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    26. december 2022, Thailand ⋅ ⛅ 27 °C

    Der abgelegenen Küstenstraße wurde ein blauer Radweg aufgemalt.
    So sehr mich das freut, so bizarr wirkt die Szenerie, denn er gehört mir ganz alleine.
    Aber nicht nur der Radweg, auch die Straße selbst.
    Hier ist nichts, hier ist niemand.
    Meer - Vegetation - Straße - Vegetation. Aus!
    Alle paar Ewigkeiten passiere ich touristisch anmutende Einrichtungen, die nicht den Anschein haben, die für einen Radweg vorgesehenen Benutzer zu beherbergen.
    Völlig gefahrlos kann ich heute schon silvestertrunken in breiten Schlangenlinien die Fahrbahn missbrauchen.
    Da taucht alle halben Stunden, wenn überhaupt, ein motorisiertes Fahrzeug auf, bei dessen Überholen bzw. Entgegenkommen ich anstandshalber wieder nüchternen Fahrstil praktiziere. Auf der langen Passage lässt sich auch keine einzige Radfahrer*in blicken.
    In den letzten Wochen war ich mehrmals thailändischer Verkehrshölle ausgesetzt und hätte mir diese blau visualisierte Trennung gewünscht. Aber hier?
    Wer um alles in der Welt hat für wen diesen blauen Streifen in die Einöde gemalt?
    Noch dazu, wo er sich qualitativ von der bisher benutzten Rad-Infrastruktur positiv abhebt.
    Ich hab die thailändische EU im Verdacht, die hier einen Fördertopf mit blauer Farbe unabsichtlich umgestoßen hat.
    Entlang der Straße nehme ich die Parade der mir salutierenden Kasuarinen ab, eine in diesen Breitengraden, speziell in Küstengebieten, verbreitete Baumart. Sie wird von Nicht-Botanikern wie mir gerne als „irgend so a Pinie“ bezeichnet. Das mag die Kasuarine aber gar nicht, fühlt sich ähnlich beleidigt, wie wenn man hier Austria mit Australia verwechselt und nimmt Rache , indem sie mit ihren gefallenen, langnadeligen Blättern deinen blauen Radstreifen versaut.
    Aufgeweicht vom Regen, von der Sonne zu Flachs gemacht, werden die Überreste büschelweise vom Wind zusammengetragen, auf deiner Fahrspur gehortet und vermitteln dir das Gefühl, durch einen endlos langen Frisiersalon zu kreuzen, in dem irgendwer zu faul war, nach der Kundschaft aufzukehren.
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