• La Paz

    27. oktober 2023, Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

    Ist La Paz tagsüber vielfarbig, ockerfarben, rötlich, lila die Anhöhen, unterbrochen durch die grünen Punkte der Eukalyptusbäume, silbern oder ziegelfarben die Dächer und Gebäude in allen erdenklichen Farben, so ist es nachts glänzend wie ein Nest von Glühwürmchen. La Paz gibt schon auf den ersten Blick zu erkennen, dass es nicht von einer Stadtplanung entworfen wurde. Die Stadt läuft überall dort hin, wo sie Lust hat.

    Zwischen den Höhenlagen der Wohnviertel und dem sozialen Status ihrer Bewohner existiert eine eindeutige Beziehung: Je höher die Lage, desto ärmer die Bewohner. An den Hängen von „El Alto“, wo Wind und Kälte den Menschen zusetzen, finden sich die kärgsten Behausungen, da leben Familien auf engstem Raum zusammen. Wer es sich leisten kann, zieht möglichst weit nach unten. „El Alto“ hat den Status einer eigenen Stadt.

    Für uns ein absolutes Highlight, ist die atemberaubende Sicht während der Fahrt mit der höchstgelegenen Seilbahn der Welt von „El Alto“ hinab nach „La Paz“. Das System «Mi Teleférico» verbindet die überwiegend von Aymara bewohnten Gemeinden in „El Alto“, und dem 1000 Meter tiefer gelegenen „La Paz“. Zwei Städte, die lange Zeit als zwei verschiedene soziale Welten betrachtet wurden.

    Mit 10 Linien und einer Gesamtlänge von 30,431 km ist es das grösste, urbane Seilbahnsystem der Welt und eine sichtliche Entlastung für die Bewohner, aber nicht für alle bezahlbar.

    In „El Alto“ befindet sich auch der grösst Freiluftmarkt der Welt und ist bekannt für seine Höhenlage, die häufigen Proteste, die geschäftigen Strassen und den dichten Verkehr. El Alto ist nichts für schwache Nerven. Auf einer Fläche von fünf Quadratkilometern bietet der Markt alles, was man sich nur vorstellen kann.

    Der Markt ist nicht nur ein einzigartiges Erlebnis, sondern auch ein Ort, an dem Reisende wie bunte Hunde hervorstechen. Hier ist also Vorsicht geboten.

    Den „Mercado de las Brujas“ muss man gesehen haben.
    Es liegt in der Tradition der Aymara Indianer, die Göttin „Pachamama“, die das Leben erschaffen hat, mit kleinen Opfergaben und Ritualen gnädig zu stimmen. Um diese Opfergaben zu besorgen, geht man natürlich auf den Hexenmarkt. Entlang der Calle Santa Cruz, wo wir Liebes-Talismane, Figuren zum Bleigiessen, Zauberkräuter, Embryos von Lamas, Weihrauch und allerlei mehr Kurioses finden.

    1000 Meter weiter unten, im Zentrum, liegt der welthöchste Regierungssitz und hat eine bewegte Vergangenheit. Hier fanden die ersten Aufstände gegen die spanische Herrschaft in Südamerika statt. Nicht umsonst wird die Stadt die “Wiege der Freiheit und Grab der Tyrannen” genannt.

    Ganz kurios: Inmitten der Stadt liegt das grösste Gefängnis des Landes. Ein Knast an bester Lage: 18 Meter hohe Mauern, die Insassen zahlen Miete, betreiben Geschäfte, leben hier mit der Familie und wählen ihre Chefs selbst.
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