerisch (In Mendoza regnet es nur 2-3 Tage im Monat). Die Scheiben waren innen von der Klimaanlage sehr beschlagen, darum mein erster Tipp für lange Fernbusfahrten: Vorne ist es meistens am kältesten, und oben (wenns eine Obenwelt* im Bus gibt) schaukelt es mehr, die besten Sitze sind also in der Untenwelt* in der Mitte.
* Kleine Anspielung auf mein momentanes Lieblingsbuch RUMO von Walter Moers
Kaum im AirBnB in Mendoza Capital angekommen, haben wir zugleich eine Weintour für den nächsten halben Tag gebucht. Dabei haben wir im Weingebiet Maipú schlechten bis mittelguten Wein und Likör gekostet, dafür aber um so besseres Olivenöl und Balsamico ergattet, der den Salat in ein wahres Gourmet Menu verwandelt!
Nach 2 Tagen aussergewöhnlich schlechtem und kühlem Wetter haben wir darauf die Sonne ausgenutzt und ein Mini-Trekking auf die ´Vor-Anden´ (Arco, El Challao) gemacht, wobei wir uns die schöne Sicht auf Mendoza und spektakuläre Echo-effekte beschert haben.
Das Wetter wurde besser und wir beschlossen, für die restlichen 4 Tage, ein Auto zu mieten, um so ganz selbstständig Weinkeller und Natur zu besuchen. Die nächsten beiden Bodega-Besuche waren SPEKTAKULÄR gut! Bei MENDEL haben wir den preisgekrönten, allerbesten Malbec gekostet (weiter unten erstelle ich eine Liste von den besten Weinen aus Mendoza). Wir hatten nicht reserviert, doch wir hatten das Glück, die Weine zusammen mit zwei amerikanischen Pärchen zu genissen. Diese hatten unsere (durchwegs positive) Sicht auf die amerikanischer Kultur bestärkt; die Degustation war die reinste Party, es war laut, es wurde viel geredet, getrunken und gekauft. Nur wir haben keine Flaschen gekauft, im Wissen dass wir ja noch weiterreisen und wir genau diesen Wein (zwar um das doppelte teurer) auch in Bern kaufen können (Casa de Vinos Argentinos, Selibühlweg 11, 3006 Bern). Im Restaurant Rincón Atamisque haben wir zu selbstgezüchteten Forellen den besten Chardonnay getrunken. Ja, genau, du liest richtig, hier in Mendoza wurden neben dem Côt (Malbec) auch andere sehr gute Rebsorten wie der Cabernet Sauvignon und Chardonnay von den Franzosen gek(l)auft. Auch die Holzfässer sind meistens aus französischer Eiche. Nur kann ein Côtes du Rhône nie mit einem argentischen Malbec verglichen werden; Das Klima und die Herstellungsart unterscheiden sich teilweise frappant. Mendoza hat zwar eine gute Luftfeuchtigkeit, aber die Rebsorten sind auf meist flachem Land und müssen mit Wasserkanälen bewässert werden, da es zu wenig regnet. Die Trauben in den hochgelegenen Regionen entwickeln eine dickere Haut, die somit eine andere Qualität des Weines ausmacht. Die Ernte und die Verarbeitung zur Meische geschieht hier noch zum grössten Teil manuell!
Ich bin langsam überzeugt das der Malbec genau mein Rotwein ist, fruchtig, süss und passt zu jedem Essen. Moe ist eher der Rioja, würzig erdige Typ, hat hier aber den Verschnitt von Malbec und Cabernet Savignon lieben gelernt. Und allerspätestens jetzt merkst du, dass dieser Bericht ja ausnahmsweise der Alain geschrieben hat und nicht wie immer die Moe! Bitte schreib als Kommentar wann du das gemerkt hast, Danke!
Nun denn, ich hoffe dieser Bericht hat euch trotzdem gefallen (unten kann man auch liken). Morgen wohnen wir dann für drei Tage im Weingebiet Lujan de Cuyo und fahren dann sturzbesoffen wieder nach Buenos Aires zurück, um uns wieder für einen guten Monat in den Tangorausch zu vesetzen. Zum Abschluss eine Liste unserer momentanen Top Weine aus Mendoza:
1. Mendel Finca Remota Malbec 2016
2. Mendel Unus 2016
3. Rutini Malbec 2016
4. Atamisque Chardonnay
5. Philippe Caraguel Champaña
6. Vistandes RoséRead more
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- Day 73
- Friday, March 22, 2019 at 3:24 PM
- ⛅ 19 °C
- Altitude: 42 m
ArgentinaParque Patricios34°38’13” S 58°23’24” W
La dolce vita

Schlafen-Essen-Lesen-Yoga-Essen-Tanzen-Essen-Tanzen-Lesen-Schlafen. Was will man mehr! Und das schönste am Ganzen ist, dass ich das alles teilen kann. Ich bin so froh Alain an meiner Seite zu haben, der genau so tanzbesessen ist wie ich.
Kurzes Intermezzo: Oskar der Badezimmerpilz war auferstanden für einen Tag!
Wir werden oft gefragt wie wir das machen. Ein halbes Jahr nicht arbeiten und so viele Tanzstunden nehmen zu können ist ein wahnsinniges Privileg. Und wir geniessen jede Sekunde. In grösster Dankbarkeit. Die meisten Tanzturisten sind 3-4 Wochen in Buenos Aires. So haben wir schon viele tanzverrückte Menschen vor allem aus Europa und USA kennengelernt. Von vielen mussten wir uns auch schon wieder verabschieden, da wir so unverschämt lange in Buenos Aires bleiben.
Morgen sind wir bei einer Porteña zu Hause eingeladen, die eine kleine Milonga für Freunde veranstaltet. Dort werden Alain und ich endlich wieder mal Salsa unterrichten. Es ist so schön, wie auch hier unsere Begeisterung und Leidenschaft zum Tanzen ansteckt und geschätzt wird.
Was ich besonders schätze ist, mit Dicken zu tanzen. Dann fühle ich mich getragen von einer Wolke. So weich und kuschelig. Ein weicher Fels in der Brandung. Dabei wünscht sich Alain so fest, dass ich stolz bin auf seinen Diäterfolg! (Bin ich schon. Aber kuschelig ist schön.)
Nächste Woche fahren wir für zehn Tage mit dem Nachtbus in den Westen zum guten Wein nach Mendoza. Weg von allem was mit Tango zu tun hat. Um danach nochmals drei Wochen Vollgas zu geben.
Dann kommt auch für uns der Abschied von Buenos Aires. Denn wir machen dann einen Monat Roadtrip aus Foz do Iguaçu bis nach Río de Janeiro, um von dort dann nach Mexiko zu fliegen. In der Hoffnung, doch noch die eine oder andere Salsaparty zu erleben.Read more
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- Day 54
- Sunday, March 3, 2019 at 1:52 PM
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 23 m
ArgentinaEstación Las Barrancas34°28’20” S 58°29’32” W
Pilz- und andere Kulturen

Unbehaglich fühlt sich an, aus den „Ferien“ zurück zu kehren, ein neues AirBnB-Zimmer beziehen zu wollen, aber den Vermieter nicht erreichen zu können und nicht zu wissen, welche der 100 Türklingeln betätigen zu müssen. Wir hatten seit einem Monat eine Reservationsbestätigung und auch schon den Monatsbetrag für das Zimmer bezahlt. Das Gebäude sah sehr neu und unbewohnt aus. Argentinische Balkone sind in der Regel reichlich mit Ramsch geschmückt, und sehen nicht so steril aus... Mit Verdacht auf Betrug setzten wir uns etwas ratlos mit unserem 40kg Gepäck in ein Restaurant. Gut erzogen wie wir sind, haben wir sehr anständig auf spanisch kommuniziert, dass wir innerhalb der nächsten Stunde eine Antwort benötigen und dass wir ansonsten kurzfristig eine andere Bleibe suchen werden. Für solche eher ungewöhnliche Fälle bietet AirBnB ein Mediationscenter, wo sich ein Angestellter sofort um einen kümmert und einen beratet. Da der andere kein Lebenszeichen von sich gab, haben wir (Danke Internet) sehr spontan ein anderes Zimmer gebucht. Sehr luxuriöses Glück im Unglück. Wir bezahlen da viel weniger, sind viel näher an der Tanzschule, haben viel mehr Platz und dazu auch Waschmaschine, Pool, Billiardtisch, riesige Terrasse und Küche mit reichlich Utensilien. Und wir haben einen Hund, der auf den kreativen Namen „Dog“ hört. Der andere hatte sich dann 3h später doch noch gemeldet und sich wahnsinnig fest entschuldigt, sein Handy sei kaputt gwesen. Doof... Der hätte das Geschäft seines Lebens gemacht, hätte er sich mit irgendeinem anderen Gerät über das Internet verbunden... Auf jeden Fall haben wir alles Geld zurück erhalten und auch den Glauben an AirBnB.
Neben Dog wohnen hier auch noch andere Lebewesen. So die Dueña des Hauses mit ihrer Tochter, eine italienische Austauschstudentin, eine französische Tangoliebhaberin, zwei Katzen, ein fast durchsichtiger Gecko, mindestens eine Milliarde Mücken, die es alle auf mich abgesehen haben und Oskar, unser Badezimmer-Pilz. Eines Tages lachte er mich an. Ein richtiger Pilz mit Stängel und Hütchen, geboren direkt aus der Ecke des täglich überschwemmten Badezimmers. Er ist jetzt aber schon wieder tot.
Wenn man „Peru Beach“ hört, denkt man an Sand und Meer oder? Ging mir jedenfalls so, als uns Milos, ein Kollege dorthin mitnahm. Es war in Wirklichkeit der grüsigste Ort, wo ich mich jeweils freiwillig aufgehalten habe. Das braune Meer war mit einem Zaun abgesperrt von der braunen Wiese, die kaum zu sehen war, weil viele viele Menschen hier die Feiertage mit Sünnelen verbringen. Wieso geht man an einen Ort, „Beach“ genannt, ohne jeglichen Zugang zum Meer zu haben? Ok, man könnte sich auch fragen, warum man mit den Möglichkeiten des Internets nicht vorher recherchiert wo man hingeht. Auf jeden Fall waren Alain und ich glücklicherweise ausgerüstet mit Spieli, womit wir dann doch einen unterhaltsamen Nicht-Tango-Nachmittag mit unserem polnischen Freund Milos und venezolanischen Freundin Dani verbracht haben.
Ganz ohne Tango gehts dann aber doch nicht. Auf dem Rückweg vom Norden südwärts machten wir Halt im Parque Belgrano und haben noch ein Stündli getanzt. Obwohl ich regelmässig, also eigentlich täglich Tangokrisen habe, scheint mein Tango doch Fortschritte zu machen, denn ich bekomme doch ab und zu sehr nettes Feedback.
Das bestärkendste Feedback habe ich gestern erlebt. Wir waren an einer Milonga mit Livemusik. Ein Wahnsinns-Orchester namens „Herederos del Compás“ haben Stücke von Juan DˋArienzo zum Besten gegeben. Da die Tanzfläche wirklich vollgestopft war und ich keine Lust mehr hatte, böse Blicke zu ernten, nur weil ich jemanden unabsichtlich gemüpft habe, habe ich mich an die Bar gesetzt und einfach zugehört. (Manchmal nervt mich diese intolerante Gesellschaft dieser Tangokultur ein bisschen...) Ein eleganter Mann im Frack (nein, nicht Alain), hat mich aufgefordert zu tanzen. Da gerade ein schnelles Milongastück gespielt wurde, habe ich gesagt, dass mir dies zu tanzen sehr schwer fällt. Woraufhin er mir etwas in dieser Art entgenete: „Te muestro, que es fácil“. Und tatsächlich bin ich nur so über die Tanzfläche geschwebt. Während mehr als einer ganzen Tanda! (Eine Tanda = 4 Tangostücke) Normalerweise darf man nach einer Tanda aufhören. (Aber er hat weitergetanzt! Mit mir!) Seine Führung war sehr klar und musikalisch und das erstaunlichste war, wie gut ich seine perfekte Achse gespürt habe. So einfach hat sich Tango noch nie angefühlt! Ich habe ihm auch ganz begeistert gesagt, wie gut er tanzt! Voller Glückshormone bin ich zu Alain gegangen, der mir sagt, dass ich gerade mit einem Maestro getanzt habe. Später haben wir den Namen „Pedro Ochoa“ gegoogelt und er ist tatsächlich ein Meister des Tango Salón. Zu meinem Glück habe ich nichts davon gewusst, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht ganz so entspannt gewesen.
Für Neugierige habe ich hier ein Video von ihm mit einer Tänzerin bei einem Auftritt: https://www.youtube.com/watch?v=sYmyfIf2rFU&…Read more
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- Day 44
- Thursday, February 21, 2019 at 5:33 PM
- ☀️ 32 °C
- Altitude: 33 m
UruguayPlaya de la Gruta34°54’31” S 55°2’41” W
Ich sehe einen Hügel! (Monte vi eu)

Stadtkoller. Nach gut einem Monat Hardcore-Grossstadtleben, sehnen wir uns nach Natur, guter Luft und Ruhe. (So erwachsen...) Deshalb haben wir uns wahnsinnig auf unsere Uruguaywoche gefreut, welche wir schon aus der Schweiz gebucht hatten.
Nach einem ähnlichen Prozedere wie am Flughafen suchen wir uns ein Plätzchen auf der riesigen Fähre, welche uns in 2h über den Rio de la Plata nach Colonia del Sacramento bringt. Kaum ausgestiegen (Gepäck deponiert und Busfahrt nach Montevideo organisiert), bemerken wir, dass das ständige Grosstadtverkehrsrauschen fehlt, plötzlich Lu(s/f)t zum Atmen auftaucht und riesige Bäume und gesunde Vögel die Strassen säumen. Colonia del Sacramento, ein UNESCO Weltkulturerbe, ist ein sehr romantisches kleines Städtchen. Da Alain immer nach dem Meer durstet, suchen wir gleich die Strandpromenade auf und sind vor lauter guter Luft und kitschigen Meeresausblick noch ein bisschen verliebter. Endlich kann Alain zu den Fischchen ins Wasser und ich habe derweil zu meinem glücklichen Glück einen Kolibri entdeckt. (Ich liebe Kolibris!) Vom Leuchtturm aus geniessen wir den idyllischen Sonnenuntergang mit Sicht auf Buenos Aires in der Ferne.
Unser uruguayanisches AirBnB-Zimmer liegt in Montevideo, 3h Fahrt entfernt in einem zu stark klimatisierten Bus. Wir teilen die Wohnung mit dem Vermieter. Meine Vorfreude auf Uruguay wird jäh gedämpft als ich am nächsten Morgen mit mühsamen Grippesymptomen verwache. So verbringe ich die folgenden zwei Tage vor allem im Bett, während Alain alleine die Stadt erkundet, beziehungsweise die Strände. Nachdem Alain dreimal schwimmen war, erfahren wir im Fernsehen, dass das Meer teilweise von Cyanobakterien befallen ist und fürs Baden ungeeignet sei. (Wie unfair, dass trotzdem ich die Kranke war.) Später sehen wir auch grünliche Strände mit toten Fischen...
Bei jeder Taxifahrt liegt mir Alain in den Ohren, was für ein genialer und viel besserer Taxifahrer er selber wäre. Nun haben wir entschieden ein Auto zu mieten, damit wir ein bisschen herumkommen und Alains Bedürfnis nach Autöli-fahre gestillt wird. Wir fahren zum zwei Stunden entfernten „Casapueblo“, das Haus des Künstlers Carlos Paez Vilaró. Ein riesiges Anwesen an der Küste, ganz in weiss, ohne Ecken und Kanten, mit Aussicht auf das Meer. Seine farbigen Bilder im Museum zeigen viele Szenen aus der afro-uruguayanischen Kultur. Nebst Maler war er auch tätig als Bildhauer, Schriftsteller, Komponist und Architekt. Das an griechische Dörfer erinnernde Gebäude hat er als Hommage an seinen Sohn gebaut, welcher einen Flugabsturz zwei Monate im Schnee der Anden überlebt hat. Nach dem wunderbar kitschigen Bilderbuch-Sonnenuntergang fühle ich mich schon fast wieder kerngesund.
Am nächsten Tag fahren wir nach Punta del Este, wo Alain ein bisschen Pachanga zum Besten gibt. (s. Video auf Facebook) Wenig beeindruckt von dem Touri-Zeug fliehen wir nach Las Flores, ein winziges Örtchen an der Küste. Wie viel geniessbarer es doch ist, wenn man nicht mitten in der kamerageilen Masse steht. (Ja, ich weiss, wir machen auch gerne Fotos und ja, wir sind auch Touristen.) In einem winzigen kleinen Garten essen wir eine köstliche glutenfreie Lasagne, Biosalat, Bananenkuchen und Meringue (oh Alain war glücklich) mit Dulce de Leche. Inmitten von Biogebüsch mit Milliönchen von Bioläuse-eierchen überall. Nichts ist perfekt.
Nach gefühlt ewigen vier Tagen ohne Tangotanzen, brauchten wir wieder ein Dosis Bandoneon und dramatischen Gesang. In der Altstadt Montevideos spielte eine Band in einem alten Busdepot, wo die Menschen dazu tanzten. Erstaunlich, wieviel Tanztraining Kein-Training ersetzen kann. Wir waren beide sehr erstaunt, wie gut sich unser Tanzen plötzlich anfühlte, nachdem wir „so lange“ (für unsere Verhältnisse) keinen Tangounterricht genommen und auch nicht geübt haben. Ein bisschen tanzfreie Zeit erlaubt eben dem Körper das Gelernte zu festigen.
Heute besuchten wir eine Milonga im „Mirador de la Intendencia“, eine Aussichtsplattform auf 80m Höhe mit Blick auf fast ganz Montevideo. Noch nie habe ich meine Turnschuhe mit Tanzschuhen bei so eindrücklichem Panorama getauscht.
Während unserem Mittagessen im gedeckten „Mercado del Pueblo“ ergoss sich strömender Regen über die Stadt. Deshalb sitze ich jetzt zu Hause und komme endlich wieder zum Schreiben.
PS: Montevideo zählt zu den sichersten Städten in Lateinamerika und ist zudem die südamerikanische Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Die Stadt und ihre Bevölkerung zeigen sich beeindruckend fortschrittlich in vielen Hinsichten. Das Frauenwahlrecht gibt es schon seit den 1920er Jahren, der Anbau und Gebrauch von Marihuana ist straffrei, die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare ist erlaubt und 95% der Elektrizität stammt aus erneuerbaren Energien. Zudem ist Montevideo sehr touristenfreundlich, da man im Gegensatz zu Buenos Aires fast überall mit der Kreditkarte bezahlen kann und nicht teuer Bargeld abheben muss. Ausserdem ist (bei meinem Stand der Beobachtung) dieses Land noch überhaupt nicht von nordamerikanischen und europäischen Backpackern bevölkert. Uruguay ist bestimmt eine längere Reise wert.Read more
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- Day 29
- Wednesday, February 6, 2019 at 12:26 PM
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 37 m
ArgentinaVilla General Necochea34°31’3” S 58°34’5” W
Wir brücken.

Unser Tag ist nachts. Früh morgens gehts ins Bett. Und morgens ist unser Pischi immer ein bisschen blauer. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir lernen jeden Tag so viel Neues. Zum Beispiel dass von oben nicht nur Kondenswasser, Blumengiesse oder Regen fällt, sondern als Überraschung für Zwischendurch auch Taubenscheisse. Bei meinem Pech gleich 3 mal. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Da intensive Körperarbeit bekannterweise auch immer mit irgendwelchen Beschwerden einhergeht, habe ich mir eine Osteopathin gesucht, die Wunder bewirkt. Auf einmal ist alles nur noch halb so schwierig. Eine schön gerade Körperachse ist im Tango die halbe Miete.
Ich hatte unterdessen eine britische und eine französische Privatlehrerin für Tangotechnik und zwei argentinische Privatlehrer die mit mir jeweils eine Stunde geübt haben. Kaum zu glauben, wieviel Unsichtbares in diesem Tanz steckt. Was mir im Unterricht besonders gefällt, ist, dass viel mit Visualisierung gearbeitet wird. Schon bei mir im Salsaunterricht habe ich gemerkt, wie viel innere Bilder bewirken können, um eine bestimmte Bewegung auszuführen. Im Tango ist die Fähigkeit die innere Vorstellungskraft zu benutzen fast eine Voraussetzung. Man kann von aussen kaum wahrnehmen, was zwischen einem tanzenden Tangopaar alles geschieht. Ich weiss jetzt wie es ist, in einer überdimensionalen imaginären Weinflasche zu tanzen, die zweite Hälfte einer stabilen imaginären Brücke zu sein und die Energie als flexibles Dreieck zu sehen.
So langsam haben wir herausgefunden, welche Milongas uns entsprechen. Es sind die ganz kleinen, intimen Plätzchen. Zwar ist der Platz jeweils sehr limitiert, da auch anderen diese Orte besonders gut gefallen, doch je enger die Grenzen, desto wichtiger ist die eigene Kreativität, damit der Tanz doch zu etwas Unvergesslichem, oder zumindest zu etwas Geniessbarem wird. So bekommt Musikalität und Feingefühl des Partners eine neue Dimension. Und das Schönste? Mitten drin zwei leidenschaftliche Musiker, die mit Gitarre, Bandoneon und Gesang Tango vom feinsten spielen. Angesichts des herrschenden Wetters, wortwörtlich die Verschmelzung der Tanzenden mit den Musikern. In einem engen vollgestopften Raum zu tanzen bedeutet für die Followers, „Augen zu und durch“, mit vollstem Vertrauen in den Partner, doch dank der Musik in der Mitte trotzdem mit wunderbarer auditiver Orientierungsmöglichkeit.
Schön ist auch, dass wir mittlerweile einige Leute kennen und unser argentinisches Leben viel sozialer geworden ist. So passiert immer öfter, dass wir von einer Milonga noch zur nächsten und nächsten überredet werden und so erst früh morgens schlafen gehen und am Mittag oder Nachmittag im blauen Pischi verwachen. Und so schliesst sich der Kreis von heute.Read more
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- Day 27
- Monday, February 4, 2019 at 7:47 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 47 m
ArgentinaRecoleta34°35’46” S 58°23’39” W
Ärmel ist reingezogen.

In der Regel ist Alain der, der das Logistische unserer Reise organisiert. Das Herausfinden der Busnummern, die Abfahrtsorte, die Kalkulation der benötigten Zeit etc. Kommt immer gut! Auch weil ich mir die Ortsnamen, Strassennamen und die Namen der Tangolehrer merken kann, und mir die spanische Konversation etwas leichter fällt. So ergänzen wir uns perfektens.
Neulich habe ich mal die Zügel in die Hand genommen und einen schönen Tag organisiert für Alain. Ich habe zwei Ziele nach seinem Geschmack aufgespürt, die Busse rausgesucht, die Cuadras gezählt, Essensmöglichkeiten in der Nähe studiert und gespeichert. Wir sind ohne Zwischenfälle, ohne Alains Hilfe und zu seinem bescheidenen Erstaunen am richtigen Ort gelandet. Zuerst im „El Ateneo Grand Splendid“. Ein ehemaliges wunderschönes riesiges Theater aus den 20ern, welches im Jahr 2000 in eine der grössten Buchhandlungen von Buenos Aires umgewandelt wurde. In den ehemaligen Logen finden sich heute Sessel zum Lesen und auf der ehemaligen Bühne ist ein Café untergebracht. Wie superschön ist das, nicht wahr?
Danach haben wir in einem Restaurant endlich mal eine „Milanesa“ probiert. Das sind Schnitzelpizzas, sehr bekannt hier in Argentinien. Alain war begeistert! Zwei seiner Lieblingsessen vereint in einem Gericht! Ein Gedicht! (Mir genügt ehrlich gesagt das Schnitzel oder die Pizza allein.)
Als Dessert habe ich einen besonderen Ort herausgesucht, an welchem scheinbar die allerbeste Glacé in Buenos Aires hergestellt wird. Und achtung: Dort soll es Glacé im Cornet MIT Meringue geben! Wenn das nicht die beste Dessertkombination ist? (Im Namen von Alain.) (Mir genügt wiederum das eine oder andere völlig.) Leider war weder die Glace noch die Meringue wirklich überzeugend.
Die restliche Zeit wollten wir den berühmten Friedhof in Recoletta besuchen, und das Grab der Evita Perón besichtigen. Stattdessen bekam das supercoole „Centro Cultural Recoleta“ und der magische Sonnenuntergang unsere ganze Aufmerksamkeit.
Auch unsere ganze Aufmerksamkeit hat währen der restlichen Zeit der Tango. „Schlimmer“ als ichs mir vorgestellt habe, hats mir der Ärmel reingezogen. Wir nehmen jetzt beide je alleine Privatunterricht. Obwohl ich behaupten darf, schon diverse Tanzerfahrungen zu haben, ist Tango ein völlig neuer Ansatz für Körperarbeit. Wahnsinn. Ich liebe diese Herausforderung so sehr und ich bin inzwischen froh, dass unser Leben diese und nicht die andere Abzweigung genommen hat.
Übrigens, wir haben jetzt beide die Haare kurz. Das Wetter und der Tango wollen es so. Aber den guten Frisör suchen wir weiterhin.
Das zweite Übrigens: Da das mit der neuen Matratze nicht geklappt hat, trennen wir uns im gegenseitigen Einverständnis von unserer aktuellen Wohnung und beziehen übermorgen eine andere Bleibe.
Drittes Übrigens: Unsere zukünftigen Wohnungen müssen eine Waschmaschine haben. Ich schliesse aus, dass wir beide gleichzeitig grösser und fetter geworden sind und beschuldige die Wäscherei, welcher wir unsere Kleider anvertraut haben, unsere Kleidung geschrumpft zu haben. Sehr Ärgerlich. Vor allem weil wir doch nicht neue Kleider kaufen wollen. Oder so.
Bis auf weiteres viel Spass mit den Fotos!Read more
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- Day 18
- Saturday, January 26, 2019 at 12:59 AM
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 33 m
ArgentinaVilla Maipú34°33’57” S 58°31’17” W
Unser Schlüsselerlebnis

Ein Raum voller Menschen. 30 Grad. Hohe Luftfeuchtigkeit. Ohne Licht. Ohne Ventilator. Ohne Klimaanlage. Ohne Verstärker für Musik: Stromausfall. (Wahnsinnig üblich hier im Buenos Aires.) Was machen die Porteño/as an einer Milonga bei Stromausfall? Einfach selber singen und weitertanzen. Und ein bisschen mehr schwitzen. Und jemand hat immer eine Gitarre dabei. Und alle bleiben bis zum Schluss. Fröhlich. Schön oder?
Dümmer und selbstverschuldet ist, aus der Wohnung zu treten, die Türe zu schliessen und den Schlüssel in der Wohnung zu lassen.
Kennt ihr die Geschichte von den zwei Fröschen die ins Rahmfass gefallen sind? Sie strampeln und strampeln und kommen nicht vorwärts. Die Masse ist dichter als Wasser und anstrengender zum schwimmen und nachdem sie nach einer Weile strampeln nicht weiterkommekommen, gibt der eine Frosch erschöpft auf und ertrinkt. Der andere, persistenter im Charakter, strampelt weiter solange er noch kann. Auf einmal wird die Masse vom vielen Strampeln harte Butter und der Frosch kann gemütlich aus dem Fass hüpfen.
Unsere Wohnungstüre verschliesst sich von selber. Ohne entsprechende Schlüssel kommt man weder in die Wohnung rein, noch aus dem Gebäude raus. Das heisst man steckt fest in einem hässlichen, stickigen und ungemütlichen Treppenhaus. So geschehen bei uns. Unsere Vermieterin mit dem Zweitschlüssel, sowie die Hauswartin waren zu dem Zeitpunkt ausser Reichweite. Ich versuche mit einer Mitgliederkarte aus dem Portemonnaie die Türe zu öffnen, wie schon beobachtet in Filmen. Nach zwei Versuchen sehe ich keine weitere Möglichkeit mehr und gehe wieder runter zu Alain, der in der Zwischenzeit die Haustüre bewacht (welche wir offenhalten für den Fall, dass niemand mehr durch die Türe kommt mit dem Schlüssel). Siegessicher und bewaffnet mit der Karte geht nun Alain die sieben Stockwerke hoch und ich bewache die untere Haustüre. Nachdem ich eine halbe Stunde lang im Kopf Worst Case Scenarios durchgespielt habe, kommt Alain, wie der zweite Frosch hüpfend, mit frischem Hemd und gut gelaunt zurück. Ein sehr netter Nachbar, die richtigen Werkzeuge und paar hilfreiche Youtube Videos konnten die Türe öffnen ohne etwas zu zerstören. Und was will der Nachbar im Gegenzug? Nur dass wir allen erzählen, dass die Argentinier nett sind. Also: Die Argentinier sind wirklich sehr hilfsbereite und freundliche Menschen. Voila. (Und was habe ich daraus gelernt? Ich will ja nicht ertrinken wie der erste Frosch. Schnell aufgeben ist keine Lösung. Weder beim eingesperrt sein, noch im Tango ;-))
Nicht so nett wie die Argentinier ist das Gericht „Papas Fritas Porteñas“ das wir zu unserem Bier bestellt haben. Erwartet haben wir Pommes mit einer Knoblauchsosse. Pommes kamen auch. Sowie der Knoblauch. Aber Knoblauch pur (wahrscheinlich ein ganzer Koblauchfuss), gepresst und schön auf allen Pommes verteilt. Es hat eigentlich sehr gut geschmeckt. Aber geschmeckt hats auch noch zwei Tage danach. Aus allen Löchern. Und das war weniger lustig.Read more
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- Day 15
- Wednesday, January 23, 2019 at 1:31 PM
- ⛅ 26 °C
- Altitude: 41 m
ArgentinaAlmagro34°36’18” S 58°25’17” W
Bett des Horrors

Merke: Wenn es am Boden nass ist, dann tropfts von oben runter und es muss nicht Regen sein. Vielleicht ist jemand am Blumen giessen und vielleicht ist es Kondenswasser von den Klimaanlagen, die aussen montiert sind. Ich mache jedenfalls einen grossen Bogen drum. (Und trotzdem erwischts immer mich und nicht Alain, dems egal ist...)
Falls ihr irgendwann in Buenos Aires seid, (Tschuldigung an alle Vegetarier/Veganer), da ist der Place to be: La Brigada. Besseres Fleisch assen wir nur in Japan. Das Fleisch, wie auch der Wein waren göttlich! Und endlich Salat ohne schrecklichen Billigessig...
Wir sind umgezogen! Da sich unser Lebenszentrum zurzeit eher in der Mitte der Stadt befindet, haben wir eine AirBnB-Wohnung in der Region Palermo ausgesucht. Wir haben uns am Preis und an den Gästekommentaren orientiert. Leider hat niemand geschrieben, dass man sich da in Lebensgefahr bringt... Der Lift ist ein halbes Stockwerk runtergerattert als wir im Siebten Stock aussteigen wollten, beim Bett kommen spitzige Drahtenden von den Matratzenfederungen raus, dank den Nägel in den Stühlen hat Alain ein Loch in den Hosen und in der Küche und im Bad fühle sogar ich mich wie ein Riese der sich im Zwergenland verirrt hat. Aber es ist ok. Wir haben ein Dach über dem Kopf und mit ein bisschen Kreativität lässt es sich auch einigermassen schlafen in diesem Bett des Horrors. So bald wie möglich haben wir uns Zeit genommen, unsere nächsten Aufenthaltsorte festzulegen und zu reservieren. Somit geniessen wir jetzt einen Monat lang die Vorfreude auf eine hoffentlich so schöne Bleibe wie zuvor in San Telmo. Macht die aktuelle Wohnsituation erträglicher.
Umso aufregender und attraktiver ist die Umgebung! Unsere Tanzschule ist nun nur noch fünf Gehminuten entfernt, es gibt viele tolle Restaurants und Tanzlokale! Zuzeit ist unsere Lieblins-Práctica in einer uralten Kathedrale, geschmückt mit zahlreichem zusammen gebasteltem Ramsch und vielen farbigen Lichtern! (S.Fotos) Das tollste an allen Tanzevents ist, dass fast immer eine Liveband spielt, zusammengesetzt aus Gitarre, Mundharmonika oder Bandoneon und Gesang. Inzwischen macht mir das Tangotanzen riesig Spass und ich gerate nicht mehr in Panik, wenn mich jemand zum Tanzen auffordert.
Zurzeit befindet sich hier im Quartier das „Festival Internacional de Buenos Aires“, mit verschiedenen kulturellen Darbietungen wie Tanz, Theater und Musik. Vielleicht finden wir zwischen den vielen Tanzstunden ein bisschen Zeit, um dort zu flanieren.Read more
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- Day 11
- Saturday, January 19, 2019 at 2:43 PM
- ⛅ 23 °C
- Altitude: 45 m
ArgentinaAlmagro34°36’6” S 58°25’20” W
Joray? Lloré? [schoré]

Wenn es regnet- dann aus Kübeln. Da bleibt gar nichts trocken. Zum Glück gibt es Schuhläden, wo man sich stundenlange wunderschöne Tangoschuhe ansehen und anprobieren kann und die Kleider nebenbei von selber trocknen. Obwohl die Versuchung riesengross war und die Verkäufer ziemlich gute Argumente benutzten, haben Alain und ich schliesslich nur je ein paar Trainingsschuhe gekauft. Turnschuhähnlich, mit tiefen Absatz, wahnsinnig hässlich, aber halt bequem und einigermassen ergonomisch... Beim Bezahlen mit der Kreditkarte bemerkte der spitzfindige Verkäufer, dass Alains Nachname „Joray“ wie das argentinisch ausgesprochene „lloré“ (=ich habe geweint) klingt. Schlagfertig antwortete Alain in tadellosem Spanisch: „¡Pero soy una persona muy feliz!“ (=Aber ich bin eine sehr fröhliche Person!“) Schon alleine dafür, hat sich das stundenlange spanisch büffeln definitiv gelohnt, ich war so stolz auf meinen fröhlichen Sonnenschein! ;-)
Der Tangokurs in den neuen Trainingschuhen fiel mir nun viel leichter! Wir üben jeden Tag sehr fleissig. Mal nur die Basics und mal die neuen Schitte aus den Kursen und mal Neues aus Videos auf Youtube. Und irgendwann hoffe ich mit den zauberhaften Profischuhen tanzen zu können.
Spät am Abend besuchten wir eine sogenannte Salsaparty, um das körperliche Bedürfnis nach Bewegung zu stillen. Wir hoffen weiterhin, etwas nach unserem Geschmack zu finden. Wie auch in der Schweiz, herrscht im Hochsommer salsatechnisch ziemlich Flaute.
Das nächste Touri-Ding auf der Liste: „La Boca“. Sieht auf professionellen Fotos schön aus mit seinen farbigen Fischerhäuschen, doch in der Realität ist es eine touristenüberflutete, europaparkmässige Ecke mit kleinen Touristenkiosken, welche überall die gleichen schrecklichen Souvenirs verkaufen. Dazu haben wir den heissesten Tag erwischt. Doch auch Tangotänzer gehören zu den Touristenattraktionen in Argentinien und davon zehren wir die ganze Zeit. An jeder Ecke tanzt ein Pärchen für die Touristen. Was für die meisten ein obligatorisches Fotosujet darstellt, ist für uns ein sehr spannendes Beobachtungs- und Forschungsmodell.
Eigentlich möchte ich schon lange über das Essen hier berichten, aber bis jetzt ist das argentinische Essen nur wenig oder sehr mittelmässig befriedigend gewesen. Gut gegessen hatten wir nur wenn es ein ausländisches Restaurant war; mexikanisch, japanisch oder libanesisch. Deshalb kochen wir viel zu Hause mit Gemüse vom Markt in der Nähe. (z.b. Baby-Auberginen! s. Foto) Gestern haben wir das erste Mal eine „Parilla“ (=Grill) gefunden, die uns argentinisches Essen serviert haben, wie wir uns das dazumal in der Schweiz etwa vorgestellt hatten. Siehe Foto.
(Am Abend besuchten wir zwei Mambostunden, die Alain ausfindig gemacht hatte. Ich glaube Buenos Aires ist wirklich nur für Tango... In Zukunft trainieren wir selbstständig zu Hause, um in „Salsaform“ zu bleiben.)
Ich habe ein aufschlussreiches Tangobuch gelesen: „Why Tango? - Essays on learning, dancing and living tango argentino“ von Veronica Toumanova. Die Autorin (selber professionelle Tänzerin) beschreibt darin die vielen Schwierigkeiten die das Tangotanzen mit sich bringt, die vielen Stufen die zu erklimmen, Herausforderungen die zu überwinden sind und wieviel Persönlichkeits- und Beziehungsarbeit eigentlich dahintersteckt. Alle diese Beschreibungen finde ich zurzeit auch in unserem Leben. „When learning a new movement or a new way of doing something, you will go through four phases: unconcious incompetence, concious incompetence, concious competence snd unconcious competence.“ Ich befinde mich zurzeit in der Phase der bewussten Inkompetenz, die fast nicht auszuhalten ist, nachdem ich schon so viele unglaublich schöne Tangotänzerinnen gesehen habe. Doch es motiviert mich umso mehr, hart zu trainieren, bis alles fast von alleine läuft! Das Kapitel „Why we fight when practising, especially with people we love“ zeigt ein bisschen, wie es bei uns beim Üben so läuft: „Some are like fireworks, their productivity comes in bright explosions. Others are like gletchers, moving slowly but surely in a given direction.“ Wer erkennt uns? ;-)Read more
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- Day 7
- Tuesday, January 15, 2019 at 1:20 PM
- 🌧 23 °C
- Altitude: 27 m
ArgentinaParque Patricios34°38’16” S 58°24’21” W
Chicos, ya cerramos la escuela!

Nachdem Alain meinem ganzen Frust ausgesetzt war, einigten wir uns darauf, mal eine „Práctica“ (Milongasimulation zum Üben) aufzusuchen. Im Parque Patricio fanden wir ein Plätzchen, wo die fitten Senioren und tanzfreudigen Touristen sich austoben konnten und Tango, aber auch Cumbia, Swing und Folklore tanzten. Es hat mich sehr berührt, mit wieviel Gefühl auch im hohen Alter getanzt wird. Diejenigen, die sich nicht mehr bewegen konnten, sassen auf den roten Plastikstühlen und fühlten mit. Eine Gitarristin gab später eine kleine Livemusikeinlage. Wunderschön! Wir haben viel getanzt. Hier fühlte ich mich nicht mehr wie ein kleiner Elefant, sondern vielleicht mehr so wie ein junges Tanzbärchen. ;-)
Gestern untersuchten wir die „Shoppingmeile“ von Buenos Aires. Sie versucht zwar hübsch auzusehen, sich zu schmücken mit verblichenen Spiegel und verrissenen Fähnchen, um mit anderen Grosstadtshoppingmeilen mitzuhalten... Aber die heruntergekommenen Gebäude, die wohl zur Hochblüte mal fantastisch ausgesehen haben und die verlöcherten Trottoirs, die wieder mal „zum Zahnarzt“ müssten, machen einen sehr traurigen Anblick. Zum Glück fehlen auch Läden wie Gucci, Armani und Dolce Gabbana, somit muss ich mir um mein Portemonnaie keine Sorgen machen. Haha. :-)
Oder vielleicht doch. Brauche ich nicht noch Tangoschuhe? Das hilft sicher beim tanzen? Tangoschuhläden gibt es fast wie Sand am Meer... Oje... Ich muss jetzt stark sein.
Am Abend besuchten wir zum ersten Mal eine Tangoschule. Aufgrund der letzten Erfahrung im Anfängerkurs, besuchten wir das erste Level. (Alain wollte keinen meiner Frustrationsanfälle mehr riskieren.) Ich glaube jeder einzelne Tourist der sich zu dieser Zeit in Buenos Aires befand, hatte die gleiche Idee wie wir. Warum auch nicht... eine Tangostunde kostet gleich viel wie zwei Bier! (Zwei Bier haben wir uns danach auch gegönnt.) Obwohl sich gefühlte 100 Leute auf gefühlt 5 Quadratmetern befanden, hat die Tangostunde sehr Spass gemacht. Wir haben viel persönliche Aufmerksamkeit von den Lehrern genossen und bereits konstruktive Tipps erhalten, die wir gleich umsetzen wollten und sind zum Üben geblieben. Sie mussten uns zwei Streber irgendwann rausschmeissen, damit sie die Schule schliessen konnten... So muss es sein!
(Videos posten wir auf Facebook, da wir hier keine Premiummember sind)Read more
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- Day 4
- Saturday, January 12, 2019 at 3:06 PM
- ⛅ 26 °C
- Altitude: 30 m
ArgentinaPlaza de Mayo34°36’30” S 58°22’20” W
Der kleine Elefant im Tangoschuppen

Schon am unserem Ankunftstag in Buenos Aires stürzten wir uns in unser Tangoabenteuer und fuhren zu meiner ersten argentinischen Milonga mit (=Tangoparty) mit Livemusik. Was ich in der Schweiz als sehr seriöse und ernsthafte Ü50-Angelegenheit erlebte, scheint hier um 180 Grad anders zu sein. Es gibt Tanguero/as jeden Alters, die Frisuren reichen vom strengen Dutt bis zu langen Rastas, man tanzt in schwindelerregend hohen Schuhen oder auch in Converses, Nikes oder Finken. Es wird auch fröhlich-laut geplaudert und die Stimmung ist sehr entspannt. Da der Saal ziemlich überfüllt war, verbrachten wir nur kurze Zeit auf der Tanzfläche und haben uns die restliche Zeit visuell und auditiv inspirieren lassen.
An unserem ersten Morgen war Alain kaum zu halten und wir zogen los, um das „Touristenzeug“ abzuhaken. Zu Fuss durch schäbige, aber schön sonnige Strassen erreichten wir den Plaza de Mayo, gingen weiter entlang dem Río Darsena (klingt schön, ist aber nur eine braune Brühe) zum Hafen und schliesslich zu einem Naturreservat „Reserva Ecologica Costanera Sur“. Da wir das Touristentum sehr ernst nehmen, frass die obligatorische Fotografiererei viel Zeit, bis wir gemerkt haben, dass wir schon fast zu spät waren, wenn wir pünktlich und satt zu unserer ersten Tangostunde kommen wollten.
Busfahren: die Bushaltestellen erkennt man an den säuberlich hintereinander stehenden Menschen am Strassenrand oder dank GoogleMaps. Vorbildllich steigt einer nach dem anderen ein und murmelt dem Chauffeur andächtig und unverständlich seinen Ausstiegsort und hält dann seine Prepaidkarte an den Piepserkasten. Wenn man keine Karte hat, fragt man einfach den Menschen hinter einem, der dann hoffentlich hilfsbereit seine Karte anpiepst. Zurückbezahlt-werden wollte er in unserem Fall nicht. Nett oder? Das Busfahren kostet zum Glück kaum einen Viertel Franken, so mussten wir nicht ein allzu schlechtes Gewissen haben. Da wir als zwei unbeholfene Touristentrottel viel Aufmerksamkeit im Bus erregt haben, wusste der halbe Bus wo wir hinwollten und so waren wir in sicheren Händen.
Tangostunde: Oft findet vor den Milongas ein Tangoworkshop statt. Zwei sympathische junge Leute gaben uns musikalische Inputs. Ich als ungeduldige Anfängerin fühlte mich in diesem “Anfängerkurs” überfordert. Meine Frustrationstoleranz im Tanzen kann wirklich nicht gerade hoch genannt werden... Es wurde auch nicht besser als die Party losging und die Porteño/as (Buenos Airer/innen) ihre Schuhe schnürten. Wir waren wohl in einem Profitangoschuppen gelandet: alle haben “Tango gefühlt”, ausser ich. Jeder Schritt fühlte sich falsch an und sah wohl auch nicht halb so elegant aus wie bei den anderen. Als Tänzerin wieder ganz von vorne beginnen zu müssen und zu erkennen, dass es wirklich gar keine Abkürzungen zum Tango gibt, ist zurzeit Frust pur. Aber ich werde es lernen!!
(Zum Glück hab ich meinen lieben Schatz der mir heute Frühstück gemacht hat und jetzt einen kleinen Mittagssnack vorbereitet. :-) E Guete!Read more
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- Day 2
- Thursday, January 10, 2019
- 🌧 20 °C
- Altitude: 38 m
ArgentinaPlaza Dorrego34°37’24” S 58°22’21” W
(Para bailar la) Cochabamba

Cochabamba: Was mehr nach einer lustigen Party oder einem abenteuerlichen Dessert klingt, ist unsere argentinische Adresse für die nächsten zwei Wochen. Nach 25h Reise sind wir endlich in unserer gemütlichen AirBnB-Wohnung im Quartier “San Telmo” angekommen. Die Wohnung ist in einem alten, typisch argentinischen Haus mit zwei engen Wendeltreppen und einer Dachterrasse mit Aussicht auf heruntergekommene Hausfassaden. Es gibt Küche mit Kaffeemaschine, Bad mit Bidet um die Tanzstinkfüsse zu waschen und Wohnzimmer mit viel Platz, grossem Spieltisch und Tanzspiegel. Der Vermieter ist Tangogitarrist und hat uns bereits mit zahlreichen Tangotipps ausgestattet.
Heimweh? Können wir eigentlich gar nicht so haben, wir haben kein “Daheim” mehr! ;-) Unser ganzer Haushalt befindet sich auf circa 5 Kubikmeter im Keller bei meinen Eltern. Tagelanges Ausmisten, Verkaufen, Verschenken und Entsorgen hat sich definitiv gelohnt!
Rucksack versus Koffer: ich mit 14 Kilo vollem Rucksack am Rücken und Alain mit 12 Kilo vollem Koffer an der Hand, haben wir die verschneite Schweiz für 7 Monate verlassen. Sehr praktisch, dass ich keinen Koffer durch den Schnee schleiffen musste: 1:0 für meinen Rucksack. (Im Flughafen selber hat sich der Punktestand recht schnell zu Gunsten des Koffers gedreht.)
Kamasutra des Sitzens: Hochgradig kreativ habe ich jede mögliche Sitzstellung im Flugzeug ausprobiert, um mich fit zu schafen für den ersten Tag in Buenos Aires. Vieles ist möglich, aber bei 12h nichts wirklich nachhaltig bequem. (Deshalb liege ich jetzt gemütlich im Bett und “influence” euch. Im Wintergarten nebenan ist Alain am Spanisch lernen, damit er das nächste mal nicht “Nariz” (Nase) bestellt, wenn er eigentlich “Arroz” (Reis) essen will ;-))
Unser Plan: keinen zu haben! Wir freuen uns wahsinnig, mit einer leeren Agenda unterwegs zu sein. Nur Tango tanzen und gut essen. Was will man mehr!
Übrigens wer noch Argentinien-Tipps hat, melde sich doch bitte bei uns! Im Gegenzug gibts dann paar neidisch-mach-Fotos! ;-)
Hasta la Pista!Read more