• Walvis Bay & Swakopmund

    30 de janeiro, Namíbia ⋅ 🌬 19 °C

    Unser Stopp in Namibia hatte mal wieder alles parat, was wir uns für unsere Weltreise gewünscht haben: wunderschöne Landschaften, das Kennenlernen anderer Kulturen, ein Quäntchen Abenteuer und prägende Begegnungen mit Einheimischen. Vor allem Letzteres hat uns mal wieder eindrucksvoll gezeigt, wie gastfreundlich, spontan, unbürokratisch und weltoffen Menschen in anderen Teilen der Welt sind.

    Für unsere Verhältnisse waren wir dieses Mal gezwungenermaßen schlecht auf den Landtag vorbereitet - in Kapstadt war der Wind so stark, dass wir einen Tag lang den Hafen nicht verlassen konnten. Einerseits cool, Sauna, Laufband und Co. mit Blick auf den Tafelberg zu nutzen. Andererseits reine Folter in dieser tollen Stadt nicht nochmal von Bord zu dürfen, obwohl das (aus unserer Sicht) mit ein bisschen mehr Motivation bestimmt möglich gewesen wäre. Dadurch kamen wir auch einen Tag später als geplant in Walvis Bay an, sodass unser Mietwagen vergeblich auf uns wartete. Last Minute rettete uns Jenny, mit der wir schon in Durban und PE die Safaris gebucht hatten. Am Nachmittag vor Ankunft in Namibia bestätigte sie uns, dass wir die von Linda und Eric gebuchte Bootstour zu den Robben und Delfinen mitmachen können.

    Nachdem wir früh am Morgen mit einem Shuttlebus zu dem Ausflugsboot gefahren wurden war der erste Eindruck der ehemals deutschen Kolonie sehr verhalten. Stinkig, dreckig, viel Industrie und sehr ärmliche Verhältnisse. Man konnte sich zu diesem Zeitpunkt nicht ansatzweise vorstellen, dass diese Gegend von einer sehr artenreichen Tiervielfalt geprägt sein soll.

    Wenig später saßen wir auf unserem kleinen Ausflugsboot bei unserem Guide Henning. Henning ist ein sehr faszinierender Mensch. Der gebürtige Südafrikaner mit deutschen Wurzeln hat ein eigenes Fischhandel-Business, ist in der namibischen Angel-Nationalmannschaft, hat vor einigen Wochen sein Haus für ein paar Tage an ihn fremde israelische Touristen überlassen und sollte auch wenig später uns ein unerwartetes Angebot machen.

    Wir waren noch nicht richtig aus dem Hafen, schon hatten wir Besuch auf dem Schiff. Großen Besuch. Ein riesiger Seehund sprang von hinten auf das Schiff und robbte sich vor bis zu Henning um den mitgebrachten Fisch zu holen. Uns war klar, dass dies hier immer mal passiert. Aber man merkte auch schnell an Hennings hektischer Reaktion, dass dies kein normaler Besucher war. Später sagte er uns, dass er noch nie ein so großes und aggressives Tier auf dem Schiff hatte und er dies ab der nächsten Tour nicht mehr machen wird. Zum Glück ging am Ende alles gut und der Seelöwe sprang wenig später wieder von Bord. Anschließend ging es weiter zur eigentlich Kolonie. Wir haben in den letzten Monaten zwar viele Seelöwen gesehen, aber noch nie so viele auf einem Haufen. Gekrönt wurde das ganze von Delfinen, die immer mal wieder um unser Boot herum auftauchten und im Wasser spielten.

    Auf dem Schiff gab es dann noch eine Platte mit kleinen Häppchen, frische Austern, Sekt und Bier. Beim Essen kamen wir weiter mit Henning ins Gespräch. Er wollte wissen, was für eine Tour wir für den Nachmittag geplant haben. Wir wussten zwar, was wir noch sehen wollten, aber hatten noch nichts konkretes gebucht. Ich habe bei Hennings Antwort erst gedacht, ich habe ihn falsch verstanden. Aber nein, er bot uns tatsächlich an einfach sein Auto zu nehmen, er braucht es die nächsten Stunden eh nicht. Wir waren irritiert und leicht fassungslos - und hatten schon Bier und Wein getrunken. Schließlich kam die Idee auf, dass Henning uns fährt und herum führt. Und das war das beste, was uns an dem Tag hätte passieren können.

    Wenig später saßen wir zu acht in seinem Pickup und fuhren los in Richtung der Lagune. Hier wollten wir die dort lebenden Flamingos beobachten. Als Henning fragte, ob wir schon mal mit dem Auto eine Düne hoch gefahren sind wussten wir, dass es nicht bei den Flamingos bleiben wird. Off-road ging es dann in den Sand zu einem Aussichtspunkt auf die Rosa gefärbten Becken, in denen aus dem Meerwasser Salz abgebaut wird. Die Färbung kommt von den im Wasser lebenden Algen, die sich rosa färben, wenn sie Stress ausgesetzt werden.

    Auf dem Rückweg hielten wir bei den Flamingos an, die wir schon auf der Fahrt aus dem Auto heraus beobachten konnten. Danach ging es weiter zum nächsten Highlight der Region, der Düne 7.

    Diese 130m hohe Düne in der Namib Wüste ist bei Touristen besonders beliebt, da man sie gut zu Fuß besteigen kann. Das wollten natürlich auch wir tun. Dort angekommen stellten wir fest, dass das betreten der Düne Eintritt kosten sollte. Henning war davon ziemlich genervt und ging los um das zu klären. Als er mit erhobenen Daumen lächelnd zurück kam erklärte er uns, dass der Mann nun denkt das wir alle aus Namibia sind. Wie sagte er so schön: „I am from Namibia - I know how it works.“

    Dann ging es los - entweder den längeren, dafür aber leichteren Weg. Oder direkt gerade nach oben. Ich denke es ist klar, welchen Weg wir gewählt haben. Ein paar Minuten später war ich mir nicht mehr sicher, ob das so clever war. Mit Valli auf dem Arm war das Unterfangen schwieriger als gedacht. Auch Henning fragt sich, ob es clever war mit Flipflops durch den heißen Sand zu gehen und war kurz vorm abbrechen. Kurzerhand hatte er meine Socken an und es ging weiter gemeinsam zum Gipfel. Und wir alle haben es geschafft. Stolz und völlig geschafft blickten wir nach unten und genossen den Blick auf die Weiten der Wüste. Der Weg nach unten war dann pure Freude - keine 2 Minuten später waren wir wieder im Tal angekommen.

    Danach ging es mit dem Auto weiter nach Swakopmund. Ich würde behaupten, es gibt außerhalb Europas keine zweite Stadt mit einer ähnlich starken deutschen Prägung wie diese. Von Schwarzwälder Kirschtorte bis zum Eisbein gibt es hier wohl alles, was das Heimat liebende Herz sich wünscht. Nach unserer Wüstentour gönnten wir ins kalte Getränke und einen Snack in einer Bar namens Stammtisch, was uns kurze Zeit davon ablenkte, dass unser ganzer Körper mit einer Peeling ähnlichen Sand-Sonnencreme-Mischung bedeckt ist.

    Danach schlenderten wir noch eine Weile durch die Stadt und fuhren anschließend zurück zum Schiff. Henning wollte für die Tour eigentlich gar nichts haben und bot sogar an die Rechnung im Restaurant zu zahlen. Wir waren froh, dass er unser Geld dann doch annahm und seinen Kindern geben will, die gerade in der namibischen Hauptstadt Windhoek studieren.

    Durch die Verzögerung in Kapstadt stehen uns nun 9 Seetage bevor, da der Kapitän den Stop in Praia auf den Kapverden gestrichen hat. Für uns (und viele andere) ist das nicht wirklich nachvollziehbar - es fühlt sich leider eher nach einer Sparmaßnahme an. Wir lassen uns aber die gute Laune nicht verderben und lassen nochmal richtig die Seele baumeln, ehe wir auf Teneriffa endgültig zurück in Europa sind.
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