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  • Day 161

    Tacoliebe und Montezumas Rache

    June 18, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 24 °C

    Ziemlich genau 10 Jahre ist es her, seit ich meinen letzten, echten, mexikanischen Taco gegessen hatte. Ich habe immer wieder nach Erinnerungsfetzen an mein Auslandsemester anno dazumal gesucht, doch zehn Jahre ist viel Zeit um zu vergessen...

    Neben den Tacos war auch Pedro ein Grund, wieder Fuss auf Mexiko zu setzen. Er war mein damaliger Tanzpartner, welcher mit mir meine erste Salsashow getanzt hatte und mit viel Geduld meinem Spanisch auf die Sprünge geholfen hatte. Ein guter Freund, mit dem ich immer mal wieder ein bisschen Kontakt hatte.

    Nach dem Ausschlafen, sind wir durch das historische Zentrum getschalpt. Ich eher um Zeit zu schinden bis Pedro fertig war mit der Arbeit und Alain natürlich, weil man das als Tourist halt so macht. Die zahlreichen Gebäude und Plätze im spanischen Kolonialstil sind beeindruckend und ungefähr gleich wie früher. Endlich, am Abend kommt uns Pedro mit seiner Freundin abholen, um zusammen essen zu gehen. Ausser den zusätzlichen weissen Haaren bei uns beiden, hatte sich kaum etwas verändert. Die Freude war riesig einander wieder zu sehen. Und für mich wunderschön, dass Alain und er sich auch endlich kennenlernen. Auch wunderbar fand ich die Tatsache, dass wir immer noch ähnliche Interessen teilen und er sich noch an vieles von früher erinnert und uns erzählt.

    Wem wir natürlich auch einen Besuch abgestattet haben, ist meine ehemalige Gastfamilie. Wie in Mexiko so üblich, wohnen auch die erwachsenen Söhne und Töchter immer noch bei den Eltern, somit brauchten wir nur bei meinem damaligen Zuhause vorbeizugehen, um alle zu treffen. Auch hier ist immer noch alles genau gleich. Ausser, dass meine Gastmutter Romy nun öfter auf ihre Enkel aufpasst. Romy empfing uns sehr herzlich und hat uns köstliche Molletes serviert (Brötchen mit Bohnenmantsch und Käse überbacken), mein damaliges Lieblingsfrühstück. Sie hat uns auch das Plakat gezeigt, welches ich und meine damaligen Mitbewohner ihr geschenkt hatten. Es war fein säuberlich in einem Plastik verpackt und unter der Matratze versorgt. Es hat mich ehrlich gerührt, dass sie das aufbewahrt hat. Sie hat uns auch gezeigt, wo ich damals meinen Namen in den frischen Zement vor der Haustüre geschrieben hatte, woran ich mich wirklich nicht mehr erinnere. Auch mit meinen Gastgeschwister Paola, Luis Fernando und Eddy haben wir uns unterhalten und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht.

    Da uns nur „Ferien machen“ langweilt, entschieden wir unser Spanisch zu verbessern und uns in einer Sprachschule anzumelden.
    Ein schriftlicher und mündlicher Eintrittstest empfahl Alain das Level B1 (Mittelstufe) und mir das Level C1 (Fortgeschritten). So hatten wir nach langer Zeit wieder mal einen geregelten Alltag, inklusiv früher Aufstehzeit. So studierten wir zwei Wochen lang, täglich von 09:00-13:00 Uhr die spanische Sprache. Nach den anfänglichen Frustrationsanfällen meinerseits, haben wir uns schnell an das Schulleben gewöhnt und haben jeden Tag strebermässig zusätzlich mehrere Stunden Aufgaben gemacht und gelernt. Noch nie in meinem Leben war ich so motiviert zu lernen! (Das meine ich nicht ironisch.) Vielleicht bin ich jetzt endlich schulreif! (Und Alain konnte sich nun doch endlich überwinden, eine Lesebrille zu kaufen. )

    Auch erfreulich ist die Salsaszene hier in Guadalajara. Endlich Leute, die unsere Tanzssprache verstehen! Einzig seltsam war, dass beim Clubeingang die Taschen untersucht werden und zwar nicht nach Drogen oder Waffen wie man in Mexiko denken könnte, sondern nach Kaugummis. Ja, weil die Leute schmeissen ihre gekauten Kaugummis auf den Boden... (Echt jetzt...?!)

    Auch die Tangoszene haben wir gesucht, doch diese existiert kaum. Wobei mein Verdacht ist, dass Mexikaner einfach ein zu fröhliches Volk sind, um so deprimierende Texte zu hören.

    Ansonsten haben wir viel mit Pedro unternommen. Wir waren an einem super Salsakonzert, an einer gemütlichen Salsa-Poolparty mit Karaoke, im riesigen Zoo von Guadalajara, in der stinkigen Schlucht von Huentitán und das alles bei mega trockenen mind. 35 Grad. Weil es einfach zu heiss ist, verbringen wir auch viel Zeit drinnen beim Ventilator mit meinem Schachtraining. Inzwischen muss Alain immer öfter meinen berechtigten und ehrlich erkämpften Sieg akzeptieren.

    Klingt eigentlich alles ganz toll und idyllisch, oder? Wäre da nicht Montezumas Rache, welche kein Ende nimmt... Tja, wie ich so schön gelernt habe: „Dios aprieta, pero no ahorca.“. (Wörtlich: Gott presst, aber erwürgt nicht. Im Sinne von „Was dich nicht umbringt, macht dich stark“.) (Montezumas Rache bedeutet auf gut Schweizerdeutsch: den Scheisser haben.)

    Und hier meine Ode an den Taco: (Hausaufgabe: möglichst viele Sinneseindrücke einer Sache beschreiben.)

    MI PRIMER TACO DESPUÉS DE DIEZ AÑOS
    Después de tanto tiempo extrañando los tacos, por fin ya lo tengo a la mano. La tortilla blanda como la piel de un bébé, está revelando un bocado suave. Todavía caliente y listo para sacrificarse y hacerme feliz a mi. Vapeando por el calor que le daba la estufa, distribuye un olor tan tentador, que llama hasta la atención de las moscas en Suiza.
    Ahora el primer bocado: Se explota un fuego artificial de sabores en mi boca. La unión perfecta del limón, del cilantro y del chile, un poquito ácido, un poquito amargo y un poquito picoso, refresca cada parte de mi cuerpo. La salsa verde, como la sala roja me queman por dentro, de una manera muy sutíl. Las cebollas con su presencia penetrante suenan crujiente entre mis dientes. Y por últiimo, si bien no menos importante: la carne con su sabor tan adictivo que pide ser comida más y más y más, hasta el punto de comprarme nuevos pantalones.
    Ahora si, estoy en México.
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