• Gjirokaster

    September 17, 2021 in Albania ⋅ ⛅ 32 °C

    Schon aus der Ferne sieht man sie, die Stadt Gjirokaster, deren steinerne
    Häuser steil die Hänge des «Mali i Gjerë» emporklettern. Steil ist auch die
    Strasse, die ganz nach oben in die Altstadt von Gjirokaster führt.
    Gjirokaster wird auch die "Stadt der tausend Stufen" genannt und man kann
    mit Recht behaupten, dass sie diesem Namen alle Ehre macht. Keine der engen
    Gassen führt einfach geradeaus. Sie führen hoch und herunter, um Kurven und
    Ecken - Gjirokaster eben, die etwas andere Stadt.

    Der berühmte albanische Schriftsteller Ismail Kadare, der in Gjirokaster
    geboren und aufgewachsen ist, beschrieb seine Heimatstadt einmal als
    «seltsam». Der Reiseführer dagegen als «erstaunlich». Die Stadt mutet
    wirklich eigenwillig an, die Häuser, die sich an den steilen Hang schmiegen,
    die manchmal düsteren, engen Gassen und malerischen, verträumten Gässchen.
    Das Zentrum der Altstadt, hoch oben auf dem Berg wirkt beinahe verwunschen
    und bietet von vielen Stellen aus einen herrlichen Blick über das
    wunderschöne Drinostal. In der Altstadt findet man viele alte, traditionell
    albanische Häuser, im Stil der sogenannten Balkanarchitektur. Die Dächer
    sind mit flachen Steinen gedeckt, die Fenster schmal und hoch. Die
    Dacheindeckung mit Steinen hat seinen Grund: im Sommer bleibt das Innere der
    Häuser kühl, während die Steine im Winter wärmen. Ein weiterer Grund ist,
    dass damals Ziegel für die Einheimischen zu teuer waren - Steine dagegen
    sind auch heute noch genug vorhanden. Die Strassen und Gassen bestehen aus
    kunstvoll gelegtem Kopfsteinpflaster - Gjirokaster, die "Stadt der Steine".

    Hoch oben, wie ein Wächter, thront die beeindruckende Burg von Gjirokaster.
    Einst eine illyrische Festung, die Anfang des dritten Jahrhunderts vor
    Christus gebaut wurde, wurde die Anlage besonders unter byzantinischer und
    osmanischer Herrschaft immer weiter ausgebaut. Heute präsentiert sich die
    Burg ihren Gästen als eine beeindruckende Verteidigungsfestung mit einem
    atemberaubenden Panoramablick über die Stadt, das Drinostal und die
    umliegenden Berge.

    Gjirokaster, die Stadt mit den unendlich vielen Treppen, Steinhäusern und
    Gassen hat eine bewegte Vergangenheit. Erstmals schriftlich erwähnt wurde
    Gjirokaster 1336, als Teil des byzantinischen Reiches, bis die Stadt 1417
    von den Armeen des Osmanischen Reichs erobert wurde. Während der osmanischen
    Herrschaft wurde die Burg stark vergrössert und ein Aquädukt für die
    Wasserversorgung gebaut. Der zehn Kilometer lange Aquädukt wurde 1932
    zerstört und nicht wieder aufgebaut, Reste davon können ausserhalb der Burg
    jedoch noch besichtigt werden. Im Zweiten Weltkrieg wechselten sich die
    Besatzer Mächte in schneller Folge ab. Italien, Deutschland und Griechenland
    erhoben Anspruch auf die Stadt am Berg. Nach Kriegsende wurde die
    sozialistische Volksrepublik Albanien ausgerufen, Gjirokaster albanisch.
    Zwei Religionen prägen Gjirokaster: der Islam und das Christentum. In
    Gjirokaster leben diese beiden Religionen seit Jahrhunderten friedlich
    neben- und miteinander. Ethnisch sind die Einwohner von Gjirokaster eine
    Mischung aus Griechen und Albanern. Gesprochen wird überwiegend der
    toskische Dialekt, einer der beiden albanischen Dialektarten. Die "Stadt der
    Steine", die seit 2005 zum UNESCO-Welterbe zählt, ist auch kulturelles
    Zentrum Südalbaniens.
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