• Ein Huhn kam in die Küche

    3 Desember 2024, Thailand ⋅ 🌙 25 °C

    Nur drei Tagesreisen liegen hinter mir.
    Und Bangkok ist weit entfernt.
    Nicht in Kilometern gerechnet.
    Von der Internationalität, die Thailand in der Hauptstadt wiederspiegelt.
    Die No-English Zone beginnt unmittelbar nach der Stadtausfahrt von Ayutthaya.
    Und mein Thai wird immer schlechter verstanden.
    Woran liegt das?
    Ich spreche die paar Worte und Sätze, die ich mir angeeignet habe, genau wie in Bangkok.
    Nur sind die Menschen in der Provinz kaum bis gar keine Touristen gewohnt und hatten somit auch keine Möglichkeit, sich durch tägliches Hören sprachlicher Unzulänglichkeiten auf unseren Kauderwelsch einzustellen und darin einen Sinn zu erkennen.
    Ich treffe die zum Wort gehörigen, richtigen Töne nie oder selten. Wenn mich in Bangkok Thais aber trotzdem verstehen, dann nur deshalb, weil sie dort die Möglichkeit haben, von vielen anderen, ebenfalls schlecht Thai sprechenden Ausländern behelligt zu werden. Dadurch lernten sie, dass ein falsch betontes Wort in einem bestimmten Zusammenhang nur die andere Bedeutung haben kann.
    Angenommen, die Bewohner des fiktiven Landes „Weiz“ können kein „Sch“ aussprechen und bestellen in Wien ein „Nitzel vom Wein“ . Beim ersten Mal wird wahrscheinlich noch der Sommelier zu Hilfe gerufen, beim hundertsten „Weizer“, weiß man, dass die dieses „Sch“ - Problem haben und sogleich wird für das „Weinnitzel“ die Fritteuse angeworfen.
    Sobald man als „Weizer“ Wien aber verlässt und in Regionen vordringt, wo man zwar weiß, dass es solche „Weizer“ gibt, aber noch keinem begegnet ist, steht nach der Bestellung die Flasche Heideboden am Tisch.
    Und so fühle ich mich gerade in der Weltmetropole Nong Khae.
    „Reis mit Huhn“ ist ein Standardgericht, das ich hier oft esse, nicht weil ich es so mag, sondern weil ich mich sprachlich in der Lage sah, es zu bestellen..
    Aber nicht in Nong Khae.
    Hier wird plötzlich nachgefragt, ob ich auch wirklich Huhn möchte oder doch eher „Huhn“. Was kann denn Huhn jetzt plötzlich noch alles heißen? Dieses zweite Huhn-Wort, das wohl etwas anderes Bestellbares bedeutet, wird von der Kellnerin natürlich anders intoniert.
    Für mich klingt das aber immer nach Huhn.
    Einmal „Huhn!“ und dann eben „Huuuuuhn?“
    Es endet in einer Spontan-Charade, in der ich pantomimisch ein Huhn darstelle und echt froh bin, dass mich hier keiner kennt und beobachtet, wie ich mit angewinkelten Ärmchen Hühnerflügel imitiere und dabei verhalten gackere. Aber so versteht mich die Dame aus der Garküche. Dann der fatale Fehler meinerseits. Der Herr Polyglott muss unbedingt beweisen, dass er eh ein paar Worte Thai kann und so versuche ich, die mir ebenfalls geläufigen Worte für „Schwein“, „Rind“ und „Garnele“ anzubringen, ohne zu bedenken, dass die Garküchen- Lady nun glaubt, ich hätte meine Bestellung geändert.
    Ich kann begreiflich machen, dass ich nur blöd angeben wollte und will mir fix einreden, dass sie das von mir gesprochene „Schwein“ und „Rind“ auch ohne begleitendes Grunzen und Muhen verstanden hätte.
    Die „Garnele“ war übrigens ein voller Erfolg. Zum Glück!
    An der wäre ich nämlich pantomimisch gescheitert.
    Baca selengkapnya