• Der "Master" im Blaumann

    July 4 in Albania ⋅ ☀️ 31 °C

    Nach unserem gestrigen Ausflug auf den Skutarisee waren noch ein paar Meter zu machen und eine Grenze zu überwinden. Und was sollen wir sagen? Wurde schon in Montenegro am Steuer über fehlende Fahrbahnbegrenzungen und Fahrkultur gemotzt, sind wir diesbezüglich nun in einer anderen Stratosphäre gelandet. In Deutschland gibt es Fahrradwege, die breiter sind als diese zweispurigen Landstraßen hier. Die Beschaffenheit der Straße gäbe normale Reisegeschwindigkeit her, die Tatsache, dass man bei Gegenverkehr quasi stehenbleiben muss (bzw. auch mal rückwärts zur nächsten breiteren Stelle fahren), erklären die angezeigte Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h. Es liegt in der Natur der Sache, dass man hier und da auch mal die Fahrbahn verlässt. Und genau dieser Umstand rächt sich dann heute morgen: Ein Reifen ist platt.

    Während wir halbherzig nach dem Reserverad gucken, kommt ungefragt ein Einheimischer vorbei. Schaut sich die Sache an, holt einen mobilen Kompressor aus seinem Auto und bläst uns den Reifen auf. Mit Händen und Füssen erklärt er uns, dass es im nahegelegenen Koplik einen "Master" gäbe, der das reparieren kann. Seine Luft reicht bis ca. 400m vor der Werkstatt, den Rest fahren wir mehr oder weniger auf der Felge.

    Der "Master" ist da und hat nach etwa 3 Minuten mehr oder weniger wortlos den Wagen hochgebockt, den Reifen abgenommen, von der Felge gezogen und auf der Suche nach dem Loch in einer Badewanne versenkt. Offensichtlich mit seiner Krisenanalyse zufrieden, zuckt er sein Telefon, erklärt irgendwem irgendwas, der uns dann wiedeum das Ganze auf so etwas ähnliches wie Englisch übersetzt: "Reparieren 10 Euro, neuer Reifen 90 Euro".

    15 Minuten später drücken wir dem "Master" 15 Euro in die Hand, was ihn ungläubig glücklich macht, dann fahren wir vom Hof. Mindestens ebenso ungläubig glücklich. Albanien, was ein Start.
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