• Der Psycho und das Wrack

    July 4 in Albania ⋅ ☀️ 33 °C

    Nachdem wir dank Jana und Gila gestern Abend ein Leguan-Drama abwickeln konnten, heute morgen das Reifenchaos den Tagesplan über den Haufen warf, das Reifenwarnlicht weiter blinkt und das Navi entspannte 1:45 Stunden für 60km zum Theth Nationalpark kalkuliert, strahlt das männliche Mitglied der Reisegruppe wie üblich stoische Ruhe aus. Mit knapp 27km/h im Schnitt umkurvt er entspannt Schlaglöcher, Kühe, Schafe, Pferde und parkende Autos auf der wie üblich unendlich breiten Straße. Er ignoriert großzügig sämtliche Vollidioten, die in ihrem Bauernbenz keinerlei Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer nehmen, nimmt die 127 Serpentinen auf den Berg gelassen und frohlockt gar bei den 87 Serpentinen, die auf der anderen Seite wieder runterführen.

    Gegen 14 Uhr parken wir das Auto und starten auf unsere 2-Stundem Wanderung zum "Blue Eye". Das Wetter könnte besser nicht sein: das Thermometer zeigt 33 Grad an. Die Luft steht auch hier in den Bergen. Gerade in der Sonne erdrückt es einen. Und der Weg liegt größtenteils in der prallen Sonne. Der weibliche Teil der Reisegruppe weist erwartungsgemäß dann auch recht schnell Konditionsmängel auf - dabei sollte sie vom Büroarbeiten eigentlich gestärkt sein.

    Wir folgen einen Flusslauf, der sich seinen Weg durch die Felslandschaft gefressen hat. Anfangs passieren wir eine Badestelle, später schauen wir in eine Schlucht, sehen einen kleinen Fall, kristallklares Wasser. Und wo Wasser ist, wächst auch was, selbst in dieser Felslandschaft. Es ist teilweise richtig grün, was uns nicht nur erfreut, weil es dann Schatten spendet. Selbst Blumen wachsen an Stellen, an denen sie eigentlich nicht hingehören. Das alles nehmen wir erst auf dem Rückweg war. Auf dem Hinweg quälen wir uns, aber beißen uns mit vielen Pausen irgendwie durch.

    Das "Blue Eye" ist ein Pool, mitten im Wald, der von einem sehr ordentlichen Wasserfall gespeist wird. Da der Untergrund felsig ist, ist das Wasser unfassbar klar. Die Sonnenstrahlen brechen in unterschiedlichsten Farbnuancen. Es sind überraschend viele Menschen hier, aber die wenigsten baden. Kein Wunder: Das Wasser ist unfassbar kalt. Ein paar Verrückte springen von den umliegenden Felsen - 10 Meter und mehr.

    Zwei weitere Verrückte haben hier eine Bar eröffnet. Unklar wie sie Tische und Bänke hierher gebracht haben, aber ihre Getränkekühlung funktioniert dank des eiskalten Bergwassers phänomenal. Und sie haben tatsächlich "Lemon Soda" im Angebot. Etwas, das der männliche Teil der Reisegruppe bis vor kurzem noch für seine Holde aus Italien importiert hat. So sitzen wir da, ein Psycho und ein Wrack, starren schweigend aufs "Blue eye", ein "Lemon Soda" in der Hand, Pingi mit am Tisch und sind glücklich.
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