• Ohridsee

    September 19, 2021 in Albania ⋅ ☀️ 24 °C

    Malerisch gelegen, inmitten einer atemberaubenden Naturkulisse - das ist der
    Ohrid See an der Grenze zu Mazedonien. Als Reiseziel ist der wunderschöne See den
    Europäern bisher noch eher unbekannt. Dabei ist er einer der ältesten Seen
    der Welt und das blaue, klare Wasser so sauber, dass man es trinken könnte.
    Um den See herum die hohen Berge, in deren immergrünen, ursprünglichen
    Wälder Braunbären, Wölfe und Luchs umherstreifen. Eine Gegend voll solcher
    Naturschönheiten, Kultur und Geschichte, voller Kirchen und Klöster, dass
    sie einst das "Jerusalem des Balkans" genannt wurde. Unsere Fahrt geht aber
    trotz diesen Schönheiten zügig weiter Richtung Norden Albaniens.

    Wir suchen einen Übernachtungsplatz und treffen auf ein paar steinerne
    Häuser, scheinbar verlassen, mitten in der Bergwelt. Vier Jungs schlendern
    scheinbar ziellos der sandigen Strasse entlang. Wir fragen sie, ob wir hier
    irgendwo übernachten dürfen. Einerseits freudig, andererseits neugierig
    weisen sie uns den Weg. Zu meinen Befürchtungen erreichen wir den Platz nur
    über einen sehr steilen Pfad unter Bäumen hindurch. Zuerst mag ich das
    Angebot gar nicht annehmen, da ich schon an die Ausfahrt - wahrscheinlich
    bei Regen - denke. Der Optimist Samuel nimmt trotz meinen Einwänden an. Sie
    fragen uns noch, ob wir noch etwas zu essen brauchen. «Nje domate», antworte
    ich. Da kommen sie nach einer halben Stunde stolz wieder daher, vollgepackt
    mit acht Tomaten, einer Gurke, frischen Schafskäse, Kopfsalat, Trauben in
    allen Farben und Brot. So ziemlich allem, was die Vorgärten ihrer Mütter
    hergeben. Wir sind überwältigt, bezahlen dürfen wir nichts. Zu guter Letzt
    kommt noch eine alte Frau, ihr Gesicht ist von der jahrelang harten Arbeit
    in der trockenen Sonne gezeichnet. Die tiefen Furchen in ihren Handflächen
    sind wie von Tusche schwarz konturiert, in diesen Arbeitshänden präsentiert
    sie uns stolz zwei Maiskolben, ihr Geschenk an uns. Wir sind überwältigt.
    Alles vollzieht sich wortlos, weil uns einfach die Worte in der richtigen
    Sprache fehlen. Das sind jeweils die schönsten Erlebnisse.

    Die Jungen bleiben übrigens den ganzen Abend bei uns (nicht mit uns) und
    verdrücken ein paar Kekse, die wir ihnen geschenkt haben. Am nächsten Morgen
    wachen wir früh auf, des Regens wegen! Ungefrühstückt machen wir uns schnell
    reisefertig, bevor der steile Hang so richtig verschlammt ist. Wir fahren an
    den noch schlafenden Häuser vorbei uns sind dankbar, für die liebevolle
    Gastfreundschaft.
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