Satellite
Show on map
  • Day 2

    Paradies

    August 19, 2023 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Wir steigen schlafmängelnd aus dem Bus und werden zum Sammeln an eine Laterne geschickt. Da treffe ich auch schon Bernie. Ich wusste sie würden hier arbeiten, aber nicht dass man sich schon innerhalb der ersten Minuten sähe. Von diesen werden wir zum Camp gebracht. Zum Paradies.
    Nach einer Ansprache lege ich mich einer der vielen Hängematten im Camp und entscheide mich doch dazu, dass die Müdigkeit mich nicht abhalten wird, ins Meer zu springen. Alleine gehen möchte ich aber nicht, also frage ich einfach paar Leute um mich herum, ob sie mir folgen möchten.
    Der Weg zum Strand ist eine Straße, die über einen Hügel führt. Ab einem bestimmten Punkt sieht man das Meer. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen und alles ist leer. Wir waten durch den Fluss der den Strand entzweit und warten aufeinander, damit alle gleichzeitig umgezogen sind.
    Wir renne los. Wie lange ich nicht mehr in Wellen war. Ich liebe sie. Zum Glück hab ich noch eine ganze Woche mit, in und um ihnen.

    Zurück im Lager gibt es Frühstück. Baguette mit allen möglichen Belägen. Nach dem wespenüberströmten Frühstück frage ich nach der Uhrzeit. Es ist circa 10 Uhr. Wir vertreiben die Zeit bis zum Check-In um 14 Uhr mit Tischtennis, quatschen und nochmal an den Strand gehen. Die Zeit scheint stillzustehen. Beim Check-In lerne ich meinen Zeltgenossen Tim kennen, eine netter Kerl an die 30, bei dem ich mich sehr wohlfühle. Da ich die Leute noch nicht einschätzen kann, hatte ich Angst mit jemand unangenehmen zusammen zu schlafen.
    Die Zelte haben einzelne Schlafkabinen mit Lattenrosten und Matratzen, sehr komfortabel.
    Nach dem Check-In gibt es eine Führung zur Promenade, wo es nach Zucker und Fett riecht. Uns wird eine Abkürzung zurück nach Hause gezeigt, wo die Surfkurse eingeteilt werden. Ich unterhalte mich mit einer Gruppe von Mädchen und bevor ich dazu komme zu fragen, ob sie mit mir in einen Kurs möchten, nimmt eine andere den Platz ein. Vico, der Hamburger welcher sich zu den Leuten aus meinem Bus und mir gesetzt hatte, schaltet sich ein und wir tragen uns zusammen in eine Gruppe ein.
    16 Uhr oder so. Ich bin nicht sicher, ob ich je einen so langen Tag gehabt hatte. Nicht nur von der Zeit her an sich, sondern auch von der Entwicklung der sozialen Beziehungen und der Rolle in diesen her. Bei der Zuteilung unserer Neoprenanzüge krieg ich einen mit einem Herzsymbol darauf, statt einer Nummer.
    Beim Abendessen um 18 Uhr sitze ich mit Leuten, welche mir bereits wie drei-Wochen-bekannt vorkommen. Abspülen macht mit so lustigen, angenehmen Menschen um einen herum auch eher Freude.
    Um 20 Uhr veranstalten wir ein Speeddating mit vorbereiteten Fragen. Jedes zweite Gespräch ist so interessant, dass ich am liebsten nicht zur nächsten Person möchte. Fragen wie "Lieber wenige, enge oder viele, eher oberflächliche Freunde?" rufen genauso Gesprächsstoff hervor wie "Nutella mit oder ohne Butter?". Nachdem ich mit so Vielen geredet habe, kommt es mir albern vor, dass ich Bedenken wegen meines Zeltnachbarn hatte. Hier ist niemand langweiliges, gemeines oder unangenehmes.

    Um 22:30 Uhr gehen die Lichter aus und mir fallen erschöpft die Augen zu.
    Read more